Lebensdaten
1897 – 1982
Geburtsort
Basel
Sterbeort
Binningen (Kanton Basel)
Beruf/Funktion
Zoologe ; Anthropologe
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 11859592X | OGND | VIAF: 29539376
Namensvarianten
  • Portmann, Adolf
  • Portmann, A.
  • Portmann, Adolf J.
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Portmann, Adolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11859592X.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., Beamter;
    M N. N.;
    1931 Geneviève Devillers.

  • Biographie

    Nach dem Studium der Zoologie und der Promotion an der Univ. Basel (1921) verbrachte P. weitere Studienjahre dort und an den Universitäten Genf, München, Paris und Berlin sowie in den marinen Laboratorien Helgoland, Roscoff (Bretagne), Villefranche sur Mer (Alpes Maritimes) und Banyuls sur Mer (Pyrénées Orientales). Seit 1925 war er erster Assistent der Zoologischen Anstalt Basel, nach der Habilitation 1926 auch Privatdozent. 1931 erfolgte dort seine Ernennung zum Professor und zum Direktor der Zoologischen Anstalt, deren Leitung P. bis 1968 innehatte.

    P.s Arbeitsgebiet umfaßte u. a. Morphologie und Entwicklungsgeschichte, vergleichende Embryologie (Wirbellose u. Wirbeltiere) und Biologie der Tintenfische, seit 1937 verstärkt Arbeiten über Hirnausbildung (Cerebralisation) und anthropologische Forschungen. Um die von ihm angenommene biologische Sonderstellung des Menschen zu belegen, verband P. Erkenntnisse der Ökologie, Verhaltensforschung, Soziologie und Philosophie mit der Ontogeneseforschung. Methodisch ging er dabei von der „Reifeform“ des Menschen aus, um die Aufmerksamkeit auf die Ontogenese spezifisch menschlicher Leistungen – wie aufrechte Haltung, Sprache (aufgrund e. Rückverlegung d. Kehlkopfs, die e. Vokalbildung erst möglich macht) und einsichtiges Handeln – zu lenken. Diese spezifisch menschlichen Leistungen betrachtete P. als eigenständige biologische Entwicklung und nicht einfach als eine Weiterentwicklung der Verhältnisse bei den übrigen Säugern bzw. den höheren Primaten. Maßgeblich beeinflußt wurde P. durch die Erkenntnis des Kinderarztes E. v. Lange (1903) und des Anatomen Richard E. Scammon (1922), wonach das Massenwachstum des Menschen im ersten Jahr nach der Geburt entsprechend der fötalen Wuchsart verläuft. Nach P. erreicht der Mensch erst ein Jahr nach der Geburt jenes Verhältnis von Körpergewicht und Gliedmaßen, das demjenigen neugeborener Menschenaffen entspricht. Der Mensch müsse daher im Vergleich mit den höheren Säugern als „physiologische“, d. h. als normalisierte Frühgeburt, und dessen erstes Lebensjahr als „extra-uterines Frühjahr“ aufgefaßt werden. Daher verhalte sich das Neugeborene als „Nesthocker“, obwohl es aufgrund seiner ausgebildeten Sinnesorgane an sich als „Nestflüchter“ anzusehen sei („sekundärer Nesthocker“). Die Verbindung zwischen der Hilflosigkeit und Pflegebedürftigkeit des „Nesthockers“ und der Weltoffenheit des „Nestflüchters“ einerseits mit der Ausbildung des menschlichen Verhaltens andererseits entdeckt zu haben, ist das Verdienst P.s.

    P.s biologisch-anthropologische Erkenntnisse erfuhren eine Rezeption im Rahmen der philosophischen Anthropologie, insbesondere durch Arnold Gehlen (1904–76), der P.s Ansichten in seine Theorie des Menschen|als „Mängelwesen“ einbezog (Der Mensch, Seine Natur u. seine Stellung in d. Welt, ⁴1950). P.s Erkenntnis vom extrauterinen Frühjahr und vom Menschen als sekundärem Nesthocker wird sowohl von Biologen wie Medizinern anerkannt und ging in die Lehrbücher ein.|

  • Auszeichnungen

    Dr. h. c. (Aix-Marseille 1956, Freiburg, Br. 1957, Heidelberg 1967, Fribourg 1970);
    Orden d. Palmes Académiques (1957);
    Präs. d Schweizer. Rektorenkonferenz (1962–69) u. d. Stiftung „Schweizer Jugend forscht“ (1967-75);
    Ehrensenator (Univ. Freiburg, Br.;
    Zool.-Botan. Ges., Wien);
    Goldene Medaille d. Humboldt-Ges. (1976).

  • Werke

    u. a. Biolog. Fragmente zu e. Lehre v. Menschen, 1944, ³1956 (u. d. T.: Zool. u. d. neue Bild v. Menschen, Biolog. Fragmente zu e. Lehre v. Menschen);
    Einf. in d. vgl. Morphol. d. Wirbeltiere, 1948;
    Der Mensch im Felde d. Evolutionstheorie, in: Meyers Enzyklopäd. Lex. 1, 1971, S. 161-66;
    Biol. u. Geist, 1973.

  • Literatur

    G. v. Wahlert, A. P., Versuch e. Würdigung, 1972;
    J. Illies, Das Geheimnis des Lebendigen, Leben u. Werk d. Biologen A. P., 1976;
    R. A. Stamm u. P. Fiorini, A. P., Ein Rückblick auf seine Forsch., in: Verhh. d. Naturforsch. Ges. Basel 94, 1984;
    H. Müller, Phil. Grundlagen d. Anthropol. A. P.s, 1988;
    Munzinger;
    Schweizer Lex.

  • Autor/in

    Stefan Büttner
  • Zitierweise

    Büttner, Stefan, "Portmann, Adolf" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 644-645 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11859592X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA