Lebensdaten
1861 – 1939
Geburtsort
Radach (Neumark)
Sterbeort
Radach (Neumark)
Beruf/Funktion
Frauenrechtlerin ; Schriftstellerin
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11603162X | OGND | VIAF: 208429300
Namensvarianten
  • Pappritz, Anna
  • Papperitz, Anna
  • Pappritz, A.

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Pappritz, Anna, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11603162X.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Die Fam. stammt aus Pappritz b. Dresden; die Stammreihe beginnt mit d. kfl. sächs. Forstmstr. Gregor Papperitz (1585–1640); zu ihr gehören d. Math. Erwin Papperitz (1857–1938) u. d. Maler Georg Papperitz (1846–1918). – V Richard (1822–77), auf R., Ritterschaftsrat, S d. Friedrich (1787–1874), auf R., preuß. Premierlt., Ritterschaftsrat, u. d. Emilie Alsleben (1787–1885);
    M Pauline (1830–1911), T d. Otto v. Stülpnagel (1786–1857), preuß. Oberstlt., u. d. Pauline v. Rohr (1805–50);
    B Kurt v. P. (preuß. Adel 1901, * 1854), auf R., neumärk. Ritterschaftsdir., Günter v. P. (preuß. Adel 1901, * 1856), Gen.-Lt., Gouverneur v. Königsberg (s. Wi.|1935); ledig; Verwandte (?) Erica (1893–1972), Legationsrätin I. Kl., stellv. Protokollchefin d. AA (s. Munzinger; W).

  • Biographie

    P. wuchs auf dem Rittergut Radach bei Dressen in der Mark Brandenburg auf, erzogen und unterrichtet von Gouvernanten und dem Ortspfarrer. 1884 zog sie mit ihrer Mutter nach Berlin. Dort begann in den 90er Jahren ihre kreative schriftstellerische Zeit; sie veröffentlichte in fünf Jahren mehrere Novellenbände sowie drei Romane. Seit Ende der 90er Jahre engagierte sich P. in der Sittlichkeitsbewegung, die sich zu jener Zeit in Deutschland neu konturierte, wesentliche Impulse durch die 1875 gegründete „Internationale Abolitionistische Föderation“ in Großbritannien erhielt, deren Vereinsbezeichnung sie übernahm und analog für die Freiheit und Würde der Prostituierten und gegen repressive Maßnahmen wie Kasernierung und Zwangsumerziehung kämpfte. P. verfaßte zahlreiche Artikel über die Sittlichkeitsfrage, übernahm 1899 den Vereinsvorsitz des deutschen Zweiges der Internationalen Abolitionistischen Förderation in Berlin und gab 1902-14 die Zeitschrift „Der Abolitionist“ heraus. P. setzte sich auch für die theoretische und praktische soziale Ausbildung vor allem bürgerlicher junger Mädchen ein, besonders für ein obligatorisches Dienstjahr, das sowohl auf einen sozialen Beruf als auch auf die Arbeit als Hausfrau und Mutter vorbereiten sollte. Mit Frieda Duensing (1864–1921) gründete sie eine Gefährdetenfürsorge und setzte sich für die Anstellung von Polizeiassistentinnen ein.

    Innerhalb des Spektrums der Frauenbewegung gehörte P. dem radikalen Flügel der bürgerlichen Bewegung an. Nach dessen Abspaltung 1899 vom gemäßigten „Bund Deutscher Frauenvereine“ (BDF) blieb sie Mitglied des BDF und war 1907-14 dort Schriftführerin. P. wandte sich jedoch, wie auch Helene Lange (1848–1930) und Gertrud Bäumer (1873–1954), heftig gegen die von Helene Stöcker (1869–1943) vertretene „Neue Ethik“, welche seit 1905, über die Problematik der Prostitution hinaus, die allgemeinere Frage der Sexualmoral thematisierte und eine neue, selbstbestimmte weibliche Sexualität auch außerhalb der Ehe forderte. Dieser individualistische Grundzug widersprach P.s Standpunkt, wonach Sexualität ausschließlich innerhalb der Ehe praktiziert werde dürfe. – P.s Verdienst besteht in der Befreiung der Prostituierten vom zeitgenössischen Stigma der Degeneration, das Kriminalisten und Pathologen mit der Theorie der Vererbbarkeit von Prostitution verbreiteten. Mit sozialreformerischem Elan strebte sie eine soziale, ökonomische, hygienische und ethische Analyse der Prostitution an, mit dem Ziel, eine Reglementierung unmöglich zu machen und die Prostitution letztlich abzuschaffen.

  • Werke

    Die Teilnahme d. Frauen an d. Sittlichkeitsbewegung, in: Hdb. d. Frauenbewegung, hg. v. H. Lange u. G. Bäumer, 1901–06, Neudr. 1980;
    Die gesundheitl. Gefahren d. Prostitution, 1903;
    Die Welt, von d. man nicht spricht, 1907;
    Die Wohnungsfrage, 1908;
    Die Frau im öff. Leben, 1909;
    Die positiven Aufgaben u. strafrechtl. Forderungen d. Föderation, 1909;
    Umgestaltung d. Frauenbildung durch d. Dienstpflicht, in: Die weibl. Dienstpflicht, hg. v. Inst. f. soz. Arbeit, 1916;
    Einf. in d. Studium d. Prostitutionsfrage, 1919;
    Der Mädchenhandel u. seine Bekämpfung, 1924. – Novellen: Aus d. Bergen Tirols, 1894;
    Die Wahrheit, 1897. – Romane: Freundschaft zw. Mann u. Weib, 1898;
    Vorurteile, 1894;
    Ein Enterbter, 1899. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Helene-Lange-Archiv im Landesarchiv Berlin. – Zu Erica: Das Buch d. Etikette, 1956, ⁵1961 (mit K. Graudenz); Etikette neu, 1965, 121971 (mit K. Graudenz).

  • Literatur

    Lex. dt. Frauen d Feder, hg. v. S. Pataky, 2. Bd., 1898;
    D. Weiland, Gesch. d. Frauenemanzipation, 1983;
    M. Janssen-Jurreit, Frauen u. Sexualmoral, 1986;
    U. Gerhard, Unerhört – Die Gesch. d. dt. Frauenbewegung, 1990;
    Max-Weber-Gesamtausg. II/5;
    Wi. 1912;
    Who is who d. soz. Arbeit, hg. v. Hugo Maier, 1998.

  • Autor/in

    Kirsten Reinert
  • Zitierweise

    Reinert, Kirsten, "Pappritz, Anna" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 55-56 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11603162X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA