Lebensdaten
gestorben 1. Hälfte 14. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Chronist ; Verfasser einer gereimten Weltchronik
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118548425 | OGND | VIAF: 57406520
Namensvarianten
  • Heinrich von Baierlant
  • Heinrich
  • München, Heinrich von
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Heinrich von München, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118548425.html [24.04.2024].

CC0

  • Biographie

    H. ist bezeugt als Verfasser einer gereimten Weltchronik durch drei Selbstnennungen in diesem Werk. Über Namen und regionale Herkunft hinaus bieten diese Selbstaussagen keine Anhaltspunkte für seine historische Fixierung. Sekundäre historische Nachrichten fehlen. Mit dem Schreiber Heinz Sentlinger darf er nicht gleichgesetzt werden.

    Die Kompilation älterer Weltchroniken mit zahlreichen anderen, teilweise bereits dichterisch geformten literarischen Texten geschichtlichen Inhalts gilt als H.s Leistung. Er erweitert seine unmittelbare Vorlage, eine vermutlich noch aus dem 13. Jahrhundert stammende Verschmelzung der Weltchronik Rudolfs von Ems mit der Christherre-Chronik, durch zahlreiche Einschübe und durch die Fortführung des Berichts vom Tode Salomos bis ins Mittelalter. Als Werkstücke, aus denen er entweder durch vollständige Übernahme oder durch die Herauslösung großer Erzählblöcke seine monumentale Geschichtsdarstellung montiert, dienen ihm neben chronikalischen Texten (Kaiserchronik, Eikes von Repgau Weltchronik, Jansen Enikel) etwa das Alexanderleben Ulrichs von Etzenbach, der Trojanerkrieg Konrads von Würzburg, das Passional, das Marienleben des Kartäusers Philipp. Einige Gelenkstücke dürften von H. selbst formuliert sein; ebenfalls stammt von ihm die Versifizierung der Prosaquellen (vor allem der Bibel). Der Umfang der aus den einzelnen Quellenwerken übernommenen Abschnitte schwankt von Handschrift zu Handschrift (beim Eraclius des Otte zum Beispiel von der Einarbeitung des ganzen Gedichts bis zur Erwähnung weniger Verse). Die Kompilationstechnik H.s, so kunstvoll sie im einzelnen gewesen sein mag, hat offenbar zu einer derart offenen Form geführt, daß sie die Schreiber (oder ihre Auftraggeber) zu ständiger Ergänzung der ausgezogenen Erzählstücke provozierte. Offen ist auch der Schluß der Chronik; hier haben die Schreiber ebenfalls bearbeitet. Die Extreme liegen beim Abschluß mit Augustus einerseits und mit Friedrich II. andererseits.

    Erst nach der Feststellung der vom Autor intendierten Gestalt der Weltchronik aus den 18 bisher bekannten Handschriften, die eine intensive Auseinandersetzung der späteren Generationen mit seinem Werk bezeugen, kann H.s Leistung bewertet werden.

  • Werke

    Ausg. d Weltchronik fehlt. Abdr. zusammenhängender Erzählabschnitte b. J. u. W. Grimm, Die dt. Heldensage aus d, Weltchronik, in: Altdt. Wälder 2, 1815, S. 115-34;
    C. Schröder, Hester, Von H. v. M., in: Archiv f. d. Studium d. neueren Sprachen u. Lit. 27, Bd. 50, 1872, S. 311-18;
    F. Wilhelm, Die Gesch. d. hs. Überlieferung v. Strickers Karl d. Großen, 1904, S. 236-61;
    mit motivgleichen Abschnitten aus anderen Weltchron. sind einzelne Stücke zusammengestellt b. H. F. Massmann, Der keiser u. d. kunige buoch od. d. sog. Kaiserchronik, T. 3, 1854, Abschn. III. - Die Fragmente sind noch nicht gesammelt, zu einzelnen s. A. E. Schönbach, Bruchstücke d. Weltchronik H.s v. M., in: Zs. f. dt. Altertum u. dt. Lit. 38, 1894, S. 218 f.;
    H. Menhardt, Eine Kärntner Hs. d. Weltchronik H.s v. M., in: Carinthia I, 126, 1936, S. 29-31.

  • Literatur

    ADB 22 (unter München);
    P. Gichtel, Die Weltchronik H.s v. M. in d. Runkelsteiner Hs. d. Heinz Sentlinger, 1937 (in d. Liste d. 17 Hss. ist Wien 3060 zu streichen, s. S. XX, München (Cgm 7364 u. Wien ser. nov. 9470 sind hinzuzufügen);
    H. Menhardt, Zur Weltchronik-Lit., in: Btrr. z. Gesch. d. dt. Sprache u. Lit. 61, 1937, S. 402-62;
    Vf.-Lex. d. MA II, V.

  • Autor/in

    Klaus Grubmüller
  • Zitierweise

    Grubmüller, Klaus, "Heinrich von München" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 418-419 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118548425.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    München: Heinrich v. M. (Heinrich von Vaterland, von Baiern Heinrich), der Compilator einer umfangreichen deutschen Reimchronik, gehörte wol jenem Münchener Patriziergeschlechte an, dessen Ahnen schon vor Anlage der Stadt im Dorfe München einst das ritterliche Element vertraten. Die Annahme, er sei ein Zeitgenosse Kaiser Ludwigs des Baiern gewesen und habe diesen sogar überlebt, stützt sich allein auf die Kremsmünsterer Handschrift, ist aber unberechtigt, vgl. Maßmann, Kaiserchronik, Bd. III, S. 99, 190. Wir werden vielmehr die Abfassung des Werkes bald nach 1300 ansetzen dürfen, dahin weisen auch Sprache und Verskunst. Heinrich hat seinen eigenen Worten nach die auf Veranlassung König Konrads IV. zwischen 1250 und 1254 begonnene Weltchronik des Rudolf von Ems (s. Bd. VI S. 95), die die Bücher des Alten Testamentes bis auf Salomo's Tod umfaßte, überarbeitet und fortgesetzt; eine nähere Prüfung ergibt jedoch, daß er seiner Bearbeitung eine Recension der jüngeren, dem Landgrafen Heinrich dem Erlauchten ( 1288) gewidmeten thüringischen Reimbibel, der sogenannten Christherrechronik, zu Grunde legte, welche ursprünglich nur bis in das Buch der Richter reichte, dann aber durch Hinzufügung des Ueberschusses aus der Rudolfischen Weltchronik bis in das dritte (erste) und vierte (zweite) Buch der Könige fortgeführt ist. Schon bei der Darstellung des Alten Testamentes hat Heinrich verschiedentlich und zwar von Anfang an Stücke aus Enenkel's Weltchronik (nach 1277 vollendet) herübergenommen. Wie viel freilich von diesen Einschaltungen direct auf Heinrich selbst zurückgeht, wie viel später eingefügt wurde, das läßt sich einstweilen mit Sicherheit nicht entscheiden, da bis jetzt nur wenige kurze Auszüge gedruckt vorliegen, die Handschriften selbst aber stark von einander abweichen und das stoffliche Material oft ganz verschieden anordnen. Mit Recht hat schon Maßmann daher letzteren den Namen „Schwellhandschriften“ gegeben. In größtem Umfange hat Heinrich das Abschreiben und Verarbeiten fremder Werke zu einem Ganzen erst bei der Fortführung der Geschichte durch den neuen Bund betrieben. Er schildert in der sechsten Welt, die mit Christi Geburt beginnt, das Leben der Päpste und Kaiser von Julius Cäsar bis auf Friedrich II.; einige Handschriften gehen jedoch nur bis Karl den Großen oder Ludwig den Frommen. Nach dem Vorgange der in ähnlicher Weise entstandenen Kaiserchronik, aber dem Geschmacke der Zeit entsprechend diesen bis ins Unförmliche überbietend, hat auch Heinrich bald mehr bald minder wörtlich seine Reimbibel aus der sächsischen Weltchronik (zwischen 1237 und 1251 entstanden), Enenkel's Werk, dem er in allem Wesentlichen bis auf Karl den Großen folgt, und der jüngeren Recension der Kaiserchronik, die bereits Enenkel selbst ausschrieb, compilirt; des weiteren aber sind von ihm (und anderen?) noch alle möglichen Kunst- und Volks' dichtungen in den gegebenen Rahmen eingewebt worden, so bei der Geschichte von Maria und Jesus Bruder Philipps Marienleben, bei Karl dem Großen die Dichtung des Strickers, bei Ludwig dem Frommen die Geschichte des heiligen Wille-Halm nach Wolfram und seinen beiden Fortseßern, ferner Stücke aus dem Passional, Konrads Trojanerkrieg (?), Dietrich's Flucht u. a. Auf poetischen Werth kann Heinrich's Compilation keinen Anspruch machen. Im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts wurde diese Weltchronik grade so wie die Kaiserchronik und Enenkel in Prosa aufgelöst.

    • Literatur

      Vgl. außer der bei Wackernagel, Litteraturgesch., 2. Aufl., S. 223 angeführten Litteratur noch: Riezler, Gesch. Baierns 2 (1880), 555. Deutsche Städtechroniken 15, 508. Jacobs und Ukert, Beitr zur älteren Litteratur 2, 243 ff. Martin im Deutschen Heldenbuch 2, XLVI ff. — Größere Auszüge in den Altdeutschen Wäldern der Gebr. Grimm 2, 115 ff. W. Grimm, Deutsche Heldensage Nr. 84. Maßmann, Kaiserchronik im dritten Bande passim. C. Schröder im Archiv für das Studium der neueren Sprachen 50, 311 ff.

  • Autor/in

    Strauch.
  • Zitierweise

    Strauch, "Heinrich von München" in: Allgemeine Deutsche Biographie 22 (1885), S. 725-726 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118548425.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA