Graser, Johann Baptist
Graser, Johann Baptist
- Lebensdaten
- 1766 – 1841
- Geburtsort
- Eltmann (Unterfranken)
- Sterbeort
- Bayreuth
- Beruf/Funktion
- Pädagoge ; Pädagoge ; Schulrat
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 118718460 | OGND | VIAF: 13102062
- Namensvarianten
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- Graser, Johann Baptist
- Graser, J. B.
- Graser, Johann B.
- Graser, Johann Baptiste
- Graser, Johannes Baptist
- mehr
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Thesaurus des Consortium of European Research Libraries (CERL)
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Personen in Bavarikon [2013-]
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- Index Theologicus (IxTheo)
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
- * Personen in bayerischen historischen biographischen Lexika. Baader / Lipowsky. 1821 ff. [1804-1825]
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Genealogie
V Adam († 1780), Wirt u. Metzger, S d. Sebastian, aus Limbach;
M Kunigunda (1733–1803), T d. Jak. Schreck in E. u. d. Anna Maria Ursula Zink;
⚭ 1812 Franziska (* 1785), T d.) oh. Nep. Küster, Appellationsgerichtsrat in Bamberg, u. d. Anna Maria Ries;
K. -
Biographie
G. besuchte dank der Vermittlung eines Verwandten, eines Bamberger Ratsherrn, das Gymnasium in Bamberg. Nach philosophischen und pädagogischen Studien wurde er 1786 zum Dr. phil. promoviert. Die anschließende Ausbildung am Priesterseminar in Würzburg schloß er 1790 als Lizentiat ab. 1792 wurde er zum Präfekten am adligen Knabeninstitut, dem Julianeum in Würzburg, ernannt und 1793 zum Erzieher an der Pagenanstalt Virgilianum in Salzburg. 1804 nahm er einen Ruf als Professor für Philosophie und Pädagogik an der Universität Landshut an. Jedoch noch im gleichen Jahre wurde er mit der Organisation des Schulwesens in Oberfranken betraut. Er lebte bis 1810 in Bamberg. 1810-25 hatte er in Bayreuth den Posten eines Regierungs- und Kreisschulrats inne. Nachdem er sich vergeblich als Priester um einen Heiratsdispens bemüht hatte, vermählte er sich 1812 dennoch und wurde exkommuniziert. 1825 erhielt er den Abschied – in diesem Jahre wurden die Kreisschulratsstellen abgeschafft – und widmete sich in den restlichen Jahren seines Lebens besonders dem Studium pädagogischer Probleme.
Gedanken der Aufklärung, Herder, Fichte und →Schelling verpflichtet, Anregungen von Pestalozzi und Herbart aufnehmend, bemüht sich G. um den Entwurf einer wissenschaftlichen Pädagogik, die Grundlegungsprobleme wie auch Fragen der konkreten Unterrichtsgestaltung umfaßt. Grundbegriff ist ihm die „Divinität“, die Gottesebenbildlichkeit des Menschen, als oberstes Ziel der Erziehung. Sie ist Inbegriff idealer Möglichkeiten, die dem konkreten Subjekt als dem Wesen, das der Vernunft und des freien Willens mächtig ist, seine Dignität sichern. Aufgabe des Erziehers ist es, den Zögling zur Disziplinierung seiner Animalität anzuhalten, in ihm die Einsicht in die wahre Bestimmung des Menschen zu wecken: der Zögling muß darauf vorbereitet werden, sein Leben in freier Gesinnung und Tat selbst zu gestalten. Rechtverstandene Erziehung ist Erziehung für das Leben, und das bedeutet: Erziehung des einzelnen zur verantwortungsbewußten Persönlichkeit, die ihre Aufgaben in den vielfältigen Gemeinschaftsbezügen der konkreten Umwelt klar überschaut und sich ihnen tätig gewachsen zeigt. Der Unterricht in der Schule hat diesem Ziele zu dienen, er ist nur sinnvoll, insofern er erziehender Unterricht ist.
Während seiner Tätigkeit in Oberfranken erwarb sich G. besondere Verdienste um die Neuordnung des dortigen Elementarschulwesens, das er gemäß den in seinen Werken entwickelten Grundmotiven umzugestalten unternahm. Er forderte den Gesamtunterricht und führte unter anderem die sogenannte Schreiblesemethode ein. Daneben förderte er auch die Ausbildung von Lehramtskandidaten und widmete sich den besonderen Problemen einer Erziehung von Taubstummen. Seine Gedanken versuchten J. L. Ludwig und →Heinrich Gräfe weiterzubilden.
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Werke
Beobachtungen u. Vorschläge üb. Erziehung u. Schulen, 1802 ff.;
Divinität od. d. Prinzip d. einzig wahren Menschenerziehung, 1811, ³1813;
Elementarschule fürs Leben in ihrer Grundlage, 1817;
Elementarschule fürs Leben in ihrer Steigerung, 1828;
Elementarschule fürs Leben in ihrer Vollendung, 1841. -
Literatur
ADB IX;
E. A. Leisker, Die Päd. G.s, 1879;
G. Schläger, G.s Divinitätsprinzip. 1903;
F. Holzapfel, J. B. G., Diss. Halle 1924;
B. Schön, Menschenbild u. Menschenbildung nach J. B. G., Diss. München 1955. -
Porträts
Lith. v. S. H. Jarwart (München, Stadtmus., Maillinger Bilderchronik);
Erzbüste v. Zumbusch in Bayreuth. -
Autor/in
Günter Schaper -
Zitierweise
Schaper, Günter, "Graser, Johann Baptist" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 745-746 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118718460.html#ndbcontent
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Biographie
Graser: Johann Baptist G., Dr. philos., wurde am 11. Juli 1766 zu Eltmann in Unterfranken geboren, studirte in Bamberg und Würzburg und erhielt schon im 20. Lebensjahre die philosophische Doctorwürde. Er wurde hierauf nach absolvirtem Seminarcursus in Würzburg zum katholischen Priester geweiht und bald darauf Lehrer und Mitdirigent der adlichen Pagenanstalt zu Salzburg. Im J. 1804 wurde er als Professor der Theologie nach Landshut versetzt, aber schon in demselben Jahre als Schulrath nach Bamberg berufen, wo er bis zum J. 1810 mit großem Eifer wirkte. Hiernach ging G. auf den Wunsch seiner Behörde in gleicher Eigenschaft nach Baireuth, wo er sich um die Vorbildung junger Lehramtscandidaten Verdienste erwarb. Als 1825 die Stellen der Kreis-Schulräthe aufgehoben wurden, erhielt er seine Pension und lebte von da ab ganz den Wissenschaften, insbesondere aber pädagogischen Studien und dem Verkehr mit geistreichen Männern, zu denen besonders Jean Paul gehörte. Er starb 1841 am 28. Februar in Baireuth. G. ist einer der ersten deutschen Pädagogen, welche die Lehre von der Erziehung und dem Unterrichte wissenschaftlich geordnet und dargestellt haben. Seine Hauptschrift ist die „Divinität oder das Princip der einzig wahren Menschenerziehung“, 1811. Der Grundgedanke ist, daß der Mensch durch sich selbst, durch freie Gesinnung und That, das Ebenbild der Gottheit in seinem Leben darstelle oder das Divine (Göttliche), das ihm, entgegen dem Animalischen (Thierischen), eingeboren ist, in seinem Leben nachweise. Wir bedürfen hierzu einerseits eines Musters, des Gottmenschen, Sohnes Gottes, — andererseits aber auch der Unterstützung der bereits gereiften Menschen. Graser's praktisches Streben knüpfte sich mit Pestalozzi an die Anschauung, und aus dieser leitete er die Kenntniß der gewöhnlichen Lebensverhältnisse und die damit verknüpften moralischen Pflichten ab. Als Anschauungsmittel, als an das Vorleben des Kindes, an die Familie sich anschließende Geistesgymnastik erkannte er das Wohnhaus und zwar zunächst das Modell|eines solchen. Er theilt nun den an das Wohnhaus geknüpften Unterricht in der Moral und den Realien in vier Curse, nämlich 1) Betrachtung des Hauses als Wohnplatzes der Zusammenlebenden, 2) Betrachtung der Bewohner desselben, 3) Betrachtung der häuslichen Bedürfnisse der Bewohner, und 4) des wechselseitigen Umganges durch die Sprache. G. bekämpfte außerdem die damals auftauchende Lesemethode Stephani's und setzte an deren Stelle die jetzt allgemein verbreitete Schreiblesemethode, wobei er in die Absonderlichkeit verfiel, die Buchstaben als Bilder der Mundformen und Mundstellung beim Sprechen anzusehen. Auch für den Unterricht der Taubstummen interessirte sich G. lebhaft, wollte aber diese Unglücklichen nicht isolirt, sondern in Gemeinschaft mit den Vollsinnigen unterwiesen wissen, weil er von diesem gemeinsamen Verkehre Gutes für die Gesammtbildung hoffte. — G. hatte keinen Beruf zum geistlichen Stande und löste sich auch gänzlich von diesem durch seine spätere Verheirathung los. Diesem Verhältnisse entsprachen auch seine Ansichten über den Religionsunterricht, welchen er möglichst von strengem Confessionalismus zu befreien strebte. Er wollte mit Sailer Toleranz und Versöhnung der Gegensätze, aber er suchte sie nicht, wie dieser, in der glaubenstreuen Liebe, sondern mehr in der Verschwommenheit und Verflachung dessen, was den Kern und die Basis des Christenthums bildet. — Außer der erwähnten Divinität schrieb G. noch: „Die Elementarschule fürs Leben in ihrer Grundlage", 1817. — „Die Elementarschule fürs Leben in der Steigerung", 1828. — „Der durch Gefühl und Tonsprache der Menschheit wiedergegebene Taubstumme“, 1829. — „Das Verhältniß des Elementarunterrichtes zur Politik der Zeit“, 1835. Alle diese Schriften fanden ungeachtet ihrer praktischen Richtung unter den Elementarlehrern verhältnißmäßig wenig Verbreitung, einerseits wegen der wissenschaftlichen, nicht leicht zugänglichen Form, andererseits wegen ihres hohen Preises. Der Lehrer Ludwig in Bindlach, einer der tüchtigsten Schüler Graser's, suchte dessen Ideen populärer zu machen.
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Autor/in
L. Kellner. -
Zitierweise
Kellner, L., "Graser, Johann Baptist" in: Allgemeine Deutsche Biographie 9 (1879), S. 584-585 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118718460.html#adbcontent