Lebensdaten
1608 – 1667
Geburtsort
Nübel bei Sonderburg
Sterbeort
Kopenhagen
Beruf/Funktion
Dichter
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 121448231 | OGND | VIAF: 122143076
Namensvarianten
  • Lund, Zacharias
  • Lund, Zacharias, Lyriker und Dramatiker, Bibliothekar, Lehrer
  • Lundius, Zacharias
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Zitierweise

Lund, Zacharias, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121448231.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jürgen (1574–1641), Pastor in N., S d. Pastors Jens in Düppel (Dybbøl);
    M Salome, T d. Zacharias Widing od. Witte (1560–1601), Pastor in N.; ledig.

  • Biographie

    L. schlug zunächst die Laufbahn eines Theologen ein: Lateinschule in Sonderburg, 1625 Johanneum und Akademisches Gymnasium in Hamburg, 1630 Univ. Wittenberg, 1632 Hauslehrer auf dem Gut Lütjenhorn b. Niebüll, 1634 Hauslehrer in Hamburg; eine geplante Fortsetzung des Studiums in den Niederlanden war ihm aus Geldmangel nicht möglich. Während des zweiten Aufenthalts in Hamburg verdrängten literarische und philologische Interessen das ursprüngliche Berufsziel, obwohl es für sie außerhalb der Universitäten kaum Berufschancen gab. 1636 wurde L. durch einen Freund als Hofmeister für den Sohn des dän. Rentmeisters J. Vind nach Kopenhagen geholt. Mit ihm ging er 1639 auf die Ritterakademie Sorö und 1641-44 auf eine Kavalierstour nach England, Frankreich, Italien, wo er mit Kaspar Schoppe in Padua Freundschaft schloß, und den Niederlanden, wo er Daniel Heinsius kennenlernte. Da Vind 1644 starb, zerschlugen sich L.s Hoffnungen auf eine Anstellung im Staatsdienst. 1646 wurde er Rektor der Schule von Herlufsholm auf der Insel Seeland und erwarb im folgenden Jahr den dafür erforderlichen Magistertitel in Kopenhagen. 1654 stellte ihn der Reichsrat J. Seefeld in Ringsted für seine Büchersammlung – die wohl größte private in Dänemark – als Bibliothekar an, 1657 gelang ihm endlich der Eintritt in den Staatsdienst: L. wurde in der Dän. Kanzlei in Kopenhagen mit der Dechiffrierung von Geheimkorrespondenzen betraut, einer Spezialaufgabe, für die man offenbar gerade Philologen brauchen konnte. Nach dem Staatsstreich von 1660, der die absolutistische Regierungsordnung durchsetzte, war L. auch an den Verhören im Hochverratsprozeß gegen den früheren Reichshofmeister Ulfeldt beteiligt.

    Während seiner Hamburger Schulzeit war L. in die literarische Kultur des Späthumanismus hineingewachsen und hatte selbst Gedichte zu schreiben begonnen, die er 1634 als „Poematum juvenilium libri IV“ veröffentlichte. Aus demselben Kreis von Lehrern und Freunden sowie aus dem starken kulturellen Einfluß der Niederlande kam wahrscheinlich die Anregung, die in Wittenberg durch August Buchner noch verstärkt worden sein dürfte, auch in deutscher Sprache zu dichten. L. eignete sich die neuen Kunstformen, vor allem die Schriften von Opitz, an und schrieb um 1630 eine noch recht unbeholfene, ungedruckt gebliebene Übersetzung eines Schäferspiels, einen Band „Allerhand artige Deutsche Gedichte“ (1636), mit dem er sich als Vertreter der ersten Generation der Barockdichter einen Namen machte, und etwa in derselben Zeit ein Drama mit biblischem Stoff: „Zedechias“, die Bearbeitung einer niederländ. Vorlage. Es war das erste barocke Trauerspiel in Deutschland, blieb aber unveröffentlicht. Nach seiner Übersiedelung nach Kopenhagen kehrte L. wieder zur neulat. Dichtung und zur Philologie zurück. Weder die umfangreiche Sammlung „Poemata latina“ noch seine kommentierten Ausgaben antiker und mittellateinischer Autoren konnte er zum Druck bringen. Der größte Teil seiner nachgelassenen|Handschriften kam im 18. Jh. in die Königl. Bibliothek Kopenhagen.

  • Literatur

    ADB 19;
    G. L. Wad, Meddelelser om Rektorerne paa Herlufsholm, 1878, S. 140-53;
    U. Moerke, Die Anfänge d. weltl. Barocklyrik in Schleswig-Holstein, 1972, S. 133-202;
    A. Harper, Leipzig poetry after Paul Fleming, in: Daphnis 5, 1976, S. 145-70;
    Goedeke III;
    Dansk Biogr. Leks. IX, ³1981;
    Kosch, Lit.-Lex.;
    eigene Archivstudien.

  • Autor/in

    Dieter Lohmeier
  • Zitierweise

    Lohmeier, Dieter, "Lund, Zacharias" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 520-521 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121448231.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Lund: Zacharias L., Dichter, geb. am 5. Aprils 1608 zu Nübel in der Schleswigschen Landschaft Sundewitt als Sohn des dortigen Predigers Georg L.; seine Mutter war eine Tochter des Pastors Zacharias Widing (Jöcher IV. 1949). Er besuchte das Hamburger Gymnasium, studirte in Königsberg (?), Leipzig, Wittenberg ("Das edle Wittenberg, mein allerliebste Buhle") Theologie und schöne Wissenschaften, Buchnern tief verpflichtet (Poem. juv. F 5), ward, durch die Unruhen aus Sachsen heimgetrieben, Hofmeister des jungen Johann von Wisch (Vorr. zu Eleg. l. I), promovirte 1647 in Kopenhagen, wirkte als Rector des Gymnasiums zu Herlufsholm, dann, ein gelehrter Bücherfreund, als Bibliothekar des Reichsrathes Seeseld, endlich nach manchen Nöthen als königlich dänischer Secretär und starb unverheirathet zu Kopenhagen am 8. Juni 1667, viele Arbeiten poetischen (lateinisch und deutsch, auch griechisch), theologischen, philologischen (z. B. zu Hesiod) Inhalts hinterlassend. So sind eine Satyra latine, ein Ἀρίων, ein Zedekias seu Tragoedia de excidio Hierosolymae Germanica, eine Comoedia Germanica ungedruckt geblieben. Auch sein Bruder, Pastor Joh. Lund, dichtete.

    Er veröffentlichte zwei Sammlungen von Jugendgedichten: „Zachariae Lundii Cimbri, Poematum juvenilium libri IV. Anno 1635. Hamburgi, ex officina Typ. Henrici Werneri, sumptibus Zachariae Hertelii Bibliopolae Hamburgensis“. 12 + 116 S. 12°, reich an antiken Anklängen, wohllautend, erlebten Inhalts. Die Elegien schildern die Jagd, Wittenberger Symposia, wenden sich heiter und ernst an die Freunde, die er vor Paris warnt oder Eobanisch zu Martinalien ruft, erzählen von Krankheit und Weltmüdigkeit, vom Plan einer Reise nach Leyden und klagen nicht ohne Lebhaftigkeit und eine bald discrete bald unververhülltere Sinnlichkeit, die aber mehr den römischen Elegikern verdankt wird, seine Liebe zu Charinta. Er entsagt dem Amor nach schmerzlichen Enttäuschungen ganz (2, 8 f.). Die Silvae enthalten Sinngedichte an Charinta in Nachahmung Catull's, kleine Gelegenheitsgedichte, anagrammatische Spielereien, Invectiven in Skazonten, Geistliches in reimlosen Hymnenstrophen; alles sehr unbedeutend. Man bemerkt außer einer Uebersetzung aus Guarini stille Anleihen bei Horaz. Die 100 Epigrammata der Sammlung (Epigrammata auch 1643), Buchner gewidmet, sind leere Nachahmungen Martials und Owens; besser manche der deutschen. — „Zachariae Lundii Allerhand artige Deutsche Gedichte, Poëmata, Sampt einer zu End angehengter Probe außerlesener, scharffsinniger, kluger, Hoff- und Schertzreden, Apophthegmata, genant. Leipzig, In Verlegung Gottfried Grossens, Buchhändlers daselbst. Gedruckt bey Johann Albrecht Mintzeln. Im Jahr 1636“. 18 u. 164 S. 4°. Der mittelmäßige, in der Vorrede deutschthümelnde Nachahmer stellt Opitz, Venator, Buchner am höchsten, will selbst nur zu den Dichtern zweiten Rangs zählen und bekennt vieles zur Uebung aus andern Sprachen (französisch, holländisch, italienisch) genommen zu haben. Die Lyrik der Plejade ist ihm geläufig. Er übersetzt z. B. aus Du Bellay ein Sonett. Auf Joh. Secundus weist der sinnliche „Kuß“ S. 40 ff. Auf D. Heinsius die erste Nummer „Lobgesang ... Jesu Christi“, Alexandriner, von Arien unterbrochen; vgl. die italianisirenden Arien aus dem Schäferspiel Dieromene S. 70 ff. Auch aus Fleming hat er bewußt oder unbewußt einiges entlehnt; vgl. S. 64, 113. Gelegenheitsgedichte überwiegen, besonders Epithalamia. Selten ein Zötchen (S. 19), viel Mythologie, die nur mit humoristischer Wendung S. 92 erträglich ist. Schwulst (S. 77 f.) neben öder Trockenheit, die auch seiner geringen eigentlichen Liebeslyrik anhaftet. Gelegentlich ein flotterer Ton (Variatio delectat S. 51 ff.) und statt fortlaufender Alexandriner oder sehr schmuckloser Strophen manchmal flinke Kurzzeilen (S. 25, 43, 88). Er liebt den Refrain. Einmal drechselt er ein Gespräch zwischen Cavallier und Dama, Verspaar um Verspaar (S. 40 ff.). Seine Naturschilderung ist eclogenmäßig wie die der Neulateiner des 16. Jahrhunderts. Aber in „Dafnis Hochzeit-Gedicht“ S. 102 ff. paart sich die Renaissancemanier mit niedersächsisch bäuerlichem Realismus, und man hat oft den Eindruck, daß er Frischeres hätte leisten können. Seine meisten Scherzgedichte sind mühsam; besonders abgeschmackt — nach dem Italienischen? — S. 116 ff. „Lob eines Höckers“. Die Form steht unter dem Einfluß Opitzens und Buchner's, entbehrt aber noch der Strenge. Apokope und Synkope, versetzte Betonung, Hiatus, unreiner Reim begegnen häufig. Er gestattet sich Freiheiten in der Flexion und räumt dem Mundartlichen große Rechte ein. Anaphorische Aufzählungen, Häufungen (S. 122, 125), künstliche Antithesen — aber S. 43 eine volksmäßige Priamel — sind ihm lieb. Die Sammlung ist eingeleitet durch ein hübsches Gedicht seines Hamburger Busenfreundes Vincenz Fabricius an Buchner; S. 128 ff. liest man ein schwaches „Fastnacht-Geschwätz“ von Joachim Petersen und holländische Verse von V. Fabricius; S. 141 ff, „Deutsche Apophthegmata. An den Ehrendesten und Hochgelarten Herrn Julius Wilhelm Zincgrefen, der Rechten Doctorn": sie sind „mehr aus heutigen täglichen Gesprächen, als aus den Büchern gesucht“.

    • Literatur

      Sehr gelobt von Borrich, auch von Morhof wegen seiner gewandten lateinischen Versification; von Morhof, Neumeister etc. gescholten wegen seiner rauhen deutschen Gedichte. Moller. Cimbria literata I, 369 ff.

  • Autor/in

    Erich , Schmidt.
  • Zitierweise

    Schmidt, Erich, "Lund, Zacharias" in: Allgemeine Deutsche Biographie 19 (1884), S. 635-636 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121448231.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA