Lebensdaten
1888 – 1959
Geburtsort
Marburg/Drau (Untersteiermark)
Sterbeort
Graz
Beruf/Funktion
Jurist ; Rechtshistoriker ; Romanist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118753363 | OGND | VIAF: 109788935
Namensvarianten
  • Steinwenter, Arthur
  • Steinwenter, Artur
  • Steinwenter, Arthur
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Zitierweise

Steinwenter, Artur, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118753363.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Art(h)ur (1850–1939), Dr. phil., Päd., Hist., Dir. d. Gymn. in M., 1892–1909 d. I. Staatsgymn. in G., stellv. Landesschulinsp., Reg.rat, HR, Ehrenmitgl. d. Hist. Ver. f. Steiermark (s. ÖBL), S d. Franz (1819–87), Hptm.auditor in G., u. d. Anna Edle v. Rainer zu Lindenbüchel (1825–1901), aus G.;
    M Helene (1852–1904), T d. Florian Rr. v. Gabriel (1813–93, aus Tieschetitz (Tesetice, Mähren), Landesger.präs. in G., u. d. Karoline Nowak (1820–1903), aus Neuhaus (Böhmen);
    Innsbruck 1922 Margarete (1888–1977), aus Wien, T d. Heinrich Riehl (1851–1922, Fabr. in Bozen, u. d. Antonie Obexer (* 1855) aus Sterzing;
    1 S (früh †), 1 T Irmgard (1926–2006, Edgar Pollhammer, 1922–99, Dipl.-Ing.), Dr. phil., Gymn.prof. in G.

  • Biographie

    Nach Absolvierung des 1. k. k. Staatsgymnasiums in Graz studierte S. an der Univ. Graz. Rechtswissenschaften (Dr. iur. 1912). Er besuchte das Seminar von Gustav Hanausek (1855–1927), aus dem Romanisten wie Leopold Wenger (1874–1953), Paul Koschaker (1879–1951) und Mariano San Nicol× (1887–1955) hervorgingen. Anschließend wechselte S. auf Anraten seines Lehrers Hanausek nach München zu Wenger. Hier entstand in eineinhalb Jahren die romanist. Habilitationsschrift „Studien zum röm. Versäumnisverfahren“ (1914). S.s Habilitation für röm. Recht erfolgte 1914 an der Grazer jur. Fakultät. 1918 wurde S. zum unbesoldeten ao. Professor, 1920 zum besoldeten ao. Professor für röm. Recht in Graz ernannt, 1926 als Nachfolger von Ivo Pfaff zum o. Professor für röm. Recht. 1936 wurde seine Lehrverpflichtung auf österr. bürgerliches Recht ausgedehnt. 1932 schlug S. eine Berufung nach Münster|aus. Dreimal war er Dekan der Grazer rechtsu. staatswissenschaftlichen Fakultät, ferner Präses der rechtshistorischen und Vizepräses der judiziellen Staatsprüfungskommission. Nach der Emeritierung 1958 erlag S. einem Schlaganfall.

    Auf dem Gebiete der spätröm. Rechtsentwicklung befaßte sich S. v. a. mit drei Themen- bzw. Quellenbereichen: dem röm. Kognitionsprozeß, insbesondere dem justinian. Libellprozeß, mit dem Recht der kopt. Urkunden und mit dem spätantiken Staatskirchenrecht. Weitere Forschungsschwerpunkte waren Grundbegriffe der röm. Rechtsquellenlehre und des jur. Denkens, griech. Prozeßrecht, das Problem der historischen Kontinuität, ferner Fragen der österr. Privatrechtsgeschichte sowie des modernen österr. Privatrechts. S., hervorragender Kenner der spätantiken Rechtsgeschichte, verstand es in hohem Maße, Rand- und Nachbargebiete für die romanist. Wissenschaft nutzbar zu machen.

    Seine Monographie „Beiträge zum öffentlichen Urkundenwesen der Römer“ (1915) legt die Bedeutung des öffentlichen Aktenwesens der röm. Behörden für die Urkunden des Privatprozesses und Privatrechtes dar. S. befaßte sich ferner mit Formen der Streitbeilegung in anderen Rechtsordnungen der Antike. 1920 erschienen die „Untersuchungen zu den kopt. Rechtsurkunden aus Oberägypten“ und 1925 die Monographie „Die Streitbeendigung durch Urteil, Schiedsspruch und Vergleich nach griech. Rechte“ (Nachdr. mit e. Nachtrag 1971).

    Eine Reihe von Aufsätzen ist dem nachklass. und justinian. Prozeßrecht gewidmet, insbes. dem justinian. Libellprozeß. Das heutige Bild des nachklass. Zivilprozesses verdanken wir v. a. S. (M. Kaser). Er war führend im Bereiche der jur. Koptologie. Seine Beschäftigung mit den kopt. Rechtsurkunden trug reiche Früchte, gekrönt von der Gesamtdarstellung „Das Recht der kopt. Urkunden“ für das Handbuch der Altertumswiss. (X. Abt., 4. T., 2. Bd., 1955), welche als Ergänzung zum Recht der gräko-ägypt. Papyri gedacht ist. Von großer Bedeutung sind weiter S.s Untersuchungen über die episcopalis audientia, den antiken kirchlichen Rechtsgang und seine Quellen sowie den Einfluß des röm. Rechts auf den antiken kanonischen Prozeß. Grundlegend sind zudem einige Arbeiten, die sich mit der Geschichte der jur. Denkformen befassen, dem Gewohnheitsrecht, der Idee der utilitas publica und utilitas singulorum und der Entwicklung der Analogie. Mehrere Beiträge sind Fragen der Kontinuität zwischen antiken und mittelalterlichen Rechtsordnungen sowie Problemen der neueren Privatrechtsgeschichte gewidmet. In der Zeit des 2. Weltkriegs entstand die agrar- und rechtsgeschichtliche Studie „Fundus cum instrumento“ (SB d. Ak. d. Wiss. Wien, phil.hist. Kl. 221/1, 1942). 1958 erschien noch eine Reihe von Aufsätzen und Vorträgen unter dem Titel „Recht und Kultur“, die Bausteine zu einer „Ontologie des Rechts in seinem Zusammenhang mit der Kultur, in die es eingebettet erscheint“ (Vorwort, S. 15) darstellen. S.s bedeutendster Schüler war der Romanist Max Kaser (1906–97).

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. d. Österr. Ak. d. Wiss. (korr. 1935, wirkl. 1943), d. Bayer. Ak. d. Wiss. (korr. 1942) u. d. Comitato scientifico internat. d. Zs. IURA (1950).

  • Werke

    Weitere WRöm. Recht: Neue Urkk. z. byzantin. Libellprozeß, in: Abhh. z. antiken Rechtsgesch., in: FS f. G. Hanausek, 1925, S. 36–52;
    Zur Lehre v. Gewohnheitsrechte, in: Studi in onore di P. Bonfante, II, 1930, S. 419–46;
    Die Anfänge d. Libellprozesses, in: Studia et Documenta Hist. et Iur. 1, 1935, S. 132–52;
    Utilitas publica – utilitas singulorum, in: FS f. P. Koschaker, I, 1939, S. 84–102;
    Rhetorik u. röm. Zivilprozeß, in: ZSRGR 65, 1947, S. 69–120;
    Die Briefe d. Qu. Aurelius Symmachus als Rechtsquelle, in: ZSRGR 74, 1957, 1–25;
    Das Verfahren sine scriptis im justinian. Prozeßrechte, ebd. 76, 1959, S. 306–23;
    Altgriech. Recht:
    Der Rechtshilfevertrag zw. Stymphalos u. Aigeira, in: ZSRGR 70, 1953, S. 1–19;
    Antikes kirchl. Recht:
    Die Rechtsstellung d. Kirchen u. Klöster nach d. Papyri, in: ZSRGK 19, 1930, S. 1–50;
    Zur Lehre v. d. episcopalis audientia, in: Byzantist. Zs. 30, 1929/ 30, S. 660–68;
    Der antike kirchl. Rechtsgang u. seine Qu., in: ZSRGK 23, 1934, S. 1–116;
    Der Einfluß d. röm. Rechts auf d. antiken kanon. Prozeß, in: Atti del Congresso Internazionale di Diritto Romano (…), Bologna, I, 1934, S. 225–41;
    Recht d. kopt. Urkk.:
    Vis maior in griech. u. kopt. Papyri, in: Eos 48/1, 1956, S. 261–71;
    Mittelalterl. u. Neuere Privatrechtsgesch.:
    Zum Problem d. Kontinuität zw. antiken u. ma. Rechtsordnungen, in: IURA 2, 1951, S. 15–43;
    Das Fortleben d. röm. Institutionen im MA, in: Relazioni del X Congresso Internazionale di Scienze Storiche 1955, VI, 1955, S. 547–59;
    Prolegomena zu e. Gesch. d. Analogie, I. F., in: Studi in memoria di Emilio Albertario, II, 1953, S. 103–27;
    II. F., in: Studi in onore di Vincenzo Arangio-Ruiz, II, 1953, S. 169–86;
    III. F., in: FS f. Fritz Schulz, II, 1951, S. 345–64;
    Der Einfluß d. röm. Rechtes auf d. Kodifikation d. bürgerl. Rechtes in Österr., in: L`Europa e il diritto romano, Studi in memoria di Paul Koschaker, I, 1954, S. 403–26;
    Vertragstreue im bürgerl. Recht, in: Jur. Bll. 1950, Nr. 8–11;
    Btrr. in: Pauly`s Realenc.;
    Hdwb. d. Rechtswiss.;
    Reallex. f. Antike u. Christentum;
    W-Verz.
    in: Recht u. Kultur, 1958, S. 65–71;
    Nachtrr. b. M. Kaser, in: ZSRGR 76, 1959, S. 671 Anm. 2, u. G. Wesener, Röm. Recht u. Naturrecht, 1978, S. 90, Anm. 5;
    Autobiogr.
    in: N. Grass (Hg.), Österr. Rechts- u. Staatswiss. d. Gegenwart in Selbstdarst., 1952, S. 187–200 (W-Verz., P).

  • Literatur

    ZSRGR 75, 1958;
    M. Kaser, in: A. Steinwenter, Recht u. Kultur, 1958, S. 7–13 (P);
    Th. Mayer-Maly, in: Anz. f. d. Altertumswiss. 11, 1958, S. 127 f.;
    FS f. A. S. z. 70. Geb.tag, 1958;
    Nachrufe:
    M. Kaser, in: ZSRGR 76, 1959, S. 670–77;
    ders., in: Alm. d. Österr. Ak. d. Wiss. 109, 1959, S. 349–55 (P);
    ders., Grazer Lehrer d. röm. Rechts seit d. Jh.wende, in: 400 J. Akad. Gymn. in Graz 1573–1973, 1973, S. 126–28;
    W. Kunkel, in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss. 1959, S. 155–60 (P);
    Th. Mayer-Maly, in: Studia et Documenta Historiae et Iuris 25, 1959, S. 515–24;
    ders., in: Labeo 5, 1959, S. 257 f.;
    ders., in: Journ. of Juristic Papyrology 13, 1961, S. 17–27;
    G. Wesener, in: IURA 10, 1959, S. 152–55;
    ders., in: Jur. Bll. 81, 1959, S. 274 f.;
    Romanitas 2, 1959, S. 300 f.;
    H. Baltl, in: Grazer „Südost-Tagespost“ v. 18. 3. 1959;
    Novissimo Digesto Ital. 18, 1971, S. 427;
    G. Wesener, Röm. Recht u. Naturrecht, 1978, S. 89–97;
    ders., Österr. Privatrecht an d. Univ. Graz, 2002, S. 90 u. 94; N. Grass, Österr. Kirchenrechtslehrer d. Neuzeit, bes. an d. Univ. Graz u. Innsbruck, 1988, S. 199 f. u. S. 352;
    G. Thür, A. S. als Gräzist, in: ZSRGR 115, 1998, S. 426–37;
    Qu Univ.archiv Graz (Personalakt).

  • Autor/in

    Gunter Wesener
  • Zitierweise

    Wesener, Gunter, "Steinwenter, Artur" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 233-235 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118753363.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA