Lebensdaten
1811 – 1885
Geburtsort
Lübeck
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
Chemiker
Konfession
lutherisch?
Normdaten
GND: 116427590 | OGND | VIAF: 40129724
Namensvarianten
  • Fehling, Hermann Christian von
  • Fehling, Hermann von
  • Fehling, Hermann Christian von
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Zitierweise

Fehling, Hermann von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116427590.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Herm. (1767–1836), Kaufm. u. Zöllner am Mühlentor in L., S d. Hans Christoph, Stecknitzfahrer, dann Wagenlader in L.;
    M Marg. Elis. (* 1782), T d. Schiffseigners Joh. Heitmann in L.; 10 Geschw.;
    Stuttgart 1844 Sophie (1822–88), T d. Carl v. Cleß (1794–1874), Gymnasial-Prof. in St. (s. ADB IV), u. d. Julie (T d. Ch. Gottfr. Eiben, 1829, Journalist u. Schriftst., s. NDB IV);
    1 S, 2 T, u. a. Hermann s. (3), Clara ( 1867 Ludw. Frdr. Blohm, 1837–1911, Kaufm. in Hamburg u. Venezuela, s. NDB II*);
    N Emil s. (1).

  • Biographie

    F., zunächst als Apotheker in Lübeck und Bremen tätig, entschloß sich 1835 zum Chemiestudium, das er bei Leopold Gmelin in Heidelberg begann. Mit dem Chemiehistoriker Hermann Kopp schloß er hier enge Freundschaft. Nach der Promotion (Heidelberg 1837) ging er nach Gießen zu dem damals schon berühmten Liebig. Auf dessen Empfehlung wurde er 1839 nach kurzem Aufenthalt in Paris (bei J. B. A. Dumas) als Lehrer an die Gewerbeschule in Stuttgart berufen. An dieser Anstalt, die unter seiner lebhaften Mitwirkung zum Polytechnikum mit Hochschulcharakter ausgebaut wurde, übte F. 44 Jahre lang als Professor der Chemie und Technologie eine erfolgreiche Tätigkeit aus. Indem er den theoretischen und praktischen Unterricht neu gestaltete, schuf er sich einen großen Schülerkreis. Bekannt wurden seine Experimentaluntersuchungen, zum Teil noch aus der Gießener Zeit, über Konstitutionsaufklärungen und Synthesen von Aldehyden und von Abkömmlingen der Benzoë- und der Bernsteinsäure. Die Darstellung des Benzonitrils, durch Wasserabspaltung aus Ammoniumbenzoat erhalten, wurde beispielgebend für die Gewinnung einer ganzen Verbindungsklasse. Die Bezeichnung „Nitril“ geht auf F. zurück. Die angewandte Chemie bereicherte F. um wertvolle Bestimmungsmethoden. Die berühmte „Fehlingsche Lösung“, ein Gemisch von Kupfervitriol, weinsaurem Salz und Natronlauge, findet heute noch zur Traubenzuckerbestimmung allgemein Anwendung. Zahlreich sind seine Untersuchungen über fast sämtliche Produkte der württembergischen Salzindustrie, über Mineralwässer und Thermalquellen und über Nahrungsmittel. – Neben der Forschung und der Arbeit, die eine Reihe von hohen Ämtern mit sich brachte – F. war Mitglied der Jury bei den großen Weltausstellungen der damaligen Zeit, Mitarbeiter der „Pharmacopoea Germanica“, württembergischer Delegierter in zahlreichen Kommissionen und Vizepräsident der Deutschen Chemischen Gesellschaft – widmete er sich einer umfangreichen literarischen Tätigkeit als Verfasser und Herausgeber von Lehr- und Handbüchern. – Geheimer Hofrat.

  • Werke

    W u. a. 2. Abt. v. H. Kolbe, Ausführt. Lehrb. d. organ. Chemie III, = Graham-Ottos ausführl. Lehrb. d. Chemie V, 1868. – Hrsg.;
    J. v. Liebig, Hdwb. d. reinen u. angew. Chemie, 2. Aufl., I, II, 1857-62;
    Neues Hdwb. d. Chemie I-III, 1874-78 (fortges. v. C. Hell u. a., IV-X, 1886-1930).

  • Literatur

    ADB 48;
    A. W. Hofmann, in: Berr. d. dt. chem. Ges. 18, 1885, S. 1811-18 (P), ähnlich in: A. W. v. Hofmann, Zur Erinnerung an vorangegangene Freunde I, 1889, S. 391-401 (P);
    C. M. Hell, in: Jahreshh. d. Ver. f. vaterländ. Naturkde. in Württ. 32, 1886, S. 37-50;
    Pogg. I, III.

  • Autor/in

    Berthold Peter Anft
  • Zitierweise

    Anft, Berthold Peter, "Fehling, Hermann von" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 47 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116427590.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Fehling: Hermann Christian von F., Chemiker, geboren am 9. Juni 1811 in Lübeck als Sohn des Kaufmanns Hermann Chr. Fehling, am 1. Juli 1885 in Stuttgart. Besuchte bis zu seinem 16. Jahre das Gymnasium seiner Vaterstadt, trat 1827 bei dem Apotheker Kindt in Lübeck in die Lehre, um sich zum Apotheker auszubilden. Im J. 1832 siedelte er nach Bremen über, wo er noch drei Jahre in der Apotheke eines Bruders seines früheren Lehrprincipals blieb, bis er sich entschloß, sich ganz dem Studium der Chemie zu widmen. Er zog daher nach Heidelberg, um dort bei Bischoff,|Blum, v. Leonhard, Bronn u. A. Naturwissenschaften zu studiren und sich namentlich unter Leopold Gmelin's Leitung, dessen Assistent er später wurde, in den praktischen Arbeiten des Laboratoriums auszubilden. Nachdem er dort August 1837 zum Doctor philosophiae promovirt wurde, wandte er sich nach Gießen, um bei Liebig weiter zu arbeiten. Herbst 1838 ging F. nach Paris, wo er bei Dumas, zum Theil auch an der Münze arbeitete. Bald darauf, im August 1839 wurde er auf besondere Empfehlung von Liebig hin als Lehrer der Chemie und Technologie an die damalige Gewerbeschule in Stuttgart berufen und nach einem Provisorium von zwei Jahren definitiv als Hauptlehrer angestellt. An dieser Anstalt, die unter seiner lebhaften Mitwirkung zu einer polytechnischen Schule und späterhin zu einer technischen Hochschule ausgebildet wurde, wirkte er 44 Jahre lang als Lehrer und Berather, bis ein Schlaganfall ihn zwang, sich im Juli 1883 in den Ruhestand zurückzuziehen.

    Durch Klarheit seines Vortrags und eine bedeutende Lehrbegabung, die es auch dem Minderbegabten ermöglichte, bei einiger Aufmerksamkeit seinem Vortrag zu folgen, wußte F. seine Zuhörer zu fesseln und anzuregen. Peinliche Gewissenhaftigkeit und strenge Pflichterfüllung, die er wie von sich auch von seinen Schülern und Praktikanten verlangte, bildeten den Grundzug seines Charakters. Ein Feind jeglicher Heuchelei sagte er jedem, der es hören wollte, freimüthig die Wahrheit, weil er überzeugt war, daß so jedem am besten gedient sei. Außer seiner Lehrthätigkeit hatte F. als Mitglied des Medicinalcollegiums, der pharmaceutischen Prüfungscommission, der Centralstelle für Handel und Gewerbe, womit die Aufsicht über ein analytisch-technisches Untersuchungslaboratorium, sowie die Ausarbeitung zahlreicher technischer Gutachten, die Prüfung und Schlichtung von Patentansprüchen verbunden war, ein großes Wirkungsfeld in Württemberg gefunden. Seine anerkannt autoritative Stellung brachte es mit sich, daß er bei allen Commissionen, die über hygienische, technische und pharmaceutische Fragen zu entscheiden hatten, als württembergischer Delegirter theilnahm. Der Commission für eine Neubearbeitung der Pharmacopoea Germanica gehörte er gleichfalls als Mitglied an und bei allen Weltausstellungen (von der ersten in Wien 1846 bis zur letzten 1873 in Wien abgehaltenen) war F. als Mitglied der Jury thätig.

    Von seinen vielen wissenschaftlichen Publicationen, die größtentheils in Liebig's Annalen der Chemie erschienen sind, seien hier erwähnt: „Darstellung der Knallsäure"; „Zwei dem Aldehyd isomere Verbindungen"; „Zersetzung des benzoësauren Ammoniaks durch die Wärme"; „Bernsteinsäure und ihre Verbindungen“. Von besonderer Bedeutung ist die von ihm in Vorschlag gebrachte quantitative Bestimmung des Zuckers und Stärkemehls mittelst einer aus Kupfersulfat, Kaliumtartrat und Natronlauge zusammengesetzten Flüssigkeit, die als „Fehling’sche Lösung“ seinen Namen für alle Zeit tragen wird.

    Die heimische Industrie förderte F. durch eine große Reihe chemischtechnischer Analysen, wobei er zugleich genaue analytische Methoden ausbildete, so bei der „Untersuchung württembergischer Getreidesorten“, „Pottasche aus der Rübenmelasse von Waghäusel“. Besonderes Interesse wandte er der württembergischen Salzindustrie und den Heilquellen des Landes zu, deren sorgfältige Analysen er meistens in den Jahresheften des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg veröffentlichte. Hervorgehoben seien die Analysen der Mineralwasser von Berg, Jebenhausen, Wildbad, Teinach, Liebenzell, Göppingen. „Chemische Untersuchung der Soolen, des Stein- und Kochsalzes, sowie die Mutterlaugen der württembergischen Salinen“ (auch als Monographie Stuttgart 1847 erschienen). Von Payen's Précis de Chimieindustrielle verdankt man ihm eine treffliche deutsche Bearbeitung. Ebenso war er an der Bearbeitung des großen Graham-Otto’schen Lehrbuchs der Chemie betheiligt, in dem er die Kohlenhydrate, Glucoside, Bitterstoffe, Farbstoffe, ätherische Oele, Harze und Balsame, sowie die Eiweißkörper und sonstige Thierstoffe selbständig bearbeitet hat. Schon frühzeitig Mitarbeiter an der ersten Ausgabe des „Handwörterbuchs der Chemie“ von Liebig, Poggendorff und Wöhler, das er als Redacteur der letzten Bände zum Abschluß brachte, unternahm er 1871 in Verbindung mit Freunden und Fachgenossen die Herausgabe eines „Neuen Handwörterbuchs der Chemie“, das nach seinem Tode fortgeführt wird.

    Die hohen Verdienste Fehling's um die Wissenschaft und Technik fanden die ihnen gebührende Anerkennung. Akademien und gelehrte Vereinigungen hatten es sich angelegen sein lassen, ihn auszuzeichnen. Noch kurz vor seinem Tode ernannte die Deutsche chemische Gesellschaft ihn zu ihrem Vicepräsidenten. Vom König von Württemberg erhielt er das Ritterkreuz des Kronenordens, mit dem der persönliche Adel verbunden war. Später wurde ihm der Titel Geheimer Hofrath und das Comthurkreuz des Friedrichsordens, und bei der Einweihung eines neuen Flügels des Polytechnikums als dem Senior des Lehrerconvents der Titel Director verliehen.

    • Literatur

      Nekrolog im Jahreshefte d. Vereins f. vaterl. Naturkunde in Württemberg, 32. Jahrg. (1886), S. 37. — A. W. v. Hofmann, Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft XVIII (1885), S. 1611. (Irrthümlicher Weise ist dort als Geburtsjahr 1812 angegeben.)

  • Autor/in

    Hell.
  • Zitierweise

    Hell, "Fehling, Hermann von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 48 (1904), S. 508-510 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116427590.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA