Lebensdaten
1855 – 1932
Geburtsort
Billigheim (Baden)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Botaniker ; Professor in Rostock
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118717863 | OGND | VIAF: 59878972
Namensvarianten
  • Goebel, Karl Immanuel Eberhard Ritter von
  • Göbel, Karl Ritter von
  • Göbel, Karl Immanuel Eberhard Ritter von
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Zitierweise

Goebel, Karl Ritter von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118717863.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Michael (1822–60), Maschinenfabrikbes., S d. Jak. Michael, Tuchmacher u. Stadtrat in Reutlingen, u. d. Anna Magd. Kolberger;
    M Luise Auguste (1828–76), T d. Ludw. Heinr. Bruckmann (1785–1833), Hammerwerkbes. in Eisenlautern b. Heilbronn, u. d. Christine Eberhardine Regine Hommel;
    Bayreuth 1894 Charlotte (1866–1955), T d. Aug. Papellier (1834–94), aus Hugenottenfam., Dr. iur., Bgm. v. Erlangen, Landtags- u. Reichstagsabg., u. d. Mathilde v. Staudt (T d. Carl v. St., 1798–1867, Prof. d. Math., s. ADB 35);
    1 S, 1 T.

  • Biographie

    Nach dem frühen Tod des Vaters gab die Mutter den Sohn, den sie zum Geistlichen zu erziehen gedachte, alsbald ins Knabeninstitut Korntal. 1869 kam er ins Seminar Blaubeuren. Dort in der Schwäbischen Alb erwachte seine Liebe zur Pflanzenwelt. Seit 1873 studierte G. in Tübingen Theologie und Philosophie, außerdem Botanik bei W. Hofmeister; doch erst nach langem Kampf erhielt er die mütterliche Erlaubnis, das Studium zu wechseln. Durch die Erkrankung Hofmeisters ( 1877) promovierte er 1877 bei A. de Bary in Straßburg mit einer Arbeit über die „Entwicklungsgeschichte von Gymnogramme leptophylla“, der ersten Frucht einer lebenslänglichen Liebe für die Welt der Archegoniaten (Farne und Moose). Dieser weckte auch sein Interesse für Algen, die G. anschließend einige Monate an der Zoologischen Station in Neapel studierte. Seit 1878 in Würzburg Assistent bei J. von Sachs, als dessen Schüler und Freund er sich stets fühlte, habilitierte er sich hier 1880. Nach kurzer Assistentenzeit in Leipzig bei A. Schenk wurde er durch de Bary als außerordentlicher Professor nach Straßburg zurückgeholt. Schon 1882 erhielt er einen Ruf nach Rostock (1883 Ordinarius), wo er Institut und Garten schuf. Eine 1. Tropenreise (Stipendium der Berliner Akademie) führte ihn 1885/86 nach Indien, Ceylon und Java (in Buitenzorg Gast von M. Treub). Das Ergebnis bilden unter anderem die „Pflanzenbiologischen Schilderungen“ (Teil 1, 1889). 1887 übernahm G. den Lehrstuhl in Marburg, 1889 die Redaktion der „Flora“, dazu 1900 die Mitredaktion des Biologischen Zentralblatts. 1890/91 weilte er zum Studium der Vegetation der Anden, der Paramos und Stromschnellen in Venezuela und Britisch Guayana (Pflanzenbiologische Schilderungen, Teil 2, 1891). Als Nachfolger von C. Nägeli ging G. 1891 nach München, wo er über 40 Jahre tätig war, zunächst 1900/01 den Alpengarten auf dem Schachen anlegte, dann 1908 bis 1914 unter besonderer Förderung des königlichen Hauses das neue Botanische Institut und den Garten in München-Nymphenburg plante und gestaltete. Diese Anlagen zählen zu den großzügigsten und schönsten Schöpfungen ihrer Art in Europa, ja der Welt. Garten und Gewächshäuser sind nicht nur als Stätten der reinen Forschung, sondern auch zur Belehrung aller Pflanzenliebhaber gedacht. 1898/99 weilte G. in Australien, Tasmanien und Neuseeland (Gast von L. Cockayne). 1904 fuhr er auf Vortragsreise zur Weltausstellung nach Saint Louis und von hier aus in die Rocky Mountains und an die kanadischen Seen (Gast von F. Lloyd in Montreal). In den Sommerferien 1913 holte er sich Untersuchungsmaterial aus dem Bergland Brasiliens, und im Alter von 70 Jahren konnte er nochmals Java, dazu Sumatra besuchen. 1931 emeritiert, starb G. im Herbst 1932 an den Folgen eines Sturzes, als er sich ein letztes Mal in der heimatlichen Schwäbischen Alb aufhielt.

    G. war vielleicht der letzte universal arbeitende Botaniker, der, vergleichend-entwicklungsgeschichtlich vorgehend, vor allem die Morphologie förderte, immer aber auch die Physiologie im Auge behielt und nicht zuletzt biologische Fragen zu klären suchte. Er bearbeitete fast alle Klassen des Pflanzenreichs. Früh gelang ihm der Nachweis der Homologie in der Entwicklung der ganzen Reihe der Sporangien. Besonders G.s Hauptwerk, die „Organographie der Pflanzen“, in die eine große Zahl von Einzeluntersuchungen eingegangen ist, zeigt seine allseitige Blickrichtung. – Im Sinne Hofmeisters hat G. eine kausale Erklärung der Morphologie im Auge, wenn er auch deren Zulässigkeit auf eine für ihn charakteristische skeptische Weise immer wieder einschränkt. Hatte er in Saint Louis kurz als morphologisch das definiert, was sich physiologisch noch nicht verstehen lasse, so betonte er mit stärkerem Nachdruck, daß die Mannigfaltigkeit der Organbildung größer sei als die der Lebensbedingungen, ja daß „ohne einen für uns derzeit nicht näher analysierbaren immanenten Bildungstrieb der Organismen nicht auszukommen“ sei. Kritisch zerpflückt G. in den ideenreichen „Entfaltungsbewegungen“ die teleologische Betrachtungsweise als anthropomorphistisch und nimmt eher eine sekundäre Ausnützung (indirekte Anpassung) an. Die „Einleitung in die experimentelle Morphologie der Pflanzen“ (1908) charakterisiert ihn als Meister des einfachen Versuchs: „eine Pflanze, ein Topf mit Erde und eine Fragestellung.“ In dieser Weise ging er den Fragen der Korrelation, der Symmetrieverhältnisse und anderen Problemen nach und hat auf Grund kleiner und kleinster Beobachtungen ernährungsphysiologische Bedingungen der Blütenbildung geklärt. Kritisch, ja überkritisch gegen sich selbst, bedauerte er, daß es ihm nicht vergönnt sei, bis zur biochemischen Wurzel vorzudringen, ja daß seine Freude an der Mannigfaltigkeit ihn gehindert habe, sich auf einzelne Probleme zu konzentrieren (an J. Reinke). Der Fortbestand einer morphologischen Richtung war ein Anliegen seiner letzten Lebensjahre. Phylogenetische Spekulationen konnte er mit sarkastischen Bemerkungen bedenken. Seine Schüler und Mitarbeiter – zahlreiche kamen als bereits Promovierte zu ihm – heben die rasche Treffsicherheit seiner Beobachtungsgabe hervor und die Fähigkeit, sofort konzentriert von einem Gegenstand zum anderen überzugehen. Nur so ist es verständlich, daß G. zu den Aufgaben des Hochschullehrers noch weitere übernahm: 1916/17 Rektor der Universität München, langjähriger Vertreter der Biologie bei der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft, 1908-30 Sekretär der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse und dann bis zu seinem Tod Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und Generaldirektor der wissenschaftlichen Sammlungen des Staates.|

  • Auszeichnungen

    Vielfacher Ehrendoktor;
    Mitgl. vieler Akademien;
    Foreign Member Linnean Society (1892; 1931 Gold Medal);

    Foreign Member Royal Society (London 1926);
    Goldene Bürgermedaille München (1930).

  • Werke

    Weitere W u. a. Btrr. z. vgl. Entwicklungsgesch. d. Sporangien I-III, in: Botan. Ztg. 38-40, 1880-82;
    Grundzüge d. Systematik u. speziellen Pflanzenmorphol., Nach d. 4. Aufl. d. Lehrb. d. Botanik v. Julius Sachs neubearbeitet, 1882 (engl. 1887);
    Die Muscineen, in: Enz. d. Naturwiss., 1. Abt., 2. Bd., 1882, S. 314-401;
    Vgl. Entwicklungsgesch. d. Pflanzenorgane, ebd., 3. Bd., 1884, S. 99-432;
    Morpholog. u. biolog. Stud. 1-15, in: Ann. du Jardin Bot. de Buitenzorg 7-31, Leiden 1889-1928;
    Morpholog. u. biolog. Bemerkungen 1-32, in: Flora 72-121, 1889-1927;
    Archegoniaten Stud. 1-20, ebd. 76-124, 1892-1930;
    Organographie d. Pflanzen, 1898–1900, ³1928-33 (engl. 1900-05), 1. Erg.Bd.: Die Entfaltungsbewegungen d. Pflanzen u. deren teleolog. Deutung, 1920, ²1924, 2. Erg.Bd.: Blütenbildung u. Sproßgestaltung (Anthokladien u. Infloreszenzen), 1931;
    Lamarckius Redivivus, in: Festschr. E. Dennert, 1931, S. 32-38;
    Gesetzmäßigkeiten im Blattaufbau, = Botan. Abhh., hrsg. v. K. Goebel, H. 1, 1921;
    Wilh. Hofmeister, 1924 (engl. 1926); K. v. G., Ein dt. Forscherleben in Briefen, hrsg. v. E. Bergdolt, 1941 (Ausg. zeitbedingt; P).|

  • Quellen

    Qu.: Briefwechsel G.s (mehrere tausend Briefe) im Archiv d. Bayer. Ak. d. Wiss. München.

  • Literatur

    K. Süssenguth, K. v. G. 70 J., in: Münchener Neueste Nachrr. v. 7.3.1925;
    Festschr. z. 70. Geb. tag, = Flora 118, 1925 (P);
    M. Hirmer, K. v. G. z. 75. Geb.tag, in: Münchener Univ.reden 20, 1930;
    G. Karsten, in: Berr. d. Dt. Botan. Ges. 50, 1932, S. (131) - (162) (vollst. W-Verz. [209 Nr.], P);
    F. O. Bower, in: Nature, London 1932 (P);
    ders., in: Obituary Notices of Fellows of the Royal Society, ebd. 1933, S. 103-08;
    L. Diels, in: FF 8, 1932, S. 416;
    W. Sandt, in: Mitt. d. Bayer. Botan. Ges. München, 1933 (P);
    C. Schröter, in: Verhh. d. Schweizer. Naturforschenden Ges., 1933, S. 483-87;
    F. v. Wettstein, Gedächtnisrede, Bayer. Ak. d. Wiss., 1933;
    E. Knapp, in: Ann. bryologici 6, Den Haag 1933, S. 136-39;
    L. Cockayne, in: Transactions of the New Zealand Inst., Wellington 1933, S. 389-91 (P);
    Th. R. Resvoll, in: Nyt Mgz. for Naturvidenskaberne 74, Oslo 1934, S. 269-77;
    F. E. Lloyd, in: Plant Physiology 10, Lancaster 1935, S. 203-08;
    O. Renner, in: Flora, 1936, S. V-XI;
    ders., K. v. G., Rede z. 100. Geb.tag, 8.3.1955 b. d. Einweihung d. Denkmals im Botan. Garten in München, in: Berr. d. Dt. Botan. Ges. 68, 1955, S. 147-62 (P);
    ders., in: Geist u. Gestalt, Biogr. Btrr. z. Gesch. d. Bayer. Ak. d. Wiss., II, 1959, S. 266-69 (P in III);
    R. Willstätter, Aus meinem Leben, 1949, bes. S. 194, 285 ff.;
    E. Esenbeck, in: Festschr. z. Heimattag in Billigheim, 1959, S. 49-54 (L, P).

  • Porträts

    Ölgem. v. C. Bloß (in Fam.bes.), Abb. in: Schaubuch berühmter Zeitgenossen in Werken bildender Kunst, 1925;
    Denkmal mit Plakette v. Waderé (München, Botan. Garten);
    Bronzebüsten (München, Botan. Staatsanstalten);
    Totenmaske (ebd.).

  • Autor/in

    Martin Müllerott
  • Zitierweise

    Müllerott, Martin, "Goebel, Karl Ritter von" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 504-505 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118717863.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA