Lebensdaten
1886 – 1957
Geburtsort
Göttingen
Sterbeort
Tübingen
Beruf/Funktion
Literaturhistoriker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118777467 | OGND | VIAF: 40174329
Namensvarianten
  • Kluckhohn, Paul
  • Kluckhohn, Paul August Otto Franz
  • Kluckhorn, Paul

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Zitierweise

Kluckhohn, Paul, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118777467.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V August v. K. (bayer. Personaladel 1883, 1832-93), Mitarbeiter d. Hist. Komm. (RTA, Jüngere R.), Prof. d. Gesch. in G. (s. L), S d. Schmiedemeisters, später Landwirts Carl Frdr. Gottlieb aus Bavenhausen/Lippe u. d. Katharina Ilsabe Rentorf;
    M Pauline (* 1848), T d. Großhändlers Friedrich Wilhelm Stallforth u. d. Emma Haase;
    Weimar 1914 Julie (Giuletta) (1891–1968), T d. Oskar Bulle (1857–1917), Dr. phil., Gen.sekr. d. Schillerstiftung (s. DBJ II, Tl., L), u. d. Elisa Rigutini; kinderlos.

  • Biographie

    K. studierte und promovierte (1909) in Göttingen. Seine Dissertation aus der Göttinger verfassungsgeschichtlichen Schule (Die Ministerialität in Süddeutschland vom 10. bis zum Ende des 13. Jahrhundert, 1910) und die aus ihr gezogenen germanistischen Folgerungen (Ministerialität und Ritterdichtung, in: Zeitschrift für deutsches Altertum 52, 1910; Der Minnesang als Standesdichtung, in: Archiv für Kulturgeschichte 11, 1914; Die ritterliche Kultur in Deutschland, in: Wissen u. Kultur III, 1930) zeigen schon die kulturgeschichtlich weite Fragestellung, die diesen Arbeiten in der heutigen literatursoziologischen Diskussion wieder Aktualität verleiht. Nachdem er sich bald der deutschen Literaturgeschichte verschrieben hatte, stieß er mit seiner Habilitationsschrift in Münster (Die Auffassung der Liebe in der Literatur des 18. Jahrhunderts und der deutschen Romantik, 1922) zur Ideen- und Erlebnis-Geschichte diltheyscher Prägung vor und eroberte sich damit das Feld, dem seine Liebe galt und in dem er die wissenschaftliche Autorität seiner Zeit wurde: die deutsche Romantik. In mehreren Büchern, in den damals philologisch vorbildlichen Editionen des Friedrich von Hardenberg-Novalis (mit Richard Samuel, 1928) und der Reihe „Romantik“ der Sammlung „Deutsche Literatur in Entwicklungsreihen“, für die er 12 von 23 Bänden selbst herausgab, in zahlreichen Aufsätzen und Thema-Anregungen an seine Schüler hat er diese epochale Erscheinung eingekreist: so universal, wie sie es erfordert, und so verantwortungsbewußt, wie es damals dem historisch Geschulten möglich war. 1925 wurde K. an die TH Danzig berufen, 1927 nach Wien, wo der Lehrstuhl, den vor ihm Scherer, Erich Schmidt, Minor und andere innehatten, seine durch eine schwere Kriegsverwundung reduzierten Kräfte überforderte. Seit 1931 fand er in Tübingen, nun auch in der Lehre auf die neuere deutsche Literatur sich beschränkend, die angemessene Wirkungsstätte. Hier leitete er für Hölderlins Wiederentdeckung seit der Jahrhundertwende – vor allem mit der Gründung der Hölderlingesellschaft als ihr Präsident 1945-55 und seither|Ehrenpräsident – die neue, bis jetzt reichende Phase ein.

    Als Lebenswerk, wie er die entsagungsvolle Arbeit selbst ansah, begleitete ihn seit der Gründung mit Erich Rothacker (1923) die Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte, bis beide sie mit dem 30. Band, 1956, an Jüngere weitergaben: Lebenswerk insofern zu Recht, als erst hier die geschichtliche Welt, die K. zum Verständnis auch des einzelnen literaturgeschichtlichen Werks oder Zeitpunkts nötig schien, in Anregung, Kritik, Auswahl von Arbeiten darzustellen war, ohne jeden Schuloder Standpunkt-Egoismus. (Vergleiche den Vorspann zu Band 1, 1923; den Verlagsprospekt zu Band 23, 1949, E. Rothacker in Band 30, 1956, S. 145-156; R. Brinkmann u. Hugo Kuhn, Vorspann zu Band 50, 1976.) Hier hat K. auch die meisten seiner theoretischen Arbeiten veröffentlicht: Biedermeier als literarische Epochenbezeichnung (13, 1935), Die Arten des Dramas (19, 1941), Literaturwissenschaft, Literaturgeschichte, Dichtungswissenschaft (26, 1952), Die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert (29, 1955); dazu kam noch einmal die soziologische Fragestellung: Dichterberuf und bürgerliche Existenz (1949). Aber ein Theoretiker, gar ein philosophierender, war er nie. Alle seine Arbeiten haben eher etwas Klassifizierendes. Auch im Menschlichen blieb er, durchaus fähig zu beständigen Freundschaften mit Kollegen und Dichtern, hier vor allem mit solchen der sogenannten konservativen Revolution, doch eher scheu, auch eher still auf sich beharrend als Stellung nehmend, seiner Zeit gegenüber bereit für alles beanspruchende Neue, aber empfindlich ablehnend gegen jede Art falsche Ansprüche, mit seiner Frau unbeschränkt gastfreundlich in seinem Haus „Im Schönblick“, seinen Schülern ein strenger Freund, seine Liebe, auch seinen Humor und Witz eher verbergend als ausschüttend.

  • Werke

    Nachlaß: Dt. Lit.archiv Marbach (auch d. V August).

  • Literatur

    E. Rothacker, in: P. K. z. 70. Geb.tag, Eine Festgabe d. DVjS (= DVjS 30), 1956 (W-Verz., P);
    H. Rothfels, Gedenkrede, in: DVjS 31, 1957;
    W. Binder, in: Euphorion, Folge 3, 52, 1958, S. 223-25. - Zu V August:
    ADB 51;
    Die Hist. Komm. b. d. Bayer. Ak. d. Wiss. 1858-1958, 1958.

  • Autor/in

    Hugo Kuhn
  • Zitierweise

    Kuhn, Hugo, "Kluckhohn, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 132-133 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118777467.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA