Lebensdaten
1839 – 1912
Geburtsort
Haderslev (Dänemark)
Sterbeort
Bonn
Beruf/Funktion
Althistoriker
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 117022829 | OGND | VIAF: 19759419
Namensvarianten
  • Nissen, Heinrich
  • Nissen, Enrico
  • Nissen, H.
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Nissen, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117022829.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Lars Hansen (1800–65), Reepschlägermeister, S d. Michael Hansen, Reepschläger;
    M Anna Elisabeth (1801–78), T d. Caspar Petersen.

  • Biographie

    N. besuchte seit 1848 die Lateinschule seiner Vaterstadt, 1851/52, nach der dän. Okkupation und Vertreibung aus der Heimat, die Herrnhuter-Schule Christiansfeld und schließlich bis zum Abitur 1856 die Gelehrtenschule in Meldorf (Dithmarschen). In Kiel studierte er klassische Philologie und Geschichte, 1859/60 wechselte er für zwei Semester nach Berlin, wo er neben Moriz Haupt und Theodor Mommsen noch August Böckh hörte. Sein wichtigster Lehrer wurde jedoch Carl Wilhelm Nitzsch, bei dem er 1862 in Kiel mit einer von dessen Behandlung der mittelalterlichen Annalistik methodisch beeinflußten historischen Untersuchung promoviert wurde (Belli quod Romani contra Antiochum Magnum gesserunt historia critica; erweitert u. d. T.Unterss. über d. Quellen d. 4. u. 5. Decade d. Livius“, 1863). Durch Vermittlung Mommsens weilte N. 1863-66 zum Studium der antiken Denkmäler in Italien. Von diesem erhielt er zugleich die Anregung, ein „Handbuch der italischen Chorographie“ zu schaffen Der Italienaufenthalt führte N. jedoch zu einer Forschungskontroverse mit Mommsen in Datierungsfragen und in der Methode der Quellenkritik. 1867 wurde N. in Bonn für Alte Geschichte habilitiert; 1863 war er zunächst ao., seit 1870 o. Professor in Marburg, 1877 wechselte er nach Göttingen, 1878 nach Straßburg. 1884 übernahm er als Nachfolger Arnold Schaefers den althistorischen Lehrstuhl in Bonn (Rektor 1894/95; Emeritierung 1911).

    N. ging von einer neuen Standortbestimmung seines Faches und neuen methodischen Grundlagen aus. Er suchte die Alte Geschichte aus der Abhängigkeit von der klassischen Philologie zu lösen und als selbständige Disziplin mit universalhistorischer Perspektive zu etablieren. Neue Wege beschritt er auch, indem er Mathematik und Astronomie als Hilfsdisziplinen in seine Forschungen einbezog. Bei seinen religionsgeschichtlichen Arbeiten war die Frage nach einer gesetzmäßigen Richtung der Lage röm. Tempel ein zentrales Thema (Das Templum, 1865; Orientation, 3 H., 1906–10). Außerdem wandte er sich der historischen Landeskunde und Geographie zu, einem Gebiet, das am Rande der damaligen Definition des Faches Alte Geschichte lag. Seine „Italische Landeskunde“ (2 Bde., 1883/1902; Nachdr. 1967) war grundlegend wegen der objektiven Auswertung aller literarischen und inschriftlichen Zeugnisse. Verdienste erwarb sich N. während der Bonner Jahre auch um die Erforschung der röm. Rheinlande, u. a. durch die Leitung der Ausgrabungen in Neuß und Urmitz.|

  • Auszeichnungen

    Preuß. Geh. Reg.rat (1886);
    auf Lebenszeit Vertr. d. Univ. Bonn im preuß. Herrenhaus (1890);
    korr. Mitgl. d. Preuß. Ak. d. Wiss. (1900).

  • Werke

    Weitere W Pompejan. Stud. z. Städtekde. d. Altertums, 1877 (mit R. Schöne);
    Griech. u. röm. Metrologie, in: Hdb. d. klass. Altertumswiss., I, 1887, ²1892.

  • Literatur

    F. Marx, Worte d. Gedächtnisses an H. N., gesprochen … am 2. März 1912;
    ders., in: Chronik d. Rhein. Friedrich-Wilhelms-Univ. zu Bonn 1911, Jg. 37, NF 26, S. 10-14;
    Die Rhein. Friedrich-Wilhelms-Univ. u. ihre Rektoren u. berühmten Professoren, 1943;
    P. E. Hübinger, Das Hist. Seminar d. Rhein. Friedrich-Wilhelms-Univ. zu Bonn, 1963, S. 116-18;
    Theodor Mommsen – Otto Jahn, Briefwechsel 1842–62, hg. v. L. Wickert, 1962;
    U. v. Wilamowitz-Moellendorff, Erinnerungen 1848-1914, ²1929;
    Mommsen u. Wilamowitz, Briefwechsel 1872-1903, 1935;
    E. Kirsten, Der Mittelmeerraum, 100 J. Arbeitsgebiet d. Bonner Forscher, in: Bonner Univ.bll. 1967, S. 17-27;
    ders., in: Bonner Gelehrte, Btrr. z. Gesch. d. Wiss. in Bonn, Gesch.wiss., 1968, S. 190-208 (P vor S. 177);
    BJ 18, Tl.

  • Autor/in

    Wolfhart Unte
  • Zitierweise

    Unte, Wolfhart, "Nissen, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 287-288 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117022829.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA