Lebensdaten
1888 – 1973
Geburtsort
Unna (Westfalen)
Sterbeort
London
Beruf/Funktion
Journalist ; Publizist ; Exilforscher
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 11723527X | OGND | VIAF: 32768764
Namensvarianten
  • Sternfeld, Willy
  • Sternfeld, William
  • Sternfeld, Wilhelm
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Sternfeld, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11723527X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N.;
    M N. N.;
    1) Frankfurt/Main 1924 Hedwig Jakoby (Ps. Hedwig Ilsen) (* 1888), Schausp., 2) London 1951 Rose Lang, Sekr.;
    1 S aus 1) Wolf Hans († 1927), 1 T aus 1) Annelis (1923–98?, Max Bergmann), Übers., Lehrerin.

  • Biographie

    S. besuchte die jüd. Volksschule und die Oberrealschule in Unna und Kassel und absolvierte 1906–09 eine Ausbildung zum Kaufmann in Duisburg. 1914 zog er als Freiwilliger in den 1. Weltkrieg, 1915/16 übte er eine kaufmännische Tätigkeit in Duisburg aus, 1918/19 kämpfte er im III. bayer. Armeekorps. 1918 begann S. als Journalist u. a. für die „Illustrierte Reichsbanner-Zeitung“ zu schreiben (SPDMitgl. seit 1916). Zudem war er bis 1930 zunächst in Nürnberg als Spielwarenfabrikant und -händler sowie als Verkäufer im Unternehmen eines Verwandten (Textilhaus Herz) in Herford tätig. 1931 ging er nach Berlin und wurde dort Sekretär des Soziologen und Zionisten Franz Oppenheimer (1864–1943), der die halbstaatliche „Gemeinnützige Siedlungs-Treuhandgesellschaft“ leitete.

    Im Okt. 1933 als Jude entlassen, ging S. als illegaler Emigrant nach Paris, wo er u. a. für die dt. Emigrantenzeitung „Pariser Tageblatt“ arbeitete. 1935 floh er weiter nach Prag. Dort wirkte er als Redakteur und Autor verschiedener dt.sprachiger Exilzeitungen (u. a. Prager Tagbl., Bohemia, Prager Presse, Sozialdemokrat, Pariser Tagesztg., Jüd. Revue). 1938 wurde S. Sekretär der von Frank Warschauer (1892–1940) und Friedrich Burschell (1889–1970) gegründeten „Thomas-Mann-Gruppe“, die in Not geratene Exilschriftsteller und -journalisten unterstützte. Mit Ludwig Quidde (1858–1941) und Kurt Grossmann (1897–1972) verhalf S. Hunderten bedrohter dt. Emigranten in der Tschechoslowakei zur Flucht. Nach der Besetzung Prags im Mai 1939 floh S. selbst über Polen nach England. Dort fand er seine Tochter wieder, die 1939 mit einem Kindertransport nach England gekommen war. 1940 als „alien enemy“ auf der Isle of Man interniert, leitete er nach seiner Freilassung mit Bernhard Menne (1901–68) die in den „Czech Refugee Trust Fund“ eingegliederte Londoner „Thomas-Mann-Gruppe“ und war 1940–45 Mitherausgeber von deren Mitteilungsblättern. 1943–45 fungierte S. als Schatzmeister, 1951–55 als Sekretär des von ihm 1942 mitbegründeten „Dt. Exil-PEN-Zentrums“ in London und seiner Nachfolgeorganisationen. In diesem Engagement wurzelt seine freundschaftliche Beziehung zu Thomas Mann.

    Nach Kriegsende überzeugte S. Bundespräsident Theodor Heuss, Gelder für einen 1951 vom Süddt. Rundfunk in Stuttgart gegründeten Künstlerfonds bereitzustellen, und organisierte als Vertrauensmann des Fonds Hilfsaktionen der Sendeanstalt für Literaten und Künstler, die emigrationsbedingt in Not geraten waren. In den 1950er Jahren versorgte S. u. a. die dt.sprachige jüd. Emigrantenzeitung „Aufbau“, die „Welt am Sonntag“ und zahlreiche dt. Radiostationen mit journalistischen Beiträgen aus London. Im Auftrag der Dt. Akademie für Sprache und Dichtung erstellte er seit 1955 mit Eva Tiedemann (1918–2000) das als „Sternfeld-Tiedemann“ bekannte Handbuch „Die Dt. Exilliteratur 1933–1945, Eine Bio-Bibliographie“ (1962, ²1970), das einen gewichtigen Beitrag für die Erforschung der Exilliteratur in den 1960er Jahren leistete. Zu S.s besonderen Verdiensten um die Exilliteratur zählt zudem seine Mithilfe beim Aufbau einer umfassenden Bibliothek der dt.sprachigen Emigration für die Akademie für Sprache und Dichtung.

  • Auszeichnungen

    A BVK 1. Kl. (1958);
    Gr. BVK (1968);
    Mitgl., anfängl. auch Vorstandsmitgl. d. PEN-Zentrums Dtld. (seit 1948);
    Mitgl. d. Internat. Schutzverbands Dt. Schriftst. (ISDS) (1955);
    korr. Mitgl. d. Dt. Ak. f. Sprache u. Dichtung, Darmstadt (1968).

  • Werke

    Weitere W In Tyrannos, 1944 (Mitarb.);
    Thomas Mann, seine Persönlichkeit u. seine Entwicklung z. Weltbürger, 1949;
    Jesse Thoor (P. K. Höfler), Dreizehn Sonette, 1958 (Hg.);
    Nachlaß:
    Dt. Exilarchiv 1933–1945 d. Dt. Nat.bibl.;
    Stadt- u. Univ.bibl. Frankfurt/M.;
    Ak. d. Künste, Berlin: DLA Marbach;
    Bayer. Staatsbibl., München.

  • Literatur

    J. Lesser, in: American Jewish Research, 1963, S. 13;
    E. Larson, ebd., 1968, S. 7;
    W. Timm, in: Hellweger Anz., Unna v. 11. 1. 1973;
    ders., Erinnerungen an bed. Unnaer, Der Schriftst. W. S. wäre jetzt 90 J. alt geworden, ebd. v. 3. 2. 1978;
    H. A. Walter, Seine Erlebnisse waren typisch f. d. Exilierten, Begegnungen mit W. S., in: Frankfurter Rdsch. v. 16. 2. 1974;
    D. Fölser, in: Juden in Unna, hg. v. d. Stadt Unna, 1993, S. 183–85 (P);
    J. M. Ritchie, W. S. and Exile Studies in Great Britain, in: Immigrants & Minorities 15, 1996, H. 2, S. 120–34;
    H. Kieser, W. S. u. seine Beziehungen zu Thomas Mann, Mit fünf Briefen v. Thomas Mann an W. S. aus d. J. 1950–1954, in: G. Pflug u. a. (Hg.), Bibl., Buch, Gesch., 1977, S. 301–11;
    H.-U. Wagner, Der Künstlerfonds d. Süddt. Rundfunks, in: Tiefenschärfe, Zentrum f. Medien u. Medienkultur 1, 2003, S. 19–21;
    H. A. Walter, Dt. Exil-Lit. 1933–1950, Bde. 1, 2, 4, 7, 1972–78;
    Kurzbiogrr. Juden;
    Dt. Exil-Lit.;
    Biogr. Judaica Bohemiae;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    BHdE II;
    Westfäl. Autorenlex. (W, L, P)

  • Porträts

    | Foto v. R. Ziegler (Dt. Exilarchiv 1933–1945 d. Dt. Nat.bibl., Frankfurt/M.), Abb. in: Juden in Unna, 1993 (s. L).

  • Autor/in

    Iris Nölle-Hornkamp
  • Zitierweise

    Nölle-Hornkamp, Iris, "Sternfeld, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 299-300 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11723527X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA