Lebensdaten
um 1320 – 1369
Geburtsort
in oder um Waldhausen (Oberösterreich)
Sterbeort
Prag
Beruf/Funktion
Sittenprediger
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119285010 | OGND | VIAF: 47568035
Namensvarianten
  • Konrad
  • Conradus de Austria
  • Waldhauser, Konrad
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Konrad von Waldhausen, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119285010.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    K. ist einer der ersten Vorläufer des Hussitismus. Er trat in das Augustinerchorherrnstift Waldhausen ein, das in den Hussitenkriegen 1432 zerstört wurde. 1343 wurde er zum Priester geweiht. 1349 weilte er in Bologna, von wo damals die große Reform der Augustinerklöster im frühhumanistischen Geiste ausging. 1350 von einer Romreise zurückgekehrt, predigte er im Dienste des Bischofs von Passau. In Wien wurde 1354 Kaiser Karl IV. auf ihn aufmerksam; er berief ihn ein Jahr später wegen seiner großen Beredsamkeit nach Prag und machte ihn zu seinem Beichtvater. K. predigte zuerst in der Kirche von Sankt Gallus und seit 1364 in der Teynkirche, der Hauptkirche Prags. „So viele Menschen“, berichtet Benesch von Weitmühl in seiner Chronik, „besuchten seine deutschen Predigten, daß er aus der Kirche auf den freien Markt gehen mußte. Wucherer ließen ihre Geschäfte fahren, wenn sie die Macht seiner Predigt traf, Leichtsinnige durchschauerte sein Wort so tief, daß sie innigste Reue ergriff. Frauen, die weite und sehr teuere Kleider aus seltenen Stoffen getragen hatten, legten diese ab und gingen in schlichten Gewändern einher.“ Ein Nürnberger, der viel in der Welt herumgekommen war, schrieb, daß er „niemals einen gleich hinreißenden Prediger wie K. gehört habe“. K., der die tschechische Sprache nicht beherrschte, predigte in deutscher und lateinischer Sprache. Seine Predigten, die nicht im Wortlaut überliefert sind, zeichnen sich durch hohen sittlichen Ernst und Anwendbarkeit aufs Leben, durch Liebe zur Wahrheit und großen Mut aus. Er schreckte selbst davor nicht zurück, die Kaiserin öffentlich zu rügen, als sie einmal in die Kirche eintrat und die Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Er verurteilte das üppige Leben der vornehmen Stände und reichen Bürger und wandte sich gegen Luxus und Prunk, gegen den Verfall der Sitten, gegen das Karten- und Würfelspiel sowie gegen Trunksucht und Unzucht. Er entzündete in den Menschen das Feuer der Liebe zum armen und demütigen Christus und wirkte durch sein persönliches Vorbild mehr als durch seine Gelehrsamkeit. Er führte in der Teynkirche den Kirchengesang ein. Heftigen Widerstand erregte er bei den Bettelmönchen, gegen deren Habgier und Reliquienhandel er zu Felde zog. Sie verbreiteten Verleumdungen gegen ihn auch in seiner österreichischen Heimat und am Hofe Rudolfs IV. K. aber versäumte es nicht, in einer Verteidigungsschrift seine Landsleute über die dunklen Machenschaften seiner Gegner aufzuklären; diese schalten ihn sogar als Antichrist und strengten einen Ketzerprozeß gegen ihn an. Als K. als kaiserlicher Kaplan Karl IV. auf der Romfahrt 1368 begleitete, wurde ihm in Rom wegen seiner angeblich ketzerischen Ansichten der Prozeß gemacht; es ging dabei um die Frage der „Visio Dei“, ob man Gottes Angesicht gleich nach dem Tode oder erst beim Jüngsten Gericht schauen werde. Zermürbt durch die dauernden Angriffe, starb K. in Prag, noch ehe der Prozeß entschieden war. Eine Reihe von Reformgesinnten stand in seinem Bann, so sein Freund Militsch von Kremsier, aber auch|Mathias Janow und Adalbert Ranconis. Jan Hus hat in seiner lateinischen Postille ganze Absätze und Auslegungen aus den Postillen K.s übernommen, ebenso benützte er bei seiner Abhandlung über den Tanz die letzte Schrift K.s (Detestatio choreae) über die Verwünschung des Tanzes.

  • Werke

    Postilla studentium universitatis Pragensis (Slg. v. 73 Musterbeispielen, weitverbreitet);
    Apologia (Accusationes mendicatium), 1364, in: Fontes rerum Austr. 2, VI, hrsg. v. K. Höfler, 1856, S. 17-39;
    Predigt auf d. Tod d. EB Ernst v. Pardubitz, 1364 (Stiftsbibl. St. Pölten);
    Applicatio sententiarum Valerii Maximi ad Theologiam (Klosterbibl. Göttweig).

  • Literatur

    ADB 45 (unter Waldhauser);
    F. Palacky, Předchudcové husitství v Čechách, 1869;
    F. Mencik, in: Abh. d. kgl. böhm. Ges. d. Wiss. IV, 11, 1909;
    F. Loskot, K. W., předchudce místra J. Hus, 1909;
    F. M. Bartoš, K. W. a ohlas jeho díla u nás (Kostnické jiskry), 1942;
    A. Zerlik, in: Oberösterr. Heimatbll. 23, 1969, H. 3/4;
    K. F. Richter, in: Lb. z. Gesch. d. böhm. Länder III, 1978 (L).

  • Autor/in

    Alfred Zerlik
  • Zitierweise

    Zerlik, Alfred, "Konrad von Waldhausen" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 552-553 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119285010.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Waldhauser: Konrad W. (von Waldhausen), berühmter Prediger in Böhmen, zu Prag am 8. December 1369. Er war zu Waldhausen in Oberösterreich geboren, gehörte dem Orden der regulirten Chorherren des h. Augustinus an, wurde 1349 zum Priester geweiht und war mehrere Jahre als Lehrer und Prediger in Oesterreich thätig. 1360 oder 1362 wurde er von Karl IV. nach Böhmen berufen, erhielt die Pfarrpfründe zu Leitmeritz und wirkte in der St. Gallikirche zu Prag als Prediger, bis er 1364 zum Pfarrer an der Teynkirche in Prag ernannt wurde. Er predigte unter großem Zulauf und mit großem Erfolge (deutsch und lateinisch, nicht böhmisch) gegen den Hochmuth, die Habsucht und Ueppigkeit der Prager, auch gegen die Sünden der Geistlichen und der Bettelmönche. 1364 wurde er von den Dominicanern wegen zweier ketzerischer Artikel, die er gelehrt haben sollte, bei dem Erzbischof Arnest von Pardubitz verklagt. Er vertheidigte sich schriftlich. Zu dem von dem Erzbischof angesetzten Termine für eine öffentliche Disputation erschienen die Ankläger nicht. Bei der Anwesenheit des Erzherzogs Rudolf von Oesterreich in Prag wollte W. seinen Streit mit den Bettelmönchen zum Gegenstand einer Predigt machen, ließ sich aber von seinen geistlichen Obern bestimmen, davon abzustehen. Die Einladung des Erzherzogs, nach Oesterreich zurückzukehren, lehnte er ab. Als Vorläufer von Johannes Hus kann W. nur wegen seiner scharfen Bußpredigten und wegen seines Auftretens gegen die Bettelmönche bezeichnet werden. Die dogmatischen Anschauungen von Hus finden sich bei ihm nicht. Gedruckt ist von ihm (bei Höfler, Geschichtschreiber der hussitischen Bewegung im 2. Bande der Fontes rerum austriacarum, 1865) seine Verantwortung gegen die Anklagepunkte der Mönche. Als handschriftlich vorhanden werden verzeichnet: „Postilla studentium Pragensium“ (2 Folianten), „Prothemata sermonum, Accusationes mendicantium“. — Daß W. in Böhmen auch Stiekna genannt worden sei, beruht auf einem Irrthum: in dem Briefe des Andreas von Broda an Hus vom Jahre 1414 heißt es: ab antiquis temporibus Milicius, Conradus, Sczekna et alii quamplurimi contra clericos praedicaverunt. Hier darf das Komma hinter Conradus nicht fehlen. Johann von Stiekna war ein Cistercienser, der später als W. in ähnlichem Sinne als Prediger wirkte.

    • Literatur

      Palacky, Geschichte v. Böhmen. Prag 1845, 2. Bd., 4. Abth., S. 161, 182. — Jordan, Die Vorläufer des Husitenthums. Lpz. 1846. —
      Krummel, Geschichte der böhmischen Reformation. Gotha 1866. S. 228. —
      Czarwenka, Geschichte der evangelischen Kirche in Böhmen. 1869. —
      Lechler, Joh. v. Wiclif. Lpz. 1873, Bd. 2, S. 116. —
      Hefele, Conciliengeschichte VII, 29. — Vgl. Freiburger Kirchenlexikon XI, 791.

  • Autor/in

    Reusch.
  • Zitierweise

    Reusch, Heinrich, "Konrad von Waldhausen" in: Allgemeine Deutsche Biographie 40 (1896), S. 700 unter Waldhauser, Konrad [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119285010.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA