Lebensdaten
vor 1459 – nach 1488
Sterbeort
vermutlich Bamberg
Beruf/Funktion
Alchemist
Konfession
-
Normdaten
GND: 104175591 | OGND | VIAF: 49655757
Namensvarianten
  • Sternhals, Johann
  • Sternhals, Johannes
  • Sternhals, Johann
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Zitierweise

Sternhals, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104175591.html [23.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Frühneuzeitliche Alchemisten erblickten in S. einen „Catholischen Priester des Bischöfflichen Stiffts Bamberg“ aus der zweiten Hälfte des 15. Jh. S. erhielt am 24. 3. 1459 in Bamberg die Tonsur und wirkte als Notar (bezeugt 1471) sowie zwischen 1477 und 1481 als Domvikar. Zu seinem näheren Bekanntenkreis zählte Henricus Muln(erus?) aus Zeegendorf b. Bamberg, ein praktizierender Alchemist in Weidenbach b. Ansbach. Laut Selbstzeugnis (in der Vorrede seines „Ritterkrieges“) blickte S. 1488 auf eine über 20jährige, von Erfolgen gekrönte Laborpraxis zurück.

    S. verfaßte einen ungedruckten Brieftraktat über Grundfragen der Alchemie, der auf Schriften etwa eines Geber latinus, Albertus Magnus, Aristoteles, Raimundus Lullus oder Plinius beruht (Univ.bibl. Halle, Ms. 25 G 22, Bl. 211r–229r). S. erscheint darin als ein alchemomedizinischer Eklektiker. Seinen Nachruhm sicherte der „Ritterkrieg“, ein der spätmittelalterlichen Prozeßdichtung verpflichtetes und allegorisch geprägtes Prosawerk alchemomedizinisch-metallurgischen Inhalts. Dargestellt werden gerichtliche Verhandlungen über eine Klage von Sol (Gold) gegen Mars (Eisen), der sich nach Art „betriegerischer Alchimisten“ und unfähiger „Kälberärtzte“ medizinisch-pharmazeutische und alchemische Fähigkeiten anmaße, die nur|dem Gold eigen seien. In Wechselreden streiten Gold und Eisen über ihre „Nutzbarkeit“, „Würde“ und Bedeutung für die menschliche Wohlfahrt. In den Bahnen einer durchaus traditionell auf Mercurius und Sol, dazu aber auch auf Eisen gegründeten Transmutationsalchemie belehrt der „Ritterkrieg“ über die laborantische Wandlung von Silber in Gold und breitet Wissensgut über die „Natur“, die Eigenschaften und den Gebrauch von Metallen aus. Ob S. eigene Beobachtungen und Erfahrungen einfließen ließ, ist ungewiß. Autoritätennennungen (Albertus Magnus, Arnald von Villanova, Avicenna, Geber latinus, Johann von Rupescissa, Raimundus Lullus, Serapion, Ulmannus) bekunden indes seine enge Gebundenheit an einschlägige Schriften. Der „Ritterkrieg“ gelangte durch den Paracelsisten Johann Schaubert erstmals 1595 in Erfurt zum Druck, wurde 1680 in Hamburg nachgedruckt und 1798 von Sigismund Bacstrom ins Englische übersetzt. 1624 beschrieb Andreas Ortel eine heute wohl nicht mehr greifbare Text-Bild-Fassung des „Ritterkrieges“. Etliche Abschriften des 16. und 17. Jh. und „Ritterkrieg“-Zitate im alchemischen Schrifttum bekräftigen seine frühneuzeitliche Aktualität.

  • Literatur

    ADB 36;
    J. Ferguson, Bibliotheca chemica, Bd. II, 1906, S. 408 f.;
    J. Kist, Die Matrikel d. Geistlichkeit d. Bistums Bamberg 1400–1556, 1965, Nr. 6088;
    H. Buntz, Dt. alchemist. Traktate d. 15. u. 16. Jh., Diss. München 1968, S. 39–44;
    ders., Die europ. Alchimie v. 13. bis z. 18. Jh., in: E. E. Ploss u. a. (Hg.), Alchimia, Ideologie u. Technologie, 1970, S. 173–75;
    Vf.-Lex. MA²;
    Kosch, Lit.-Lex.³ .

  • Autor/in

    Joachim Telle
  • Zitierweise

    Telle, Joachim, "Sternhals, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 301 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104175591.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Sternhals: Johannes St., alchymistischer Schriftsteller des sechzehnten (?) Jahrhunderts, hatte nach der Vorrede seines Ritter-Krieges' (Hamburg 1680; Weller, Annalen I, 351 führt einen Druck Erfurt 1595 an) dieses Schriftchen als Priester zu Bamberg nach zwanzigjähriger Beschäftigung mit der Alchymie im J. 1488 verfaßt. Aber der Inhalt und die Sprache widerlegen das Datum, das vielleicht in 1588 zu corrigiren ist, nur stammen die gereimten und sonstigen Beigaben des Druckes von 1680 mindestens theilweise von keinem katholischen Priester, nicht einmal aus dem 16. Jahrhundert her. Wohl aber könnte das eigentliche Büchlein, ein Proceß zwischen Sol und Mars vor dem Richterstuhle des Mercur, jenes Alter haben. Der Proceß, der das Gold sinnlos hochmüthig, das Eisen äußerst verschlagen zeigt, gibt dem Autor Gelegenheit, die alchimistischen, medicinischen und sonstigen Vorzüge und Mängel der beiden Metalle zu entwickeln: auf den Rath der in England wohnenden allerweisesten Jungfrau Natur bringt der Richter eine Versöhnung zu stande. Das Ganze spielt sich vorwiegend in umständlichen Reden ab, die nur sehr vereinzelt durch Anecdoten (z. B. die von Grecourt und Hagedorn behandelte Geschichte vom Hänfling Johannes XXIII.) gewürzt werden: von belebtem Dialog ist keine Rede. Mehr im Titel und der Einkleidung als im eigentlichen Inhalt zeigt Beziehung zu dem Schriftchen Sternhals' der 1604 zu Leipzig erschienene 'Uralte Ritter-Krieg', den Kopp, Die Alchemie II, 330, als die Vorlage für St. ansieht. Ob mit Recht, würde sich erst durch die Ausgabe Erfurt 1595 entscheiden, die mir bisher nicht zugänglich war.

  • Autor/in

    Roethe.
  • Zitierweise

    Roethe, Gustav, "Sternhals, Johannes" in: Allgemeine Deutsche Biographie 36 (1893), S. 122-123 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104175591.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA