Lebensdaten
1350 oder 1355 – 1394
Geburtsort
Janow bei Jungwoschitz bei Tábor (Südböhmen)
Sterbeort
Michelsdorf bei Podersam
Beruf/Funktion
katholischer Theologe
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118731858 | OGND | VIAF: 17272676
Namensvarianten
  • Matthias
  • Matej z Janova
  • Matej
  • mehr

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Zitierweise

Matthias von Janow, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118731858.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wenzel v. J., kgl. Grunduntertan.

  • Biographie

    M. stand während seiner Ausbildung in Prag zunächst unter dem Einfluß des Sittenpredigers Johann Militsch von Kremsier (1325–74), studierte dann 1373/75-1381 an der Pariser Sorbonne, von wo er als Magister artium nach Prag zurückkehrte. Dort lebte er seitdem als Titulardomherr ohne Pfründe, unterstützt von seinem südböhm. Landsmann, dem 1355 zum Rektor der Pariser Sorbonne gewählten, gelehrten Scholastiker an der Prager St. Veitskathedrale, Mag. Adalbert Ranconis de Ericinio (1320–88). M. war Beichtvater des Prager Erzbischofs Johannes v. Jenzenstein, wirkte als Domprediger und studierte an der Theologischen Fakultät der Karls-Universität. Da er in seinen Predigten die Verehrung der Heiligen in den Augen der Öffentlichkeit herabsetzte und den Stand der Religiosen als überflüssig und schädlich bezeichnete, mußte er auf der Herbstsynode des Prager Erzbistums 1389 seine Äußerungen widerrufen und in die Pfarrei Michelsdorf übersiedeln, wo er 1389-92 sein Hauptwerk „De regulis Veteris et Novi Testamenti“ verfaßte.

    Darin ist neben den Traktaten „De hypocrisi“, „De Antichristo“, „De abhominatione in loco sancto“ namentlich der Traktat „De unitate et universitate ecclesiae“ für seine Lehre von entscheidender Bedeutung. In dieser Schrift spiegelt sich die damalige bedrückende Zeit wider. Es waren die ersten Jahrzehnte des großen Abendländischen Schismas (1378–1417), und M. war sehr beunruhigt wegen des Verfalls der Sitten in der Kirche, ähnlich wie zuvor Konrad von Waldhausen und Johann Militsch. Apokalyptische Zukunftserwartungen bemächtigten sich vieler Menschen, und geistige Strömungen verschiedener Herkunft wetteiferten um die Gunst des Volkes. M. teilte hauptsächlich den pathetischen Spiritualismus des Simon Fidati von Cascia (1290–1348), womit er neben dem Wyclifismus und dem Ockhamismus den dritten reformistischen Strom in den böhm. Ländern repräsentierte. Zwar war er auch von der Ankunft des Antichrist überzeugt, gab aber seine Solidarität mit der Kirche nicht auf, im Gegenteil, er wollte die Christen durch eindringliche Worte auf ihre Mängel aufmerksam machen und durch scharfe Rügen das Gewissen der Menschen aufrütteln.

    Die Kirche ist nach seiner Auffassung keine bloß ideelle und unsichtbare Größe ohne Beziehung zum realen Leben der sichtbaren empirischen Kirche, sondern eine Einheit von Heiligen und Gläubigen. Als hierarchische und kanonische Heilsinstitution wird die Kirche von ihm nicht geleugnet, der Akzent liegt jedoch eindeutig auf der pneumatisch-ethischen „ecclesia ipsorum sanctorum“, deren in Liebe und Wahrheit vereinigte Glieder durch die Teilnahme an der eucharistischen Gemeinschaft aller gnadenhaften Güter der Kirche teilhaftig werden. Und darin sah er auch den einzig richtigen Weg zur erfolgreichen Kirchenreform. – M.s Eintreten für den häufigeren Kommunionempfang der Laien richtet sich nicht gegen das Weihepriestertum, das sich durch eine Mannigfaltigkeit von Ämtern, Aufgaben, Rechten, Pflichten und Zuständigkeiten auszeichnet. Die vornehmsten Glieder der Kirche sind Papst, Bischöfe und Pfarrer. Für Ordensleute, besonders für Bettelmönche hat M. wenig Verständnis; in seiner Vorstellung von der „universitas ecclesiae“ haben sie keinen Platz. Durch ständige Berufung auf die Bibel möchte er die Christen zu den authentischen Quellen des christlichen Lebens zurückführen. – M. hat zwar die kirchlichen Mißstände seiner Zeit kühn und scharfsinnig aufgedeckt, dabei aber stets an den wesentlichen Traditionen der Kirche festgehalten und den kirchlichen Gehorsam nicht nur gelehrt, sondern auch selbst praktiziert. Im Unterschied zu den späteren Hussiten hat er den Boden der katholischen Orthodoxie und Gemeinschaft nie verlassen.

  • Werke

    Regulae Veteris et Novi Testamenti, I-IV, hrsg. v. V. Kybal, 1908–13, V, hrsg. v. O. Odložilík u. V. Kybal, 1926, VI, hrsg. v. J. Nechutová (in Vorbereitung).

  • Literatur

    F. Palacký, Gesch. v. Böhmen III, 1, 1845, S. 176, 180;
    V. Kybal, M. Matěj z Janova, jeho život, spisy a učení (Leben, Werk u. Lehre d. Magisters M. v. J.), 1905;
    E. Valasek, Das Kirchenverständnis d. Prager Magisters M. v. J. (1350/55 - 1393), Ein Btr. z. Geistesgesch. Böhmens im 14. Jh., 1971;
    LThK².

  • Autor/in

    Emil Valasek
  • Zitierweise

    Valasek, Emil, "Matthias von Janow" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 409-410 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118731858.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA