Lebensdaten
1743 – 1812
Geburtsort
Langfuhr bei Danzig
Sterbeort
Oejendorf bei Hamburg
Beruf/Funktion
Historiker ; Schriftsteller
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 118503839 | OGND | VIAF: 44379490
Namensvarianten
  • Archenholtz, Johann Wilhelm von
  • Archenholz, Johann Daniel von (eigentlich)
  • Archenholtz, Johann Daniel von (eigentlich)
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Zitierweise

Archenholz, Johann Wilhelm von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118503839.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus hannoverischer Adelsfamilie;
    V Daniel Archenholz ( vor 1758), Wachtmeister, Leutnant, später Hauptmann;
    M Charlotta Louisa, T des kommandierenden Leutnants in der Westerschanze vor der|Weichselmünde Boguslaus Gottfried Schmidt und der Eva Catharina Wandern;
    Dresden 1786 Sophie Friederike von Roksch;
    1 S, 2 T.

  • Biographie

    Archenholz wurde, nach Erziehung in der Berliner Kadettenanstalt, 1760 Offizier, im gleichen Jahre im Siebenjährigen Kriege schwer verwundet und infolgedessen 1763 entlassen. Ausgedehnte Auslandsreisen führten ihn u. a. nach England, Frankreich und Italien. - Mit Ch. Schubart, Ch. M. Wieland und J. J. Eschenburg stand er in Verbindung; besonders Wielands Stil hatte es ihm angetan. Seit seiner Rückkehr nach Deutschland (1780) schrieb der vielseitig interessierte, kenntnisreiche und mit einem glänzenden Stil begabte Archenholz über Auslandskunde, Politik und Geschichte. „England und Italien“ (2 Bände, Leipzig 1785), eine der meistgelesenen Reisebeschreibungen der Zeit, in der er Italien gegen England herabsetzt, begründete seinen schriftstellerischen Ruhm, wurde aber von Goethe in der „Italienischen Reise“ wegen seiner „großtuigen verachtenden Manier“ scharf getadelt. 1782-86 gab er die Zeitschrift „Litteratur und Völkerkunde“ (ab 1787; „Neue Litteratur und Völkerkunde") heraus. Ein beliebtes Buch für alle Klassen des Volkes und, in das Französische übersetzt, auch für das Ausland, wurde seine 1789 erstmals im „Berliner Historischen Jahrbuch“ erschienene „Geschichte des Siebenjährigen Krieges in Deutschland“. Sie blieb jahrzehntelang maßgebend (131893), obwohl sie nicht auf selbständigen Quellenstudien fußt. In seinem Streben nach dem weltbürgerlichen Ideal des freien und reinen Menschentums und als Freimaurer kam Archenholz auch mit G. Forster in Verbindung und zog 1791 nach Paris. Dort war er der Herausgeber einer großen politischen Zeitschrift, sah sich aber bald zur Rückkehr nach Deutschland gezwungen und lebte zuletzt auf einem Gut bei Hamburg. Seine 1792 gegründete Zeitschrift „Minerva, ein Journal historischen und politischen Inhalts“ fand, nachdem A. L. Schlözers „Staatsanzeiger“ eingegangen war, in freisinnigen, gebildeten Kreisen eine dankbare Leserschaft und war die wichtigste seiner Zeitschriften-Gründungen, die nach seinem Tode noch bis 1858 erschien. Zu seinen Lebzeiten übergab er die Redaktion der „Minerva“ schon 1809 an F. A. Bran. 1787-90 leitete er in Hamburg die Zeitschriften „The British Mercury“ (12 Bände) und „The English Lyceum“ (1787-88). Bis in die napoleonische Zeit setzte er erfolgreich seine publizistische Tätigkeit mit wechselnden politischen Auffassungen und Stimmungen fort.

  • Werke

    Ann. d. brit. Gesch., 20 Bde., Braunschweig (Bd. 1). Hamburg (Bd. 2-11), Tübingen (Bd. 12-20) 1789-1800; Kleine Hist. Schrr., 2 Bde., 1791;
    Miscellen z. Gesch. d. Tages, 2 Bde., Göttingen 1795;
    Gesch. Gustavs Wasa, 2 Bde., 1801;
    Die Gesch. d. Flibustier, 1803;
    Gemälde v. Europa im letzten J. d. 18. Jh.s entworfen v. Hippolythus a Lapide d. J., 1801 (fraglich).

  • Literatur

    ADB I;
    F. X. v. Wegele, Gesch. d. dt. Historiogr., 1885, S. 960;
    Goedeke VI, 1898, S. 280-82 (W, L);
    F. Ruoff, J. W. v. A., ein dt. Schriftsteller z. Z. d. französ. Revolution u. Napoleons, 1916;
    O. Stein, Zur Geneal. d. Familie v. A., in: Ztschr. f. niedersächs. Familiengesch., Jg. 8, 1926, S.181 f.;
    O. Tschirch, Gesch. d. öffentl. Meinung in Preußen vom Basler Frieden bis z. Zusammenbruch d. Staates, 2 Bde., 1933–34;
    Schröder I, 1853, S. 84-87;
    Hdb. d. Ztg.wiss., hrsg. v. W. Heide, Bd. 1, 1940, S.239 f.

  • Porträts

    Kupf. v. F. Grögory, nach Zeichnung v. A. Graff (Öffentl. wiss. Bibl. Berlin).

  • Autor/in

    Emil Dovifat
  • Zitierweise

    Dovifat, Emil, "Archenholz, Johann Wilhelm von" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 335-336 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118503839.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Archenholz: Johann Wilhelm von A., geb. 1743 zu Langefuhr bei Danzig, in Oyendorf bei Hamburg 1812. Er diente bis zum J. 1763 in der preuß. Armee, zuletzt als Hauptmann im Regiment Puttkammer, und reiste dann Jahre lang im Auslande, namentlich in England, Frankreich und Italien. 1780 nach Deutschland|zurückgekehrt, begann er seine schriftstellerische Laufbahn, zu der ihm seine geistige Gewandtheit, die Lebendigkeit seiner Auffassung und seine scharfe Beobachtungsgabe sehr wohl befähigten. — Später kaufte er ein Gut bei Hamburg, blieb aber bis an seinen Tod in ausgebreiteter litterarischer Thätigkeit.

    Zuerst gab er das Journal „Litteratur- und Völkerkunde“ heraus, 1785 „England und Italien“, in welcher Schrift sich eine für seine Verhältnisse und seine Zeit auffallend unbefangene Würdigung englischer Zustände und englischer Verfassung findet. —

    Im „Berliner historischen Taschenbuch“ von 1789 erschien die Geschichte des siebenjährigen Krieges, für das große Publicum noch heute die Hauptquelle der Kenntniß desselben. Die Frische und Anschaulichkeit der Darstellung, die Wärme des Patriotismus und die lebendige Schilderung der Gefechte gibt dem Buche einen dauernden Werth. Der sachliche Inhalt des Werks ist ganz aus Tempelhofs Anmerkungen zu Lloyd's Geschichte geschöpft und beruht durchaus nicht auf selbständigen Studien. Die Schriften von Berenhorst, Retzow, Gaudi (ungedruckt) und ihren Tadel Friedrich d. Gr. hat er auch in späteren Ausgaben unberücksichtigt gelassen. Er ist ein unbedingter Lobredner Friedrich d. Gr.; sein „Siebenjähriger Krieg“ wurde in mehrere fremde Sprachen übersetzt. In einem Damen-Kalender erschien 1798 seine „Geschichte der Königin Elisabeth"; später schrieb er „Annalen der britischen Geschichte“ und 1801 eine „Geschichte Gustav Wasa's“.

    A. redigirte von 1792—1812 das Journal „Minerva, für Politik, Geschichte und Litteratur“, das sich große Verdienste um die allgemeine Bildung erwarb und namentlich in militärischen Kreisen viel gelesen wurde. Es ist eine der besten Zeitschriften von großer Unparteilichkeit und Freiheit des Geistes. F. A. Bran redigirte die Minerva in Archenholtz Sinne von 1819—1857.

  • Autor/in

    v. Meerheimb.
  • Zitierweise

    Meerheimb, von, "Archenholz, Johann Wilhelm von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 1 (1875), S. 511-512 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118503839.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA