Lebensdaten
1462 oder 1461 – 1528
Geburtsort
Greetsiel
Sterbeort
Emden
Beruf/Funktion
Graf zu Ostfriesland
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118687921 | OGND | VIAF: 283570652
Namensvarianten
  • Edzard der Große
  • Edzard I. der Große
  • Edzard I.
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Zitierweise

Edzard I., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118687921.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ulrich I. Cirksena ( 1466, s. NDB III, Art. Cirksena);
    M Theda Ukena ( 1494, Regentin s. 1466), T des Häuptlings Uko Fockena u. der Hebe Attena von Nesse;
    1498 Elis. ( 1512), T des Gf. Konrad v. Rietberg ( 1516) u. der Margarete zur Lippe; Schwager Konrad Gf. v. Rietberg ( 1508), Bischof v. Münster u. Osnabrück;
    3 S, 4 T, u. a. Enno II. ( 1540, s. NDB III, Art. Cirksena), Johann Gf. zu Falkenburg (1506–72, Dorothea v. Österreich, nat. T Kaiser Maximilians I.).

  • Biographie

    E. war der bedeutendste und zugleich der beliebteste Herrscher unter den Grafen und Fürsten von Ostfriesland aus dem Hause Cirksena. Er hat es verstanden, die von seinem Vater begründete Reichsgrafschaft Ostfriesland in schweren, wechselvollen Kämpfen gegen eine Übermacht von zahlreichen Gegnern zu behaupten und in den Friedensjahren das Wohl des Landes durch segensreiche Maßnahmen sehr zu fördern. Im Andenken seines dankbaren Volkes lebt er als E. der Große fort.

    Nach dem Studium der Rechte und einer Pilgerfahrt nach Jerusalem trat er 1494 die Herrschaft an, nachdem er schon zu Lebzeiten seiner Mutter an den Regierungsgeschäften beteiligt worden war. Er hatte zunächst seine Grafschaft gegen Ansprüche und Überfälle von Hamburg, Münster, Oldenburg und der Häuptlinge von Esens und Jever zu verteidigen. Es gelang ihm, aller Gefahren Herr zu werden und die wichtige Stadt Emden endgültig in seinen Besitz zu bringen. Butjadingen erkannte seine Oberhoheit an. Die Ernennung Herzog Albrechts von Sachsen zum Gubernator von Friesland durch Maximilian I. brachte E. in das politische Spiel um die westlich benachbarten Provinzen Groningen und Friesland. Auf dem Höhepunkt seiner Macht (1506–14) beherrschte er mit Ausnahme von Jeverland und Harlingerland ein friesisches Großterritorium von der Weser bis zur Lauwers einschließlich der wichtigen Stadt Groningen. Seinem erbittertsten Gegner, Herzog Georg von Sachsen, gelang es, die Reichsacht gegen E. zu erwirken und eine große Koalition von 24 norddeutschen Fürsten und kleinen Machthabern gegen ihn zustandezubringen. In der Ostfriesland verwüstenden Sächsischen Fehde (1514–18) konnte E. trotz schwerer Schicksalsschläge und Verluste seine Grafschaft in den alten Grenzen behaupten und seinem Hause darüber hinaus eine sichere Anwartschaft auf das Jeverland eröffnen, nachdem ihn Maximilian I. nach einer Audienz in Mecheln wieder aus der Reichsacht gelöst hatte. In den die Existenz des Landes mehrfach in Frage stellenden Kämpfen haben die Ostfriesen treu zu ihm gehalten, in ihnen und den der großen Fehde folgenden 10 Friedensjahren ist er mit seinen Ostfriesen ganz zusammengewachsen und zum wahren Landesvater geworden. Unter ihm ist die innere Einheit des Landes vollendet worden. Der Reformation, die mühelos das Land gewann, stand er wohlwollend, den verschiedenen Richtungen der neuen Lehre, aber auch der alten Kirche tolerant gegenüber. Dank vorzüglicher Ratgeber wurde das Land unter ihm hervorragend und nach modernen Gesichtspunkten verwaltet, und in der durch ihn veranlaßten Kodifizierung des Ostfriesischen Landrechts erhielt das|Rechtsleben eine feste und gute Ordnung. Eine seiner bedeutsamsten Maßnahmen war die Festlegung der Erstgeburtsnachfolge, durch die er das Bestehen Ostfrieslands als selbständiges Territorium bis zum Aussterben seines Hauses gesichert hat.

  • Literatur

    ADB V;
    U. Emmius, Rerum Frisicarum Historia, Leiden 1616;
    E. Beninga, Cronica der Freesen, Emden 1723;
    H. Reimers, E. d. Gr., in: Abhh. u. Vorträge z. Gesch. Ostfrieslands 13/14, 1910;
    H. Mollwo, Die Friesen u. d. Reich, Die staatl. Leistung d. ostfries. Gf. E.s d. Gr., 1942.

  • Porträts

    Ölgem. v. J. Cornelisz (Landesmus. Oldenburg, davon Kopie im Fürstensaal d. Ostfries. Landschaft, Aurich, u. mit anderem Hintergrund im Mus. Dijon);
    Ölgem. e. unbek. Künstlers (Regierung u. Landschaft Aurich, u. Mus. Groningen, wahrsch. 3 Kopien d. verlorenen Originals).

  • Autor/in

    Günther Möhlmann
  • Zitierweise

    Möhlmann, Günther, "Edzard I." in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 317-318 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118687921.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Edzard I. (gen. der Große), Graf von Ostfriesland, der zweite Sohn des Grafen Ulrich Cirksna, geb. 1461, führte seit dem J. 1492, eben erst von einer Pilgerfahrt nach Jerusalem zurückgekehrt, zuerst noch gemeinsam mit seiner Mutter Theda, und, als diese 1494 starb, in Verbindung mit seinem übrigens wenig bedeutendem Bruder Uko die Regierung über Ostfriesland. E. ist vor allem merkwürdig durch die erfolgreiche Energie, mit der er die widerstrebenden Häuptlinge Hero Oncken von Harlingerland und Edo Wiemken von Jeder (Wangerland, Oestringen und Rüstringen) zur Unterwerfung unter seine Oberherrlichkeit zwang; ferner durch die kräftige und warme Begünstigung der Reformation in seinem Lande, durch die Schöpfung eines neuen Landrechtes, die Reform des Münzwesens, und die Einführung der Primogenitur in seinem Hause. Nach auswärts führte ihn die nachhaltige Betheiligung an der sogen. sächsischen Fehde in schwere Verwicklungen. Er nahm nämlich Partei gegen den kaiserlichen Statthalter der Niederlande, Herzog Georg von Sachsen, dessen Gewalt die Stadt Groningen mit den sogen. Niederlanden sich nicht fügen wollte. Er fühlte sich sogar versucht, seine Macht bei dieser Gelegenheit dauernd nach dieser Seite hin auszudehnen. Eine Reihe von Jahren hindurch hat er sich, seit 1506, wirklich als Schutzherr in Besitz der Stadt befunden und ist darüber in die Acht des Reiches und den Bann der Kirche gefallen. Sein eigenes Land hat von Seiten des kaiserl. Statthalters arge Verwüstungen erfahren. Zuletzt sah er sich denn wirklich gezwungen, Groningen zu räumen und auf seine Vergrößerungspläne zu verzichten, und mußte froh sein, die eben genannten ostfriesischen Häuptlinge, die sich in dieser Verwirrung wieder erhoben hatten, zum Gehorsam zurückführen zu können. Erst als Karl V., der neue Herr der Niederlande, die Herrschaft angetreten hatte, gelang es E. Gnade zu erlangen, durch ihn von der Reichsacht befreit und mit Ostfriesland belehnt zu werden. Noch ein Jahrzehnt lang hat er nach dem gewaltigen Sturm der sächsischen Fehde in Frieden und Weisheit sein Land regiert, und seine fruchtbare innere schon angedeutete Politik ist es vor allem, der er, neben seiner groß angelegten Persönlichkeit überhaupt, das ruhmreiche Andenken verdankt, das ihm die Erinnerung seines Volkes bewahrt hat. Er ist am 14. Febr. 1528 zu Emden gestorben und hat im Kloster Marienthal zu Norden seine Ruhestätte gefunden.

    • Literatur

      Egg. Beninga, Chronik von Ostfriesland. — Ubbo Emmius, Rerum Frisicarum historia. — J. D. Wiarda, Ostfriesische Geschichte. —
      Wagenaar, Vaderl. Geschichte, Th. IV.
      Arend. Alg. Gesch. des vaderl. Th. II. — Scholtanus, Gesch. von Friesland.

  • Autor/in

    Wegele.
  • Zitierweise

    Wegele, Franz Xaver von, "Edzard I." in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 650 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118687921.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA