Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Nürnberger Patrizierfamilie
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 138268991 | OGND | VIAF: 88312477
Namensvarianten
  • Nützel, von
  • Nützel
  • Mützel
  • mehr

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Zitierweise

Nützel von Sündersbühl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138268991.html [23.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die Familie zählt zu den ältesten Geschlechtern der Reichsstadt Nürnberg. Die chronikalische Überlieferung und die eigene Familientradition läßt sie an dem legendenhaften Zug Kaiser Heinrichs VI. nach Donauwörth 1197 teilnehmen und führt ihre Abstammung – ebenso wie die Familie Stromer – auf die Reichsministerialen von Reichenbach auf Kammerstein bei Schwabach zurück. Von einem um 1200 lebenden Gerhard von Reichenbach sollen sowohl die N. als auch die Stromer das Wappen mit den drei Lilien übernommen haben. Seit 1217/44 ist ein Geschlecht gleichen Namens (Mützel, Nötzel, Nützel) in Regensburg und Bamberg nachzuweisen.

    Als erster Nürnberger Bürger der Familie ist 1272 ein Wernher im Zusammenhang mit dem Kauf von Gütern belegt, die er später dem Zisterzienserkloster Heilsbronn schenkte. 1290 bekräftigte er den Verkauf von Gütern zu Wolpersreuth an die Kirche in Ottensoos mit einem Adlersiegel. Es ist daher anzunehmen, daß die N. ursprünglich einen Adler im Wappen führten und erst später die Reichenbacher/Stromerschen Lilien als Wappen angenommen haben. Nach einem Wappenvergleich billigte der Nürnberger Rat 1380 beiden Geschlechtern denselben Schild zu. Seit einer Wappenbesserung 1549/50 führten die N. im Schild das ältere Adler- und das Lilienwappen. Die Schenkungen Wernhers an das Kloster Heilsbronn belegen frühen Besitz der Familie westlich von Nürnberg, wo sie im 15. Jh. mit dem bamberg. Lehen Sündersbühl auch ihren namengebenden Herrensitz erwarben. Dieser befand sich in Händen der Familie Staudigel und kam durch Heirat an die N., die 1487 gegenüber dem Rat das Öffnungsversprechen bestätigten. 1520 ließ Hans ( 1524) das Herrenhaus neu erbauen. Ein zweiter Herrensitz in Sündersbühl muß im 16. Jh. von den Imhoff auf die N. übergegangen sein, da Karl (1557–1614) diesen 1595 dem Kaufmann Carl Werdemann veräußerte.

    Anders als die Stromer, Hirschvogel, Imhoff, Welser oder Tücher traten die N. weniger als Großkaufleute in Erscheinung. Eine Familienhandelsgesellschaft ist nicht belegt. Allerdings zeigen die Quellen noch im 17. Jh. ein zumindest finanzielles Engagement im Bergbau: Joachim (1532–1603) und Hans d. Ä. (1540-1620) waren 1601 an den Zinnrevieren im böhm. Schlaggenwald, bis 1619 Hans d. Ä., Hans d. J. (1585-1621) und Gabriel (1589–1638) auch am Eislebener Saigerhandel beteiligt. Weitaus stärker betätigten sich die N. in der Verwaltung und im diplomatischen Dienst der Reichsstadt und des Reiches. Berthold ( 1449) hielt sich im Auftrag seiner Heimatstadt und Kaiser Friedrichs III. 1444 in Speyer auf. Kaspar (um 1471–1529, s. Qu, L), der bedeutendste diplomatische Vertreter der Reichsstadt in der ersten Hälfte des 16. Jh., fungierte 1509-15 als ständiger Botschafter beim Schwäb. Bund und nahm 1521 am Wormser Reichstag teil. Als Zweiter Losunger (seit 1524) war er mit der Grenzziehung zu den wittelsbach.-pfälz. Territorien und den Auseinandersetzungen mit Mgf. Georg von Brandenburg befaßt. Als Ratsherr und Mitglied der Sodalitas Staupitziana war er seit 1518 einer der stärksten Befürworter der Reformation in Nürnberg. Durch seine deutsche Übersetzung (1519) von Luthers 95 Thesen trug er maßgeblich zu deren Verbreitung bei.

    In der zweiten Hälfte des 16. Jh. und im frühen 17. Jh. sind die letztlich vergeblichen Bemühungen Nürnbergs um eine Verlagerung der Merchant Adventurers von den Hansestädten in die oberdeutschen Handelsmetropolen Nürnberg, Augsburg, Ulm und Straßburg eng mit den Namen von Gabriel (1514–76) und dessen Sohn Karl (1557–1614, s. Qu) verbunden. Letzterer unternahm 1586 eine Pilgerfahrt nach Jerusalem, worüber er eine eingehende Reisebschreibung verfaßte. Spätestens seit dem Dreißigjährigen Krieg zogen sich die N. aus ihren bisherigen wirtschaftlichen und diplomatischen Aktivitäten zurück und pflegten in Nachahmung des fränk. Landadels einen feudalen Lebensstil. 1747 starb die Familie mit Johann Joachim (1700–47, s. Qu) als letztem männlichen Vertreter aus. 1721 hatte dieser bei Johann David Köhler in Altdorf über die Geschichte der Nürnberger Rechtsreformation promoviert. Die heimgefallenen Bamberger Lehen zu Sündersbühl mitsamt dem N.schen Herrensitz gingen auf die Haller v. Hallerstein über.

  • Quellen

    Qu Kaspar N. d. J., Fam.aufzeichnungen (Ms. im Stadtarchiv Nürnberg); Nürnberger UB, 1959; J. Müllner, Die Ann. d. Reichsstadt Nürnberg v. 1623, hg. v. G. Hirschmann, 2 Bde., 1972–84. – Zu Kaspar ( 1529): Qu. z. Nürnberger Ref.gesch., hg. v. G. Pfeiffer, 1968. – Zu Karl ( 1614): R. Ernstberger,|Die Reise d. Nürnberger Patriziers Karl N. ins Hl. Land, 1586, in: AKG 46, 1964, S. 28-96. – Zu Johann Joachim: Lpr. v. Ch. K. Kress v. Kressenstein, 1747 (Ms. im Stadtarchiv Nürnberg).

  • Literatur

    L. F. Peters, Der Handel Nürnbergs am Anfang d. Dreißigjährigen Krieges, 1994;
    G. Friedrich, Bibliogr. z. Patriziat d. Reichsstadt Nürnberg, 1994, S. 104 f. – Zu Kaspar ( 1529): ADB 24;
    Berühmte Nürnberger. – Eigene Archivstud. (Stadtarchiv Nürnberg E 42).

  • Autor/in

    Michael Diefenbacher
  • Zitierweise

    Diefenbacher, Michael, "Nützel von Sündersbühl" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 373-374 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138268991.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA