Lebensdaten
1901 – 1996
Geburtsort
Bern
Sterbeort
Schloß Brunegg (Kanton Aargau)
Beruf/Funktion
Historiker
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 118605062 | OGND | VIAF: 46756001
Namensvarianten
  • Salis, Jean Rudolph
  • Salis, Jean Rodolphe
  • Salis, Jean von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Salis, Jean von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118605062.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adolf (1863–1929), Dr. med., Arzt am Berner Inselspital, S d. Adolf Anton (1818–91), Ing., u. d. Anna Margaretha v. Bavier (1828–94);
    M Maria Pauline (* 1872), T d. Majors Friedrich Walter Hünerwadel u. d. Maria Stephany;
    1940 Elisabeth Huber ( 1916);
    1 S Thomas, Psychiater in Zürich.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Gymnasiums in Bern studierte S., der ursprünglich Musiker werden wollte, seit 1920 in Montpellier, Bern, Berlin (bei Ernst Troeltsch u. Friedrich Meinecke) und Paris (bei Charles Seignebos u. Henri Berr) Geschichte, Philologie und Politische Wissenschaften. In Paris, wo er 1926-35 lebte und 1932 mit einer Dissertation über den Volkswirtschaftler Jean Charles Leonard Simonde de Sismondi ( 1842), einen der ersten „Krisentheoretiker“, den er als „cosmopolite philosophe“ deutet, zum Dr. ès lettres promoviert wurde, war er auch als Journalist tätig und schrieb für den Berner „Bund“ und die „Weltwoche“ (1935 Syndic de la presse étrangère). 1935 wurde er auf den Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte an der ETH in Zürich berufen (1908 em.); Gastprofessuren führten ihn u. a. nach Wien und Lausanne. 1948 gehörte er der Kommission für die Dt. Hochschulreform an, 1952-64 war er Präsident der Stiftung Pro Helvetia und Mitglied der Schweizer UNESCO-Kommission. Zuletzt lebte er überwiegend auf dem Familiensitz Schloß Brunegg.

    S. wurde v. a. als Wochenkommentator bei Radio Beromünster 1940-47 bekannt. Seine Berichte jeden Freitag Abend galten dank ihrer sachlichen Nüchternheit Millionen von Hörern als objektive Beurteilung der politischen und militärischen Lage im NS-besetzten Europa (Weltchronik 1939 bis 1945, 1964, ²1981). Nach dem Krieg publizierte er bevorzugt zu Themen der Zeitgeschichte, um „Orientierung zu leisten für das Verständnis einer schwierig und kompliziert gewordenen Gegenwart“. Er verknüpfte Elemente von Berrs „Geschichtssynthese“ mit Troeltschs „Kultursynthese“ zum Modell einer humanistischen Gesellschaft Europas als Gegenentwurf zu den Totalitarismen und einer wachsenden Technisierung aller Lebensbereiche. Seine „Weltgeschichte der neuesten Zeit“ (6 Bde., 1951–80) und der Essayband „Geschichte und Politik“ (1971) sowie seine „Notizen eines Müßiggängers“ (1983, ⁵1985, Fischer Tb. 1989) und deren Fortsetzung „Innen und Außen“ (1887) erreichten ein breites Publikum. S. war ein weltläufiger Universalgelehrter, Musik- und Theaterliebhaber, ein brillanter Causeur und Stilist, der am politischen und kulturellen Leben seiner Zeit regen Anteil nahm und freundschaftlichen Kontakt zu Rainer Maria Rilke, Thomas Mann, Max Frisch, Friedrich Dürrenmatt und Pierre-Jean Jouve sowie dem Bildhauer Fritz Wotruba pflegte.|

  • Auszeichnungen

    Preis d. Ac. Française (1933), Dr. h. c. (Genf 1959, Wien 1981, Hamburg 1983, Lausanne 1984);
    Ehrenbürger v. Brunegg;
    Lit.preis, Bern;
    Kulturpreis, Zürich;
    Aargauer Lit.preis;
    Preis d. Schweizer. Schillerstiftung;
    Schillermedaille in Gold d. FVS-Stiftung, Hamburg;
    Offz. d. franz. Ehrenlegion (1969);
    Silbernes Ehrenzeichen v. Österr.;
    Gr. BVK mit Stern (1982).

  • Werke

    Weitere W Rainer Maria Rilkes Schweizerjahre, 1936, ²1975;
    Guiseppe Motta, 30 J. eigenöss. Pol., 1941;
    Der Bildhauer Fritz Wotruba, 1948;
    Im Lauf der Jahre, 1962;
    Schwierige Schweiz, 1968;
    Grenzüberschreitungen, Ein Lebensber., 2 Bde., 1975/78;
    Rückblick auf d. „Weltchronik“ 1940-1945, 1983;
    Krieg u. Frieden in Europa, Pol. Schrr. u. Reden 1939-1988, 1989;
    Klara Obermüller im Gespräch mit J. R. v. S.: Dem Leben recht geben, 1993 (Neudr. 1999);
    Letzte Aufzeichnungen, hg. v. Thomas v. Salis, 1996 (mit e. Nachwort v. K. Obermüller).

  • Literatur

    H. Lüthy (Hg.), Buch der Freunde, FS f. J. R. v. S., 1971 (P);
    P. E. Erismann, Zeitgenosse J. R. v. S., 1991;
    K. Mrusek, in: FAZ v. 12.12.1991 (P);
    J. Altwegg, ebd. v. 16.7.1996 (P);
    F. W. Graf, ebd. v. 8.12.2001 (P);
    H. Helbling, in: NZZ v. 15.7.1996 (P);
    ders., S. Birrer u. P. Weber, ebd. v. 8.12.2001 (P);
    S. Birrer, Nachfragen u. Vordenken, Intellektuelles Engagement b. J. R. v. S., Golo Mann, Arnold Künzli u. Niklaus Meienberg, 2000;
    Ch. Späti, Die Schweiz u. d. Tschechoslowakei 1945-1953, 2000;
    U. Bitterli, in: Schweizer. Mhh. 2001/2, H. 12/1, S. 10 ff.;
    J. R. v. S., die Intellektuellen u. d. Schweiz, hg. v. P. Ducrey u. H. U. Jost unter Mitarb. v. A. Kenzelmann Pfyffer, 2003 (u. a. Biogr. v. S. Birrer, P);
    Kürschner, Gel.-Kal., Nekr. 1971–98, 1999;
    Schweizer Lex. (P);
    Munzinger; |

  • Quellen

    Qu StA Basel-Stadt (Privatarchive 212; Archiv d. Fam. S.).

  • Autor/in

    Franz Menges
  • Zitierweise

    Menges, Franz, "Salis, Jean von" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 376-377 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118605062.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA