Lebensdaten
1901 – 1977
Geburtsort
Magdeburg
Sterbeort
Augsburg
Beruf/Funktion
Puppenspieler ; Gründer der Augsburger Puppenkiste
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 139134530 | OGND | VIAF: 100438803
Namensvarianten
  • Oehmichen, Walter
  • Oehmichen, Walther

Porträt(nachweise)

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Zitierweise

Oehmichen, Walter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139134530.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Robert, Buchhalter in M., trat auch als Komiker auf (u. a. im Zirkus „Barum and Bailey“);
    M Marie Emma Helene Schröter;
    Neuß Rose Mönnig (1901–85) aus Berlin, Schausp. in Darmstadt, Königsberg u. Oldenburg;
    2 T, u. a. Hannelore (* 1931, 1957 Hanns-J. Marschall, * 1927, seit 1973 Leiter d. Augsburger Puppenkiste), Inh. d. Augsburger Puppenkiste, schnitzte ca. 6000 Marionetten, erhielt 1997 das BVK;
    E Klaus Marschall (* 1961), Puppenführer, Theaterleiter seit 1997, Jürgen (* 1958), Puppenschnitzer, stellv. Theaterleiter seit 1997; Verwandte Hugo (1843–1932), Maler (s. ThB, Lex. d. Düsseldorfer Malerschule, im Druck); Wilhelm Friedrich (1808–84) aus Zschachwitz b. Pirna, Rittergutsbes., Pol., 1867-77 MdR.

  • Biographie

    Bis 1920 besuchte O. in Düsseldorf die Schauspielschule von Luise Dumont (1862–1932) und erlernte daneben auf elterlichen Wunsch den Beruf eines Fotografen. Nach Engagements in Nordhausen, Gleiwitz, Neuß, Duisburg, Osnabrück und Thale kam er 1931 zusammen mit Erich Pabst (1890–1955) nach Augsburg. 1931 wurde er Oberspielleiter des Schauspiels am Augsburger Stadttheater, 1941 Landesleiter der Reichstheaterkammer (Gau Schwaben). Eine der bedeutendsten seiner fast 100 Inszenierungen war die Oper „Elektra“ 1936 an. der Augsburger Freilichtbühne, bei der Richard Strauss selbst dirigierte.

    O., der 1936 von einer Aufführung des „Deutschen Künstler-Marionetten-Theaters“ Fritz Gerhards' (1898–1955) in Düsseldorf nachhaltig beeindruckt worden war, eröffnete 1943 selbst eine kleine Marionettenbühne in seiner Wohnung, den „Puppenschrein“. Zur Premiere wurden „Die Drei Wünsche“ von Franz Gf. v. Pocci gegeben; O. hatte dafür die Puppen geschnitzt, seine Frau die Kostüme gefertigt. Das kleine Theater wurde bei einem|Luftangriff 1944 zerstört; doch setzte O. – nach Kriegsteilnahme und vorübergehender Gefangenschaft – alle Kräfte daran, es wieder zu errichten – möglichst in einem eigenen Haus für eine größere Öffentlichkeit.

    O. kam für die Bearbeitung ernster und heiterer Stoffe seine langjährige Erfahrung als Schauspieler und Regisseur zugute; zugleich war er in der Lage, Bühnenausstattungen zu basteln und Puppen zu schnitzen. Seine Frau unterstützte ihn als Sprecherin und Puppenführerin, die beiden Töchter übernahmen Geschäftsführung und Gestaltung der Puppen. Am 26.2.1948 konnte die neue Marionettenbühne in der ehemaligen Kirche des Heilig-Geist-Spitals, einem Bau Elias Holls am Roten Tor, mit dem „Gestiefelten Kater“ der Gebrüder Grimm eröffnet werden. Mehr als 70 Märchen oder Kinderbuch-Stücke gelangten in der Folge zur Aufführung, von denen „Frau Holle“, „Das tapfere Schneiderlein“, „Der Räuber Hotzenplotz“ und „Die kleine Hexe“, letztere bearbeitet von Manfred Jenning (1929–79), die erfolgreichsten waren. Das Abendprogramm für Erwachsene brachte Stoffe von Bidermann, Goethe, Strindberg, Brecht und Dürrenmatt. 1951 gelang O. mit dem „Kleinen Prinzen“ von A. de Saint-Exupéry seine wohl bedeutendste Inszenierung (seiner Tochter Hannelore gleichzeitig eine ihrer schönsten Figuren), die das Theater weit über Augsburg hinaus bekannt machte. Bei der ersten Aufführung in München begeisterte er u. a. Olaf Gulbransson, Ina Seidel, Leonhard Frank und Wilhelm Hausenstein; weitere Gastspielreisen – auch ins Ausland – folgten.

    1953 war die „Puppenkiste“ zum ersten Mal mit Prokofieffs „Peter und der Wolf“ im Fernsehen zu sehen (Norddt. Rundfunk Hamburg – NDR). Danach wurden bis 1985 mit großem Erfolg über hundert Märchen und Kinderserien (Jim Knopf, Oblong Fitz Oblong, Urmel aus dem Eis/Hess. Rundfunk) sowie über 800 „Sandmännchengeschichten“ (NDR) ausgestrahlt. Mit diesen Sendungen vollzog sich jedoch auch eine allmähliche Entwicklung von der Direkt-Übertragung einzelner Theatervorstellungen zu eigenen, die speziellen Anforderungen und technischen Möglichkeiten des neuen Mediums berücksichtigenden Fernsehproduktionen.|

  • Auszeichnungen

    BVK (1968).

  • Literatur

    L. Krafft, Die Augsburger Puppenkiste, Meister d. Puppenspiels, H. 6, o. J. (P);
    Stars an Fäden, hg. v. W. Schweinberger u. H.-J. Marschall, 1985 (zahlr. Abb., P);
    Jb. f. Puppen- u. Figurentheater 1997/98;
    50 J. Augsburger Puppenkiste – O.s Marionettentheater, hg. v. P. Scheerbaum u. a., 1997 (zahlr. Abb., P);
    Augsburger Stadtlex. – Eigene Stud. (Bibl. u. Archiv d. Puppentheatermus. im Münchener Stadtmus.).

  • Autor/in

    Hannelore Marschall-Oehmichen, Regine Sonntag
  • Zitierweise

    Marschall-Oehmichen, Hannelore; Sonntag, Regine, "Oehmichen, Walter" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 433-434 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139134530.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA