Lebensdaten
1840 – 1922
Geburtsort
Dresden
Sterbeort
Berlin-Grunewald
Beruf/Funktion
klassischer Philologe ; Archäologe ; Museumsdirektor
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 119512718 | OGND | VIAF: 74664755
Namensvarianten
  • Schöne, Richard Curt Theophilius
  • Schöne, Richard
  • Schöne, Richard Curt Theophilius
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Zitierweise

Schöne, Richard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119512718.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Gottlieb Immanuel (1794–1849), aus Groß-Röhrsdorf b. Radeberg, Dir. e. privaten Mädchenschule in D.;
    M Ulrike (1810–70), aus D., führte Aufsicht in d. Mädchenschule ihres Mannes. T d. Reinhold v. Schierbrand (1769–1817) u. d. Christiane Friederike Tietzen (1783–1832);
    2 Om N. N. v. Schierbrand, beide unterstützten S.s Ausbildung: B Alfred (1836–1918), Prof. d. Klass. Philol. in Kiel, Geh. Reg.rat, D. theol. h. c. (s. DBJ II, Tl.; Bursian-BJ 181, S. 87; O. Baumgarten, Rede z. 10j. Todestag A. S., 1928);
    1) 1869 Cäcilie (1842–70), 2) 1873 Helene (1844–1928, s. Qu), beide T d. Hermann Härtel (1803–75), Verl. in Leipzig (s. NDB VII*; LGB²);
    1 S aus 1) Hermann (1870–1941), Dr. phil., o. Prof. d. Klass. Philol. 1906 in Basel, 1909 in Greifswald, 1916-35 in Münster, Dr. med. h. c. (s. Rhdb.; Kürschner, Gel.-Kal. 1941), 2 S aus 2) Georg (1875–1960), Arzt in B. (s. Qu), Friedrich (1882–1963), Jurist in Lübeck, Landrat (s. Rhdb.; Jeserich/Neuhaus), 3 T aus 2) (1 früh †) Johanna (1878–1920), Bildhauerin in B. (s. P), Clara (1881–1964, Wilhelm P. Zinn, in Lübeck).

  • Biographie

    Nach dem frühen Tod des Vaters erhielt S. 1853 eine Freistelle an der Fürstenschule St. Afra in Meißen (Abitur 1858). In Leipzig studierte er, wie zuvor sein Bruder, Klassische Philologie, Archäologie und Philosophie und wurde 1861 promoviert („Über Platons Protagoras, Ein Btr. z. Lösung d. platon. Frage“). Er begann in Weimar eine zweijährige Lehre bei dem Landschaftsmaler Friedrich Preller d. Ä. (1804–78), dessen „Odyssee-Landschaften“ er 1863 monographisch würdigte. 1863/64 verfaßte S. in Berlin den Lebensbericht des greisen Malers Peter Cornelius (1783–1867) und sammelte Material über Jakob Asmus Carstens (1754–98) und Julius Schnorr v. Carolsfeld (1794–1872). Im Sept. 1864 reiste er mit Friedrich Preller d. J. (1838–1901) nach Italien und lernte in Rom die Stipendiaten des Dt. Archäologischen Instituts (DAI), Reinhard Kekulé (1839–1911) und Otto Benndorf (1838–1907), kennen, mit denen er Forschungsreisen bis nach Sizilien unternahm. Trotz intensiver Kontakte zu dt. Künstlern in Rom entschied sich S. für die wissenschaftliche Laufbahn und veröffentlichte zahlreiche Aufsätze zu archäologischen und philologischen Themen. Im Sept. 1867 fuhr er mit den beiden Freunden über Smyrna und Ephesos nach Athen zur Aufnahme attischer Reliefs und der Inschriften am Erechtheion. 1868 wieder in Rom, bearbeitete er die Antiken des Museo Bocchi in Adria (gedr. 1878). 1868 kehrte S. nach Berlin zurück und verfaßte seine Habilitationsschrift „Questionum Pompeianarum Specimen“ zu den Thermen in Pompeji und Stabiae. 1869 zum ao. Professor für Archäologie in Halle berufen, lehrte er seit April 1869 Altertumswissenschaft einschließlich der Philologie, Epigraphik und Geschichte von der griech. bis in spätantike Zeit. Kronprinz Friedrich Wilhelm als Protektor der Kgl. Museen berief S. auf Empfehlung von Gustav Freytag zum Kunstreferenten beim preuß. Kultusministerium. Als erstes nahm S. eine Neuordnung der Akademie der Künste, der Hochschule für Musik und der Kunst- und Gewerkschule in Berlin, sodann der Kunstakademien in Kassel, Düsseldorf, Königsberg und Breslau vor. Er förderte den Ausbau der Landesmuseen in Kassel, Wiesbaden, Bonn und Trier und stärkte ihre wissenschaftliche Ausrichtung. 1877 entwarf S. ein neues Statut für die kgl. Museen, das nach dem Vorbild des British Museum den Direktoren größere Verantwortung bei Erwerbung, Präsentation und Publikation der Sammlungen übertrug. Er setzte die Berufung bedeutender Wissenschaftler als Direktoren und Kustoden durch und unterstützte die Grabungen in Olympia und Pergamon. 1880 ernannte ihn Ks. Wilhelm I. zum Generaldirektor – der erste Bürgerliche und Wissenschaftler, bis heute der einzige Archäologe in diesem Amt –, zugleich blieb S. Ministerialreferent für Museumsangelegenheiten. Unter seiner Leitung wuchsen die Museen von sechs auf 17 Abteilungen in vier neuen Gebäuden an und erlangten Weltrang, indem bedeutende Sammlungen (u. a. Hamilton, Marlborough, Sabouroff, Schliemann) erworben werden konnten und Ausgrabungen in Kleinasien, Ägypten, Syrien oder Mesopotamien sowie ethnologische Forschungsreisen begonnen wurden. S. gründete 1880 das Jahrbuch der Kgl. Preuß. Kunstsammlungen und gab 1880 die Festschrift zum 50jährigen Bestehen der Kgl. Museen heraus; neben Bestandskatalogen erschienen auch Kurzführer; die lange geforderte Beschriftung der Objekte sowie regelmäßige öffentliche Führungen und Vorträge, längere Öffnungszeiten und freier Eintritt erhöhten die Besucherzahlen. Nach der Eröffnung des Kunstgewerbemuseums 1881 und des Museums für Völkerkunde 1886 plante S. den Ausbau der Museumsinsel: Südlich der Stadtbahn entstand für die pergamenischen Funde ein Provisorium (1901), nördlich das Ks.-Friedrich-Museum (1904). Nachdem schon 1885 Personalfragen sowie die Planung eines Neubaus für die Gipsabgüsse aus dem überfüllten Neuen Museum zum Streit mit Friedrich Althoff (1839–1908) geführt hatten, schwand S.s Einfluß in Ministerium und Kaiserhaus zugunsten von Althoff und Wilhelm Bode (1845–1929). Als ihm 1903 die Zuständigkeit für die Provinzialmuseen entzogen wurde und sich 1905 gleiches für die Nationalgalerie anbahnte, reichte S. 1905 seinen Abschied ein. Das Vierteljahrhundert seiner Ägide unter sechs Kultusministern war von entscheidender Bedeutung für den Aufbau der führenden, nationalrepräsentativen Stellung der Kgl. Museen zu Berlin. Während seiner letzten Jahre lebte S. zurückgezogen und setzte seine philologischen Studien fort, besonders die Edition griech. und lat. Quellentexte.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Zentraldirektion d. DAI (1874–1911);
    preuß. WGR (1897);
    Vors. bzw. Ehrenvors. d. Archäolog. Ges. zu Berlin (1897–1901 bzw. seit 1901);
    Ehrenmitgl. d. Preuß. Ak. d. Wiss. (1899), d. Preuß. Ak. d. Künste (1901) u. d. Dt. Orient-Ges. (1905);
    Roter Adlerorden (1883);
    R.-S.-Ges. f. Mus.gesch. (FU Berlin 1994).

  • Werke

    Weitere W Die antiken Bildwerke d. lateranens. Mus., 1867 (mit O. Benndorf);
    Griech. Reliefs aus athen. Slgg., 1872 (mit eigenen Zeichnungen);
    vollst. W-Verz. v. E. Zinn, in: Pallat/Rave (s. L), S. 398-405;
    Teilnachlaß:
    DAI, Berlin;
    Staatl. Museen zu Berlin, Zentralarchiv IV (Notizen z. Fam.gesch., diktiert v. R. S., März 1917, aulgeschrieben v. Helene Schöne, masch.;
    Erinnerung an unseren Vater R. S. [1840-1922] v. Georg Schöne, T. I, 1938/39, u. T. II 1944/45, beide masch.):|

  • Quellen

    Qu W. v. Bode, Mein Leben, hg. v. T. W. Gaehtgens u. B. Paul. 2 Bde., 1997.

  • Literatur

    W. Waetzoldt, Die Staatl. Museen zu Berlin 1830-1930, in: Jb. d. Preuß. Kunstslgg. 51, 1930, S. 198;
    L. Pallat, R. S., Gen.dir. d. Kgl. Museen zu Berlin. Ein Btr. z. Gesch. d. preuß. Kunstverw. 1872-1905, hg. v. P. ü. Rave, 1959 (W, L, P);
    G. Platz-Horster, Zur Gesch. d. Berliner Gipsslg., in: Berlin u. d. Antike, Aufss., hg. v. W. Arenhövel u. G. Schreiber, II, 1979, S. 283-87;
    St. Waetzoldt, Mus, pol., R. S. u. Wilhelm v. Bode, in: Kunstverw., Bau- u. Denkmal-Pol. im Ks.reich, hg. v. E. Mai u. St. Waetzoldt, 1981, S. 481-90;
    W. Knopp, Der stumme Kaiser, Erinnerung an Ks. Friedrich III. (1831–1888), in: Jb. Preuß. Kulturbes. 18, 1981, S. 337-54;
    G. Bohm, in: Archäologenbildnisse, hg. v. R. Lullies u. W. Schiering, 1988, S. 75-77;
    Mus.insel Berlin, hg. v. R-K. Schuster u. C. I. Steingräber, 2004, S. 41, 57, 71, 72, 88 u. 271;
    A. Erman, in: DBJ IV, S. 241-50 u. Tl.;
    Internet:
    Catalogus Professorum Halensis.

  • Porträts

    Bleistiftzeichnung v. F. Preller d. J., 1863 (Privatbes.);
    Büste v. A. v. Hildebrand, 1905 (im 2. Weltkrieg zerstört, Gipsabguß in Berlin, Antikenslg.);
    Kreidezeichnung v. F. Werner (Berlin, Kupf.kab.);
    Gipsbüste v. Johanna Schöne, um 1910 (Privatbes.);
    zahlr. Fotos (Zentralarchiv d. Staatl. Museen zu Berlin;
    Archiv d. DAI Berlin), Abb. in: Pallat/Rave (s. L).

  • Autor/in

    Gertrud Platz-Horster
  • Zitierweise

    Platz-Horster, Gertrud, "Schöne, Richard" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 403-404 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119512718.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA