Lebensdaten
1909 – 1991
Geburtsort
Zürich
Sterbeort
Zürich
Beruf/Funktion
Buchhändler
Konfession
-
Normdaten
GND: 118828967 | OGND | VIAF: 809199
Namensvarianten
  • Pinkus, Paul Theo
  • Pinkus, Paul Theodor
  • Thur, Paul
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Pinkus, Theo, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118828967.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus jüd. Fam.;
    V Lazar Felix (Ps. L. Felix, L. Pinus, F. Flatau) (1881–1947), Dr. phil., Schriftst. (s. Wi. 1935), S d. Adolf, Seidengarnhändler in Breslau, u. d. Henriette Karfunkel;
    M Else (1881–1967), Schausp., T d. Louis Flatau, Weinhändler in Breslau, u. d. Cerline Placek;
    Schw Miriam (* 1916);
    Zürich 1939 Amalie de Sassi (1910–97), aus Z., 1931 Mitarb. d. Internat. Arbeiter-Hilfe u. d. Roten Hilfe, Identifikationsfigur d. neuen autonomen Frauenbewegung (s. W, L): 3 S u. a. André (* 1942), Filmtechniker.

  • Biographie

    P. besuchte eine Privatschule, an der er aufgrund des wirtschaftlichen Zusammenbruchs des väterlichen Geschäfts nicht zum Abschluß gelangte. Um 1926 wurde er Mitglied der Schweizerischen Mittelschülervereinigung, später des Kommunistischen Jugendverbandes KJVD und der KPD. 1927 ging er für eine Verlagslehre bei Ernst Rowohlt nach Berlin. 1930 im internationalen Arbeiterverlag tätig, lernte er Kurt Klaeber (Barrikaden an der Ruhr, 1925, mit e. biogr. Notiz v. T. P. neu hg. 1973) kennen sowie Erich Weinert und Johannes R. Becher und weitere Mitglieder des „Bundes proletarischer Schriftsteller“. 1931 wurde er Mitarbeiter von Willi Münzenberg und John Heartfield im „Neuen Deutschen Verlag“ und Vertriebsorganisator der „Arbeiter Illustrierten Zeitung“ (AIZ). Als Jude und Kommunist besonders gefährdet, floh P. 1933 vor den Nationalsozialisten in die Schweiz. Er wurde in Zürich Redakteur des kommunistischen Pressedienstes|RUNA und arbeitete als Buchhändler und Antiquar in Zürich. 1940 gründete er einen Büchersuchdienst, wurde Mitglied der Kommunistischen Partei (KPS), aus der er 1942 wegen Reformismus und Sozialdemokratismus ausgeschlossen wurde. Im gleichen Jahr trat er in die Sozialdemokratische Partei der Schweiz (SPS) ein, wo er sich vor allem mit Kulturpolitik beschäftigte. Die Buchhandlung von P. und seiner Frau Amalie wurde zum Treffpunkt der antifaschistischen Emigration und zu einem Sammelpunkt der in Deutschland seit 1933 verbotenen Literatur. 1948 gründete er zusammen mit dem Journalisten Hugo Kramer, einem religiös-sozialen linken Sozialdemokraten, den „Zeitdienst“. 1950 aus der SPS und der Landesleitung der Naturfreunde wegen „kommunistischer Unvereinbarkeit“ ausgeschlossen, wurde er erneut Mitglied der Kommunistischen Partei, jetzt Partei der Arbeiter genannt. P. und seine Frau arbeiteten politisch eng zusammen; ihre Aktivitäten wurden seit den 30er Jahren von der Schweizerischen Bundespolizei überwacht.

    P. war Gründer und Stifter des Antiquariats Pinkus-Genossenschaft, der „Studienbibliothek zur Geschichte der Arbeiterbewegung“, die zu den beliebtesten Anlaufstellen der verschiedensten Fraktionen der Linken wurde, und des Limmat-Verlages in Zürich. Seit 1972 war er Hauptaktivist des selbstverwalteten linken Studien- und Kommunikationszentrums Salecina am Maloja-Paß im Engadin. Zu den Salecina-Seminaren kamen und kommen politisch engagierte Persönlichkeiten aus ganz Europa, u. a. Herbert Marcuse, Max Frisch, Rodolfo Stavenhagen, Carola Bloch und Robert Jungk. 1981 gründete er die Geschichtswerkstatt in Westberlin und unterhielt zahlreiche Kontakte zu Alternativprojekten in der Schweiz und in der Bundesrepublik Deutschland. P. war eine Integrationsfigur der Neuen Linken und der Alternativbewegung. Seine Vernetzungsaktivitäten galten dem Bündnis zwischen den neuen und alten sozialen Bewegungen.

  • Werke

    Aus d. Hexenküche d. Anti-Bolschewismus, 1937;
    Klassenkampf u. Agitation, in: Bruno Margadant. Für d. Volk – Gegen d. Kapital, 1973;
    Die Linzer Internat. Tagungen d. Historiker d. Arbeiterbewegung, ITH (Übersicht üb. d. ersten acht Konferenzen), in: Jb. d. Arbeiterbewegung 1, 1973;
    Das Archiv f. Soz.gesch., ebd. 2, 1974 (mit Iris Maier, Dieter Schulz u. Amalie P);
    Bibliogr. z. dt.sprachigen Arbeiterbewegung, ebd. (mit dens.);
    Die „Annali“ d. Istituto Giangiacomo Feltrinelli, ebd. 3, 1975 (mit Amalie P. u. Iris Maier);
    Archiv f. Soz.gesch. XIV-XVI, ebd. 5, 1977;
    Texte z. Theorie u. Praxis d. Arbeiterbewegung in d. „edition suhrkamp“, ebd. (mit Amalie P);
    Gewerkschaften u. Klassenkampf, Krit. Jb. 1-5, Themat. Übersicht d. Jgg. 1972-1975 u. 1978, ebd. 6, 1979;
    „Uns rettete d. gewerkschaftl. u. Genossensolidarität“, in: Niemals Vergessen! Betroffene berichten üb. d. Auswirkungen d. Ungarn-Ereignisse 1956 in d. Schweiz, 1976;
    Selbstverw. u. Arbeiterbewegung, in: Inseln d. Zukunft?, Selbstverw. in d. Schweiz, 1979;
    Sechs Jahre, die mein Leben bestimmten, in: Die wilden Zwanziger, 1986;
    Ein dilettant. Gruß an e. doppelten Meister u. Freund, in: Avanti Dilettanti. Über d. Kunst, Experten zu widersprechen, Urs Jaeggi z. 60. Geb.tag, hg. v. G. Althaus u. a., 1992.

  • Literatur

    Bücherliebhaber u. Revolutionär: Th. P, in: Laurentius 8, H. 2, 1991;
    Ein Fest f. Amalie, in: Zeitdienst 35, Nr. 35, 1979;
    Ja. links bin ich geblieben. Gespräch mit Th. P, in: links 11, Nr. 112/113 u. 115, 1979;
    R. M. Lüscher u. W. Schweizer, Amalie u. Th. P.-de Sassi: Leben im Widerspruch, 1987, ²1994;
    O. Negt, Kollektives Gedächtnis d. Arbeiterbewegung, Ein Gedenkbl. f. Th. P., in: Frankfurter Rdsch. v. 16.5.1991, S. 15;
    ders., Th. P, Kollektives Gedächtnis d. Arbeiterbewegung, in: Unbotmäßige Zeitgenossen, Annäherungen u. Erinnerungen, 1994;
    D. Siegrist, Th. P. – sein letztes Interview, in: Naturfreund (Bern) v. Mai 1991;
    Stiftung Studienbibl. z. Gesch. d. Arbeiterbewegung Zürich (Hg.), Nachrufe z. Tod v. Th. P, 1991;
    dies. (Hg.), Erinnern u. Ermutigen, Hommage f. Th. P 1909-1991, 1992 (P);
    Schweizer Lex. (auch zu Amalie P.-De Sassi). – Für d. Jubiläumkat. d. Büchersuchdienstes Pinkus & Co. (1965) fertigte Frans Masereel d. Holzschnitt „Theo in d. Buchhandlung“ an (Abb. auch in: SZ v. 7.5.1991).

  • Autor/in

    Gisela Notz
  • Zitierweise

    Notz, Gisela, "Pinkus, Theo" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 451-452 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118828967.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA