Lebensdaten
1887 – 1967
Geburtsort
Groß-Peterwitz (Kreis Ratibor, Hultschiner Ländchen, Schlesien)
Sterbeort
Missionshaus Sankt Gabriel, Mödling bei Wien
Beruf/Funktion
Ethnologe ; Anthropologe ; Linguist ; Steyler Missionar
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11875419X | OGND | VIAF: 83917729
Namensvarianten
  • Schebesta, Paul Joachim
  • Baba wa Bambuti
  • Schebesta, Paul
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Zitierweise

Schebesta, Paul, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11875419X.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Anton;
    M Johanna Wytisk;
    B Joseph (1885–1944), Steyler Missionar in Ostneuguinea, Linguist, starb beim Untergang seines Schiffes am 6.2.1944 bei d. Überfahrt nach Wewak (Neuguinea), mit ihm ging d. v. ihm gesammelte Sprachenmaterial verloren (s. W).

  • Biographie

    Mit 12 Jahren trat S. in das Internat des Missionshauses Heiligkreuz in Neisse (Schlesien) ein, wo er das Gymnasium absolvierte. Seit 1905 studierte er in St. Gabriel (Mödling b. Wien) Philosophie und Theologie sowie im Nebenfach bei P. Wilhelm Schmidt SVD (1868–1954) Linguistik, Ethnologie und Religionsgeschichte. Nach seiner Priesterweihe 1911 wurde S. in die neu eröffnete Sambesi-Mission der Steyler Missionare in Moçambique geschickt. Aufgrund ihrer dt. Staatszugehörigkeit wurden die Missionare 1916 interniert, z. T. in Lissabon. Nach seiner Freilassung 1919 forschte S. in den Archiven und Bibliotheken Lissabons besonders über das alte Kgr. Monomotapa, ehe er der Redaktion der Zeitschrift „Anthropos“ in St. Gabriel zugewiesen wurde. 1924 begann S. seine Tätigkeit als Feldforscher. Seine erste Expedition führte ihn zu dem Negrito-Stamm der Semangauf der Halbinsel Malakka. 1926 wurde er in Wien mit einer Dissertation über das Kgr. Zimbabwe zum Dr. phil. promoviert. 1929/30 und 1934/35 führte er Expeditionen zu den zentralafrikan. Pygmäen (Bambuti) im Ituri-Wald von Belgisch Kongo durch. 1938/39 reiste er erneut zu den Negrito, diesmal zu den Aëta auf den Philippinen sowie zu den Semang und Senoi auf Malakka. 1949/50 und 1954/55 hielt er sich bei den Pygmäen des Ituri-Waldes auf. Mehrere Expeditionen führte S. mit dem Anthropologen P. Martin Gusinde SVD (1886–1969), dem Blutgruppenforscher Jean-Baptiste Jadin (* 1906) sowie den Bantuisten Amaat (Aimé) Burssens (1897–1983) und P. Anton Vorbichler SVD (1921–99) durch.

    S. forschte als Anthropologe, Ethnologe und Linguist. Er wollte beweisen, daß die Pygmäen eine eigene Rasse bilden und die Bambuti des Ituri-Waldes die „rassenechten Pygmäen“ darstellen. Er beschrieb ihre Wirtschaftsform, Sozialstruktur und Religion und war zeitlebens, allerdings vergeblich, damit beschäftigt, ihre ursprüngliche Sprache zu eruieren. Neben den modernen wie antiken Kultursprachen Europas waren S. auch eine Reihe afrikan. Sprachen und Dialekte sowie das Malaische geläufig. Er war zwar nicht der erste Erforscher der Negrito und Pygmäen, lieferte jedoch die ersten wiss. Gesamtdarstellungen über diese Völker. Die Pygmäen nannten ihn wegen seiner Fürsorge „Baba wa Bambuti“ (Vater der Bambuti). In seiner Lehrtätigkeit an der Hochschule für Welthandel in Wien und am Missionsseminar St. Gabriel am Lehrstuhl für Ethnologie und Linguistik bereitete S. seine Studenten (u. a. Anton Vorbichler, Klaus Klostermaier, Willi Dupré, Karl Hutterer, Johannes Fabian) intensiv auf den Missionars- und Ethnologenberuf vor|.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Österr. Ak. d. Wiss. (1956), d. Royal Anthropological Inst., London, d. Dt. Anthropol. Ges. (1956) u. d. Comm. Linguist. Afric. Tervuren.;
    Ehrenring d. Stadt Wien (1957);
    Gr. BVK.

  • Werke

    u. a. Die Zimbabwe-Kultur in Afrika, in: Anthropos 21, 1926, S. 484-522;
    Die Bambuti. 2 Bde., 1938-50;
    Die Negrito Asiens, 2 Bde., 1952-57;
    Portugals Konquistamission in Südost-Afrika, 1966 (mehrere tschech. u. franz. Überss. dieser Werke);
    ca. 150 wiss. Artikel in diversen europ. Sprachen, u. a. in: Anthropos, Kongo Overzee, Wiener Anthropol. Mitt., Man, Archiv f. Rel.wiss., Bijdragen to de Taal-, Land- en Volkenkunde;
    ferner e. Reihe v. Keiseberr., u. a. Bei d. Urwaldzwergen v. Malaya, 1927;
    Orang Utan, Bei d. Urwaldmenschen Malayas u. Sumatras, 1928;
    Bambuti, die Zwerge vom Kongo, 1932;
    Vollblutneger u. Halbzwerge, 1934;
    Der Urwald ruft wieder, 1936;
    Der ewige Ruf, 1948;
    Baba wa Bambuti, 1957;
    Les Pygmées du Congo Bulge, 1957;
    zu Joseph:
    einige Art. in: Anthropos, 1913-1945.

  • Literatur

    FS zu 75. Geb.tag v. P. J. S., Studia Instituti Anthropos 18, 1963 (vollst. W-Verz., P);
    Zaire 2, 1948, S. 425 f.;
    R. Rahmann, Vier Pioniere d. Völkerkunde, in: Anthropos 52, 1957, S. 263-76;
    Sbornik Československé Společnosti zeměpisné 62, 1957, S. 359-63;
    Schles. Kirche in Lb., hg. v. J. Gröger u. a., 1992, S. 84-88 (P);
    Nachrufe:
    A. Vorbichler, in: Anthropos 1967, S. 665-85;
    American Anthropologist 70, 1968, S. 541-45;
    Alm. d. Österr. Ak. d. Wiss. 118 (1968), 1969, S. 327-36;
    Lud 53, 1969, S. 251-72;
    W. Dupré, P. J. S. and the study of Mbuti culture. in: Central African hunter-gatherers in a multidisciplinary perspective, 1999, S. 133-38;
    Kürschner, Gel.-Kal. 1966;
    Killy.

  • Autor/in

    Josef F. Thiel
  • Zitierweise

    Thiel, Josef Franz, "Schebesta, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 598 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11875419X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA