Lebensdaten
1866 – 1929
Geburtsort
Staßfurt (Sachsen-Anhalt)
Sterbeort
Jena
Beruf/Funktion
Germanist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117020842 | OGND | VIAF: 37682477
Namensvarianten
  • Michels, Viktor
  • Michels, Victor Karl Theodor
  • Michels, Victor
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Michels, Victor, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117020842.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Fritz ( 1872), Fabrikdir., Mitbegründer d. Staßfurter Kaliindustrie;
    M Martha (1847–1921), T d. Theodor Kullak (1818–82), Pianist (s. NDB 13), u. d. Julie Schlieter (* 1819);
    Schw Maria ( Adolf Busse, * 1873, Prof. f. Germanistik, s. Wi. 1935);
    1895 Rosa (1872–1930), T d. Hermann Wagner (1840–1929), Prof. d. Geographie in Göttingen (s. Niedersächs. Lb. I, 1939; Altpr. Biogr. II) u. d. Elisabeth Besser; Schwägerin Margarethe (1869–1942, Carl Mirbt, 1860–1929, Kirchenhistoriker, s. NDB 17);
    1 T.

  • Biographie

    Im Zentrum von M.s Studien standen Germanistik, Sprachwissenschaft und Philosophie. Anregungen empfing er in Berlin u. a. bei Wilhelm Dilthey und Wilhelm Scherer, in Heidelberg bei Kuno Fischer und Karl Bartsch, in Leipzig vor allem bei dem Philosophen und Völkerpsychologen Wilhelm Wundt. Nach der Leipziger Promotion mit der Schrift „Zum Wechsel des Nominalgeschlechts im Deutschen“ (1889 bei Friedrich Zarncke) kehrte M. in den Berliner Kreis um Scherer und Erich Schmidt zurück; er habilitierte sich 1892 in Göttingen bei Moritz Heyne und Gustav Roethe („Studien über die ältesten deutschen Fastnachtspiele“, 1896) und wurde 1895 als Nachfolger Friedrich Kluges und Friedrich Kaufmanns auf ein Ordinariat für Deutsche Philologie in Jena berufen, das er bis zu seinem Tode innehatte.

    In seinen Forschungen stehen (indo-)germanisch-deutsche Sprachwissenschaft und Literaturgeschichte – mit Schwerpunkten bei der mittelhochdeutschen „Blütezeit“, dem 16. Jh. und der Goethezeit – gleichberechtigt nebeneinander. Aufsätze zu germanischen Auslautgesetzen und deutscher Akzentgeschichte erschließen jeweils Einzelprobleme mit Perspektive auf allgemeine Zusammenhänge. Zur Festschrift für Wilhelm Streitberg (1924), dem ihm aus Studienzeiten Verbundenen, steuerte M. den umfassenden Artikel „Deutsch“ bei; Streitbergs „Erforschung der indogermanischen Sprachen, II: Germanisch“ (1927) hat er nach dessen Tod zur Vollendung geführt. Grundlagen für die Sammlung des „Thüring. Wörterbuches“ (1966 ff.) gehen auf M. zurück. Das „Mittelhochdeutsche Elementarbuch“ (1900, u. d. T. „Mittelhochdeutsche Grammatik“ hrsg. von Hugo Stopp, ⁵1979), in seinem wissenschaftlichen Wert noch heute unbestritten, suchte die Verbindung zur Dialektforschung und hielt erfolgreich die Balance zwischen Textbezug und Systematik. Hervorzuheben unter den literaturwissenschaftlichen Arbeiten ist die späte Abhandlung „Zur Handschriftenkritik des Nibelungenliedes“ (1928), die es unternahm, die textgeschichtliche Vorrangstellung der Handschrift A mit Hilfe metrischer und lexikalischer Untersuchungen (gegen W. Braune) neu zu begründen. Im zeitlichen Umkreis der Habilitationsschrift bewegen sich Publikationen zur Reformationsliteratur und zu Hans Sächs, auch die Ausgaben von Morus' „Utopia“ (1895) und Murners „Badenfahrt“ (1927). Goethes Leben, Werk und Zeit schließlich hat M., langjähriger Vizepräsident der Goethe-Gesellschaft, mehrfach behandelt (z. B. Goethe und Jena, 1916).

    Eine grundsätzlichere Positionsbestimmung stellt die Rede „Über Begriff und Aufgaben der deutschen Philologie“ (1916, erschienen 1917) dar, in der M. – deutsch-national gesinnt, Mitunterzeichner der sog. Professorendenkschrift (1917) und eines Antrages gegen Räumung noch besetzter Gebiete (Oktober 1918), dann zeitlebens erklärter Gegner der Republik – Philologie als Geschichte des geistigen Lebens, als gegenwartsnahe Biographie des Volkes in seiner Totalität verstanden wissen wollte. Gewiß nicht zu den „Stürmern und Drängern seiner Wissenschaft“ zu rechnen (Sievers), hat er diese doch in ihrer alten Breite repräsentiert. M. war Mitherausgeber der „Germanisch-romanischen Monatsschrift“ seit ihrer Gründung (1909).|

  • Auszeichnungen

    Geh. Hofrat (1908);
    Mitgl. d. Sächs. Ak. d. Wiss. (1925).

  • Werke

    Weitere W u. a. Zu Schillers Gedächtnis, 1905. – Hrsg.: Goethe, Prosa-Iphigenie, 1897;
    Goethe, Tasso, 1904;
    Brentano, Romanzen v. Rosenkranz, 1910;
    K. Fischer, Faust, 1914;
    W. Wilmanns, Leben u. Dichten Walthers v. d. Vogelweide, ²1916;
    ders., Walther v. d. Vogelweide, ⁴1916/24. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Jena, Univ.bibl.

  • Literatur

    E. Sievers, in: Berr. üb. d. Verhh. d. Sächs. Ak. d. Wiss., Phil.-hist. Kl. 81, 1, 1929;
    W. Grüner, Die Univ. Jena während d. Weltkrieges u. d. Revolution bis z. Sommer 1920, 1934;
    Gesch. d. Univ. Jena 1548/58-1958, 2 Bde., 1958/62.

  • Autor/in

    Christian Kiening
  • Zitierweise

    Kiening, Christian, "Michels, Victor" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 453 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117020842.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA