Lebensdaten
1868 – 1939
Geburtsort
Wien
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Musikforscher ; Dirigent
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 117215066 | OGND | VIAF: 59210559
Namensvarianten
  • Lorenz, Alfred
  • Lorenz, Alfred Ottokar

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Zitierweise

Lorenz, Alfred, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117215066.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ottokar (s. 1);
    B Richard (s. 2);
    - Jena 1902 Marie, T d. Wilhelm Müller (1832–1909), Prof. d. Anatomie in Jena (s. Fischer), u. d. Marianne Fürbringer;
    1 S.

  • Biographie

    L. studierte zunächst Rechtswissenschaft, wechselte aber dann zum Studium der Musikwissenschaft (bei Ph. Spitta) und des Dirigierens (bei R. Radecke) in Berlin über. Nach verschiedenen Engagements als Korrepetitor und Kapellmeister wurde er 1904 Erster Hofkapellmeister und schließlich 1917 Generalmusikdirektor des Herzogs von Sachsen-Coburg u. Gotha, gleichzeitig Dirigent der Musikvereine in Gotha und Coburg. Daneben trat L. auch als Komponist hervor (dramatische und symphonische Werke, Kammermusik, Lieder). Nach dem 1. Weltkrieg schied er aus seinem praktisch-musikalischen Aufgabenbereich aus, um erneut Musikwissenschaft zu studieren, nun in München bei Adolf Sandberger und in Frankfurt/M. bei Moritz Bauer, bei dem er 1922 zum Dr. phil. promoviert wurde. 1923 erhielt L. einen Lehrauftrag für Musiktheorie an der Univ. München (1926 Honorarprofessor). Seit 1938 leitete er auch die Musikabteilung der Deutschen Akademie in München. Das für L. zentrale musikwissenschaftliche Interesse an Fragen des Formbaus im Werk Richard Wagners gründet in seinen langjährigen praktischen Erfahrungen als Dirigent. Im Gegensatz zur unreflektierten Anschauung, der musikalische Verlauf sei lediglich eine an das Textwort gebundene Verkettung von Leitmotiven, machte L., ausgehend von Wagners Begriff der dichterisch-musikalischen Periode, auf ein Vorwalten eigenständiger musikalischer Formen aufmerksam; neben Strophenbau, Bogen-, Rondo- und Refrainform schien ihm besonders die von Wagner selbst in den „Meistersingern“ herausgestellte Barform (Stollen, Stollen, Abgesang) bezeichnend für das Komponieren Wagners, und zwar auf allen Strukturebenen, von der einzelnen Satzperiode bis zum Zusammenhang der verschiedenen Aufzüge eines Bühnenwerks. Dieser neuartige Ansatz fand in der musikwissenschaftlichen Forschung starken Widerhall und stimulierte eine bis heute fortdauernde Auseinandersetzung mit den Formproblemen bei Wagner. Dabei ist allerdings kaum zu übersehen, daß L. nicht nur einleuchtende Erklärungen der Form gab, sondern zuweilen so weit ging, weder beim Hören noch beim Partiturstudium nachvollziehbare Formgebilde zu konstruieren. Verwandte Gesetze stellte L. auch bei Tondichtungen von Richard Strauss fest. Darüber hinaus richtete er sein Formdenken, in Anlehnung an Sichtweisen des Kunsthistorikers Wilhelm Pinder und seines eigenen Vaters auch auf das Ganze der abendländischen Musikgeschichte, in der er einen ausgeprägten periodischen Rhythmus der Generationen zu erkennen glaubte.

  • Werke

    Kompp: Helges Erwachen (Oper in 1 Akt), Wogen (symphon. Dichtung), Musik zu Aeschylos' Orestie, Klavierquartett, Lieder. - Schrr.:
    Das Geheimnis d. Form b. Richard Wagner I-IV, 1924-33 (Nachdr. 1966);
    Der formale Schwung in Strauss' „Till Eulenspiegel“, in: Die Musik 17, 1925;
    Alessandro Scarlattis Jugendoper, 1927;
    Abendländ. Musikgesch. im Rhythmus d. Generationen, 1928;
    Neue Formerkenntnisse, angewandt auf Richard Straussens „Don Juan“, in: Archiv f. Musikforschung 1, 1936;
    Neue Gedanken zu Klangspaltung u. Klangverschmelzung, in: Festschr. Arnold Schering, 1937. -
    Ausgg.: C. M. v. Weber, Jugendopern, 1926;
    Richard Wagner, Ausgew. Schrr. u. Briefe, 1938.

  • Literatur

    F. Herzfeld, A. L., d. Wagner-Forscher, in: Allg. Musikztg. 63, 1936, S. 481 f. (P);
    R. v. Ficker, in: Archiv f. Musikforschung 5, 1940, S. 64;
    C. Dahlhaus, Wagners Begriff d. „dichter.-musikal. Periode“, in: Stud. z. Musikgesch. d. 19. Jh. I, 1965, S. 179-94;
    ders., Formprinzipien in Wagners „Ring d. Nibelungen“, ebd. 15, 1969;
    R. Stephan, Gibt es e. Geheimnis d. Form b. Richard Wagner?, ebd. 23, 1970, S. 9-16;
    MGG VIII;
    The New Grove;
    Riemann;
    Rhdb. (P).

  • Autor/in

    Reinhold Schlötterer
  • Zitierweise

    Schlötterer, Reinhold, "Lorenz, Alfred" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 174 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117215066.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA