Lebensdaten
1890 – 1945
Geburtsort
Wolfenbüttel
Sterbeort
Waldkirch (Breisgau)
Beruf/Funktion
Maler
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118610368 | OGND | VIAF: 77108693
Namensvarianten
  • Scholz, Walter Hans Georg Curt
  • Scholz, Georg
  • Scholz, Walter Hans Georg Curt
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Zitierweise

Scholz, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118610368.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carl (1846–96), aus Hohndorf, Privatlehrer an d. jüd. Samsonschule in Wolfenbüttel, S d. Franz (1813–81), aus Reiersdorf, Hauptlehrer in Alt Lomnitz, u. d. Marianne Letzel, aus Alt Lomnitz;
    M Julie (1856–1936), T d. August Christoph Conrad Lampe, Putzhändler, u. d. Sophie Juliane Henriette Johns (* 1822);
    Pflege-V Julius Elster (1854–1920), Dr. phil., Physiker, Prof. am Gymn. in Wolfenbüttel (s. NDB IV); Pflege-M Emilie (Mila) N. N.;
    3 Geschw;
    Berghausen 1914 Elise (1891–1972), aus Zierolshofen (Lkr. Kehl), T d. Karl Hildinger (1858–1922), aus Mutschelbach, Hauptlehrer in Ötlingen, u. d. Katharina Schmidt (1859–1913);
    1 S Georg (1914–75), Zahnarzt in Waldkirch;
    E Georg (* 1944), Oberstudienrat in Waldkirch.

  • Biographie

    Seit seinem sechsten Lebensjahr Halbwaise, wurde S. als Achtjähriger von dem Physiker Julius Elster und dessen Frau Emilie als Pflegesohn aufgenommen. Nach der Schule studierte er zunächst an der Gewerbeschule in Braunschweig, danach 1908-14 an der Karlsruher Akademie u. a. bei Ludwig Dill (1848–1940), Hans Thoma (1839–1924) und als Meisterschüler bei Wilhelm Trübner (1871–1917); ein Semester verbrachte er bei Lovis Corinth (1858–1925) in Berlin. Zu dieser Zeit arbeitete S. in symbolistisch-impressionistischer Manier und orientierte sich am lockeren Malstil seines Lehrers Trübner.

    Während des 1. Weltkriegs war S. 1915-18 an der Ost- und an der Westfront eingesetzt. Beeinflußt durch die Kriegserlebnisse, engagierte er sich nach dem Weltkrieg in der KPD und wurde Mitglied der Berliner Novembergruppe. 1919 gründete er mit ehemaligen Kommilitonen, unter ihnen Wladimir v. Zabotin (1884–1967) und Rudolf Schlichter (1890–1955), die revolutionäre Karlsruher Künstlergruppe „Rih“ und arbeitete bei der kritischen Zeitschrift „Der Gegner“ mit. Nunmehr setzte er sich mit der internationalen Avantgarde auseinander und näherte sich expressiven und – v. a. in der Graphik – futuristischen Tendenzen. 1920 nahm er an der „Ersten Internationalen Dadamesse“ in Berlin mit dem Bild „Bauernfamilie“ teil und unterhielt auch Verbindung zu Gesinnungsgenossen außerhalb Karlsruhes wie Otto Dix oder George Grosz. Die vor 1923 entstandenen Arbeiten sind stilistisch dem gesellschaftskritischen Verismus zuzurechnen, sie haben einen spöttischen, karikierenden Charakter. Neben seiner freien Arbeit fertigte er Entwürfe für Zigarrenkisten und Reklame an und illustrierte mehrere Kinderbücher.

    Mitte der 20er Jahre entstanden seine in der Schärfe reduzierten Hauptwerke im Stil der Neuen Sachlichkeit: genau konstruierte Bildgefüge in klassischen Gattungen wie Landschaft, Porträt und Stilleben – dabei gleichwohl nicht ohne Bildwitz. An der namensgebenden Ausstellung der Neuen Sachlichkeit in Mannheim 1925 nahm er prominent teil. Ende des selben Jahres wurde er als Professor an die Karlsruher Akademie berufen und schuf kurz darauf sein bedeutsamstes Werk, das „Selbstbildnis vor der Litfaßsäule“.

    1927 war S. Gründungsmitglied der bad. Sezession, Ende der 20er Jahre Mitglied des Instituts für Handwerkswirtschaft in Karlsruhe; in diesen Jahren bis 1933 setzte er sich auch theoretisch intensiv mit dem Problem Kunst – Handwerk – Industrie auseinander. Stilistisch angelehnt an Picassos Klassische Periode und André Derain (1880–1954) kreisten seine künstlerischen Motive in dieser Zeit um die Aktdarstellung und die Frage der Figur im Raum.

    Im Juli 1933 wurde S. aus politischen Gründen aus dem Lehramt entlassen und zog sich seit 1935 nach Waldkirch zurück. Fortan beschränkte sich sein Werk fast vollständig auf Auftrags- und Ausstattungsarbeiten, so u. a. dokumentarische Kriegsbilder für das Bad. Armeemuseum (heute Rastatt, Wehrgeschichtl. Mus.). Zahlreiche Arbeiten seiner früheren Produktion wurden als „Entartete Kunst“ beschlagnahmt. Seit seiner Konversion führte er auch verschiedene sakrale Auftragsarbeiten aus (u. a. Fresken in St. Urban in Freiburg-Herdern, 1936, Kreuzwegtafeln in Maria Schnee in Wallbach, 1940). Seit Beginn des 2. Weltkriegs lebte er vornehmlich von privaten Porträtaufträgen. Im Okt. 1945 von den Alliierten als Bürgermeister von Waldkirch eingesetzt, starb er unerwartet wenige Wochen später an Herzversagen.

  • Auszeichnungen

    Georg Scholz-Haus, Waldkirch.

  • Werke

    u. a. Ölgem.: Nächtlicher Lärm. 1919 (Privatslg.);
    Kriegerver., 1922 (Karlsruhe, Staatl. Kunsthalle);
    Bad. Kleinstadt hei Tag, 1922-23 (Privatslg.);
    Kakteenstilleben, 1923 (Münster, Westfäl. Landesmus.);
    Ansicht v. Grötzingen, 1925 (Mannheim, Städt. Kunsthalle);
    Blick aus d. Küchenfenster, 1926;
    Sitzender Akt mit Gipsbüste, 1927 (beide Karlsruhe, Staatl. Kunsthalle);
    Die Tankschlacht v. Cambrai II, 1939 (Rastatt, Wehrgeschichtl. Mus.);
    Porträt Sigrun Etzel/Bauernmädchen, 1942 (Privatslg.);
    Bauernfam., Mischtechnik, 1920 (Wuppertal, Von der Heydt-Mus);
    Aquarelle:
    Arbeit schändet, 1921 (Kaiserslautern, Pfalzgal.);
    Café, 1921 (Privatslg.);
    Die Herren der Welt, 1921 (verschollen);
    Ausmalung
    d. Kirche St. Urban. Freiburg-Herdern (heute z. T übermalt);
    – 14 Kreuzwegtafeln, 1939 (Waldkirch, Kath. Pfarramt St. Margareten);
    |

  • Nachlass

    Nachlaß: Fam.bes. (Waldkirch).

  • Literatur

    H. Curjel, Zur Entwicklung d. Malers G. S., in: Das Kunstbl. 7, 1923, S. 256-64;
    H. Goettl. Die Vergessenen VI, G. S., in: Tendenzen, H. 30, 1964, unpag.;
    G. S., Ein Btr. z. Diskussion realist. Kunst, Ausst.kat. Karlsruhe 1975;
    Bez.verband Bildender Künstler Karlsruhe (Hg.), G. S., Das druckgraph. Werk, Ausst.kat. Karlsruhe 1982;
    S. Holsten, G. S., Gem., Zeichnungen, Druckgraphik, Ausst.kat. Karlsruhe 1990 (P);
    H.-D. Mück (Hg.), G. S. 1890-1945, Malerei, Zeichnung, Druckgraphik, Ausst.kat. Waldkirch 1990;
    F. H. Sternfeld, Überlegungen zu G. S.s „Selbstbildnis vor d. Litfaßsäule“ (1926), in: Jb. d. Staatl. Kunstslgg. in Baden-Württ., 36, 1999, S. 65-86;
    dies., G. S. (1890-1945), Monogr. u. Werkverz., 2004 (P);
    ThB;
    Vollmer;
    Lex. d. Kunst;
    Bad. Biogrr. II, 1987;
    Braunschweig. Biogr. Lex.

  • Porträts

    Selbstbildnis, Öl/Lwd., 1912;
    Selbstbildnis vor d. Litfaßsäule, Öl/Pappe, 1926 (beide Karlsruhe, Staatl. Kunsthalle), Abb. in: S. Holsten. 1990 (s. L), S. 51, u. L. Sternfeld, 2004 (s. L), W-Verz., Nr. 49.

  • Autor/in

    Felicia H. Sternfeld
  • Zitierweise

    Sternfeld, Felicia H., "Scholz, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 457-458 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118610368.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA