Lebensdaten
1770 – 1823
Geburtsort
Winningen/Mosel
Sterbeort
Sterkrade (Rheinland)
Beruf/Funktion
Montan- und Eisenindustrieller ; Hütteninspektor
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 136194974 | OGND | VIAF: 80581738
Namensvarianten
  • Jacobi, Gottlob
  • Jacobi, Gottlob Julius
  • Jakobi, Gottlob
  • mehr

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Zitierweise

Jacobi, Gottlob, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136194974.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich (1725–96), kurtrier. Berginsp., dann Inspektor auf d. Sayner Eisenhütte, S d. Akziseneinnehmers Joh. Heinrich aus Eisleben;
    M Johanna Maria (1740–82), T d. Joh. Conrad Ziller (1697–1778), hessen-kassel. Hüttenverwalter, dann kurtrier. Berginsp. z. Sayn, u. d. Anna Margaretha Hense;
    Ruhrort 1800 Joh. Sophie (1773–1843), T d. Jacob Wilhelm Haniel (1734–82), Kaufm. in Duisburg; Schwager Franz Haniel ( 1868), Großindustrieller (s. NDB VII);
    6 S, 1 T;
    E Hermann (s. 2), Hugo (s. 3).

  • Biographie

    J. erwarb sein technisches Wissen auf der Sayner Eisenhütte. Bereits 1790 war er als Erbauer und Leiter eines Schmelzwerkes an der Emscher, der Eisenhütte Neu-Essen, tätig, die ihre Entstehung einem Gutachten seines Vaters verdankte. Im Vertrauen auf J. beteiligte sich die Fürstäbtissin von Essen mit ¼ an dieser Hütte und brachte sie bis 1796 ganz in ihren Besitz, nachdem sie bereits 1793 die St. Anthony-Hütte erworben hatte. Beide Hütten wurden 1798 der Leitung J.s unterstellt und erfuhren einen raschen Aufschwung. Sie wurden für die damalige Zeit als mustergültig angesehen. Die Fürstäbtissin schenkte ihrem Hütteninspektor J. unbegrenztes Vertrauen und machte ihn 1799 mit ¼ zum Teilhaber beider Hütten. Als sie 1802 beim Übergang der Fürstabtei an Preußen das Interesse an den Hütten verlor, veranlaßt J. sie, die ihr verbliebenen ¾ Anteile 1805 an seine Schwäger Gerhard und Franz Haniel zu verkaufen. 1808 erwarb Franz Haniel von der Witwe des Friedrich Jodocus Krupp die „Gutehoffnungshütte“. Somit waren 3 Hütten in einer Hand vereinigt. J. erhielt bei Abschluß des Gesellschaftsvertrags die „ausschließliche Direktion“ der Hütten, die den Namen „Hüttengewerkschaft und Handlung Jacobi, Haniel & Huyssen“ erhielten und unter der Führung von J. einen ungeahnten Aufschwung nahmen, obwohl die politischen Verhältnisse zeitweilig sehr unsicher waren.

    Unermüdlich verbesserte J. die Anlagen, nutzte neue Erfindungen und erweiterte das Produktionsprogramm (1795–1801 Einführung eines Polierhammers auf Neu-Essen, 1801 erfolgreiche Versuche, mit liegenden Meilern mehr Holzkohle zu gewinnen, 1803 Lieferung der ersten Maschinenteile an Franz Dinnendahl für die Zeche Wohlgemuth, 1811/12 Aufnahme der Stabeisenerzeugung durch Einrichtung eines Hammers auf Neu-Essen, 1819/20 Beginn des Maschinenbaues, 1822 Lieferung der ersten Dampfmaschine). Als erster benutzte J., der als „ein Mann von einer vollkommenen hüttenmännischen Kenntnis“ (Eversman) beschrieben worden ist und mit Eberhard Hoesch Gedankenaustausch über wichtige Fragen des Reduktions-Prozesses beim Eisen pflog, bereits 1797 auf Neu-Essen anstelle lederner Bälge hölzerne Zylindergebläse. Wahrscheinlich gemeinsam mit Friedrich Krupp, der sich nach 1808 auf der Gutehoffnungshütte zum Hüttenmann ausbildete, hat J. an der Lösung der Aufgabe der Gußstahlbereitung gearbeitet (1817 ließ James Watt auf der Gutehoffnungshütte einen Balancier gießen). Von seinen Zeitgenossen wurde J. neben Dinnendahl und Cockerill zu den Männern gerechnet, die die Dampfmaschine in Deutschland eingeführt haben. Seine Verdienste um die Entwicklung des Eisenhüttenwesens (z. B. Einführung des Kupolofens) sind groß und zahlreich. – J. war der eigentliche Initiator des durch die Kapitalkraft der Haniels ermöglichten Zusammenschlusses der Gutehoffnungshütte, der Anthony-Hütte und der Eisenhütte Neu-Essen. Aus der Hüttengewerkschaft, die bei J.s Tod 185 Arbeiter beschäftigte und deren Leitung Wilhelm Lueg übernahm, ging schließlich der heutige Weltkonzern der Gutehoffnungshütte AV hervor.

  • Literatur

    F. A. A. Eversmann, Übersicht d. Eisen- u. Stahl-Erzeugung auf Wasserwerken in d. Ländern zw. Lahn u. Lippe, 1804;
    Matschoss, Technik, 1925, S. 128 f.;
    Rhein.-westfäl. Wirtsch.biogr. III, 1936;
    A. F. Napp-Zinn, G. J., in: Werkszs. d. Gutehoffnungshütte 18, Nr. ⅗, 1942;
    J. Wilden, Gründer u. Gestalter d. Rhein-Ruhr-Industrie, 1951;
    E. Maschke, Es entsteht ein Konzern, Paul Reusch u. d. GHH, 1969 (L).|

  • Quellen

    Qu.: Hist. Archiv d. Gutehoffnungshütte AV, Oberhausen (P).

  • Autor/in

    Bodo Herzog
  • Zitierweise

    Herzog, Bodo, "Jacobi, Gottlob" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 228 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136194974.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA