Dates of Life
1876 – 1960
Place of birth
Wandsbek
Place of death
Kiel
Occupation
Großadmiral
Religious Denomination
evangelisch
Authority Data
GND: 118743511 | OGND | VIAF: 5726271
Alternate Names
  • Raeder, Erich
  • Raeder, Erich Hermann Albert
  • Raeder, Erich Johann Albert
  • more

Relations

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Citation

Raeder, Erich, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118743511.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Hans, Oberlehrer in W.;
    M Gertraudt Hartmann;
    N. N.; K.

  • Biographical Presentation

    1894 trat R. als Offiziersanwärter in die Ksl. Marine ein und absolvierte die übliche Ausbildung zum Seeoffizier. 1906 wurde er 1. Referent im Nachrichtenbureau des Reichs-Marine-Amts; aus seinen weiteren Verwendungen vor dem 1. Weltkrieg ragen seine Tätigkeit als Navigationsoffizier auf der Kaiserjacht „Hohenzollern“ 1910-12 sowie das Kommando beim Befehlshaber der Aufklärungsschiffe (Gustav Bachmann, dann Franz v. Hipper) hervor; als 1. Admiralstabsoffizier begleitete er Hipper in die Skaggerakschlacht (31.5.1916). Im Sommer 1917 wurde R. Chef des Stabes des Befehlshabers der Aufklärungsschiffe, im Jan. 1918 Kommandant des Kleinen Kreuzers „Cöln“, am 13.10.1918 Chef der Zentralabteilung des Reichs-Marine-Amts. Auch nach dem Umsturz vom Nov. 1918 verblieb er unter dem Chef der Admiralität Adolf v. Trotha (1886–1940) in dieser Position. Nach dem Rücktritt Trothas im Gefolge des von ihm unterstützen Kapp-Lüttwitz-Putsches im März 1920 wurde R., ebenfalls politisch kompromittiert, am 1.7.1920 ins Marinearchiv versetzt. Hier verfaßte er das zweibändige Werk „Der Kreuzerkrieg in den ausländischen Gewässern“, aufgrund dessen er 1926 die Ehrendoktorwürde der Univ. Kiel erhielt. 1922 wurde er zum Chef des Bildungswesens der Marine ernannt. Nach einem kurzen Kommando als Befehlshaber der Leichten Seestreitkräfte der Nordsee wurde R. 1925 Chef der Marinestation der Ostsee und nach dem Rücktritt Hans Zenkers im Zusammenhang mit der sog. „Lohmann-Affäre“ am 1.10.1928 Chef der Marineleitung und am 1.6.1935 Oberbefehlshaber der Kriegsmarine (ObdM) sowie Chef der Seekriegsleitung (Chef Skl.). Am 1.9.1939 von Hitler zum Großadmiral befördert, trat R. nach heftigen Auseinandersetzungen mit Hitler am 30.1.1943 zurück und wurde zum Admiralinspekteur der Kriegsmarine ernannt. 1945 durch die Rote Armee gefangengenommen und 1946 im Nürnberger Kriegsverbrecherprozeß zu lebenslanger Haft verurteilt, wurde er 1955 aus gesundheitlichen Gründen aus der Haft entlassen.

    R. erfuhr seine entscheidende politische und militärische Prägung durch den Tirpitzschen Flottenbau und die Rolle der Ksl. Marine im 1. Weltkrieg. Tief beeindruckt durch die Matrosenmeutereien von 1917 und die Revolution von 1918, war er zeit seines Lebens entschlossen, es „nie wieder“ zu einem Nov. 1918 kommen zu lassen. Dieses Trauma gebar seine Überzeugung, daß die Marine, beruhend auf modernen Grundsätzen der Menschenführung und einem unerschütterlichen Corps-Geist, völlig unabhängig von der jeweiligen Regierungsform nur dem „Staat“ und seinem obersten Repräsentanten zu dienen habe. Der oft als „schulmeisterlich“ bezeichnete Führungsstil R.s ließ die Reichs-, dann Kriegsmarine zu einem professionellen Wehrmachtsteil werden, der sich als „apolitisch“ verstand und den R. 1933 Hitler ohne jede Schwierigkeit „zuführen“ konnte, wie er selbst formulierte. In der Aufbauphase der Marine 1928-35 verfolgte R. die weitgehend schon in der Weimarer Zeit entwickelten Pläne, wobei der Bau einer „ausgewogenen“ Flotte im Mittelpunkt stand. Auch nach Abschluß des dt.-engl. Flottenabkommens vom 18.6.1935 hielt er am Ziel einer nunmehr erheblich größeren Schlachtflotte fest (darin von Hitler unterstützt), wohingegen er den U-Bootbau nur zögernd förderte und deswegen in einen fundamentalen Gegensatz zum nachmaligen Befehlshaber der U-Boote, Karl Dönitz (1891–1980), geriet. Davon überzeugt, daß es Hitler nicht vor etwa 1943 zu einem Krieg mit England kommen lassen werde, wirkte die Kriegsentfesselung 1939 auf R. wie ein Schock. Ziel der dt. Seestrategie konnte es nach R.s Auffassung, die er am 3. September schriftlich niederlegte, nur sein, „anständig zu sterben“, um die Grundlage für einen Wiederaufbau der Flotte nach dem Krieg zu legen. Tatsächlich setzte er die Überwassereinheiten in kühnen Operationen aufs Spiel; auf ihn ist die Operation „Weserübung“, der Überfall auf Norwegen und Dänemark am 9.4.1940, zurückzuführen. Im atlantischen Handelskrieg mit Überwassereinheiten wurden beachtliche Erfolge erzielt, doch mit der Vernichtung der „Bismarck“ am 27.5.1941 ging diese Kriegsphase zu Ende. Der ständig wichtiger werdende U-Bootkrieg litt unter großen materiellen und personellen Engpässen, die R. trotz einiger Bemühungen in seiner Amtszeit nicht zu beheben vermochte. Nach einem unglücklich verlaufenen Überwassergefecht im nördlichen Nordmeer verlangte Hitler die Außerdienststellung der schweren Überwassereinheiten. R. war nicht bereit, dem nachzukommen und bat um seinen Abschied. Als Admiralinspekteur kaltgestellt, geriet er – fälschlich – in den Verdacht, Beziehungen zu den Verschwörern des 20. Juli 1944 zu unterhalten und salvierte sich mit einer Ergebenheitsadresse an Hitler.

    R. war führend an der Rekonstruktion der dt. Marine nach 1918 beteiligt. Die erstaunlichen militärischen Leistungen der Kriegsmarine angesichts einer hoffnungslosen materiellen Unterlegenheit gingen nicht zuletzt auf R.s Energie im Ausbildungswesen und bei der Motivation seiner Untergebenen zurück. Jedoch hing er tradierten, während des |2. Weltkriegs rasch veraltenden strategischen und technischen Vorstellungen nach und unterließ deswegen Modernisierungen v. a. auf dem Gebiet des U-Boot-Baues und -Einsatzes. In die Verbrechen des Regimes war er indirekt und nicht auf eine spezifisch persönliche Weise verstrickt.

  • Works

    Das Zus.wirken v. Heer u. Marine im Krimkrieg, 1903;
    Die wirtschaftl. u. mil.pol. Stellung d. USA im Stillen Ozean, 1905;
    Der Kreuzerkrieg in den ausländ. Gewässern, 2 Bde., 1922 f.;
    Mein Leben, 2 Bde., 1956 f. – Übers.: René Daveluy, Etude sur la tactique navale, 1905.

  • Literature

    J. Dülffer, Weimar, Hitler u. d. Marine, Reichspol. u. Flottenbau 1920-1939, 1973;
    R. Güth, Die Ära Raeder, Eine Dok.serie, in: Schiff u. Zeit 26-33, 1987-91;
    M. Salewski, in: Die Mil.elite d. Dritten Reiches, hg. v. R. Smelser u. E. Syring, 1995, S. 406-22;
    ders., Von R. zu Dönitz, Der Wechsel im Oberbefehl d. Kriegsmarine 1943, in: ders., Die Deutschen u. die See, Stud. z. dt. Marinegesch. d. 19. u. 20. Jh., hg. v. J. Elvert u. St. Lippert, 1998, S. 290-335;
    ders., Die dt. Seekriegsleitung 1935-1945, 2 Bde., 1970/75. |

  • Primary Sources

    Qu Gerhard Wagner (Hg.), Die Lagevorträge d. Oberbefehlshabers d. Marine vor Hitler 1939-1945, 1971; KTB Skl., Teil A, Bde. 1-53, hg. v. W. Rahn u. G. Schreiber unter Mitwirkung v. H. Maierhöfer, 1988-95; M. Salewski (Hg.), Die dt. Seekriegsleitung 1935-1945, III: Denkschrr. u. Lagebetrachtungen 1938-1944, 1973. |

  • Archival Ressources

    Nachlaß: BA/Mil.archiv Freiburg (RM 6; KTB Skl., Teil A [RM 7] III M 1000 1-53).

  • Author

    Michael Salewski
  • Citation

    Salewski, Michael, "Raeder, Erich" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 104-106 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118743511.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA