Lebensdaten
gestorben 1708
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Orientalist ; Theologe ; Hebraist
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 121440656 | OGND | VIAF: 869606
Namensvarianten
  • Edzardus, Esdras
  • Edzardi (nicht!)
  • Edzard, Esdras
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Edzard, Esdras, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121440656.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jodocus E. gen. Glanaeus (1595–1667), Mag., seit 1626 Pastor an St. Michaelis in Hamburg, S des Edzard Ludolf gen. Middochius ( 1600), Pastor in Tettens (Jeverland), u. der Margarethe (T des Sup. Jodocus Glan in Jever);
    M Barbara ( n. 1667), Wwe des Pastors Heino Vogler, T des Claus Gravely, Pächter des Hopfensaals u. Bürger in Hamburg, u. der Elis. v. Bergen (Schw des Lic. Sebastian v. Bergen, Bgm. >v. Hamburg, 1623, s. NDB II);
    Hamburg 1657 Angelika ( 1688), T des Gg. Leß (1604–49) aus Goslar, Kaufm. in Hamburg, u. der Kaufmstochter Amalie Pilgram aus Nürnberg;
    8 S, 2 T, u. a. Jodocus Pancratius (1659–1703), Judenmissionar, Gg. Elieser (1661–1727), Prof. der Gesch., der griechischen u. orientalischen Sprachen am Akademischen Gymn. in Hamburg, Judenmissionar (s. ADB V), Joh. Esdras (1662–1713), Prediger an St. Trinitatis in London, Judenmissionar, Sebastian (1672–1736), Prof. der Logik u. Metaphysik am Akademischen Gymn. in Hamburg, Judenmissionar, tauft 1715 24 Juden (s. ADB V, Schröder II).

  • Biographie

    E. studierte ab 1647 Theologie in Leipzig und Wittenberg, befaßte sich nebenbei mit orientalischen Sprachen und erwarb in Basel 1650 als Schüler des jüngeren Johann Buxtorf tiefgehende Kenntnis von Wesen und Sprache des rabbinischen Judentums. Nach einigen weiteren akademischen Wanderjahren promovierte er 1656 in Rostock zum Licentiatus theol. und ließ sich dann in Hamburg nieder. Da seine Vermögensverhältnisse ihm ein gesichertes Leben gewährleisteten, hat er niemals ein Amt weder erstrebt, noch angenommen. Er zog es vor, sich seinen privaten Studien hinzugeben und im Zusammenhang mit diesen der Judenmission, in deren Geschichte er eine achtenswerte Stellung einnimmt. Seine praktischen Erfolge auf diesem Gebiet waren erheblich. Daneben wurde er nicht müde, die Kenntnis des biblischen und nachbiblischen Hebräisch durch unentgeltlichen Unterricht zu verbreiten. Schüler strömten ihm in großer Zahl sogar von weit jenseits der deutschen Grenzen her zu. Schriftstellerische Betätigung war nicht seine Sache; er vertrat vielmehr die Anschauung, wer die Quellen selber studiere, würde zu den gleichen Resultaten gelangen wie er. So ist denn von ihm nur wenig Minderbedeutendes in Gestalt einiger Dissertationen auf uns gekommen. Wertvoll auch heute noch und für die Zukunft bleibt seine Methode des hebräischen Sprachunterrichts. Anstatt die Schüler anfangs mit ihnen fremden, schwer verständlichen grammatischen Einzelheiten dieses semitischen Idioms zu quälen, läßt er sie zunächst die vier ersten Kapitel der Genesis mechanisch auswendig lernen und vermittelt ihnen dabei ganz unsystematisch aus der Praxis heraus das Fundament der Grammatik. Durch seine von einem großen Schülerkreis weitverbreiteten Anregungen hat er der orientalistischen, insonderheit der judaistischen Wissenschaft nicht geringen Dienst getan.

  • Literatur

    ADB V; G. Behrmann, Hamburgs Orientalisten, = Schr. z. Internat. Orientalistenkongreß in Hamburg, 1902 (auch f. S Gg. Elieser u. Sebastian); Schröder II (W).

  • Autor/in

    Walter Windfuhr
  • Zitierweise

    Windfuhr, Walter, "Edzard, Esdras" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 318 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121440656.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Edzardus: Esdras E., nicht Edzardi, wie die Familie fast durchweg in neuerer Zeit genannt wird, da der Vater des Esdras, Jodocus Edzardi Glanaeus, sich gewöhnlich im Genetiv nannte, als Sohn des E. Ludolf Middochius, der Pastor in Tetten im Jeverlande in Oldenburg war: Pastoren waren auch entferntere Vorfahren des Esdras. Durchaus falsch ist daher auch die Meinung, als stamme Esdras von jüdischer Herkunft ab, eine Meinung, die sich wahrscheinlich aus dem Eifer der Familie für die Bekehrung der Juden gebildet hat. Esdras' Vater schon hat einen Theil seiner Bildung in Hamburg erworben, nach Vollendung seiner Studien ward er 1623 Pastor zu Billwerder an der Bille, einem hamburgischen Dorfe, und 1626 an der kleinen Michaeliskirche in Hamburg. Er war es, der besonders den Bau der großen Michaeliskirche betrieb und 1661 als erster Prediger daselbst angestellt wurde. Esdras E. wurde geboren am 28. Juni 1629, er erhielt von seinem Vater eine sehr sorgfältige Erziehung, besuchte das hamburgische Johanneum und akademische Gymnasium und studirte dann zu Leipzig, Wittenberg und Tübingen Theologie und orientalische Sprachen. Dieser Sprachen wegen hielt er sich auch ein halbes Jahr in Zwickau auf, um den Unterricht des dortigen Rectors Zechendorf und seines Nachfolgers Daum zu benutzen. Dann lernte er in Basel bei Buxtorf die Rabbinen und den Talmud kennen, reiste noch nach Straßburg, Gießen, Greifswald und Rostock und ward an diesem letzteren Orte Licentiat der Theologie. Nachdem er auf diese Weise 10 Jahre auf Universitäten zugebracht hatte, kehrte er 1656 in seine Vaterstadt zurück. So thätig und arbeitsam Esdras war, bewarb er sich doch nie um ein Amt, vielmehr wies er die verschiedenen Anträge, die ihm gemacht wurden, auch eine Professur am hamburgischen Gymnasium, entschieden zurück, er wollte als ein freiwilliger Streiter Christi der Kirche dienen. Zu seinem Lebensunterhalte brauchte er kein Amt, denn außer dem väterlichen Vermögen besaß er eine Vicarie am Dom, auch hatte er am 26. Januar 1657 eine reiche Jungfrau Engel Leß, eine Enkelin des Pancratius Pilgrim in Nürnberg, der seines evangelischen Glaubens wegen aus Kärnthen veitrieben worden war, geheirathet. Er wurde in dieser Ehe Vater von 8 Söhnen und 2 Töchtern, jedoch starben 4 Söhne und 1 Tochter in frühen Jahren. Ueber 50 Jahre hat Esdras E. Unterricht in den Grundsprachen der heiligen Schrift ertheilt; regelmäßig hielt er am Mittwoch und Sonnabend Katechismuslehre mit Juden. Zu anderer Zeit kamen Studenten, um sich bei ihm im Rabbinischen zu vervollkommnen, denn bald wurde auf allen Universitäten von den Professoren denjenigen, die tüchtige Hebräer werden wollten, der Rath ertheilt, einige Zeit in Hamburg Edzardus' Unterricht zu genießen. Das haben viele ausgezeichnete Männer gethan, unter andern Aug. Herm. Francke, Hermann v. d. Hardt, Danz, Pfaff, Majus etc. In den Nachmittagsstunden hatte er oft 50—60 Zuhörer um sich versammelt. Jeglichen Unterricht ertheilte er unentgeltlich, nahm auch nie Geschenke. Zu Privatgesprächen über die christlichen Lehren war er beständig bereit. Es gelang ihm auch, seiner Kirche viele Seelen zu gewinnen, Katholiken, Calvinisten und Wiedertäufer; ja auch einige Türken und Mohren führte er zum christlichen Glauben. Ganz besonders aber lagen ihm die Hamburger Juden am Herzen, die sich hier in portugiesische und deutsche theilten, unermüdlich war er, sie zu gewinnen. In Hamburg wenigstens hat nie ein Missionär mit solchem Erfolg für die Judenbekehrung gearbeitet. In den Jahren 1691—1698 sollen in Hamburg mehrere 100 Juden zum Christenthum bekehrt sein, und kaum der vierzigste Proselyt soll dem neuen Glauben wieder untreu geworden sein. Um die von ihren ehemaligen Glaubensgenossen verlassenen und oft verfolgten bekehrten Juden vor Noth zu schützen, gründete er eine Proselytencasse, deren Jahreseinnahme in späterer Zeit auf 3000 Mark stieg und die noch bis jetzt besteht. Für Schriftstellerei war E. nicht, dadurch meinte er, mache man die Leute nur faul. Noch am 1. Januar 1708 hatte er seine Proselyten um sich versammelt und ermahnte sie, treu im wahren Glauben zu bleiben; gleich nach Mitternacht am 2. Januar 1708 entschlief er sanft. Von seinen Schriften, deren im Hamb. Schriftsteller-Lexikon Bd. 2 S. 126 ff. 11 angeführt werden, mögen genannt werden: „Consensus Judaeorum cum explicatione Christianorum de Messia ad Ps. 110 etc.“, 1678; „Beschreibung der Methode, der er sich beim Unterricht und Bekehrung der Juden bedient“, 1690 und 1693 in J. F. Meyer's Museum Ministrorum ecclesiae, Th. 3. Cap. 3. S. 46—48; „Fragen an einen Juden, der getauft werden soll“, in Ch. Ziegra's Grundlage zur Hamb. Kirchenhistorie neuerer Zeiten, Th. 3. S. 145—212.

    • Literatur

      C. W. Gleiß, Esdras Edzardus, ein alter Hamburger Judenfreund, 2. Aufl. Hamburg 1871.

  • Autor/in

    Klose.
  • Zitierweise

    Klose, "Edzard, Esdras" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 650-651 unter Edzardus [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121440656.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA