Lebensdaten
1772 – 1837
Geburtsort
Braunschweig
Sterbeort
Göttingen
Beruf/Funktion
Augenarzt ; Mediziner ; Professor der Medizin in Göttingen
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116893575 | OGND | VIAF: 775613
Namensvarianten
  • Himly, Karl Gustav
  • Himly, Karl
  • Himly, Karl Gustav
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Zitierweise

Himly, Karl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116893575.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz Ludw. Heinr. (1727–95), braunschweig. Kab.sekr., S d. Hans Petermann H., aus Neuville am Bieler See, Uhrmacher in Kolmar/Elsaß;
    M Margarethe Sophie Grupe;
    1) Lüneburg 1798 Ernestine Helene Frieder. Louise ( 1810), T d. kurhannov. Majors Vincenz Arnold Langrehr u. d. Caroline Wilh. Clara v. Grotthaus, 2) Braunschweig 1810 Sophie Henriette, Wwe d. Hofrats Theodor Gg. Aug. Roose, T d. Bergrats Rudolph Adam Abich in Schöningen u. d. Charlotte Henriette Fritsch;
    3 S, 2 T aus 1), u. a. Ernst Wilhelm August (1800–81), Prof. d. Physiol., gerichtl. Med. u. vgl. Anatomie in G. (s. BLÄ), 3 S aus 2), u. a. Carl (1811–85), Prof. d. Chemie in G., dann in Kiel, entdeckte d. Isopren, entwickelte mit seinem Schwager Werner Siemens Minen, d. ebenso wie Zündkabel guttaperchaisoliert waren (1. Verwendung im dt.-dän. Krieg 1848/49) (s. L)|.

  • Biographie

    H. verbrachte die Schulzeit in Braunschweig. Er war mathematisch begabt. Sprachgewandt übersetzte er 1791 ein Buch von Long über Sitten und Gewohnheiten der nordamerikanischen „Wilden“ ins Deutsche. Im Collegium Chirurgicum seiner Vaterstadt verwies ihn G. F. Hildebrandt auf die Pathologie des Auges. 1792 bezog er die Universität Göttingen und wurde alsbald „Obergehülfe“ von A. G. Richter. Man zeichnete ihn 1794 mit einem Preis aus für die Arbeit „Commentatio mortis historiam causas et signa sistens“. Nach der Doktor-Promotion auf Grund von Darlegungen über „Observationes circa epidemiam dysentericam“ verließ er Göttingen (1794), um sich in Feldspitälern zu betätigen und sich bei Carl Caspar Siebold in Würzburg chirurgisch fortzubilden. 1795 erfolgte seine Aufnahme ins Braunschweiger Collegium medicum als Lehrer und Direktor eines Armenkrankenhauses; er erteilte Unterricht aus Pathologie und Chirurgie. Er kam auch in Beziehung zu Karl Gauß. Literarisch trat er mit einer Schrift „Über die Wirkung der Krankheitsreize auf den menschlichen Körper“ im Sinne J. Browns hervor. 1796 wurde er Assessor beim Obersanitätskollegium mit der Lehraufgabe für allgemeine Therapie und chirurgische Eingriffe. Er förderte die Vorsorge gegen Pockengefahr durch Einimpfung der Kuhblattern, und er betonte nachdrücklich Bewahrung der Augen vor allerlei Schäden (1800). Eine Vereinigung des anatomischen, physiologischen und optischen Studiums der Sehorgane hielt er für unbedingt angezeigt als besonderen Zweig der Heilkunde, den er „Ophthalmologie“ benannte. Ihm kommt das Verdienst zu, die mydriatischen Mittel überzeugend empfohlen zu haben; ebenso verdankt man ihm den Hinweis auf den Vorzug seitlicher Beleuchtung des Augapfels bei der Hornhautuntersuchung. 1801 erhielt H. einen Ruf als Hofrat und Professor der Arzneikunde nach Jena, wo er neben theoretischer Medizin auch Chirurgie und Augenheilkunde vertrat. Nach Goethes Zeugnis galt er dort als wenig interessiert an philosophischer Interpretation der Medizin. Vielmehr beschäftigte ihn ihre praktische Bedeutung. Er arbeitete an den ersten Bänden einer „Ophthalmologischen Bibliothek“, an der auch Johann Adolf Schmidt beteiligt war. Aus H.s Feder finden sich darin unter anderem Fragen der Star-Behandlung, des Kampfes gegen die Laien-Okulisten, der Blindenschrift, des Trachoms abgehandelt (1802-07). 1803 siedelte er als Professor der inneren Medizin nach Göttingen über, wo er sich anfangs mit C. M. Langenbeck in die Besorgung einer medizinisch-chirurgischen Klinik teilen mußte. Man schätzte ihn als guten, lebendigen, fortschrittlichen Lehrer. Sein Ruf als Augenarzt war unbestritten. Aber gelehrte Kreise Göttingens mißtrauten ihm als einem Naturphilosophen, nachdem er in einem „Lehrbuch der praktischen Heilkunde“ (1807) Fragen der Nosologie und Therapie nach spekulativen Prinzipien behandelt hatte. Überdies verglich er in einer an Goethe gerichteten Schrift „Die Imponderabilien“ das Auge als Mikrokosmos mit dem Makrokosmos der Welt. Literarische Verdrießlichkeit erwuchs ihm später aus einem okulistischen Prioritätsstreit; dazu gesellte sich häusliche Unruhe durch fortgesetzte Drohungen von Seiten eines geisteskranken einstigen Mitarbeiters. Überdies war H.s Gesundheit geschwächt, als er völlig unerwartet und unter nichtgeklärten Umständen den Tod in der Leine fand.

  • Werke

    Weitere W u. a. Über Lähmungen d. Augensterns durch örtl. Anwendung d. Bilsenextraktes (Referat v. Blumenbach), in: Göttinger Anz. v. gel. Sachen, Stück 205, v. 25.12.1800, S. 2041;
    Abh. üb. d. Brand d. weichen u. harten Teile, 1800;
    Ophthalmolog. Beobachtungen u. Unterss. u. Btrr. z. richtigen Kenntnis u. Behandlung d. Augen in gesundem u. krankem Zustand, 1801;
    Die Krankheiten u. Mißbildungen d. menschl. Auges u. deren Heilung, 2 Bde., hrsg. v. E. W. A. Himly (S), 1842 f. (P: Zeichnung v. C. Osterley).

  • Literatur

    ADB XII;
    Pütter-Saalfeld-Österley, Versuch e. akadem. Gel.-Gesch. d. Univ. Göttingen III/IV, 1820/38;
    H. Wild, H.s Wirksamkeit in Jena u. s. Beziehungen zu Goethe, med. Diss. Jena 1957;
    A. Huvos, K. G. H., med. Diss. Göttingen 1963;
    Callisen VIII (W-Verz.);
    BLÄ. - Zu S Carl:
    Chem. Ztg. 9, 1885;
    C. Harries, Werner Siemens u. s. Stellung in d. Chemie, in: Naturwiss. 4, 1916;
    Pogg. I, III.

  • Porträts

    Gem. v. L. E. Grimm, 1815, Abb. in: Bildnisse Göttinger Professoren aus 2 Jhh., 1937;
    Büste v. Siebrecht (Göttingen, Aula d. Univ.).

  • Autor/in

    Georg B. Gruber
  • Zitierweise

    Gruber, Georg B., "Himly, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 169-170 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116893575.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Himly: Karl Gustav H., Hofrath und ordentlicher Professor der Heilkunde in Göttingen, war in Braunschweig den 30. April 1772 geboren, bezog 1792 die Universität Göttingen. Schon zwei Jahre darauf wurde ihm von der medicinischen Facultät der Preis für seine Schrift: „Mortis causa et signa“ zuerkannt. Später übernahm er eine Professur im Collegium Carolinum seiner Vaterstadt, wo er bis 1801 wirkte, um dann an die Stelle Hufeland's nach Jena als Professor der Medicin überzusiedeln. Sein wichtigstes und noch immer vorzügliches Werk: „Ophthalmologische Beobachtungen und Untersuchungen oder Beiträge zur Kenntniß und Behandlung der Augen im gesunden und kranken Zustande“, kann als eine ganz vorzügliche Bereicherung für die Diagnostik der Augenkrankheiten angesehen werden. Die von ihm zuerst cultivirte seitliche Beleuchtung des Auges, mittels derer man auch die kleinsten Veränderungen in der Hornhaut, Iris und Linse mit Sicherheit zu erkennen vermochte, muß als ein Vorläufer für die spätere Entdeckung des Augenspiegels angesehen werden. Nach Vollendung dieses Werkes folgte er einem Rufe nach Göttingen, wo die Zahl seiner Zuhörer fortwährend wuchs. Außer einem Lehrbuche der praktischen Augenheilkunde gab H. noch im Verein mit Johann Adam Schmidt eine „ophthalmologische Bibliothek“ Heraus, in der sich Aufsätze und Kritiken von den bedeutendsten Ophthalmologen der damaligen Zeit vorfinden. Mit allen Glücksgütern ausgestattet, vollständig unabhängig, erfreute sich H. der besten Gesundheit und die Ursache seines Selbstmordes (Sturz in die Leine) am 22. März 1837 ist in keiner Weise aufgeklärt.

    • Literatur

      Vgl. N. Nekrol. d. D., XV. S. 379 ff.

  • Autor/in

    Rothmund.
  • Zitierweise

    Rothmund, August, "Himly, Karl" in: Allgemeine Deutsche Biographie 12 (1880), S. 435 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116893575.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA