Lebensdaten
1883 – 1959
Geburtsort
Langenstein bei Halberstadt
Sterbeort
Kassel
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe ; Sozialpädagoge
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 140540970 | OGND | VIAF: 107226661
Namensvarianten
  • Schafft, Hermann

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Zitierweise

Schafft, Hermann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd140540970.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Die Fam. stammt aus Großbornecke b. Staßfurt u. wird urkundl. erstmals 1591 unter d. Namen „Schufft“ erwähnt;
    V Julius Emanuel (1842–1910), Pfarrer u. a. 1882-85 in L., 1896 Sup. in Ziegenhain, 1902 in Hersfeld, S d. Christian Salomo (eigtl. Schufft) (1809–88), 1837 Gründungsinsp. d. Taubstummenanstalt in Homberg/Efze (s. L);
    M Johanna (1853–1938), T d. Röttger Ganslandt (1812–94), aus Lübecker Senatorenfam., Appellationsger.rat, Zivilrechtler in Fulda, Marburg u. K.;
    Eschwege 1949 Ursula (1914–98, 1] Gerhard v. Loesch, 1915–45, Gutsbes.), aus Paderborn (s. L), T d. Ekkehard Meyer-Housselle (1877–1958), preuß. Oberstlt., Rittmeister b. d. Paderborner Ulanen, u. d. Freda Herwarth v. Bittenfeld (1879–1960);
    3 T, 2 Stief-S, 4 Stief-T.

  • Biographie

    Nach dem Gymnasialbesuch in Hersfeld. Kassel und Schulpforta studierte S. seit 1903 ev. Theologie in Berlin, Tübingen und Halle/Saale (1. theol. Examen 1907), wo er Paul Tillich (1886–1965) kennenlernte, mit dem ihn lebenslange Freundschaft verband. 1908/09 absolvierte er eine Ausbildung zum Taubstummenseelsorger und legte dann das zweite Examen ab. Anschließend war er Inspektor des Predigerseminars in Soest und versah das Amt seines verstorbenen Vaters. 1912 wurde er Direktor des Ev. Theol. Studienhauses und Seelsorger der Lungstraßschen Anstalten (Heim f. ledige Mütter) in Bonn. Nach dem 1. Weltkrieg, an dem er 1914-18 freiwillig als Krankenträger und Divisionspfarrer teilnahm, übernahm S. 1919-30 ein Pfarramt in Kassel. Hier beteiligte er sich mit wegweisenden Aktivitäten an der christl.-sozialistischen Jugendbewegung (Neuwerkkreis): Mit Emil Blum (1894–1978) regte er 1923 die Gründung der Heimvolkshochschule Habertshof bei Schlüchtern (1924–33) an und engagierte sich als Bezirksjugendpfleger in der Jugend- und Jugendverbandsarbeit.

    1930 wurde S. Professor für Theologie und Religionspädagogik an der Pädagogischen Akademie in Kassel (1932 nach Dortmund verlegt) und 1933 an die Hochschule für Lehrerausbildung in Halle/S. versetzt. Wegen seiner Parteinahme für den religiösen Sozialisten Günther Dehn (1882–1970) 1933 suspendiert und 1934 zwangspensioniert, war er 1936-38 als freier Mitarbeiter in der „Volkskirchlichen Arbeitsgemeinschaft“ um Vermittlung zwischen Kirche, Staat und den kirchlichen Gruppen bemüht. S. war ein Vordenker und Mitgründer des „Wittenberger Bunds“ (1938) als „drittem Weg“ zwischen Dt. Christen (DC) und Bekennender Kirche (BK). Seit 1938 war er Pfarrer in Friedewald b. Hersfeld, 1942-51 in Kirchbauna b. Kassel; daneben wirkte er 1945-51 als Schuldezernent bei der Regierung in Kassel. Hier gehörte er 1947 zu den Mitbegründern der Sozialen Frauonschule Kassel und des Kurhess. Jugendaufbauwerks, war Initiator des Wiederaufbaus der demokratischen Jugendarbeit in Hessen („Jugendringe“) und der Gilde Soziale Arbeit, arbeitete im Trägerverein der Jugendburg Ludwigstein bei Witzenhausen/Werra (seit 1953 Vors.) mit und engagierte sich in der Gesellschaft für christl.-jüd. Zusammenarbeit.

    S. war eine der bedeutendsten Gründer- und Führergestalten des christlichen Sozialismus und der Jugendbewegung. Er trat nach 1919 für eine freie und selbständige Gestaltung und Verwaltung der Kirche im Staat ein, schärfte ihre Verantwortung für die politischen und sozialen Nöte und mahnte sie, ihre Aufmerksamkeit der Gegenwart zuzuwenden. Durch tätiges Beispiel versuchte er, Menschen aller Gruppierungen und Schichten für das Christentum zu gewinnen und hatte maßgeblichen Anteil daran, daß nach 1945 Jugendhilfe und Soziale Arbeit in einem demokratischen Gemeinwesen wieder aufgebaut werden konnten. Auch die Religionspädagogik hat er mit bedeutenden Beiträgen gefördert. – D. theol. (Marburg 1953); H.-S.-Haus (Jugendbildungsarbeit) in Kassel (seit 1960); H.-S.-Schule (Schule f. Hörbehinderte) in Homberg/Efze (seit 1970 so benannt).

  • Werke

    Vom Kampf gegen d. Kirche f. d. Kirche, 1925, ²1929;
    zahlr. Aufss. in „Neuwerk“ 1923-35 (Mithg. seit 1923, Hg. 1931–35);
    |

  • Nachlass

    Nachlaß: Archiv d. Landeskirchenamts d. Ev. Kirche v. Kurhessen-Waldeck, Kassel; Archiv d. dt. Jugendbewegung, Burg Ludwigstein; Hess. StA, Marburg.

  • Literatur

    H. S., Ein Lebenswerk, hg. in Verbindung mit e. Freundeskreis v. W. Kindt, 1960 (P, Bibliogr.);
    K. Apel, Die Pfarrer zu Hersfeld, 1960;
    E. Blum, Die Neuwerk-Bewegung 1922-1933, 1973;
    W. Eichner, Ev. Sozialarbeit im Aufbruch, 1980, S. 197-219;
    W. Rosenwald u. B. Theis, Enttäuschung u. Zuversicht, Zur Gesch. d. Jugendarbeit in Hessen 1945-1950, 1984;
    Ursula Schafft-v. Loesch, Mein zweites Leben, 1990;
    A. Pitzschke, Gesch. d. Jugendhilfe in Kassel, 1996;
    Die Gesch. d. Ev. Kirche d. Union, 3. Bd., hg. v. G. Besier u. E. Lessing, 1999;
    D. Waßmann, Ev. Pfarrer in Kurhessen u. Waldeck v. 1933 bis 1945, 2001;
    E. W. Magdanz, Pfarrergesch. d. Kirchenkreises Kassel-Land, 2002;
    Ch. Hilmes, Zur Pfarrergesch. in Niederzwehren (in Vorbereitung);
    W. Thorun, in: Who is Who d. Soz. Arbeit, hg. v. Hugo Maier, 1998;
    Hesse, Preuß. Päd.;
    BBKL 16 (W, L); – zu Christian Salomo: G. Wolf, Die Gesch. d. Taubstummenanstalt Homberg, 1977 (P).

  • Autor/in

    Florian Tennstedt
  • Zitierweise

    Tennstedt, Florian, "Schafft, Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 542-543 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd140540970.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA