Lebensdaten
1908 – 1995
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Schauspielerin ; Kabarettistin ; Regisseurin
Konfession
-
Normdaten
GND: 11876165X | OGND | VIAF: 45097874
Namensvarianten
  • Spira, Stefanie (geborene)
  • Spira-Ruschin, Steffie (verheiratete)
  • Spira, Steffie (geborene)
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Zitierweise

Spira, Steffie (geborene), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11876165X.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Schw Camilla (s. 1);
    Berlin 1931 Günter Ruschin (1904–63), aus Pasewalk (Brandenburg), Schausp., Dramaturg, Regisseur (s. BHdE II; Kosch, Theater-Lex.; Hdb. Exiltheater), S e. Textilkaufm. (jüd.) u. d. Rosa Arndt;
    1 S Tomas (* 1933), Regisseur in Erfurt, 1 T (früh †).

  • Biographie

    |Nachdem sich ihr Ziel, Tänzerin zu werden, aufgrund einer Fußverletzung nicht mehr realisieren ließ, ging S. zum Theater. 1924 besuchte sie in Berlin die Schauspielschule der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA), wo sie auch ihren Kollegen und späteren Ehemann Günter Ruschin traf. Im folgenden Jahr hatte sie ihr erstes Engagement bei Victor Barnowsky (1875–1952) am Berliner Theater in der Königgrätzer Straße, spielte an verschiedenen Berliner Häusern, v. a. an der Volksbühne. 1928 wirkte sie an der Berliner Erstaufführung von Brechts „Mann ist Mann“ am Theater am Bülowplatz mit. Daneben trat sie als Kabarettistin auf, wurde politisch aktiv, engagierte sich gewerkschaftlich und arbeitete mit Agitpropgruppen zusammen. 1931 trat sie in die KPD ein und ging mit Gustav v. Wangenheims Schauspielerkollektiv „Truppe 1931“ auf ausgedehnte Gastspielreisen durch Deutschland und die Schweiz. 1933 emigrierte sie, einige Wochen später ihr Ehemann, der nach mehrmonatiger „Schutzhaft“ wieder freigekommen war, über Zürich nach Paris. Dort halfen beide, das Exil-Kabarett „Der Ballon“ zu gründen, das sich später „Die Laterne“ nannte und unter S.s und Ruschins Mitwirkung politisch-satirische Abende veranstaltete sowie Brecht-Stücke aufführte. 1937 spielte S. dort neben Helene Weigel die Frau Perez in der Uraufführung von „Die Gewehre der Frau Carrar“, ein Jahr später war sie an der Erstaufführung einiger Szenen aus Brechts „Furcht und Elend des Dritten Reiches“ beteiligt, die in Paris unter dem Titel „99% – Bilder aus dem Dritten Reich“ auf die Bühne kamen. Im Okt. 1939 wurden S. und ihr Mann verhaftet und von ihrem sechsjährigen Kind getrennt. Während S. zunächst im Gefängnis La Petite Roquette festgehalten und später ins Frauenlager Rieucros überstellt wurde, war Ruschin in die Internierungslager Le Vernet und Les Milles verschleppt worden. 1941 gelang es beiden, gemeinsam mit ihrem wieder ausfindig gemachten Sohn über die Pyrenäen zu fliehen und von Lissabon per Schiff nach Mexiko zu entkommen. Dort arbeitete S. zunächst als Kindermädchen und Krankenpflegerin; eine Zeitlang betrieb sie eine Leihbücherei und wirkte an den kulturellen Veranstaltungen des „Heinrich-Heine-Klubs“ sowie an verschiedenen dt.sprachigen Theaterabenden mit. Sie spielte Nestroy, Büchner, Brecht, Shakespeare, Ibsen, Kisch, rezitierte Karl Kraus und kabarettistische Texte und brachte als Regisseurin im Sept. 1944 Ferdinand Bruckners Stück „Denn seine Zeit ist kurz“ zur Uraufführung. Im Juni 1947 kehrte S. mit ihrer Familie auf einem sowjet. Frachter nach Deutschland zurück und ließ sich, anders als ihre Schwester, in Ostberlin nieder. Dort spielte sie zunächst am Deutschen Theater, seit 1948 v. a. an der Volksbühne am Luxemburgplatz, wo sie die Mutter Wolffen in Hauptmanns „Biberpelz“ und andere große Frauenrollen verkörperte. An der Volksbühne, deren Ehrenmitglied sie später wurde, spielte sie bis 1975 in einem festen Vertrag. Auch als Film- und Fernsehdarstellerin erwarb sie sich große Popularität. Auf Wunsch von Anna Seghers (1900–1983), mit der S. seit der Pariser Exilzeit eng befreundet war, zog sie nach dem Tod ihres Mannes nach Adlershof. Bis zuletzt hielt sie an der Idee des menschlichen Sozialismus fest. Inzwischen legendär ist ihr umjubelter Auftritt bei der Massendemonstration am 4.11.1989 gegen das DDR-Regime kurz vor dem Fall der Berliner Mauer.

  • Werke

    Weitere W u. a. Spielfilme: Des Haares u. d. Liebe Wellen, 1929;
    Die Brücke, 1949;
    Der gr. Mandarin, 1949;
    Bgm. Anna, 1950;
    Ernst Thälmann, Sohn seiner Klasse, 1954;
    Heiml. Ehen, 1956;
    Der Prozeß wird vertagt, 1958;
    Das Feuerzeug, 1958;
    Alwin d. Letzte, 1960;
    Schneewittchen, 1961;
    Die Glatzkopfbande, 1963;
    Die Beunruhigung, 1982;
    Die Schüsse d. Arche Noah, 1983;
    Eine sonderbare Liebe, 1984;
    Blonder Tango, 1985;
    Fahrschule, 1986;
    Apfelbäume, 1992;
    Schrr.:
    Trab d. Schaukelpferde, 1984 (Autobiogr., Rollenbilder, P);
    Rote Fahne mit Trauerflor, Tageb.-Notizen, 1990.

  • Literatur

    Theaterleben, Schausp. erzählen v. Exil u. Rückkehr, hg. v. B. Lause u. R. Wiens, 1991, S. 47–79 (P);
    J. Dick u. M. Sassenberg (Hg.), Jüd. Frauen im 19. u. 20. Jh., 1993 (P);
    G. Eisenbürger (Hg.), Theaterspielen als Überlebensmittel, Exil in Mexico – S. S., in: Lebenswege, 15 Biogrr. zw. Europa u. Lateinamerika, 1994;
    C. Funke, Herz für d. Volk, in: Der Tagesspiegel (Berlin) v. 12. 5. 95;
    G. Stadelmaier, Tante Courage, in: FAZ v. 13. 5. 1995 (P);
    BHdE II;
    Sucher, Theaterlex. ²1999;
    Wer war wer DDR;
    Hdb. Exiltheater;
    Kosch, Theater-Lex.;
    Hdb. österr. Autoren jüd. Herkunft;
    Kulturlex. Drittes Reich;
    Juden in Berlin;
    Dokumentarfilm:
    „So wie es ist, bleibt es nicht, Die Gesch. v. Camilla u. Steffie S.“, Südwestfunk 1991.

  • Porträts

    Fotos v. St. Moses, Abb. in: FAZ v. 13. 5. 95, u. „Camilla u. Steffie S., Schauspielerinnen, Berlin 1982“ u. in: St. Moses, Die Monogr., 2002, S. 131.

  • Autor/in

    Volker Kühn
  • Zitierweise

    Kühn, Volker, "Spira, Steffie" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 705-706 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11876165X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA