Lebensdaten
1768 – 1822
Geburtsort
Rottenacker bei Ehingen/Donau
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
Maler ; Theaterdichter ; Schauspieler ; Schriftsteller ; Librettist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116797126 | OGND | VIAF: 32261779
Namensvarianten
  • Hiemer, Franz Karl
  • Heimer, Franz Karl
  • Hiemer
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Zitierweise

Hiemer, Franz Karl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116797126.html [07.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Eberhard Frdr. (1740–95), Pfarrer in R., seit 1785 in Oberboihingen, S d. Eberhard Heinr. (1711–73), Pfarrer u. Dekan in Schorndorf, u. d. Marie Marg. Wölfing;
    M Christine Dorothea (1743–1811), T d. Amtsvogts Franz Carl Seefels in R. u. d. Catharina Gfrörer;
    Ur-Gvv Eberhard Frdr. (1682–1727), württ. Hofprediger u. Prälat zu Hirsau (s. ADB XII);
    Vt Jacob Nast (1751–1822), Prof. a. d. Hohen Karlsschule, dann am Obergymnasium in St., zuletzt Pfarrer in Plochingen (s. ADB 23), Karl Frdr. Gf. v. Reinhard ( 1837), franz. Diplomat; - ledig.

  • Biographie

    Als eines von 12 Kindern wuchs H. „in einem Flecken“ auf, der ihm wenig Anregung und geistige Bildungsmöglichkeiten bot. 1778 wurde er in die Hohe Karlsschule aufgenommen, zeigte gute Begabung, entwich aber 1784, weil er sich vor seinen Kameraden seines „beträchtlichen Alters“ wegen schämte. Er wurde wieder eingeliefert und blieb bis 1789 als Kunstzögling auf der Schule. Mit Johann Baptist Seele, dem später berühmten württembergischen Porträtisten, freundete er sich an. Als Maler trat er in Tübingen dem Kreis um Hölderlin, Hegel und Schelling nahe; 1792 entstand sein bekanntes Pastell-Bildnis Hölderlins (Schiller-Nationalmuseum Marbach Die Not trieb ihn in den kaufmännischen Beruf; er wurde Handlungsgehilfe des Dr. jur. Christian Jakob Zahn in Calw und danach Mitarbeiter des Langschen Kunst- und Industrie-Kontors in Heilbronn, bis dieses Unternehmen ein unrühmliches Ende nahm. Nun führte der hochbegabte und geistreiche, aber innerlich unruhige und nicht sehr zuchtvolle Mann ein sehr wechselvolles Leben als Maler und Theaterdichter. Er schrieb die Libretti für Joseph Christian Ludwig Abeilles Oper „Amor und Psyche“ (1799) und Carl Maria von Webers „Abu Hassan“ (1811 in Stuttgart und München aufgeführt). Auch der Text von Webers „Schlaf, Herzenssöhnchen …“ stammt von ihm. Um 1802 trat er als Hofschauspieler in Stuttgart auf. Durch seine gesellige Art und vielseitige Aufgeschlossenheit erwarb er sich in Stuttgarter Künstler- und Musikerkreisen viele Freunde. Der unruhige „Projektemacher“ soll sich auch als Offizier versucht und eine Mädchenschule gegründet haben. Seit 1807 war er im Staatsdienst tätig, zuletzt als Registratur und Finanzkammersekretär. – Von seinen zahlreichen dramatischen Arbeiten erschienen 3 Singspiele 1802 unter dem Titel „Dramatische Blätter“. – Von den malerischen Werken H.s sind wenige gesichert. Das Hölderlin-Porträt zeigt einen wirklichen Könner. „Vom Geiste des jungen Dichters vermittelt es uns nicht viel, aber in dem klaren, ruhigen Aufbau, der bestimmten Körperlichkeit und auch in den Farben liegt ein Streben, sich von der dekorativ gefälligen Malweise der Übergangsmaler zu lösen“ (Fleischhauer). Auch ein Bildnis von Schillers Jugendfreund J. F. Grammont und eins von Friedr. Jonathan Knapp, dem Freund und Vertoner Uhlands, mit dem auch H. in Verbindung stand, werden ihm zugeschrieben (alle Schiller-Nationalmuseum).

  • Werke

    Nachlaßteile: Akten u. Briefe aus d. Karlsschulzeit, dramat. Werk-Mss. u. ä. in Marbach a. N., Schiller-Nat.mus. (vgl. O. Güntter, Mein Lebenswerk, 1948).

  • Literatur

    ADB XII;
    R. Krauß, Aus F. K. H.s Leben, in: Württ. Vj.-Hh. f. Landesgesch. NF 15, 1906;
    W. Fleischhauer, Das Bildnis in Württemberg 1760-1860, 1939, S. 34, 93, 105 f. (P);
    Ausstellungs-Kat. „Die Hohe Carlsschule“, Württ. Landesmus., 1959/60, S. 139 f.;
    Goedeke VII, S. 221 f., XI, 1, S. 213-18.

  • Porträts

    Ölgem. v. J. B. Seele, 1807 (Privatbes.), Abb. b. Fleischhauer, s. L.

  • Autor/in

    Walter Scheffler
  • Zitierweise

    Scheffler, Walter P. H., "Hiemer, Franz Karl" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 108-109 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116797126.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hiemer: Franz Karl H., geb. am 9. August 1768 zu Rothenacker in Württemberg als Sohn des dortigen evangelischen Pfarrers, am 20. Sept. 1778 in die Karlsakademie zu Stuttgart aufgenommen, entwichen 1784 (1780? 1789?), aber wieder eingeliefert; führte ein wechselvolles Leben als Maler, Hofschauspieler (was er nach Grademann, D. gel. Schwaben, um oder gegen 1802 in Stuttgart gewesen sein muß), Offizier, Commis, Gründer einer Mädchenschule; in den württemb. Staatshandbüchern von 1807—10 erscheint er dann als Secretär im Generalfinauzdirectorium zu Stuttgart, zugleich (1809 bis 10) als Secretär im Rechnungsdepartement; in denen auf 1813 und 1815 als erster Secretär und Registratur im Oberhofmarschallamt und der Oberhoföconomiecommission; nach Meusel wurde er in den zehner Jahren Oberrechnungskammersecretär (mit dem angegebenen vielleicht identisch). Er starb eines plötzlichen Todes zu Stuttgart am 15. Novbr. 1822. — H. war in Stuttgart als jovialer, volksthümlicher Dichter bekannt; er ist der Verfasser des Liedes: „Schön ists, unterm freien Himmel“ etc. Von seine Operntexten, Sing- und Lustspielen hat nichts dauernde Bedeutung erlangt.

    • Literatur

      Meusel. Das gelehrte Teutschland. Bd. XI. XIV. XVIII. XXII, 2. — Wagner. Gesch. d. H. Karls-Schule, besonders Bd. I. S. 466. —
      Brümmer, Dichter-Lexikon, I. 364. — Karlsschul-Acten des königl. württemb. Haus- u. Staatsarchivs.

  • Autor/in

    Hermann , Fischer.
  • Zitierweise

    Fischer, Hermann, "Hiemer, Franz Karl" in: Allgemeine Deutsche Biographie 12 (1880), S. 389 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116797126.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA