Dates of Life
1850 – 1937
Place of birth
Köln
Place of death
Bonn
Occupation
Indologe
Religious Denomination
evangelisch
Authority Data
GND: 118963112 | OGND | VIAF: 30336683
Alternate Names
  • Jacobi, Hermann Georg
  • Jacobi, Hermann
  • Jacobi, Hermann Georg
  • more

Objekt/Werk(nachweise)

Relations

Outbound Links from this Person

Genealogical Section (NDB)
Life description (NDB)

The links to other persons were taken from the printed Index of NDB and ADB and additionally extracted by computational analysis and identification. The articles are linked in full-text version where possible. Otherwise the digital image is linked instead.

Places

Map Icons
Marker Geburtsort Place of birth
Marker Wirkungsort Place of activity
Marker Sterbeort Place of death
Marker Begräbnisort Place of interment

Localized places could be overlay each other depending on the zoo m level. In this case the shadow of the symbol is darker and the individual place symbols will fold up by clicking upon. A click on an individual place symbol opens a popup providing a link to search for other references to this place in the database.

Citation

Jacobi, Hermann, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118963112.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Friedrich Heinrich Otto (1803–80), Dampfmühlenbes. u. Mühlenbauer in K., dann in Boppard, S d. Gottlob (s. 1);
    M Caroline Zeiz;
    Vt Hugo (s. 3);
    Basel 1883 Elisabeth (1854–1928), T d. Carl Ludwig Friedrich Blanckarts (1827–1903), Dir. d. Transport-Versicherungsges. Baloise in Basel, u. d. Elisabeth Schultz;
    4 S, 1 T, u. a. Elisabeth|( Franz Oelmann, 1883–1963, Prof., Dir. d. Rhein. Landesmus. in B. 1930–49).

  • Biographical Presentation

    In Berlin und Bonn studierte J. 1868-72 Mathematik, Sanskrit und Vergleichende Sprachwissenschaft; der Unterricht des vielseitigen Albrecht Weber machte ihn mit zahlreichen Gebieten der Indologie vertraut. Nach der Promotion in Bonn (1872 bei J. Gildemeister) folgte 1873/74 eine Reise nach Indien, wo sich J. unter der Leitung J. G. Bühlers die bemerkenswerte Vertrautheit mit Handschriften aneignete, die viele seiner Arbeiten erst ermöglichte. 1875 habilitierte sich J. in Bonn für Sanskrit und Vergleichende Sprachwissenschaft und wurde 1876 nach Münster berufen. 1885 folgte er einem Ruf nach Kiel und ging 1889 nach Bonn, wo er, 1922 emeritiert, bis zum Ende seines Lebens verblieb. 1913/14 unternahm er eine zweite Reise nach Indien, die wesentliche neue Materialien erbrachte (Apabhraṃśatexte).

    Dies an äußeren Ereignissen arme Leben umfaßt ein reiches wissenschaftliches Werk (ca. 200 Publikationen). Fast alle Arbeiten J.s demonstrieren seine profunde Kenntnis des Sanskrit: er beherrschte auch die schwierigen, hochstilisierten wissenschaftlichen und literarischen Spättexte zur Vollkommenheit. Zu seinen Hauptarbeitsgebieten gehörte der Jinismus. Die Kenntnis dieser Religion hat er nicht nur durch Editionen (Apabhramṃśatexte) und Übersetzungen gefördert, sondern ihm ist auch der Nachweis gelungen, daß der Jinismus eine unabhängige Religion, nicht eine buddhistische Sekte ist. Aus der Beschäftigung mit diesen Texten gingen sprachwissenschaftliche Arbeiten besonders zum Mittelindischen hervor: J.s Einführung ins Mittelprakrit ist bis heute Standardwerk. Grundlegend sind weiter die Arbeiten zur Indischen Poetik und Ästhetik, einem Gebiet, das J. durch Übersetzungen technischer Werke erschloß und in zusammenfassenden Abhandlungen durchdrang. Vertrautheit mit indischer Dichtungstheorie war eine Voraussetzung für J.s Aufsätze über die Indische Literaturgeschichte der Klassischen Zeit: Zu deren bleibenden Ergebnissen zählen auf minutiösen Textvergleich gegründete Ansätze zu relativer Chronologie. Die an der Beobachtung von Stileigentümlichkeiten entwickelte Methode wandte J. auf die Ideengeschichte an und suchte so u. a., eine gesicherte Chronologie der Indischen Philosophie zu begründen. Über lange Jahre begleiteten den astronomisch und mathematisch Geschulten schließlich Probleme der Chronologie: seine umfänglichen Kalkulationstafeln für indische Daten sind Handwerkszeug für den Inschriften- und Manuskriptforscher geblieben. – All das erarbeitete J. auf dem Hintergrund umfassender Kenntnis auch solcher Texte, die nicht über Dezennien seine Publikationen bestimmten: die unentbehrlichen Inhaltsangaben der beiden großen Epen Indiens z. B. scheinen fast aus beiläufiger Lektüre erwachsen.

    Charakteristisch für J.s wissenschaftliches Lebenswerk ist eine mit äußerster Akribie gepaarte ungewöhnliche Sensibilität, die sich in einer besonderen Art der Phantasie manifestierte. Diese Verbindung ließ ihn den Zugang zu neuen Fragestellungen finden. J. liebte es, Fakten auf ihre Implikationen hin zu durchdenken. Indem er seine Arbeiten paradigmatisch auffaßte, gelangte er in seinen Aufsätzen zu Gedankengängen von großer Kühnheit. Seine Freude am Extrapolieren, an – fast immer nur skizzenhaft hingeworfener – Zusammenschau hat nicht immer den Beifall weniger abstrakt argumentierender Fachgenossen gefunden.– Wie seine Ergebnisse, werden auch seine Anregungen noch lange fortwirken.

  • Works

    De astrologiae Indicae, hora' appellatae originibus, Diss. 1872;
    The Kalpasūtra ot Bhadrabāhu ed. 1879, Nachdr. 1966;
    Jaina Sūtras transl. 2 Bde., 1884 f., Nachdr. 1964;
    Ind. Hypermetra u. hypermelr. Texte, in: Ind. Studien 17, 1885, S. 389-441;
    Ausgew. Erzz. in Māhārāşţrī, 1886, Nachdr. 1967;
    Das Rāmāyaņa, Gesch. u. Inhalt, 1893, Nachdr. 1970 (engl. Übers.: The Rāmāyaņa, übers. v. S. N. Ghosal, 1960);
    Der ved. Kal. u. d. Alter d. Veda, in: Zs. d. Dt. Morgenländ. Ges. 49, 1895, S. 218-30;
    Die ind. Logik, in: Nachrr. v. d. Ges. d. Wiss. zu Göttingen, phil.-hist. Kl., 1901, S. 460-84;
    Ānandavardhanas Dhvanyāloka, 1903;
    Mahābhārata, 1903;
    Eine Jaina-Dogmatik, 1906;
    The Dates of the philosophical Sūtras, of the Brahmans, in: Journal of the American Oriental Society 31, 1911, S. 1-29;
    Bhavisatta-Kahā v. Dhaņavāla, 1918;
    Sanatkumāracaritam, e. Abschnitt aus Haribhadras Nemināthacaritam, 1921;
    Die Entwicklung d. Gottesidee bei d. Indern u. deren Beweise f. d. Dasein Gottes, 1923;
    Über d. urspr. Yogasystem, 1929;
    Triṃśikāvijñapti d. Vasubandhu mit Bhāşya d. Ācārya Sthiramati, 1932;
    - Sammelbde.: Schrr. z. ind. Poetik u. Ästhetik, Mit e. Vorbemerkung v. H. Losch, 1969;
    Kleine Schrr. hrsg. v. B. Kölver, 1970 (W-Verz.);
    - W. Kirfel, Verz. d. b. z. 11.2.1920 ersch. Schrr. H. J.s, 1920.

  • Literature

    H. v. Glasenapp, in: Zs. d. Dt. Morgenländ. Ges. 92, 1938, S. 1-14 (W-Verz.);
    L. Renou, in: Journal Asiatique 230, 1938, S. 129-43.

  • Portraits

    Phot. in: Btrr. z. Lit.wiss. u. Geistesgesch. Indiens, Festgabe H. J., hrsg. v. W. Kirfel, 1926;
    W. Rau, Bilder hundert dt. Indologen, 1965.

  • Author

    Bernhard Kölver
  • Citation

    Kölver, Bernhard, "Jacobi, Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 228-229 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118963112.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA