Lebensdaten
1442 – um 1523
Geburtsort
Hersfeld (Hessen) (nach Selbstzeugnis)
Sterbeort
Hersfeld
Beruf/Funktion
Chronist ; Prinzenerzieher
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119166364 | OGND | VIAF: 72198071
Namensvarianten
  • Nhun, Johannes
  • Nohe, Johannes
  • Nohen, Johannes
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Nuhn, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119166364.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    N. erscheint 1461 in der Matrikel der Univ. Erfurt als Student der Theologie. 1475, nach dem Tod seines ersten bezeugten Dienstherrn, Heinrich XII. Gf. v. Henneberg-Schleusingen, war er offenbar am Rotenburger Hof Mechthilds, der Witwe des Lgf. Ludwig II. v. Hessen, als Erzieher ihrer Söhne Wilhelm I. und Wilhelm II. tätig. 1484 begleitete er Wilhelm II. zur weiteren Ausbildung an die Höfe seiner Verwandten in Württemberg und Köln. Auch nach dem Regierungantritt Wilhelms II. 1493 ist N. in dessen Umgebung als Weltgeistlicher und Altarist in der Benediktinerinnenpropstei Frauenberg bei Hersfeld bezeugt. Nach 1506 scheint seine Verbindung zum hess. Landgrafenhof abgebrochen zu sein. Ein Todesdatum ist nicht überliefert; die letzte von N. stammende chronikalische Notiz betrifft das Jahr 1523.

    Obwohl N. nicht in der Funktion eines Hofkaplans oder Hofhistoriographen nachweisbar ist, hat er seine chronikalischen Werke auf die Belange des landgräfl. Hofes und seiner dynastischen Umgebung ausgerichtet. In der Geschichtsschreibung des 16. Jh. werden ihm zahlreiche Einzelwerke zur Geschichte der Grafen v. Henneberg und Hessen sowie weiterer mitteldeutscher Fürstenhäuser und Adelsfamilien zugeschrieben. Erhalten sind lediglich drei deutsche Texte, die Herkommen, Genealogie und Gegenwartsgeschichte der Landgrafen v. Hessen in ihren Mittelpunkt stellen und in die Universal- und Reichsgeschichte einbetten. In der „Chronica und altes Herkommen der Landgrafen zu Thüringen und Hessen und Markgrafen zu Meißen“ werden mit Hilfe von genealogischen Konstruktionen und durch Rückgriffe auf Haustraditionen und Motive der höfischen Literatur die dynastischen Aspirationen der hess. Landgrafen legitimiert. In der „Hessischen Chronik“, die sich noch stärker auf die Geschichte der Landgrafen und deren zeitgenössische Vertreter bis zu Philipp d. Großmütigen konzentriert, tritt durch die einleitende Erörterung über das Wesen des Adels und in sentenzenhaften Kommentaren der erzieherische Anspruch des Chronisten hervor. Die „Chronologia“ erfüllt die Funktion eines knappen Geschichtshandbuchs, in dem N. Daten aus der Welt- und Landesgeschichte in ein tabellarisches Gerüst einordnet und durch ein graphisches Register systematisch erschließt.

    Die Überlieferung dieser wichtigen Zeugnisse spätmittelalterlicher Landes- und Fürstenchronistik im Umkreis des Hofes wird im wesentlichen erst seit dem ausgehenden 16. Jh. durch die hess. Universitätsgelehrten getragen. Ihre intensive Rezeption in der gelehrten Geschichtsforschung dokumentiert die ungebrochene Bedeutung der dynastischen Geschichtsschreibung für den frühneuzeitlichen Fürstenstaat.

  • Werke

    H. C. Senckenberg, Selecta Juris et Historiarum III, 1735, S. 45-49, 301-514, V, 1739, S. 385-518;
    Auszüge aus d. „Chronologia“ bei Kettner u. Landau (s. L).

  • Literatur

    C. Spangenberg, Henneberg. Chronica, 1599;
    Landau, Auszug aus e. Chronik d. J. Nohe, in: Zs. d. Ver. f. hess. Gesch. u. Landeskde. 5, 1850, S. 1-12;
    J. Pistor, Unters. üb. d. Chronisten J. N. v. Hersfeld, in: ebd. NF 18, 1893, S. 113-86;
    E. Kettner, Die Chronik d. J. Nohen im Stadtarchiv Mühlhausen, in: Mühlhäuser Gesch.bll. 1, 1900, S. 30-32;
    U. Stein, Die Überlieferungsgesch. d. Chroniken d. J. N. v. Hersfeld, 1994 (L);
    Vf.-Lex. d. MA².

  • Autor/in

    Birgit Studt
  • Zitierweise

    Studt, Birgit, "Nuhn, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 374 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119166364.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA