Lebensdaten
1845 – 1912
Geburtsort
Piesau (Thüringen)
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Kunstglasbläser ; Hersteller von Röntgenröhren
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 12840566X | OGND | VIAF: 42888536
Namensvarianten
  • Müller, Carl Heinrich Florenz
  • Müller, Carl H. F.
  • Müller, C. H. F.
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Zitierweise

Müller, Carl Heinrich Florenz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd12840566X.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Die Glasmacherfam. ist seit 1567 in Thüringen nachweisbar, zunächst in Langenbach b. Schleusingen. 1595 gründete Christoph M. gemeinsam mit Hans Greiner d. Glashütte in Lauscha. – V Johann Christian Gustav (1817–1901), Lampenbläser in P., S d. Johann Nikolaus (1767–1819), Glasmeister in P., u. d. Johanna Elisabeth Wilhelmine Müller (1745–1818);
    M Johanna Elisabeth (1824–88), T d. Scheibentafelmachers Johann Nikolaus Rostin u. d. Johanna Katharina Margaretha Grosin, beide in Spechtsbrunn (Thüringen);
    Hamburg 1866 Emma Maria Ludowicke (1844–64) aus Dorum Kr. Wesermünde;
    1 S, 2 T.

  • Biographie

    M. erlernte das heimische Glasmacherhandwerk und übersiedelte 1863 nach Hamburg, wo er bei dem ebenfalls aus der Lauschaer Region stammenden Glasbläser C. P. Greiner arbeitete, der sich auf die Herstellung medizinischer und wissenschaftlicher Geräte spezialisiert hatte. 1865 gründete M. eine eigene Werkstatt und fertigte zunächst künstlerisch gestaltete Hohlgläser. Seine Spezialität waren Imitationen von venezian. Flügelgläsern des 16. und 17. Jh., für die er 1876 auf einer Ausstellung von Hamburger Industrieerzeugnissen mit einer Silbermedaille ausgezeichnet wurde. 1874 erfolgte die Einbürgerung M.s in Hamburg sowie der Eintrag seines Betriebes ins Handelsregister.

    1873 begann er mit der Fertigung von Glasgeräten für wissenschaftliche und technische Anwendungen, die Herstellung von Ziergläsern trat in den Hintergrund und spielte seit den späten 1880er Jahren keine Rolle mehr. Schon 1882, ein Jahr nachdem Edison seine Erfindung in Europa bekannt gemacht hatte, fertigte M. die vermutlich ersten und über Jahre hinaus anerkannt besten Glühlampen in Deutschland. Zur Versorgung seiner eigenen und der benachbarten Räumlichkeiten im Hamburger Stadtteil St. Georg mit elektrischem Strom errichtete er eine eigene Blockstation. Auf der Hamburger Gewerbe-Ausstellung 1889 erhielt er für seine Produkte eine Goldmedaille. Seit 1874 hatte sich M. mit der Fertigung elektrischer Gasentladungsröhren nach Geißler, Crookes und Hittorf beschäftigt. Als W. C. Röntgen im Dezember 1895 die erste Abhandlung über die von ihm entdeckten X-Strahlen veröffentlichte, versuchte M. unverzüglich, entsprechende Röhren zu fertigen. Dies brachte ihn in Kontakt mit den Hamburger Physikern Bernhard Walter und Xaver Voller vom Physikalischen Staatsinstitut sowie mit den Ärzten Hermann Gocht, Gustav Opitz (beide vom Allgemeinen Krankenhaus Hamburg-Eppendorf) und Heinrich-Ernst Albers-Schönberg. Es entwickelte sich eine fruchtbare Zusammenarbeit, die schon nach wenigen Wochen das erste greifbare Ergebnis zeigte: Im März 1896 wurde die erste Röntgeneinrichtung am Krankenhaus Eppendorf in Betrieb genommen; sie war mit einer Röhre M.s ausgestattet. Seine reichen Erfahrungen in der Glasbläserei und der Hochvakuumtechnik und seine begeisterte und zupackende Arbeitsweise sicherten M. einen großen Vorsprung bei der Herstellung von Röntgenröhren. Unmittelbar nach Röntgens zweiter Mitteilung im März 1896 baute er Focusröhren, die scharfe Aufnahmen von größerem Format ermöglichten. 1899 erhielt er das deutsche Reichspatent Nr. 113 430 auf eine Röntgenröhre mit wassergekühlter Anode, 1901 wurde er von der Londoner „Röntgen Society“ mit der Goldmedaille für die beste Röntgenröhre für Aufnahme und Durchleuchtung ausgezeichnet. M.s Unternehmen prosperierte, er selbst mußte sich jedoch aufgrund erheblicher strahlenbedingter Gesundheitsprobleme bereits 1904 von der Leitung des Betriebs zurückziehen. Die Firma CHF Müller (seit 1867 unter diesem Namen bestehend) schloß sich 1927 mit der niederländ. Philips GmbH zusammen und existiert unter deren Dach bis heute, bis 1988 firmierte sie unter dem Namen des Firmengründers.

  • Literatur

    H. Gocht, Die Gründung d. chirurg. Röntgeninst, am Allg. Krankenhause Hamburg-Eppendorf, in: Btrr. z. klin. Chirurgie 92, 1914, S. 776;
    K. Walther, C. H. F. M. zu seinem 50. Todestag, in: Röntgen- u. Laboratoriumspraxis 12, 1962, S. 217;
    H. Ricke, Lampengeblasenes Glas d. Historismus, Die Hamburger Werkstatt C. H. F. M., in: Journal of Glass Studies 20, 1978, S. 45;
    W. Fehr, C. H. F. M. … mit Röntgen begann d. Zukunft, Überliefertes u. Erlebtes, 1981.

  • Autor/in

    Anita Kuisle
  • Zitierweise

    Kuisle, Anita, "Müller, Carl Heinrich Florenz" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 444 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12840566X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA