Lebensdaten
1874 – 1948
Geburtsort
Aspern bei Wien
Sterbeort
Prag
Beruf/Funktion
Jurist ; Politiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116973706 | OGND | VIAF: 113871726
Namensvarianten
  • Mayr, Robert Ritter von (bis 1907)
  • Mayr-Harting, Robert (seit 1920)
  • Mayr-Harting, Robert Ritter von
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Zitierweise

Mayr-Harting, Robert Ritter von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116973706.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Tiroler Beamten- u. Offiziersfam. (österr. Rr. 1867);
    V Anton Franz (1853–1900), Schauspieler (Künstlername: Robert v. Lenor, s. Kosch, Theater-Lex., mit z. T. unrichtigen Angaben), S d. Majors Anton (1819–71) u. d. Eleonore Harting v. Blumenthal (* 1827/28);
    M Ernestine Kaufmann;
    Ov Rudolf v. M. (1869–1921), Landesregierungsrat, Chef d. Dep. f. soz. Verwaltung in Sarajewo: – 1) Olga Liedel, 2) Marie Anne Nagl (1878–1968);
    2 S Anton (* 1904), Diplomat, Herbert (1905–89), Rechtsanwalt.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Schottengymnasiums in Wien studierte M. dort 1892-96 Jura und absolvierte danach das Gerichtspraktikum. Im Anschluß an einen mehrmonatigen Studienaufenthalt in Leipzig trat er 1899 in die legislative Sektion des Wiener Justizministeriums ein. 1901 habilitierte er sich für röm. und bürgerliches Recht an der Univ. Wien. Seit 1905 lehrte er als ao., seit 1908 als o. Professor an der Univ. Czernowitz (Bukowina). 1909 nahm M. einen Ruf an die Deutsche Universität in Prag an, an der er seine Professur bis 1938 ausübte. Durch die Herausgabe von z. T. kommentierten zivilrechtlichen Gesetzessammlungen und durch seine siebenbändige „Röm. Rechtsgeschichte“ (1912/13) erlangte er in der Monarchie wie in der Tschechoslowak. Republik breitere Bekanntheit. 1913/14 und 1930/31 fungierte er als Dekan der juristischen Fakultät und 1921/22 als Rektor der Universität. Nach 1919 wurde er mehrfach in staatliche Kommissionen berufen. Daneben war M. seit 1921 Mitherausgeber der „Prager juristischen Zeitschrift“, gehörte als o. Mitglied der „Deutschen Gesellschaft für Wissenschaft und Kunst in der ČSR“, an und war in Fachorganisationen wie der „Ständigen Vertretung des Deutschen Juristentages in der ČSR“, deren Präsidentschaft er 1931 übernahm, ebenso engagiert wie in der „Deutschen Liga für Völkerbund und Völkerverständigung“ in Prag, bei deren konstituierender Sitzung er 1922 das Hauptreferat hielt.

    M.s politische Laufbahn begann erst mit dem Auseinanderbrechen der Habsburgermonarchie. Der in Prag lebende Niederösterreicher plädierte bereits im Dez. 1918 für eine deutsche Mitwirkung im neuentstandenen tschechoslowak. Staat, während deutsch-böhm. Politiker noch für einen Anschluß der sudetendeutschen Gebiete an die Republik Österreich eintraten. Sein Vorschlag vom Juni 1919, in die nur von Tschechen und Slowaken gebildete (verfassunggebende) „Revolutionäre Nationalversammlung“ nachträglich Deutsche entsprechend den Ergebnissen der Gemeindewahlen von 1919 aufzunehmen, fand aber weder auf deutscher noch auf tschech. Seite Widerhall. Gemeinsam mit dem Prager Theologieprofessor Karl Hilgenreiner (1867–1948) und Weihbischof Wenzel Frind (1843–1932) erarbeitete M. im Sommer 1919 das Programm und später auch die Satzung der „Deutschen Christlichsozialen Volkspartei“ (in der ČSR). Er gehörte, zeitweise als zweiter stellvertretender Vorsitzender, dem engeren (Reichs) Parteivorstand bis zur Selbstauflösung 1938 an. Entscheidend trug er in seiner Partei zur Durchsetzung der „positiven“ (aktivistischen, staatsloyalen) Politik gegen Widerstände in der Parteiführung bei (vor allem auf den Parteitagen 1921–23).

    Als Senator (1920–25) und dann bis 1938 als Abgeordneter gehörte M. u. a. dem Budgetausschuß und dem Vorstand der „Deutschen parlamentarischen Arbeitsgemeinschaft“ an, die im Gegensatz zu den nationalistischen deutschen Parteien stand und sich um eine Zusammenarbeit mit tschech. Parteien und der Regierung bemühte. M. stand über den Sekretär der Präsidialkanzlei in persönlichem Kontakt zu Staatspräsident Masaryk und wurde dem „Burg“-Kreis, dem informellen Herrschaftszentrum der Republik, zugerechnet Nachdem die nationale Koalition der tschech. und slowak. Parteien wegen der Agrarzölle und der Priesterbesoldung zerbrochen war, traten mit M. als Justizminister im dritten Kabinett Švehla (12.10.1926-1.2.1929) und mit Franz Spina (Bund der Landwirte) als Arbeitsminister erstmals seit Gründung der ČSR Deutsche in eine Regierung ein. M. übte dieses Amt bis Dezember 1929 aus und setzte sich für Deutsch als Sprache vor Gericht ein.

    In seiner Partei, die seit 1929 nicht mehr im Kabinett vertreten war, befürwortete M. weiterhin eine regierungsfreundliche Politik. Von Zeitgenossen wurde er als eher blaß, wenig energisch und ohne politisches Charisma beschrieben und wegen seiner Kontakte zu tschech. Politikern häufig angegriffen. M. bekämpfte die aufkommende Henlein-Bewegung wegen ihrer antidemokratischen Einstellung und lehnte auch in seiner Partei eine Zusammenarbeit mit dieser Bewegung konsequent ab. Während der Protektoratszeit lebte er zurückgezogen in Prag. Nach dem 2. Weltkrieg konnte er aufgrund der Intervention des Staatspräsidenten Beneš als einer von wenigen Deutschen bis zu seinem Lebensende in Prag – mit tschechoslowak. Staatsbürgerschaft und staatlicher Pension – verbleiben.|

  • Auszeichnungen

    Dr. iur. h. c. (Padua 1921).

  • Werke

    u. a. Die Condictio d. röm. Privatrechtes, 1900;
    Der Bereicherungsanspruch d. dt. bürgerl. Rechtes, 1903;
    Die Auslobung, Eine Zivilist. Unters., 1905;
    Zur Frage d. Revision d. österr. allg. bürgerl. Gesetzbuches, 1906;
    Betrachtungen üb. d. Revisionsentwurf, 1908;
    Entwicklungen u. Rückschläge in d. Rechtsgesch., 1909;
    Röm Rechtsgesch., 7 Bde., 1912 f. (span. 1930 f., ²1941);
    Lehrbuch d. Bürgerl. Rechtes, 2 Bde., 1922 f. (tschech. 1922-24, ²1929);
    Das allg. bürgerl. Gesetzbuch [f. d. Tschechoslow. Republik], Nach d. Stande d. Gesetzgebung bis z. 15.2.1931 bearb., 1931;
    Weg u. Ziele d. sudetendt. Pol., 1934;
    Politika, in: Němci v Čéskoslovenské republice o sobě (Die Deutschen in d. ČSR üb. sich selbst), 1937, S. 28-40. – Zahlr. Aufsätze in jur. Fachzss. u. dt. Prager Tages- od. Wochenztgg. – Hrsg.: Das bürgerl. Recht, 3 Bde., 1905-07;
    P. F. Girard, Gesch. u. System d. röm. Rechtes (Übers. u. kommentiert), 1908;
    Vocabularium codicis Iustiniani, I: Pars Latina, II: Pars Graeca, 1923-25;
    Urheber- u. Verlagsrecht mit kurzen Erläuterungen, 1927.

  • Literatur

    H. Schütz, in: Lb. z. Gesch. d. böhm. Länder IV, 1981, S. 265-86 (P);
    ders., Die Dt. Christlichsoziale Volkspartei in d. Ersten Tschechoslowak. Republik, in: K. Bosl (Hrsg.), Die Erste Tschechoslowak. Republik als multinat. Parteienstaat, 1979, S. 271-90;
    J. W. Brügel, Tschechen u. Deutsche 1918–38, 1967;
    F. Wertheimer, Von dt. Parteien u. Parteiführern im Ausland, 1927, S. 128 f.;
    J. César u. B. Černý, Politika německých buržoazních stran v Československu v letech 1918-38 (Die Pol. d. dt. bürgerlichen Parteien in d. Tschechoslowakei 1918–38), 2 Bde., 1962;
    dies., The Policy of German Activist Parties in Czechoslovakia in 1918-38, in: Historica 6, 1963, S. 239-81;
    Biogr. Lex. z. Gesch. d. böhm. Länder II, 1984;
    ÖBL. – Biogr. Slg. d. Collegium Carolinum (München) u. Auskünfte d. Fam. Mayr-Harting (Wien).

  • Porträts

    in: Deset let Československé republiky (10 J. Tschechoslowak. Republik), Bd. 1, 1928, S. 447, u. in: Lb. z. Gesch. d. böhm. Länder (s. L).

  • Autor/in

    Robert Luft
  • Zitierweise

    Luft, Robert, "Mayr-Harting, Robert Ritter von" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 570-571 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116973706.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA