Lebensdaten
1759 – 1809
Geburtsort
Aub bei Würzburg
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Augenarzt
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 104138033 | OGND | VIAF: 10276184
Namensvarianten
  • Schmidt, Johann Adam
  • Ein Feldwundarzt der K.K. Oesterreichischen Armeen
  • Ein Feldwundarzt der K.K. Österreichischen Armeen
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Zitierweise

Schmidt, Johann Adam, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104138033.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N.;
    M N.N.

  • Biographie

    Nach Absolvierung einer chirurgischen Ausbildung in Würzburg war S. seit 1778 im Bayer. Erbfolgekrieg als Unterchirurg im österr. Heer in einem mähr. Feldlager tätig, wo der Wiener Armeeprotochirurg Johann Alexander v. Brambilla (1728–1800) auf ihn aufmerksam wurde, ihn 1784 zum Oberchirurgen ernannte und seinen weiteren beruflichen Weg förderte. 1788 wurde S. zum außerordentlichen Lehrer der Anatomie und Chirurgie sowie zum Prosektor an die Wiener Josephs-Akademie berufen, wo er 1789 zum Dr. chirurgiae promoviert und anschließend von dem Wiener Anatomen und Ophthalmologen Josef Barth (1745–1818) augenheilkundlich ausgebildet wurde. Nach Beendigung seiner Studien gründete S. 1791 in Wien ein Spital für bedürftige Augenkranke. 1795 wurde er zum Ordinarius für Anatomie am Josephinum ernannt und hielt in verschiedenen medizinischen Fächern Vorlesungen, widmete sich aber v. a. der Augenheilkunde. 1796 wurde S. zum Professor der Pathologie, Therapie und Materia medica berufen. Seit 1809 bekleidete er im Sanitätsdepartment des Hofkriegsrates das einflußreiche Amt eines Mitreferenten.

    Als Anhänger der romantischen Naturphilosophie ging S. davon aus, daß die Polarität der im menschlichen Organismus wirksamen Kräfte auch Augenaffektionen verursache. Wegweisend für die damalige Zeit war S.s Publikation über den Nachstar, eine Eintrübung der nach einer Operation am Grauen Star im Auge verbliebenen hinteren Linsenkapsel. Er nahm an, daß es sich dabei um eine Exsudat-Bildung in der Pupille handele, die durch eine entzündliche Infiltration der Iris und des Corpus ciliare (Strahlenkörper) bedingt sei. Heute geht man hingegen davon aus, daß der Nachstar durch überzählige Linsenzellen oder Narbenbildung ausgelöst wird. S. war neben Georg Ernst Stahl (1660–1734), Johann Friedrich Lobstein (1736–84) und August Gottlieb Richter (1742–1812) einer der Begründer der modernen Tränenwegschirurgie. Er etablierte mit seiner Schrift „Über die Krankheiten des Thränenorgans“ (1803) neue Methoden in dieser ophthalmologischen Teildisziplin. Gemeinsam mit dem Göttinger Mediziner Karl Himly (1772–1837) gab S. 1802-07 die Zeitschrift „Ophthalmologische Bibliothek“ heraus. Auch auf den Gebieten der medizinisch-pharmazeutischen Terminologie – er prägte den Begriff „Pharmakognosie“ – und der Behandlung von Geschlechtskrankheiten wirkte S. innovativ, so bei der Erforschung verschiedener Quecksilbertherapien bei der Syphilis. In seiner Abhandlung über die Lendennerven (Commentarius de nervis lumbalibus eorumque plexu anatomico-pathologi-cus, 1794) beschrieb er erstmals den Nervus obturatorius accessorius. S. war ein führender Ophthalmologe und Staroperateur seiner Zeit. Der mit ihm befreundete und seit 1801 von ihm ärztlich betreute Ludwig van Beethoven widmete ihm 1802 sein „Trio für Klarinette oder Violine, Violoncello und Klavier (Es-Dur, op. 38)“.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Leopoldina (1795).

  • Werke

    Über Nachstaar u. Iritis nach Staaroperationen. 1801;
    Prolegomena z. Syphilidoklinik, 1803;
    Über d. Krankheiten d. Thränenorgans, 1803;
    Vorlesungen über d. syphilit. Krankheit u. ihre Gestalten, 1812.

  • Literatur

    ADB 31;
    VV. Lohmann, Die Ophthalmologie d. J. A. S., Diss. München 1903;
    BLÄ: Hist. Lex. Wien.

  • Porträts

    Kupf. v. C. H. Kahl n. J. A. Kapeller, 1801 (London, Wellcome Library, Abb. in: R. Burgess, Portraits of doctors & scientists in the Wellcome Inst. of the history of medicine, 1973, Nr. 2655. 1, u. Bonn, Beethoven-Haus, B 175).

  • Autor/in

    Werner E. Gerabek
  • Zitierweise

    Gerabek, Werner E., "Schmidt, Johann Adam" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 194 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104138033.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Schmidt: Johann Adam S. ward am 12. October 1759 in Aub in Unterfranken geboren, begann seine Studien in der Würzburger Bader- und Chirurgenschule, von der er aber, wie er selbst zugesteht, wenig profitirte, indem er sich anstatt mit niederer Chirurgie mehr mit Tanzen, Reiten und Fechten beschäftigte. 1778 ging er nach Prag und machte als Unterchirurg den Krieg gegen Preußen mit, und wurde dann, da ihn sein Regimentsarzt Göpfert sehr protegirte, nach Beendigung des Krieges in die militärärztliche Akademie in Wien aufgenommen. Hierauf wurde er Secretär des Armeeprotochirurgen Brambilla, wo er an den litterarischen Werken seines Chefs einen hervorragenden Antheil nahm. Auch beschäftigte er sich fleißig mit Philosophie und Anatomie, und wurde im J. 1790 von Barth als Augenarzt ausgebildet. Nach Beendigung seiner Studien legte er eine Heilanstalt für arme Augenkranke an, und wurde 1795 Ordinarius an der Josefs-Akademie, wo er über verschiedene medicinische Fächer Vorlesungen hielt, aber sein Hauptinteresse immer der Augenheilkunde zuwandte. S. zeichnete sich hauptsächlich durch scharfe Beobachtung aus, geradezu reformatorisch in dieser Hinsicht wirkte seine Schrift über den Nachstaar. Er führte zuerst den Nachweis, daß es sich sehr häufig hier um eine Exsudatbildung|in der Pupille handle, bedingt durch entzündliche Infiltration der Iris und des Corp. ciliare. Ebenso war er der Erste, der nachwies, daß der sogenannte Vorderkapselstaar von einem besonderen Reproductionsproceß abhängt, wo in der Kapsel selbst Substanzwucherung stattfindet, eine Ansicht, welche erst in neuerer Zeit wieder durch pathologisch-anatomische Untersuchungen bestätigt wurde. Seine Schrift über den Nachstaar und Iritis kann wohl als eine der besten seiner Zeit bezeichnet werden. Ebenso trefflich ist eine Monographie über die Behandlung der Thränenorgane. In einer 1794 erschienenen Schrift über die Lendennerven beschrieb er zuerst den N. obturator. accessor. Mit Recht sagt A. Hirsch in seiner Geschichte der Augenheilkunde von ihm: „S. war eine ungewöhnlich beanlagte Natur. Mit einer Frische und Jugendlichkeit des Gemüthes, die ihn bis zu seinem Tode nicht verließ, verband er ein höchst entwickeltes Selbstgefühl und eine eiserne Willensstärke. An philosophischer, classischer und ästhetischer Bildung seinem Collegen Beer weit überlegen, an Scharfsinn und praktischer Tüchtigkeit ihm nicht nachstehend, strebte er weniger nach einer Verbreiterung als vielmehr nach einer Vertiefung des Wissens, woraus es erklärlich, daß er sich nur mit einzelnen wissenschaftlichen Fragen beschäftigte, nach diesen Richtungen aber ausgezeichnete Arbeiten lieferte. Aus einer Polemik, welche zwischen ihm und Beer über die Methode der Staarausziehung sammt Kapsel entstand, ist er wohl als Sieger hervorgegangen“. Im Februar 1809 starb er nach siebentägiger Krankheit an einem nervösen Fieber.

  • Autor/in

    Rothmund.
  • Zitierweise

    Rothmund, August, "Schmidt, Johann Adam" in: Allgemeine Deutsche Biographie 31 (1890), S. 742-743 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104138033.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA