Lebensdaten
um 1380 – 1443 oder 1444
Geburtsort
Soest
Beruf/Funktion
Hansekaufmann
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 137959389 | OGND | VIAF: 86119920
Namensvarianten
  • Lunen, Hans von
  • Lunen, Johann von
  • Lunen, Hans von
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Zitierweise

Lunen, Johann von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137959389.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Dietrich (gen. 1381-1436), Bgm. u. Ratsherr in S., 1402/03 Mitbegr. d. Marienkapelle auf d. Neuen Friedhof vor S., aus e. seit 1232 in S. nachweisbaren Patrizierfam., die auch in Dortmund vorkommt u. wahrsch. eines Stammes war mit d. ratsmäßigen Familien von Lune in Lübeck (auch Danzig u. Schwerin) u. in Riga (d. EB Johann v. Riga, 1273–84, entstammte);
    M N. N.;
    B Dietrich d. J. (1418–44), Bgm. in S., verschwägert mit Bgm. Arnd Schotte (1420–38);
    - Druytgin aus Köln (erw. 1436-46), Verwandte d. Kölner Patriziers Johann Sudermann;
    K.

  • Biographie

    L. trat frühestens 1408 der preußisch-hansischen Gesellschaft Falbrecht-Morser-Rosenfeld bei, aus der er aber schon 1415, bereits vor dem Höhepunkt in der Entwicklung dieser bedeutenden, bis 1437 existierenden Firma wieder austrat. Der Gesellschaft gehörten außer L. die Thorner Kaufleute Johann ( 1437) und Jakob Falbrecht, David Rosenfeld, Claus v. d. Linden und Witich v. d. Pforten, der Danziger Witich Morser und der Posener Nikolaus Stroßberg an. Die Beteiligung L.s mag sich aus verwandtschaftlichen Beziehungen nach Thorn ergeben haben, da viele Thorner Patrizierfamilien ursprünglich aus Soest stammten. Die Firma unterhielt Handelsbeziehungen bis nach Venedig, Frankreich, Flandern, Schweden und Äthiopien. Durch ihren führenden Vertreter, den ehemaligen Deutschordens-Lieger Johann Falbrecht, war sie am ungarischen Kupferbergbau, ja an der Münzwirtschaft unter Sigmund von Luxemburg beteiligt. Außerdem trat sie als Bankhaus in Erscheinung. So schloß sie sich mit Finanzleuten aus Ofen und Breslau zu einem Konsortium zusammen, das nach 1412 das Geld für die Tilgung der Schulden des Deutschen Ordens nach der Niederlage von Tannenberg aufbrachte. Die Verlegung der Falbrecht-Gesellschaft von Thorn nach Breslau scheint L. noch mitvollzogen zu haben, da er noch 1418 durch den Soester Herman Hermede Außenstände in Breslau eintreiben ließ. Die Gründe für sein Ausscheiden aus der Firma sind unbekannt.

    1422 betrieb L. seine Einbürgerung in Köln. Undeutlich bleibt, welchen Tätigkeiten er zwischen 1415 und 1422 nachgegangen ist. Unserem Wissen über die berufliche Mobilität von Angehörigen bürgerlicher Oberschichten würde eine Gleichsetzung mit Johann von Lünen genant Schutte, der 1418 im Solddienst der Stadt Köln stand, nicht widersprechen. Für die Identität mit dem (Büchsen-?) Schützen spricht, daß L. sich später ausdrücklich den Titel Knappe beilegte. In dieselbe Richtung geht die Erwähnung L.s als Diener des dän. Hauptmanns auf Wiborg 1422. Da dieser Befugnisse über die Kaufmannsniederlassungen in Novgorod erstrebte und L. 1424 selbst über Reval nach Novgorod Handel mit Tuchen trieb, scheint hier die Identität besser gesichert zu sein.

    In Köln trat L. der Gaffel Eisenmarkt bei und gründete zusammen mit Gerhard v. d. Hosen, Johann v. Roide, Thomas Dagerat, Daniel Heydehan, Olof v. Husen, Konrad Wolfart und Nickel Byan eine Handelsgesellschaft, die Tuche nach Böhmen vertrieb. Es zeugt für das hohe Rechtswertgefühl, aber auch für das Selbstbewußtsein des Kaufmanns L., daß er 1431 versuchte, Kaiser Sigmund wegen erlittener Schädigung in der Niederlausitz vor die Feme zu zitieren. Als der Kaiser daraufhin gegen ihn vorgehen wollte, entzog er sich seinem Zugriff durch die Aufgabe des Bürgerrechtes in Köln und ließ sich wieder in Soest nieder. 1437 einigte man sich dahingehend, daß L.s Gesellschaft das Recht erhielt, Kaufmannsware aus den in Reichsacht befindlichen Territorien Friesland, Holland, Seeland, Geldern, Utrecht und Zutphen zu pfänden, was dann zu erbitterten Streitigkeiten mit in ihren Geschäftsbeziehungen gestörten Kölner Kaufleuten führte. Erfolgreiche Handelsgeschäfte ermöglichten es L., auch Geldverleih zu betreiben. So streckte er dem Kölner EB Dietrich v. Mors 3 000 schwere Rh. Gulden vor. Die letzten Lebensjahre L.s wurden überschattet durch den noch andauernden Prozeß wegen der Beschlagnahmung niederländ. Ware, der inzwischen beim königl. Hofgericht anhängig war, sowie durch den Rechtsstreit der Stadt Köln gegen den Pferde- und Tuchhändler Johann v. Nuyss, in den L. und seine Frau als Bürgen verwickelt waren. Er erlebte das Ende beider Prozesse nicht. Wenn er mit dem in einem Lübecker Nekrolog genannten Hans von Lünen identisch ist, wäre er am 21.12.1443 auf einer Geschäftsreise in Lübeck gestorben und in der dortigen Marienkirche beigesetzt worden.

  • Literatur

    B. U. Hucker, Der Köln-Soester Femhändler J. v. L. (1415-43) u. d. hans. Gesellschaften Falbrecht & Co. u. v. d. Hosen & Co., in: Soest, Stadt - Territorium - Reich, Festschr. z. 100j. Bestehen d. Ver. f. Gesch. u. Heimatpflege Soest, 1981, S. 383-421;
    W. v. Stromer, Die ausländ. Kammergrafen d. Stephanskrone unter d. Königen a. d. Häusern Anjou, Luxemburg u. Habsburg - Exponenten d. Großkapitals, in: Hamburger Btrr. z. Numismatik H. 27/29, 1973/75 (ersch. 1982), S. 85-106, hier S. 95-97 (zum Falbrecht-Konzern);
    W.-H. Deus, Die Herren v. Soest, Die Stadtvfg. im Spiegel d. Ratswahlbuches v. 1417-1751, 1955 (zu Ratsherren u. Bürgermeistern aus d. Familien v. Lunen u. Schotte).

  • Autor/in

    Bernd Ulrich Hucker
  • Zitierweise

    Hucker, Bernd Ulrich, "Lunen, Johann von" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 521-522 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137959389.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA