Lebensdaten
um 1075 – 1136
Geburtsort
(Melk ?)
Sterbeort
Klosterneuburg
Beruf/Funktion
Markgraf von Österreich ; Heiliger ; Klostergründer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118571850 | OGND | VIAF: 3262842
Namensvarianten
  • Leopold der Heilige
  • Leopold
  • Leopold IV.
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Orte

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Zitierweise

Leopold III., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118571850.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus d. Fam. d. Babenberger;
    V Mgf. Leopold II. v. Ö. ( 1095, s. NDB 14);
    M Itha (v. Formbach-Radelberg ?, 1101);
    1) (?) N. N., 2) (?) 1105/06 Agnes v. Waiblingen ( 1143), Wwe Hzg. Friedrichs I. v. Schwaben ( 1105, s. NDB V), T Kaiser Heinrichs IV. ( 1106, s. NDB VIII) u. d. Bertha v. Turin ( 1087, s. NDB II);
    1 S aus 1) (?), 17 (18) K aus 2) (7 jung †), u. a. Adalbert, Hzg. Heinrich II. v. Ö. ( 1177, s. NDB VIII), Leopold IV., Mgf. v. Ö., Hzg. v. Bayern ( 1141,|s. NDB 14), Bischof Otto v. Freising ( 1158), Konrad ( 1168), EB v. Salzburg (s. NDB XII), Bertha ( Burggf. Heinrich v. Regensburg), Agnes ( Hzg. Wladislaw v. Polen-Schlesien, 1159), Gertrud ( Kg. Wladislaw II. v. Böhmen, 1175), Elisabeth ( Gf. Hermann II. v. Winzenburg, 1152), Judith ( Mgf. Wilhelm v. Montferrat, 1191).

  • Biographie

    L., der einzige Sohn Mgf. Leopolds II., folgte 1095/96 seinem Vater als Markgraf während einer Entspannungsphase des Investiturstreites; damals zogen die ersten Massen von Kreuzfahrern durch die Mark. Er ist als der babenbergische, ja österr. Herrscher in die Geschichte eingegangen. Seine Wirkung hat sein Bild geprägt, ein Bild, dem zahlreiche Facetten der realen Persönlichkeit fehlen. Von seiner Jugend und den ersten zehn Jahren seiner Regierung ist so gut wie nichts bekannt. In das Licht der Geschichte trat L. durch einen spektakulären Frontwechsel angesichts der unausbleiblich scheinenden Schlacht am Regenfluß zwischen Kaiser Heinrich IV. und dessen Sohn im Sept. 1105. Der Babenberger und sein Schwager, der Böhmenherzog Bořiwoy, verließen mit ihren Kontingenten über Nacht das Heer des Kaisers; dieser mußte fliehen und fand ein Jahr später ein einsames Ende, der Babenberger aber wurde Schwager des letzten Saliers: Die Hand seiner Schwester Agnes, seit dem Frühjahr 1105 Witwe des Staufers Friedrich, war der Lohn für den Parteiwechsel. Die Heirat L.s mit der Salierin (1106) brachte eine erhebliche Steigerung desbabenberg. Prestiges mit sich; der finanzielle und gesellschaftliche Hintergrund der Markgrafenfamilie wurde erweitert, die Verbindung mit den Zentren von Kunst, Kultur und Wissenschaft im Süden und im Westen wesentlich erleichtert. Diese Eheverbindung schuf schließlich die Voraussetzung für die Belehnung Leopolds IV., des dritten Sohnes L.s, mit Bayern (1139) und in der weiteren politischen Entwicklung für die Umwandlung der Mark in ein Herzogtum (1156).

    Aus der Zeit L.s stammen die ersten einheimischen Zeugnisse der Beschäftigung mit der eigenen Geschichte (Annalistik), sind die ersten „Babenbergerurkunden“ überliefert; diese wurden allerdings durchwegs von den Empfängern – den Klöstern – geschrieben. Die Form der Überlieferung verstärkt den Eindruck, L. habe ausschließlich Klöster privilegiert. Tatsächlich bemühte er sich um eine dauerhafte und effiziente kirchliche Organisation, die ihm einen möglichst großen Spielraum in kirchenpolilischen Belangen ließ, in vermögensrechtlicher wie personeller und bildungsmäßiger Hinsicht. Ein solches Programm setzte eine Verständigung mit Passau, in dessen Diözese die Mark lag, über den beiderseitigen Einfluß voraus. Während der langen Amtszeit L.s waren zwei Bischöfe im Amt, Ulrich ( 1121) und Reginmar ( 1138). Beide Teile agierten auf den Grundlagen und mit den Schlagworten der Reform und hatten damit Erfolg: der Bischof durch das im Prinzip unbestrittene Recht der Pfarrgründung und -besetzung sowie durch Gewinn an Besitz, L. durch stärkere Bindung an den Metropoliten und den Papst, ferner als Schirmer der Christenheit durch Ausübung der Vogtei über hochstiftliche und klösterliche Güter. Dem wechselseitigen Spiel von Recht und Macht entsprachen verschiedene Lösungen: Dasbabenberg. Hauskloster Melk erhielt 1100 ein päpstl. Schutzprivileg; 1113 leiteten umfangreiche Gütertransaktionen und die Ausstattung mit reichen Pfarren die Verlegung des babenberg. „Erbbegräbnisses“ von Melk nach Klosterneuburg ein, wo L. eine großangelegte „Pfalz“ errichten ließ. 1114 ließ er den Grundstein für eine neue Stiftskirche legen; aus diesem Anlaß bedachten er, seine Frau, aber auch der L. nahestehende Personenkreis, Burggrafen und Angehörige des von L. ins Leben gerufenen Säkularkapitels, die „Gründung“ mit reichen Schenkungen. Otto, der fünfte Sohn L.s und spätere Bischof von Freising, wurde 1126 (?) Propst; nach Studien in Paris wurden er und 15 weitere junge Adelige aus der Mark Zisterzienser in Morimond (1132). Durch diese Wendung der Dinge zu einer Umstrukturierung gezwungen, ließ L. das Stift mit Hilfe der Reformpartei unter EB Konrad von Salzburg in ein Regularkanonikatsstift umwandeln (1133), das 1135 ein päpstl. Schutzprivileg erhielt. 1136 erfolgte die feierliche Einweihung der neuen Kirche durch EB Konrad, den Bischof Roman von Gurk und den Diözesanbischof Reginmar von Passau. Mit diesem hatte man einen Ausgleich gesucht: 1135 kam nach langen Verhandlungen eine Einigung über Forderungen des Passauer Bischofs aus Zehentrechten von 13 Pfarren zustande, auf die L. maßgebenden Einfluß geltend gemacht hatte, 1137 eine über die Wiener Pfarre. L. konnte Erfolge im Hinblick auf stärkeren Einfluß auf Passauer Rechte in der Mark und schließlich auf die Besetzung des Bischofsstuhles selbst verzeichnen: Adalbert, sein ältester Sohn, wurde Vogt über die bischöfl. Hochstiftsgüter und das bischöfl. Kloster Göttweig in der Mark, Konrad, dessen jüngster Bruder, wurde 1148 Bischof von|Passau, 1164 Erzbischof von Salzburg. Mit tatkräftiger Unterstützung des Zisterziensers Otto gründete L. auf altembabenberg. Besitz im Wienerwald die Zisterze Heiligenkreuz (1133/36); ihre Besiedlung erfolgte aus Morimond. Sie stellte in der Folgezeit die Verbindung mit franz. Zentren von Wissenschaft und Kunst her, die sich als sehr fruchtbar erwies.

    Von den eigenen Gründungen abgesehen, machte L. auch nicht ganz uneigennütziges Interesse an ähnlichen Initiativen des grundbesitzenden Adels geltend: Heinrich und Rapoto von Schwarzburg-Nöstach stifteten als Letzte ihrer Familie ihren Eigenbesitz für das Benediktinerkloster Klein-Mariazell im Wienerwald; die Urkunde über die Stiftung allerdings stellte L. aus, unter Einbehaltung eines Teiles des ursprünglichen Dotationsgutes. Mehrere Streitfälle bezeugen das energische Vorgehen L.s, wenn es darum ging, den Eigenbesitz aussterbender oder ausgestorbener Geschlechter einzuziehen. Rechte aus der Kirchenvogtei und eingezogener Besitz von erloschenen Adelsfamilien brachten den Babenbergern erheblichen Machtzuwachs; ohne ihren Konsens wurden größere Eigeninitiativen immer schwieriger, immer häufiger mit Konflikten verbunden. Der Kreis derer, die sich eng an L. anschlossen, wurde allmählich größer und stabiler, die Familien, die später die herzogl. Ministerialität (die „Herren“) bildeten, wurden im Laufe des 12. Jh. zu einer konstanten, sich nach unten und außen abschließenden Oberschicht.

    Von allen Parteiungen, die die letzte Phase des Investiturstreites und die Königswahl Lothars 1125 mit sich brachte, hat L. trotz naher verwandtschaftlicher Bindungen zu den einzelnen Exponenten der großen Politik Abstand gehalten; er hat nie an einer Reichsheerfahrt teilgenommen, die nicht seine eigenen Interessen berührte, wie etwa der Zug gegen Ungarn 1108. Der Ungarnzug von 1118 bildete eine selbständige Unternehmung L.s. Am Vorabend großer Entscheidungen allerdings war er auf Reichs- oder Hoftagen anzutreffen, wie 1111 in Regensburg, bevor Heinrich V. nach Italien zur Kaiserkrönung aufbrach, oder 1121, wieder in der bayer. Hauptstadt, nach dem Tod des Bischofs von Passau und vor den letzten Verhandlungen zwischen Kaiser und Papst, die im Wormser Konkordat ihren Abschluß fanden.

    Seine in den großen Auseinandersetzungen seiner Zeit wenig engagierte Politik sowie seine Schwägerschaft mit Saliern und Staufern scheinen L. als Kandidaten für die Königswahl nach dem Tod Heinrichs V. empfohlen zu haben; vermutlich waren sein Anhang und seine Machtmittel geringer als jene seiner Mitbewerber, seines Stiefsohnes Friedrich von Schwaben und Lothars von Sachsen. Von einheimischer (Göttweiger) Seite ist die schmeichelhafte Darstellung überliefert, L. habe seine Wahl aus Demut, wegen seines Alters und wegen der großen Zahl seiner Söhne abgelehnt, die untereinander in Streit geraten könnten. Der letzte Punkt entbehrte nicht der Realität: Weder der älteste Sohn Adalbert, noch der zweite, Heinrich, Pfalzgraf bei Rhein, folgten in der Markgrafschaft, sondern Leopold, der drittälteste, vermutlich der Kandidat seiner Mutter. Etwa 60jährig starb L., allem Anschein nach durch einen Jagdunfall.

    Während der langen, kaum von Kriegsereignissen überschatteten Regierungsperiode dieses Fürsten wurde Österreich zu einem „Land“ (im Sinne O. Brunners). Siedlung und Handel wurden entscheidend gefördert. Durch L.s Heirat waren die Babenberger zu den ersten Familien des Reiches aufgerückt, was nicht nur seiner Person, sondern auch dem Land zugute kam. Durch die geschickte Verheiratung seiner zahlreichen Kinder, vor allem der Töchter, hat er Bündnisse mit benachbarten Fürsten geknüpft. Er hat die kirchliche Entwicklung stabilisiert, für die Entstehung und Verbreitung von klösterlicher Bildung, Wissenschaft und Kunst die Weichen gestellt. Bereits während der nächsten Auseinandersetzungen zwischen Imperium und Sacerdotium in der zweiten Hälfte des 12. Jh., in denen man in Österreich fast geschlossen alexandrinisch gesinnt war, wurde L. zum Symbol für das Land, für eine gerechte Herrschaft, für die Versöhnung von Gegensätzen (Chronicon pii marchionis). Hzg. Rudolf IV. ( 1365) griff diesen Symbolcharakter des Namens auf, der u. a. im Fünf-Adler-Wappen als „Alt-Österreich“ seinen Ausdruck fand. Die Kanonisationsbestrebungen Rudolfs IV. wurden von Friedrich III. wieder aufgenommen und erfolgreich abgeschlossen: Nach langen, zähen und häufig ins Stocken geratenen Verhandlungen gelangte L. am 2.2.1485 zur Ehre der Altäre. Obwohl diese Entwicklung ganz wesentlich vom Interesse der Gründung und Begräbnisstätte L.s, Klosterneuburg, getragen worden ist, haben sich „Herrschaft“ bzw. „Haus“ Österreich L.s als Symbol bedient; Kaiser Leopold I. bebestimmte seinen Namenspatron zum Patron von (Nieder-)Österreich.

  • Literatur

    ADB 18;
    M. Vancsa, Gesch. Nieder- u. Oberösterreichs I, 1905, S. 278-302;
    V. O. Ludwig, Der Kanonisationsprozeß d. Mgf. L. III. d. Heiligen, 1919;
    S. Wintermayr (Hrsg.), St. L., Festschr., 1936;
    G. Wacha, Reliquien u. Reliquiare d. hl. L., in: Jb. d. Stiftes Klosterneuburg NF 3, 1963, S. 9-26;
    F. Röhrig, Mgf. L. d. Heilige, 1984. - L
    s. a. Leopold VI. v. Österreich.

  • Autor/in

    Heide Dienst
  • Zitierweise

    Dienst, Heide, "Leopold III." in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 277-280 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118571850.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Leopold (Liutpold) III. (IV.), der Heilige, Markgraf von Oesterreich, aus dem Hause Babenberg (1096—1136), Sohn und Nachfolger Leopolds II. III.), folgte seinem Vater, obgleich dieser der päpstlichen Partei angehörte, da sich der Kaiser damals in Italien befand, ungehindert im Besitze der Mark. Auch stellte sich der junge Markgraf freundlicher als sein Vater zu Heinrich IV., mit welchem er zu Regensburg (1099) zusammentraf. Ebenso näherte sich L. dem Böhmenfürsten Bretislaw, der seinem Bruder Borivoj Gerberga, die Schwester Leopolds vermählte (1100). Als Heinrich V. sich gegen seinen Vater, den alten Kaiser, auflehnte, leisteten dem letzteren der Markgraf L. und sein Schwager, der|Böhmenherzog Borivoj, Zuzug. Aber beide fielen, wie es scheint, noch zu Regensburg zu Heinrich V. ab, mit dessen Schwester Agnes, der Wittwe des Herzogs Friedrich I. von Schwaben ( 1105), aus dem staufischen Hause, sich L. bald darnach (1106) vermählte. Als Heinrich V. (1103) gegen König Koloman von Ungarn zu Felde zog, traf er zu Tuln mit seinem neuen Schwager L. zusammen, der sich dem Feldzuge anschloß und auch in der Folge in guten Beziehungen zu dem Reichsoberhaupte stand. Wiederholt treffen wir ihn am kaiserlichen Hoslager, so 1112 (Juli) und 1114 (Januar) zu Mainz. 1121 (März) zu Regensburg. Mit Ausnahme mehrerer Einfälle der Ungarn in die Mark, die, mit einander verbündet, L. und Herzog Wladislav von Böhmen (1119) ihrerseits durch Einnahme und Zerstörung der Eisenburg vergalten, nahm die fernere Regierung des Markgrafen einen friedlichen Verlauf. Um so segensreicher war die Thätigkeit, die derselbe im Innern seines Landes entfalten konnte. Hier knüpfen sich vor allem zwei bedeutsame Klostergründungen an seinen Namen. L. verlegte die Residenz auf den Kalenberg, auf dem er sich eine Burg erbaute und zu dessen Füßen er das Chorherrenstift Kloster-Neuburg gründete. (Sage von der Markgräfin Schleier.) Der erste Propst hieß Otto. Nach dessen Tode bestimmte L. seinen eigenen Sohn Otto zum Nachfolger, sandte ihn aber zuvor zur weiteren wissenschaftlichen Ausbildung mit einem Gefolge edler Jünglinge nach Paris. Als aber dieser zu Morimond in den Cistercienserorden trat, übertrug L. auf den Rath des Erzbischofs von Salzburg und der Bischöfe von Passau und Gurk, die er deshalb zu sich beschied, dem Propst von Chiemsee, Hartmann, später Bischof von Brixen, die Leitung seiner Stiftung, die er reichlich mit Gütern bedachte, wie er denn u. a. von dem Stifte St. Nicolaus zu Passau gegen jährliche zollfreie Einfuhr eines Schiffes nebst einem Missale eine vollständige Bibel in drei Foliobänden erwarb, von denen sich einer (der zweite) noch gegenwärtig im Besitze des Stiftes befindet. 1136 wurde die Kirche des Stiftes Kloster-Neuburg eingeweiht. Auf Antrieb seines Sohnes, des gelehrten Abtes von Morimond und späteren Bischofs von Freising, Otto, gründete (1136) L. auch das erste Cistercienserkloster in Oesterreich am Sattelbach, Heiligenkreuz genannt, nach einer Kreuzespartikel, die einst Otto von einer Reise mit sich brachte. Die ersten Mönche kamen aus Morimond. Der Bau der Kirche wurde noch unter L. begonnen. Auch ist L. neben den Brüdern von Schwarzenburg-Nöstach als Gründer des Benedictinerklosters (Klein) Maria Zell (nicht zu verwechseln mit dem bekannten Wallfahrtsorte Maria Zell in Steiermark) in Niederösterreich zu betrachten. Nach außen hin genoß der Markgraf ein solches Ansehen, daß er nach dem Tode Heinrichs V. bei der zu Mainz stattfindenden Wahl von der zu diesem Behufe eingesetzten Commission neben Herzog Friedrich II. von Schwaben und Herzog Lothar von Sachsen als Throncandidat aufgestellt wurde. Indeß erklärte L. alsbald, daß er eine etwa auf ihn fallende Wahl nicht annehmen werde, wobei er sich auf die große Zahl seiner Söhne, deren Ehrgeiz leicht zur Zwietracht im Reiche führen könnte und auf sein hohes Alter berief; vielmehr versicherte er auf die Anfrage des Erzbischofs von Mainz, seinen Gehorsam dem künftigen Herrscher und erbot sich zu einem Gide, daß er weder die Krone wünsche, noch ihrem künftigen Träger entgegen sein werde. Dieselbe Erklärung wiederholte L. in der Vollversammlung der Fürsten, in welcher sodann Lothar zum König ausgerufen wurde. Im Herbste des J. 1125 wohnte L. dem Reichstage bei, welchen Lothar zu Regensburg abhielt. Damals wurde der Beschluß gefaßt, den Musischen Brüdern einen Theil der salischen Erbschaft zu entziehen. Wol aus diesem Grunde scheint sich L., ihr Stiefvater, fortan von Lothar ferngehalten zu haben. Wenigstens erscheint er in der Folge nicht mehr in dessen Umgebung; ja 1133 leistete er sogar seinem Verwandten, dem|Grafen Otto von Wolfrathshausen, Neffen des Bischofs Heinrich von Regensburg, gegen des Kaisers Schwiegersohn, Heinrich den Stolzen, Herzog von Baiern, bewaffnete Hülfe. Durch den im J. 1131 erfolgten Tod König Stefans II. von Ungarn und den darauf eintretenden Thronstreit wurde auch Oesterreich in Mitleidenschaft gezogen. Denn Leopolds Sohn Adalbert war mit einer Schwester Belas des Blinden vermählt, welchem der Prinz Boris als Prätendent um die ungarische Krone gegenüber stand. Adalbert zog seinem Schwager gegen Boris und dessen Verbündeten, den Herzog Boleslav III. von Polen zu Hülfe, und sein Erscheinen gab zu Gunsten Bela's den Ausschlag. Am 15. Nov. 1136 starb L. Er wurde zu Kloster-Neuburg, in seiner Stiftung, begraben. Seine Gemahlin Agnes, die Mutter der staufischen Brüder Friedrich und Konrad (des späteren Königs), hatte ihm 18 Kinder geboren, von welchen ihn 11 überlebten: nämlich den eben genannten Adalbert, Heinrich (später als II. Markgraf, dann Herzog von Oesterreich), Leopold (IV. resp. V.), Ernst, Otto (Bischof von Freising) und Konrad (später Bischof von Passau, dann Erzbischof von Salzburg) und die Töchter Bertha, Gemahlin des Burggrafen Heinrich von Regensburg, Agnes, Gemahlin Herzog Wladislavs II. von Polen, Stammmutter der schlesischen Piasten, Gertrud, Gemahlin Wladislaws II., Herzogs, dann Königs von Böhmen, Elisabeth, Gemahlin Hermanns von Winzenberg, Landgrafen von Thüringen, und Judith, Gemahlin des Markgrafen Wilhelm von Montferrat. Trotzdem scheint das Familienleben Leopolds nicht das Bild ungetrübten Glückes dargeboten zu haben. Aus tiefer gehende Zerwürfnisse unter seinen Söhnen deutet schon die oben citirte von L. ausgesprochene Befürchtung, durch welche er die eventuelle Ablehnung der deutschen Krone motivirte. Ebenso läßt sich vielleicht eine Stelle im Stiftungsbrief von Maria Zell deuten. Auch weist darauf die Bevorzugung des Sohnes L. auf Kosten Heinrichs, des ältern aber „minder beliebten“ und der Hader hin, welcher nach dem Tode des Vaters zwischen den Söhnen Adalbert und Leopold entbrannte. Dagegen hat ihm sein Sohn Otto ein treues Andenken bewahrt; er nennt ihn in seiner Chronik „durch und durch Christ, Vater des Clerus und der Armen“. In der Thai scheint dies der durchgreifende Zug seines Wesens zu sein. Daher wurde L. schon von den Zeitgenossen der „Fromme“ (pius) genannt und 1484 von Papst Innocenz III. unter die Heiligen versetzt.

    • Literatur

      Meiller, Regesten der Babenberger. — W. v. Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit. III. IV. —
      Riezler, Geschichte Baierns, I. —
      Fr. M. Mayer, Die östl. Alpenländer und der Investiturstreit. — W. Bernhardi, Lothar von Supplinburg. —
      Ambros Heller, Beiträge zur Kulturgeschichte Niederösterreichs in der Zeit Leopold des Heiligen (Blätter des V. f. Landesk. von Niederösterreich, IV.). — A. Huber, in den Mittheilungen des Inst. f. österr. Geschichtsforsch., II. 382. Ueber die Gründung von Kloster-Neuburg: M. Fischer, Geschichte von Kloster-Neuburg; über der Markgräfin Schleier: Pfeiffer, Germania, N. R. I. (13. Jahrg.: Hieb u. Wurf als Rechtssymbole in der Sage).

  • Autor/in

    v. Zeißberg.
  • Zitierweise

    Zeißberg, Heinrich von, "Leopold III." in: Allgemeine Deutsche Biographie 18 (1883), S. 382-384 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118571850.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA