Lebensdaten
1831 – 1903
Geburtsort
Nürtingen (Württemberg)
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
Agrarpolitiker ; Nationalökonom
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 11860628X | OGND | VIAF: 49357405
Namensvarianten
  • Schäffle, Albert Eberhard Friedrich
  • Schäffle, Albert
  • Schäffle, Albert Eberhard Friedrich
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Zitierweise

Schäffle, Albert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11860628X.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johannes (1789–1839), aus Bauern- u. Schultheißenfam. in Dürrmenz b. Maulbronn (Württ.), seit 1817 Lehrer an d. Realschule in N., S d. N. N., Bgm. in Dürrmenz;
    M Therese Schmid (1799–1848), aus Bonfeld b. Heilbronn;
    10 Geschw;
    Stuttgart 1855 Caroline (1830–1919), T d. Friedrich Scherff, Schreiner in St.;
    T Julia (1860–92, Carl Beck, 1852–1939, Dr. rer. nat., 1880-87 Inh. d. väterl. Apotheke in N., anschließend in chem. Laboratorien d. Prof. Marx, Hell u. Häußermann in St. tätig, Fossiliensammler, s. Dt. Apotheker-Biogr. I).

  • Biographie

    S. besuchte die Lateinschule in Nürtingen und 1844-48 das Theol. Seminar in Schönthal/Jagst. Nach dem Abitur setzte er 1848/49 für wenige Monate sein Studium der Theologie am Tübinger Stift fort, das er im Sommer 1849 verließ, um als „Freischärler“ den bad. Aufstand zu unterstützen. Nach kurzer Tätigkeit als Privatlehrer in Tübingen war er 1850-60 Redakteur des „Schwäb. Merkur“ in Stuttgart, seit Mitte der 1850er Jahre eng befreundet mit Georg v. Cotta (1796–1863). Nach autodidaktischen Studien in Staatsrecht und Nationalökonomie absolvierte S. 1855 die Staatsprüfung für den höheren Verwaltungsdienst und wurde 1856 zum Dr. oec. publ. promoviert, arbeitete jedoch weiter als Redakteur der „Allgemeinen Zeitung“ und Mitarbeiter der „Dt. Vierteljahrschrift“. 1860-68 lehrte S. als Ordinarius an der Staatswirtschaftlichen Fakultät der Univ. Tübingen Nationalökonomie, Polizeiwissenschaft und Enzyklopädie der Staatswissenschaften. 1861-65 war er Mitglied des Württ. Landtags, 1868 des Zollparlaments in Berlin. Nach der Ablehnung eines ersten Rufs an die Univ. Wien 1863 nahm S. den zweiten Ruf 1868 an. Febr.-Okt. 1871 österr. Handels- und Ackerbauminister im Kabinett Hohenwart, ging er nach seinem Rücktritt 1872 zunächst nach Cannstatt, dann nach Stuttgart und arbeitete seitdem als Privatgelehrter. Der Versuch, mit Hilfe Otto v. Bismarcks einen hohen Verwaltungsposten zu erhalten, scheiterte. S. gewann bescheidenen Einfluß v. a. als Herausgeber (seit 1860, Alleinhg. seit 1892) der Tübinger „Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft“.

    S. zählt im Kontext der frühen Formation der Sozialwissenschaften im dt.sprachigen Raum zu den bedeutendsten Vertretern der „Organismustheorie“, derzufolge das gesellschaftliche Leben und dessen Institutionen aller Art als eine Art „sozialer Körper“ zu verstehen sind. Die Grundidee, wie sie v. a. in seinem frühen Hauptwerk „Das gesellschaftliche System der menschlichen Wirtschaft“ (1867, ³1873) entwickelt wurde, ist es, biologische Naturgesetze („Triebkräfte“) für die Entwicklung wirtschaftlicher und gesamtgesellschaftlicher Systeme zu entdecken und darauf praktisch anzuwenden, und zwar unter Einbeziehung sozialistischer Elemente. Sein populäres Werk „Die Quintessenz des Sozialismus“ (1875, 161919) wurde zeitweilig von der preuß. Regierung verboten. S.s soziologische Werke (Bau u. Leben d. socialen Körpers, 4 Bde. 1875–78, 2 Bde., ²1896; Abriß d. Soziol., hg. v. K. Bücher, 1906) können heute nur als historische Vorläufer einer wiss. Soziologie gesehen werden. Zeitgenössisch jedoch übten seine Schriften einen erheblichen Einfluß aus, v. a. im dt.sprachigen Raum auf Ferdinand|Tönnies und im US-amerik. Raum auf Albion W. Small und Charles Horton Cooley. S. gilt auch als Vorläufer einer später allgemein aufgenommenen Finanzsoziologie (Die Steuern, 2 Bde., 1895/97).|

  • Auszeichnungen

    ksl. Reg.rat (1868).

  • Werke

    Weitere W Über d. eth. Seite d. nat.ök. Lehre v. Werte, 1862;
    Die nat.ök. Theorie d. ausschließenden Absatzverhältnisse, insbes. d. lit.-artist. Urheberrechts, d. Patent-, Muster- u. Firmenschutzes nebst Btrr. z. Grundrentenlehre, 1867;
    Kapitalismus u. Sozialismus mit bes. Rücksicht auf Geschäfts- u. Vermögensformen, 1870, ²1878;
    Enc. d. Staatslehre, 1878;
    Die Grundsätze d. Steuerpol. u. d. schwebenden Finanzfragen Dtlds. u. Österr.s, 1880;
    Für internat. Doppelwährung, 1881;
    Der korporative Hilfskassenzwang, 1882, ²1884;
    Die Inkorporation d. Hypothekarkredits, 1883;
    Vereinigter Vers.- u. Spardienst b. Zwangshülfskassen, 1884;
    Entwurf e. vollst. Hülfskassen-Reichsgesetzes, 1884;
    Die Aussichtslosigkeit d. Soz.demokratie, 1885;
    Ges. Aufs., 2 Bde., 1885/87;
    Der nächste Krieg in Zahlen, Mil- u. finanzstatist. Stud. über d. Erhöhung d. dt. Friedenspräsenz, in: ZStW 43, 1887, S. 505-33;
    Trennung v. Staat u. Volkswirtsch., aus Anlaß d. jüngsten Arbeitsmassenaufstandes im Kohlenbergbau, ebd. 45, 1889, S. 591-732;
    Die Bekämpfung d. Soz.demokratie ohne Ausnahmegesetz, ebd. 46, 1890, S. 201-87;
    Zur Theorie u. Pol. d. Arbeitsschutzes, ebd. 47, 1891, S. 611-94;
    Zur wiss. Orientierung über d. neueste Handelspol, mit bes. Rücksicht auf d. Pflichten d. Grundeigentums in d. Schutzzollfragen, ebd. 48, 1892/93, S. 1-40, 314-58, 516-45, ebd. 49, 1893, S. 98-136;
    Die kleingewerbl. Körperschaftsbildung, ebd. 53, 1897, S. 77-114;
    Über d. wiss. Begriff d. Pol., ebd., S. 579-600;
    Zum Kartellwesen u. z. Kartellpol., ebd. 54, 1898, S. 647-719;
    Die Durchführung d. Wohnungsreform, 1893;
    Nat. Wohnungsreform unter Reichsgarantie, 1893;
    Dt. Kern- u. Zeitfragen, 1894;
    Dt. Kern- u. Zeitfragen, N. F., 1895;
    Ein Votum gegen d. neuesten Zolltarif, 1901;
    Aus meinem Leben, 2 Bde. 1905 (Autobiogr., W-Verz., P);
    Abriß d. Soziol., hg. v. K. Bücher, 1906;
    W-Verz. in: ZStW 61, 1905.

  • Literatur

    Festgabe f. A. S., dargebracht v. K. Bücher, 1901;
    O. Spann, A. S. als Soziologe, in: ZStW 60, 1904, S. 209-25;
    K. Bücher, ebd.;
    K. Borchardt, A. S. als Wirtsch.theoretiker, ebd. 117, 1961, S. 610-34;
    E. Fabian-Sagal, A. S. u. seine theoret.-nat.ök. Lehren, 1910;
    A. Ith, Die menschl. Ges. als soz. Organismus, Die Grundlinien d. Ges.lehre A. S.s, 1927;
    L. v. Wiese, in: Kölner Vj.hh. f. Soziol. 9, 1930/31, S. 397-406;
    E. v. Beckerath, Lynkeus, Gestalten u. Probleme aus Wirtsch. u. Pol., 1962, S. 93-101;
    M. A. Rehm, Dr. A. S., Schriftst. – Forscher – Staatsmann, 1972;
    Wurzbach;
    W. Lang, in: BJ VIII, S. 106-17 u. Tl.;
    F. Weigend, in: Lb. Schwaben 13, 1977, S. 341-74 (W, L, P);
    International Soziologenlex.;
    ÖBL;
    Killy;
    200 J. Wirtschafts- u. Staatswiss. an d. Eberhard-Karls-Univ. Tübingen, hg. v. H. Marcon u. H. Strecker, Bd. 1, 2004, S. 245-61 (W, L, P).

  • Porträts

    Denkmal mit Porträtrelief in Bronze (Nürtingen 1939).

  • Autor/in

    Dirk Kaesler
  • Zitierweise

    Kaesler, Dirk, "Schäffle, Albert" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 521-522 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11860628X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA