Lebensdaten
1878 – 1966
Geburtsort
Rom
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Phonetiker
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 120639718 | OGND | VIAF: 34548330
Namensvarianten
  • Panconcelli-Calzia, Giulio
  • Calzia, Giulio Panconcelli-
  • Panconcelli-Calzia, G.
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Zitierweise

Panconcelli-Calzia, Giulio, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd120639718.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Giacomo Calzia (1832–99), aus Villa Viani (Prov. Porto Maurizio, Italien), Angest. in R., S d. Luigi (1789–1866), aus Villaguardia (Italien) u. d. Giulia Arrigo (1788–1878), aus Villaguardia;
    M Giulia (1854–1920), aus Modigliana (Prov. Florenz), T d. Ridolfo Panconcelli (* 1828), aus Florenz, u. d. Catherina Meozzi (* 1838), aus Florenz;
    1) Marburg 1910 Maria Anna, T d. Justus Müller (* 1833), Bäckermstr., u. d. N. N. Böddecke (* 1818), 2) Hamburg-Eimsbüttel 1950 Lucie ( 1] N. N. Hasche), Gymnastiklehrerin, T d. Max Eduard Friedrich Christian Hülse u. d. Paula Lucie Säuberlich;
    1 S aus 2) Lutz (* 1941), Dr. med., Ophthalmologe in H.;
    E Paco (* 1973), Kunsthist. in Münster.

  • Biographie

    Nach dem Abitur 1896 in Rom begann P. zunächst ein Studium der Forstwirtschaft. Aufgrund seiner sprachlichen Begabung wandte er sich jedoch bald der Philologie zu und studierte 1897/98 an der Univ. Rom oriental. Sprachen, besonders Arabisch. 1898 ging er nach Deutschland und arbeitete als Sprachlehrer an der Berlitz-School in Kassel. 1900 studierte er in Marburg bei dem Romanisten Eduard Koschwitz und dem Anglisten Wilhelm Viëtor. Im Winter 1900/01 setzte er sein Studium in Göttingen, anschließend in Berlin fort. Im Sommersemester 1902 hörte er dort bei dem Physiologen Paul Schultz die Vorlesung „Physiologie der Stimme und Sprache“, die für seinen Lebensweg bestimmend werden sollte. Nachdem P. wegen|Nichtanerkennung seines ital. Abiturs an mehreren deutschen Universitäten nicht zur Promotion zugelassen worden war, wechselte er Ende 1902 nach Paris, um bei Abbé Pierre-Jean Rousselot (1846–1924) Experimentalphonetik zu studieren. An der Sorbonne wurde P. 1904 mit der Arbeit „De la nasalité en italien“ promoviert. Er wurde Assistent bei Rousselot, erlitt aber bald wegen materieller Schwierigkeiten einen körperlichen Zusammenbruch und kehrte 1905 nach Deutschland zurück. In Frankfurt/M. lernte er 1906 den Phonetiker Hermann Gutzmann (sen.) kennen. Nach einer Tätigkeit als Lektor für Italienisch an der Univ. Marburg trat 1910 die entscheidende Lebenswende ein. Der Afrikanist Carl Meinhof (1857–1944) gliederte dem Kolonialinstitut in Hamburg ein Phonetisches Laboratorium an und gewann dafür P. als wissenschaftlichen Hilfsarbeiter für experimentelle Phonetik. 1914 erwarb P. die deutsche Staatsangehörigkeit und wurde zum Assistenten ernannt. Im selben Jahre organisierte er in Hamburg den 1. Internationalen Kongreß für Experimentelle Phonetik. Während des 1. Weltkriegs war P. in einer Station für Kriegsverletzte an einem Hamburger Krankenhaus auf dem Gebiet der pathologischen Phonetik tätig (Prof.-Titel 1917). Nach der Gründung der Univ. Hamburg 1919 wurde das Phonetische Laboratorium zu einem selbständigen Institut. P. habilitierte sich 1920 für das Fach Phonetik und wurde 1922 zum planmäßigen ao. Professor und Direktor des Laboratoriums ernannt. Er wurde zunehmend auf medizinischem und sprachtherapeutischem Gebiet tätig. Im Phonetischen Laboratorium richtete er eine phoniatrische Sprechstunde für Stimm- und Sprachkranke ein. Mit seiner zweiten Ehefrau gründete er 1934 ein Internat für sprechgestörte Kinder. Nach seiner Emeritierung 1947 unterrichtete er an der HNO-Klinik des Universitätskrankenhauses Eppendorf in Hamburg Stimm- und Sprachtherapie. Zu seinen Schülern gehören Otto v. Essen, der P. auf dessen Professur nachfolgte, Martin Kloster-Jensen, Svend Smith, Antti Sovijärvi, Hans-Heinrich Wängler und Eberhard Zwirner.

    P. war ein führender Vertreter der frühen experimentellen Phonetik. Er nahm einen extremen positivistischen Standpunkt ein und versuchte, die Phonetik als einen eigenständigen Zweig der Naturwissenschaften zu etablieren. Jeden Bezug zu strukturellen sprachwissenschaftlichen Kategorien, insbesondere auch zu der seit den 30er Jahren aufkommenden phonologischen Betrachtungsweise, lehnte er rigoros ab. Erst Otto v. Essen (1898- 1983) gelang die Überwindung des Gegensatzes von Phonetik als Natur- und Phonologie als Geisteswissenschaft. Von P.s umfangreichem Werk haben besonders seine Arbeiten zur Wissenschaftsgeschichte der Phonetik dauernden Bestand. Weitere Forschungsgebiete waren die Phonetik einzelner, besonders roman. und afrikan. Sprachen, sowie die Physiologie, Pathologie und Therapie der Stimme und des Sprechens.|

  • Auszeichnungen

    Verdienstkreuz f. Kriegshilfe (1918);
    korr. Mitgl. d. Soc. Italiana di laringologia, d'otologia e di rinologia (1913) u. d. Wiener Laryngolog. Ges. (1924);
    Ehrenmitgl. d. Österr. Ges. f. experimentelle Phonetik (1929), d. Association française pour l'étude de la phonation et du langage (1953), d. Dt. Ges. f. Stimm- u. Sprachheilkde. (1954) u. d. Association phonetique internationale (1956);
    ausw. Mitgl. d. Ac. scientiarum fennica, Helsinki (1952);
    Dr. med. h. c. (Hamburg 1958);
    Gr. BVK (1960).

  • Werke

    Weitere Werke u. a. Experimentelle Phonetik, 1921;
    Die experimentelle Phonetik in ihrer Anwendung auf d. Sprachwiss., 1924;
    Qu.atlas z. Gesch. d. Phonetik, 1940, Nachdr. 1994;
    Gesch.zahlen d. Phonetik, 1941, Nachdr. 1994;
    Die Phonetik d. Aristoteles, 1942;
    Leonardo als Phonetiker, 1943;
    Das AlsOb in d. Phonetik, 1947;
    Phonetik als Naturwiss., 1948;
    3000 J. Stimmforsch., 1961;
    Hg.:
    Vox, Internat. Zbl. f. Experimentelle Phonetik, 1913-36 (Forts. d. 1891 v. A. u. H. Gutzmann gegr. Med.-päd. Mschr. f. d. ges. Sprachheilkde.);
    |

  • Nachlass

    Nachlaß: Inst. f. Phonetik, Allg. Sprachwiss. u. Indogermanistik d. Univ. Hamburg.

  • Literatur

    O. v. Essen, in: Zs. f. Phonetik, Sprachwiss. u. Kommunikationsforsch. 20, 1967, S. 177-79;
    B. Schloßhauer in: Zs. f. Laryngol., Rhinol., Otol. u. ihre Grenzgebiete 46, 1967, 73-78 (P);
    E. Zwirner in: Phonetica 16, 1967, S. 111-15;
    W. Grieger, Führer durch d Schauslg. d. Phonet. Inst. [d. Univ. Hamburg], 1989;
    J.-P. Köster, G. P.-C.s geschichtl.-phonet. Werk, in: ders. (Hg.), Hamburger Phonet. Btrr. 30, 1980, S. 71-85;
    E. W. Selmer, G.P.C. u. d. Hamburger Schule, in: Orbis 6, 1957, S. 236-40;
    H.-H. Wängler, 50 J. Phonet. Laboratorium in Hamburg, ebd. 8, 1959, S. 529-39;
    H. W. Wodarz, Zur Entwicklung d. Phonetik in Dtld., P.-C. u. Menzerath, in: Kominunikationsforsch. u. Phonetik, 1974, S. 183-206;
    Rhdb.;
    J.-P. Köster, in: Lex. Grammaticorum, hg. v. H. Stammerjohann, 1996.

  • Autor/in

    Elmar Ternes
  • Zitierweise

    Ternes, Elmar, "Panconcelli-Calzia, Giulio" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 27-28 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120639718.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA