Lebensdaten
1378 – 1436
Sterbeort
Heidelberg
Beruf/Funktion
Kurfürst von der Pfalz
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118574965 | OGND | VIAF: 264371497
Namensvarianten
  • Ludwig III. von der Pfalz
  • Ludwig III. der Ältere
  • Ludwig III. der Bärtige
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Zitierweise

Ludwig III., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118574965.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus d. Haus Wittelsbach;
    V Kf. Ruprecht III. v. d. Pf. ( 1410), seit 1400 dt. Kg., S d. Kf. Ruprecht II. v. d. Pf. (1325–98) u. d. Beatrix v. Sizilien;
    M Elisabeth (1358–1411), T d. Burggf. Friedrich V. v. Nürnberg ( 1398, s. NDB V);
    B Johann (1383–1443), Pfalzgf. zu Neumarkt, Stephan (1385–1459), Pfalzgf. zu Simmern u. Zweibrücken, Otto (1390–1461), Pfalzgf. zu Mosbach, seit 1448 zu Neumarkt;
    Schw Elisabeth ( Hzg. Friedrich IV. v. Österreich, 1439, s. NDB V);
    - 1) 1402 Blanca (1392–1409), T d. Kg. Heinrich IV. v. England ( 1413), 2) 1417 Mechtild ( 1438), T d. Gf. Amadeus v. Savoyen;
    S aus 1) Ruprecht (Pipan) gen. v. England, 3 S, 3 T aus 2), u. a. Kf. Ludwig IV. v. d. Pf. ( 1449, s. NDB 15), Kf. Friedrich d. Siegreiche v. d. Pf. ( 1476, s. NDB V), Ruprecht (1427–1480), seit 1463 EB v. Köln, Mechtild (1412–82, 1] Gf. Ludwig v. Württemberg [1412-50], 2] 1452 Hzg. Albrecht v. Österreich, [ 1463, s. NDB I]).

  • Biographie

    Nach dem frühen Tod seiner beiden Brüder Ruprecht (Pipan) und Friedrich wurden L. wichtige Aufgaben übertragen: 1401 hatte er die militärische Leitung im Krieg Kg. Ruprechts gegen den abgesetzten Kg. Wenzel; während des Romzugs seines Vaters (1401/02) vertrat er diesen als Reichsvikar und in der Pfalzgrafschaft; seit 1408 war er Reichsvogt im Elsaß. Nach dem Tod seines Vaters am 30.11.1410 erfolgte die 3. Landesteilung der Pfalz, bei der L. die Kur, der größte Teil der rhein. Pfalz und die Oberpfalz zufielen. Wegen der erkennbaren Hausmachtschwäche und aufgrund der Erfahrungen aus der Regierungszeit seines Vaters sah er für seine Person von einer Thronkandidatur ab. Bei der anstehenden Königswahl konnte sich L. mit seinem Kandidaten, dem Kg. Sigmund von Ungarn, gegen die Bestrebungen des Erzbischofs Johann von Mainz erfolgreich durchsetzen. Nach der Wahl bestätigte ihm Sigismund alle Privilegien seines Vaters, vor allem die pfälz. Hausgesetze, wodurch er indirekt die Absetzung Kg. Wenzels anerkannte; bestätigt wurden auch die umfangreichen Verpfändungen des Reiches im Elsaß und am Mittelrhein. Während der Abwesenheit des Königs war L. bis 1414 als Reichsvikar bemüht, die königl. Interessen wahrzunehmen. In Schwaben und am Mittelrhein suchte er Frieden und Recht durch einen Landfrieden zu sichern, bei anderen Konflikten griff er mit Schiedssprüchen vermittelnd ein. In diesen Jahren bis 1414 konnte L. durch Bündnisse mit dem Grafen von Württemberg, dem Bischof von Speyer und den elsäss. und schwäb. Städten seine Machtstellung am Mittelrhein gegen seinen alten Kontrahenten, den Erzbischof von Mainz, ausbauen. Als Kg. Sigismund nach seiner Rückkehr 1414 dieses Bündnissystem durch regionale Landfrieden aufzulösen suchte, brachte L. im Zusammenspiel mit den Städten, die um den Bestand des Schwäb. Bundes fürchteten, den königlichen Plan zu Fall; in dieser Frage geriet L. erstmals in einen gewissen Gegensatz zum König, mit dem ihn im übrigen ein enges Verhältnis verband. An dem gleichzeitigen Abschluß eines Bündnisvertrags mit England war L. als Schwager des engl. Königs beteiligt.

    L., der früh die Pläne des Königs in bezug auf eine Kirchenreform unterstützte, spielte als einer der wichtigsten Berater Sigismunds bei der Vorbereitung und bei der Leitung des Konstanzer Konzils eine bedeutsame Rolle. Vermutlich ist es seinen persönlichen Beziehungen zum engl. Königshof zu verdanken, daß eine starke engl. Delegation am Konzil teilnahm. Obwohl L. Haupt der deutschen Partei Papst Gregors XII. war und dessen Interessen auf dem Konzil zu vertreten suchte, gelangte er durch den Verlauf der Verhandlungen zu der Erkenntnis, daß das Schisma nur durch den Rücktritt aller drei Päpste zu erreichen sei. So überredete er|Gregor XII., daß dieser im Gegensatz zu den beiden anderen freiwillig zurücktrat. Da L. nun nicht mehr als Sprecher einer Partei in Erscheinung trat, konnte ihn Sigismund unter allgemeiner Zustimmung zum stellvertretenden Konzilsprotektor und Reichsrichter bestellen, der Versorgung, Frieden und Sicherheit in der Stadt zu gewährleisten hatte. Ihm als Reichsrichter wurde der abgesetzte Johannes XXIII. zur Haft in Heidelberg, später in der Feste Mannheim übergeben. Bei den Verhandlungen gegen Jan Hus, bei denen die Anwesenheit L.s bezeugt ist, setzte er eine ordnungsgemäße Anhörung des Angeschuldigten beim Konzil durch. Nach der Verurteilung von Hus versuchte er diesen zum Widerruf zu überreden; da aber Hus auf seinem Standpunkt beharrte, ordnete L. die Exekution an und ließ auch dessen Kleider verbrennen, damit daraus keine Reliquien entstünden. Kurz darauf übergab er zusammen mit seinem Bruder Johannes den aus Konstanz entflohenen Hieronymus von Prag dem Konzil. An den Auseinandersetzungen zwischen Kg. Sigmund und Hzg. Friedrich von Österreich nahm er nur zögernd teil; er beteiligte sich erst relativ spät an dem Kriegszug, obwohl er den König durch einen Hinweis vor einem Giftanschlag des Herzogs bewahrt hatte. Anders in den Straßburger Händeln (1414–16); hier nahm er für den unwürdigen Straßburger Bischof Wilhelm v. Diest Partei, da hier alte Interessen seines Hauses berührt wurden. Nach seiner Rückkehr nach Konstanz im Januar 1417 vollzog der König eine Annäherung an den Mainzer Erzbischof, wodurch sich naturgemäß das Verhältnis zu L. verschlechtern mußte. Hinzu kommt, daß Sigmund seine alten Landfriedenspläne wieder aufnahm und die umfangreichen Reichspfandschaften, die L. besaß, wieder ans Reich bringen wollte. Beides stellte eine Bedrohung der pfälz. Interessen dar.

    Im Febr. 1417 kehrte L. in seine Stammlande zurück und vollzog zugleich eine politische Neuorientierung. Nicht mehr im Zusammenspiel mit dem König, sondern mit den rhein. Kurfürsten wollte er fortan die pfälz. Interessen sichern. Der offene Bruch mit Sigmund erfolgte kurz darauf, als dieser sich weigerte, die bei L. aufgenommenen 4 000 engl. Kronen zurückzuzahlen, und statt dessen auf die Vorteile verwies, die die Pfalz aus den Reichspfandschaften schon gezogen habe; auch deutete der König die Möglichkeit einer Rechnungslegung an. Der Koblenzer Ausgleich vom 2.8.1416 brachte L. seinem Mainzer Kontrahenten näher und legte den Grundstein für die spätere kurfürstl. Politik, die fortan an Stelle des Königs ihrerseits am Rhein für Friede und Recht sorgen und Zwistigkeiten untereinander beilegen wollte. Diese Politik setzt sich im Bopparder Vertrag vom 7.3.1417 fort, in dem die Kurfürsten vereinbarten, fortan nur noch solidarisch dem König gegenüberzutreten. Das Verhalten Sigmunds zum engl. Verbündeten und die wiederholten Angriffe auf ihn, bestärkten L., in der eingeschlagenen Politik fortzufahren. Im Koblenzer Vertrag vom 2.8.1417 vereinigten sich unter L.s Führung die rhein. Kurfürsten mit einer Reihe von Herren zu einem Landfrieden. Zugleich ließ sich L. von den Kurfürsten verbriefen, daß sie nur seinen ältesten Sohn als Pfalzgrafen bei Rhein und Kurfürsten anerkennen würden; damit suchte er die Ansprüche seiner Linie gegen die Bestrebungen seines Bruders Johannes zu sichern. Sigmund, der zu Recht in L. den Motor der kurfürstl. Opposition sah, beschuldigte ihn der Umtriebe gegen König und Reich und forderte ihn zugleich auf, Balthasar Cossa (Johannes XXIII.) an ihn auszuliefern. In Absprache mit Papst Martin V. lehnte L. dies ab und ließ Cossa gegen 3 000 Dukaten frei. Trotz des Wechsels auf dem Mainzer Bischofstuhl durch Konrad von Daun im Okt. 1419 blieb der rhein. Bund als Opposition gegen den König intakt, der auf dem Nürnberger Reichstag von 1421 den unglücklichen Kriegszug gegen die Hussiten durchsetzte, auf dem L. eine führende Rolle spielte. Auf dem Nürnberger Reichstag von 1422, der mit einer vordergründigen Aussöhnung zwischen L. und dem König begann, erfuhr L. eine große Kränkung: Während er in den Osten reiste, um zwischen dem Deutschen Orden und den Polen zu vermitteln (1422/23), ernannte Sigmund den Erzbischof von Mainz auf 10 Jahre zum Reichsstatthalter, was gegen die verbrieften Rechte L.s verstieß. Aufgrund seiner traditionellen guten Beziehungen zu den Reichsstädten konnte L. eine Anerkennung des Mainzer Vikariats verhindern und schließlich erreichen, daß Erzbischof Konrad aufgrund eines Kurfürstenspruchs das Amt niederlegte. Dadurch hatten die Kurfürsten einen königl. Rechtsakt als unrechtmäßig umgestoßen. Auf Betreiben L.s und Konrads kam am 18.1.1424 der „Bingener Kurverein“, ein antikönigl. Bündnis aller sechs Kurfürsten, zustande mit dem Ziel, die kurfürstl. Rechte an der Reichsregierung zu erweitern. Das Scheitern des Bingener Kurvereins im Frühjahr 1426 bedeutete zugleich auch das Scheitern der Politik L.s, als eines der Urheber der kurfürstl. Opposition. Am Oberrhein brachen sofort die alten|territorialen und dynastischen Konflikte wieder auf, wobei Sigismund jede Chance nutzte, die Gegner L.s zu unterstützen.

    Aus einer gewissen Verdrossenheit über seine auf weite Strecken wenig glückliche Politik unternahm L. 1426/27 eine Pilgerreise nach Jerusalem. Zuvor hatte er mit der Umwandlung der Heidelberger Hl.-Geist-Kirche in ein der Univ. Heidelberg inkorporiertes Stift einen wichtigen Beitrag zur finanziellen Sicherung der Universität geleistet. Als ein Mann, der seit dem Konstanzer Konzil den geistigen Strömungen seiner Zeit sehr aufgeschlossen gegenüberstand und spät selbst noch Latein lernte, vermachte er 1421 seine im Heidelberger Schloß aufgestellte Büchersammlung dem Hl.-Geist-Stift. Damit hatte die Universität Heidelberg eine dritte öffentliche Bibliothek. Aus der Vereinigung der kurfürstlichen Bibliothek und der Stiftsbibliothek entstand im 16. Jh. die berühmte Bibliotheca Palatina. Wegen seiner zunehmenden Gebrechlichkeit und Erblindung übertrug L. 1430 seinem Bruder Otto und den Räten die Regentschaft für die Pfalz.

  • Literatur

    ADB 19;
    Eberhard Windecke, Denkwürdigkeiten z. Gesch. d. Za. Kaiser Sigmunds (bis 1442), hrsg. v. W. Altmann, 1893;
    RTA, Bd. 7-9;
    L. Häusser, Gesch. d. rhein. Pfalz I, ²1856;
    J. F. Hautz, Gesch. d. Univ. Heidelberg I, 1862, ND: 1980;
    F. Bezold, Kg. Sigmund u. d. Reichskrieg gegen d. Hussiten, 3 Bde., 1872-77;
    F. Eberhard, L. III. Kf. v. d. Pfalz u. d. Reich 1410–27, 1896;
    W. Wendehorst, Das Reichsvikariat nach d. Goldenen Bulle, Reichsverweser u. Reichsstatthalter in Dtld. v. Kg. Wenzel b. z. Kaiser Karl V., Diss. Göttingen 1951 (ungedr.);
    J. Leuschner, Die Wahlpol. im J. 1410, in: DA 11, 1955, S. 506-53;
    H. J. Cohn, The government of the Rhine Palatinate in the fifteenth Century, 1965;
    Ch. Mathies, Kurfürstenbund u. Königtum in d. Zeit d. Hussitenkriege, Die kurfürstl. Reichspol. gegen Sigmund im Kraftzentrum Mittelrhein, 1978;
    H. Heimpel, Die Venner v. Gmünd u. Straßburg, 1982;
    Ch. Frhr. v. Brandenstein, Urkk.wesen u. Kanzlei, Rat u. Regierungssystem d. pfälz. Kf. L. III. (1410–36), 1983;
    Semper apertus, 600 J. Ruprecht-Karls-Univ. Heidelberg I, 1985;
    M. L. Bulst-Thiele, Johannes v. Frankfurt, Rat d. Pfalzgf. L. III., ebd.

  • Porträts

    Kupf. v. J. Ammann (Heidelberg, Kurpfälz. Mus.), Abb. in: R. Haas, Die Pfalz am Rhein, ²1974.

  • Autor/in

    Peter-Johannes Schuler
  • Zitierweise

    Schuler, Peter-Johannes, "Ludwig III." in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 409-411 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118574965.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Ludwig III., Kurfürst von der Pfalz (1410—36), war geboren am 23. Januar 1378 als der älteste Sohn des Kurfürsten Ruprecht III., des römischen Königs. Nach dessen Tode war am 30. November 1410 die dritte, in der pfälzischen Staats- und Hausgeschichte bedeutsame Ländertheilung erfolgt, nach welcher L. die Kur, der größte Theil der rheinischen und ein Stück der Oberpfalz zufiel. Abwechselnd war die Residenz in Heidelberg und Amberg. Die allgemeinen politischen und kirchlichen Verhältnisse, unter denen L. seine Regierung antrat, waren die trostlosesten. Das Reich wie die Kirche war zerrüttet. Während Wenzel noch an der römischen Königskrone sesthielt und|mit den Prätendenten Jobst von Mähren und Sigismund von Oesterreich die Interessen und Intriguen der Wahlfürsten in Bewegung hielt, sah sich die römische Kirche unter der Herrschaft dreier Päpste gespalten. Zunächst half L. mit zur Lösung der politischen Frage, insofern er Sigismund (20. Septbr. 1410) durch Vermittelung seines Oheims, des Burggrafen Friedrich von Nürnberg, dem ränkesüchtigen Mainzer Erzbischof Johann gegenüber zum Siege verhalf. L. empfing in neuen Privilegien den verdienten Lohn, wonach die Hausgesetze Ruprechts III. Rechts- und Gesetzeskraft auch im Reiche erhielten. Wie mit der Wahlgeschichte Sigismunds ist auch Ludwigs Name mit den conciliaren Bestrebungen des Jahrhunderts aufs engste verknüpft. 1415 war er in Constanz angekommen, um als Stellvertreter des Königs und Reichsrichter die polizeiliche Gewalt während der Concilsverhandlungen zu übernehmen. Ihm wurde Johann XXII., der von Friedrich von Oesterreich unterstützt, aus Constanz geflohen war, als Gefangener übergeben und von ihm in der Burg Rheinhausen bei Mannheim festgehalten. So vollstreckte er bei der Verbrennung von Huß (6. Juli 1415) als Reichsrichter die Befehle des Königs. So wenig hier von einem selbständigen politischen Handeln oder persönlichen religiösen Motiven die Rede sein kann, so war L. doch bei den Verhandlungen mit Papst Gregor XII., der sich zur Abdankung bewegen ließ, selbständig betheiligt. 1416 riefen ihn die Händel der Straßburger mit ihrem Bischof Wilhelm, des Pfalzgrafen Freund, an den Rhein zurück; ein Jahr darauf trat er wiederum in Constanz beim Streite der Nationen entscheidend und schlichtend auf. Mehr und mehr hatten sich aber seine engen Beziehungen zu Sigismund, der jetzt von den Verhandlungen mit Papst Benedict XIII. aus Spanien zurückgekehrt war, gelockert. Die nächste Veranlassung gaben, wie es ja nicht selten geschieht, gegenseitige Schuldverhältnisse. Der an Geld sehr arme König hatte eine Summe von 4000 Kronen an L. zurückzuzahlen sich geweigert und sich auf die Vortheile zu berufen geglaubt, die bereits der Vorgänger des Pfalzgrafen aus den Reichsgütern gewonnen, während doch vom König selbst sofort nach seiner Wahl alle Hausgesetze und alle Erwerbungen Ruprechts III. feierlichst bestätigt worden waren. Dazu kam ein politischer Hintergrund. Bei der allgemeinen Schwäche des Reichs, bei der Ohnmacht des Reichsoberhaupts wurden die Reichsfürsten mehr und mehr zu einer kleinlichen, eben der allgemeinen Lage entsprechenden Politik getrieben, die fern von nationalen Interessen durch Sonderbündnisse sich theils selbst schützen mußte, theils die erwünschten Verhältnisse zur Vergrößerung eigener Macht und Hebung particularer Selbständigkeit ausbeuteten. So hatte L. schon 1417 (2. August) mit den Kurfürsten von Mainz, Trier und Köln einen Bund geschlossen, dem selbst der Gedanke eines Staatsstreichs nicht ferne lag. Kaiser Sigismund, so sehr ihn seine Reformpolitik denkwürdig macht, hatte es am wenigsten verstanden, sich der so nothwendigen Gunst der Reichsfürsten zu versichern. Das Verhältniß zu L. ward immer gespannter. Hatte sich der Pfalzgraf schon geweigert den gefangenen Papst Johann XXII. herauszugeben und zu einem Feldzuge, der gemeinsam mit England nach Frankreich unternommen werden sollte, seine Hülfe zu leisten, so hatte er am Burggrafen von Nürnberg, der sich mit Sigismund neuerdings verfeindete, eine Stütze gewonnen. Eine neue Kränkung für L. war es, daß Sigismund bei seinem Zuge gegen die Hussiten (1423) dem Kurfürsten Johann von Mainz, dem Feinde Ludwigs, die Reichsverweserschaft übertrug. Kein Wunder, wenn L. mehr und mehr dem Gang der Verhältnisse und dem Zuge der Zeit folgte. Er gehörte nicht mit zu den seltenen Fürsten, bei denen die allgemeinen Interessen die eigene kleine Selbstsucht überwogen. Auch bei ihm war das Verhältniß zum Reichsoberhaupte von keinem|höheren Gedanken getragen, als dem rein persönlichen des Eigennutzes. Es war kein anderes Verhältniß, als das zum Nachbar, mit dem man Friede und Fehde je nach Bedürfniß Jahr für Jahr wechseln konnte. In schmachvoller Weise hat sich dies bei den Hussitenkriegen gezeigt. Kaum war 1422 ein gemeinsamer Krieg zu Nürnberg beschlossen und die gemeinsame Hülfe des Reiches aufgeboten, als L. die Fürsten ermahnte, dem ernannten Reichsverweser keinen Gehorsam zu leisten und so den Zwiespalt im Innern des Reichs nährte, wo allgemeine Gefahr die gemeinsame Kraft und ein festes Zusammenhalten über alle Sonderinteressen hätte erheben müssen. An den Zügen gegen die Hussiten hatte übrigens L. schon 1420 Theil genommen. Nachbarliche Fehden beschäftigten daneben den Kurfürsten am Rheine, wo er sich zum Schützer der breisgauischen Städte gegen den Markgrafen Bernhard von Baden aufwarf, der als Landvogt des Breisgaues (seit 1417) mit übermäßigem Steuerdruck seines Amtes waltete. Bei dem Mangel einer rechtlichen Entscheidung vor Kaiser und Reich hatten sich die unzufriedenen Städte Gleichmächtigen angeschlossen und mit den elsässischen Städten und dem Pfälzer Kurfürsten verbunden. Durch die Vermittelung von Köln, Würzburg und Hohenlohe ward zwar eine größere Fehde verhütet, aber schon 1425 brach der Sturm von neuem los. 1428 war am Oberrhein ein förmlicher Krieg ausgebrochen, kleinerer dynastischer Kämpfe, in die L. verwickelt war, hier gar nicht zu gedenken. Ernstliche Gefahr und Noth brachten wieder die Hussiten, die 1428 verheerend bis in die Oberpfalz eindrangen. L., selbst nicht thätig bei dem großen Feldzuge des J. 1431, schloß mit Mainz und Würzburg gegen die Hussiten ein Bündniß. Um diese Zeit nahmen seine körperlichen Gebrechen in bedenklicher Weise zu, sein Augenleiden ging in Erblindung über, sodaß er schon 1430 die Regierungsgeschäfte niederlegen mußte. Was nun diese im eigenen Lande betrifft, so hat sich L. in den Annalen der Universität Heidelberg durch Umwandlung der Heiliggeistkirche in ein Collegiatstift, für das 14 Mitglieder der Universität gewählt wurden, ein dauerndes Andenken verschafft. Als Freund der Wissenschaften, der noch spät, während des Constanzer Concils Latein lernte und (1426) durch eine Reise nach dem Morgenlande seine Kenntnisse bereicherte, vermachte er der Universität seine Bücherschätze, welche in der Heiliggeistkirche aufgestellt, zugleich mit der auf dem Schlosse befindlichen Bücherei den Grundstock der späteren weltberühmten Palatina bildeten. — L. beschloß am 30. December 1436 sein an Erfahrungen, wenn auch gerade nicht an hervorragenden Thaten reiches Leben. Aus erster Ehe mit Blanca, der Tochter Heinrichs IV. von England, war nur ein Sohn hervorgegangen, der 1426 starb. 1417 hatte sich L. zum zweiten Male mit Mechtild von Savoyen vermählt, welcher Ehe sein Nachfolger Ludwig IV. entsproßte.

    • Literatur

      Häusser, Geschichte der rhein. Pfalz, I, Heidelberg 1856, S. 263—313. Aschbach, Geschichte Kaiser Sigmunds, 4 Bde., Hamburg 1838—45. Bezold, König Sigismund und die Reichskriege gegen die Hussiten, 3 Bde., München 1872—77. Hautz, Geschichte der Universität Heidelberg, I. 1862.

  • Autor/in

    Wille.
  • Zitierweise

    Wille, Jakob, "Ludwig III." in: Allgemeine Deutsche Biographie 19 (1884), S. 569-571 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118574965.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA