Lebensdaten
1867 – 1949
Geburtsort
Dresden
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Historiker
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118777696 | OGND | VIAF: 13103468
Namensvarianten
  • Kötzschke, Rudolf
  • Kötzschke, Rudolf
  • Koetzschke, Rudolf
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Zitierweise

Kötzschke, Rudolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118777696.html [10.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hermann (1826–92), Kammermusiker in D., S d. Huf- u. Waffenschmieds Wilhelm Ernst in Düben u. d. Fischers-T Wilh. Frieder. Dorothea Hoffmann;
    M Isidore (1842–1932), T d. Pfarrers Ernst August Worm in Tanneberg b. Meißen u. d. Anna Petzold;
    B Richard (1869–1945), Dr. phil., Oberstudienrat, Historiker (s. Wi. 1935), Hanns (1870–1957), Organist, Komponist (s. Riemann);
    - Wernigerode 1906 Marie (1880–1967), T d. Oberpfarrers Robert Riem in Wernigerode u. d. Marie Jacob (N d. Zuckerindustriellen August Jacob, 1866, s. NDB X); Schwager Johs. Riem (1868–1945), Prof., Astronom in Potsdam (s. Pogg. IV-VII a); kinderlos.

  • Biographie

    Nach Besuch der Kreuzschule studierte K. klassische Philologie in Leipzig und 1 Semester in Tübingen, daneben auch Geographie und Geschichte, Germanistik und Sanskrit. Nach der Promotion (Ruprecht von der Pfalz und das Konzil von Pisa) und Staatsexamen 1890 war er zunächst als Lehrer an einer Privatschule in Dresden tätig, um Mutter und Geschwister nach dem Tode des Vaters unterstützen zu können. Durch seinen Bruder Richard wurde die Verbindung zu Lamprecht hergestellt, der ihm die Herausgabe der Urbare der Abtei Werden übertrug, ihn 1894 nach Leipzig holte und ihn 1896 zum Bibliothekar an seinem Institut machte. Obwohl K. kein Lamprechtschüler war und er diesem nur darin zustimmte, daß die Erforschung des geschichtlichen Lebens nicht nur auf schriftliche Überlieferung aufgebaut werden könne, sondern alle Bereiche herangezogen werden müssen, galt er als Anhänger Lamprechts und daher verzögerte sich seine Ernennung zum außerordentlichen Professor bis 1905, zum ordentlichen Professor bis 1930.

    Von seiner Habilitation 1899 bis kurz vor seinem Tod hat K. an der Universität Leipzig gelehrt. Als hervorragender Kenner der mittelalterlichen Wirtschaftsgeschichte, insbesondere der Agrar- und Siedlungsgeschichte, hat er sich um deren Verständnis durch die Entwicklung neuer Forschungsmethoden in meisterhaften Darstellungen bleibende Verdienste erworben. Über die Verpflichtung seines Lehramtes hinaus, sächsische Landesgeschichte zu lesen, strebte er nach der Überwindung enger partikularer Auffassungen. Er sah landschaftliche Sonderbildungen in der verbindenden Gemeinsamkeit deutscher geschichtlicher Vergangenheit und erklärte aus der Realität vielfältiger geschichtlicher Zustände und nicht als Systematiker geschichtstheoretischer Konstruktionen die Geschichte.

    Beeinflußt hat ihn Ratzel, auf dessen Anregung das Historisch-Geographische Institut gegründet wurde, aus dem 1906 das Seminar für Landesgeschichte und Siedlungskunde hervorging. Mit den Studien zur Großgrundherrschaft Werden (1901) erhielt die Urbarforschung neuen Aufschwung, auch deuteten sie die künftige Forschungsrichtung K.s an: städtische und ländliche Siedlungsgeschichte, Rechts-, besonders Verfassungsgeschichte und historische Geographie. Über mehrere Jahrhunderte hinweg hat er europäische Wirtschaftsbeziehungen dargestellt, wobei die von Byzanz und dem Islam gekommenen Einflüsse nicht unerwähnt blieben. In der Grundherrschaft, deren Bedingungen er deutlich machte, sah er das bedeutendste Element der frühmittelalterlichen Agrarverfassung. Die Methodik siedlungshistorischer Forschung, die eine Heranziehung verschiedenster der Geschichte benachbarter Wissenschaften erfordert, die Eigenart und Vielseitigkeit dieser Arbeitsrichtung durch Ausdeutung zahlreicher Karten treten am deutlichsten in den Monographien in Erscheinung, die aus seinem Seminar hervorgegangen sind, in den mit Th. Frings herausgegebenen „Kulturräumen und Kulturströmungen“ (1936) und in dem erst aus dem Nachlaß herausgebrachten Buch über „Ländliche Siedlung und Agrarwesen in Sachsen“ (1953). Die sächsische Landesgeschichtsschreibung hat K. durch manchen methodisch wichtigen Beitrag bereichert: Charakteristiken einzelner Persönlichkeiten und ihres Wirkens, die Anfänge der Markgrafschaft und des Hochstiftes Meißen. Zudem hat er einzelne mitteldeutsche und benachbarte Landschaften auf neuer Forschungsgrundlage beschrieben und 1935 eine „Sächsische Geschichte bis zur Reformationszeit“ (Neudruck 1965) veröffentlicht, als erste der modernen deutschen Landesgeschichten.

  • Werke

    Weitere W u. a. Dt. Wirtsch.gesch. b. z. 17. Jh., 1908, ²1921 u. d. T. Grundzüge d. dt. Wirtsch.-gesch. b. z. 17. Jh.;
    Staat u. Kultur im Za. d. ostdt. Kolonisation, 1910, ²1931;
    Der Hall. Schöffenbrief f. Neumarkt in Schlesien u. d. älteste Neumarkter Recht, in: ZSRGG 31, 1910;
    Qu. z. Gesch. d. ostdt. Kolonisation im 12. u. 13. Jh., 1912, ²1931;
    Allg. Wirtsch.gesch. d. MA, 1924;
    Gesch. d. ostdt. Kolonisation, 1937 (mit W. Ebert);
    Die Anfänge d. dt. Rechts in d. Siedlungsgesch. d. Ostens (ius teuthonicum), 1941;
    Die Siedelform d. dt. Nordostens u. Südostens in volks- u. soz.geschichtl. Betrachtung, in: Dt. Ostforschung, I, 1942;
    Salhof u. Siedelhof im älteren dt. Agrarwesen, hrsg. v. H. Helbig, 1953;
    Deutsche u. Slaven im mitteldt. Osten, Ausgew. Aufsätze, hrsg. v. W. Schlesinger, 1961.

  • Literatur

    Dt. Siedlungsforschungen, R. K. z. 60. Geb.-tage, 1927;
    Von Land u. Kultur, Zum 70. Geb.-tage R. K., hrsg. v. W. Emmerich, 1937 (W, P);
    W. Schlesinger, in: VSWG 38, 1950;
    ders., in: Zs. f. Ostforschung 1, 1952;
    H. Helbig, in: FF 26, 1950, S. 52-54;
    ders., in: ZSRGG 67, 1950;
    ders., R. K. u. s. Arbb. z. dt. Landeskde., in: Berr. z. dt. Landeskde. 9, H. 1, 1950 (W);
    ders., 50 J. Inst. f. Dt. Landes- u. Volksgesch. (Seminar f. Landesgesch. u. Siedlungskde.) an d. Univ. Leipzig, ebd. 19, H. 1, 1957 (Verz. d. aus d. Seminar hervorgegangenen Arbb.).

  • Autor/in

    Herbert Helbig
  • Zitierweise

    Helbig, Herbert, "Kötzschke, Rudolf" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 415-416 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118777696.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA