Lebensdaten
1868 – 1938
Geburtsort
Markt Türnau (Městečko Trnávka, Mähren)
Sterbeort
Prag
Beruf/Funktion
Slawist ; Politiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 129966134 | OGND | VIAF: 70023988
Namensvarianten
  • Spina, Franz
  • Spina, F.
  • Spina, Fr.
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Zitierweise

Spina, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd129966134.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Fam. vermutl. ital. Herkunft;
    V Franz (1846–88), Landwirt, Fleischer in M. T.;
    M Marie Frieb (1830–96);
    Wien 1901 Valerie (1878–1958), T d. Franz Weigl u. d. Emilie Zoffl;
    1 S, 1 T Margarete (1902–85, Josef Franz Bumba, 1894–1967, Hals-, Nasen-, Ohrenarzt, 1931–45 Prof. an d. Dt. Univ. in P., nach 1946 Facharzt in Landshut, Niederbayern);
    Om u. Stief-V d. Ehefrau Franz Peschka (1856–1908), Pol., Gründer d. dt.böhm. Agrarpartei, österr. Minister (s. NDB 20).

  • Biographie

    Im bilingualen Milieu Mährens aufgewachsen, wirkte S. nach einem Studium der Germanistik, Altphilologie und Philosophie in Wien und Prag als Gymnasiallehrer seit 1892 in Braunau (Broumov), seit 1896 in Mähr. Neustadt (Uničov), seit 1901 i n Mähr. Trübau und seit 1905 in Prag. 1901 erfolgte die Promotion in Germanistik und 1909 die Habilitation in Slawistik an der Dt. Universität in Prag, wo er seit 1906 als Lektor für tschech. Sprache lehrte. Als Fachmann für mittelalterliche tschech. Literatur und als Förderer des Tschechisch-Unterrichts für die Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien wurde S. zum Begründer der dt. Bohemistik in Prag. Seit 1917 war er Titular-Professor, seit 1920 ao. und seit 1921 o. Professor für tschech. Sprache und Literatur an der Dt.|Univ. Prag (Dekan 1924/25). Am Ende des 1. Weltkriegs verwaltete er zudem ein landwirtschaftliches Gut. Seit der Gründung der Tschechoslowakei plädierte er für eine dt. Mitarbeit im tschechoslowak. Staat (Aktivismus) und wurde 1919 als Vorsitzender des dt. Ortsrates von Prag in die Prager Stadtvertretung gewählt. S., Schwiegersohn von Franz Peschka, beteiligte sich 1919 am Aufbau der Partei „Bund der Landwirte“, für die er 1920–38 Abgeordneter in der tschechoslowak. Nationalversammlung war (seit 1925 Fraktionsvors.). Als Vorsitzender des dt. parlamentarischen Schulausschusses und des Vereinigten dt. Klubs setzte S. sich für Minderheitenrechte, die nationale Gleichstellung und insbesondere für das dt. Schul- und Hochschulwesen ein. 1925 wurde er zum Vizepräsidenten des Abgeordnetenhauses gewählt. Gemeinsam mit Robert Mayr-Harting (1874–1948) trat er 1926 als erster Deutscher in ein tschechoslowak. Kabinett ein und übernahm das Ministerium für öffentliche Arbeiten. Seit 1929 Gesundheitsminister und seit 1935 Minister ohne Geschäftsbereich, stand er 1933–36 zudem seiner Partei vor. Nach anfänglicher Zusammenarbeit wandte sich S. entschieden gegen die nationalistische und dem Führerprinzip huldigende Sudetendeutsche Partei (SdP) Konrad Henleins (1898–1945), der anfangs Autonomie, dann im Zusammenwirken mit Hitler den Anschluß der dt.sprachigen Gebiete an das Dt. Reich forderte. Nach der Angliederung Österreichs an das Dt. Reich trat S. am 23.3.1938 als tschechoslowak. Minister zurück und legte sein Mandat nieder. Als einziger Abgeordneter seiner Partei wechselte er nicht zur SdP über. Seine nationale Position verband S. zeitlebens mit einer konsequenten demokratisch-parlamentarischen Einstellung und dem Ziel einer dt.-tschech. „Symbiose“. Neben seiner politischen Tätigkeit befaßte S. sich als Slavist intensiv mit den dt.-slav. Literatur- und Kulturbeziehungen. Er begründete 1929 gemeinsam mit Gerhard Gesemann (1888–1948) die „Slavische Rundschau“ und 1931 mit Prager Germanisten die Zeitschrift „Germanoslavica“.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Dt. Ges. d. Wiss. u. Künste in Prag (1908).

  • Werke

    Die alttschech. Schelmenzunft Frantova Práva, 1909, Neudr. 1975;
    Die altčech. Katharinenlegende d. Stockholm-Brünner Hs., 1913;
    Die Bedrohung d. dt. Hochschulen in d. Tschechoslowak. Rep., 1926;
    Sudetendt. Aktivismus, in: Süddt. Mhh. 26, 1928, S. 86–89;
    25 J. Slavistik an d. Dt. Univ. in Prag (1903–1928), 1928 (mit G. Gesemann);
    Ziele dt. kultureller Zus.arb. in d. Tschechoslowak. Rep., 1934;
    Hg. bzw. Mithg.:
    Arbb. z. älteren Geistesgesch. d. Westslaven, Prag;
    Veröff. d. Slavist. Arb.gemeinschaft an d. Dt. Univ. in Prag;
    Slav. Lektüre f. Schulgebrauch u. Übungszwecke;
    Slav. Rdsch.;
    Germanoslavica;
    Mitt. z. Volks- u. Landeskde. d. Schönhengster Landes;
    Nachlaßsplitter:
    Archiv d. Karls-Univ. Prag;
    Nat.archiv Prag;
    Collegium Carolinum, München.

  • Literatur

    L Nekrologe : Dt. Ztg. Bohemia, Prager Tagbl., Soz.demokrat, České slovo, Národní listy, Národní politika, Právo lidu, Venkov v. 18. 9. 1938;
    – H. Scholz (Hg.), F. S. als Pol., Wiss. u. Mensch, hg. anläßl. seines 60. Geb.tages, 1928 (P);
    Slavist. Studien, F.S. z. sechzigsten Geb.tag v. seinen Schülern, red. v. F. Liewehr, 1929 (P);
    H. Bachmann, in: Lb. Böhmen II, 1976, S. 169–85;
    M. O. Balling, Von Reval bis Bukarest, Statist.-biogr. Hdb. d. Parl. d. dt. Minderheiten in Ostmittel- u. Südosteuropa 1919–1945, 2 Bde., ²1991;
    J. Pešek, F.S., sudetoněmecký bohemista a československý ministr, in: Dějiny a soucǎsnost 20/6, 1998, S. 19–23;
    J. Kracik, Die Pol. d. dt. Aktivismus in d. Tschechoslowakei 1920–1938, 1999;
    S. Sobieraj, Die nat. Pol. d. Bundes d. Landwirte in d. Ersten Tschechoslowak. Rep., 2002;
    H. W. Schaller, Die Gesch. d. slaw. Philol. an d. dt. Univ. Prag (1897–1945), in: Zs. f. Ostmitteleuropa-Forsch. 52/3, 2003, S. 317–46;
    Kürschner, Gel.-Kal. 1931;
    Biogr. Lex. Burschenschaft (P);
    ÖBL;
    Biogr. Lex. Böhmen.

  • Autor/in

    Robert Luft
  • Zitierweise

    Luft, Robert, "Spina, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 699-700 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129966134.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA