Lebensdaten
1888 – 1980
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Konstanz
Beruf/Funktion
Romanist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 117133280 | OGND | VIAF: 8157635
Namensvarianten
  • Schürr, Friedrich Josef Maria
  • Schürr, Friedrich
  • Schürr, Friedrich Josef Maria
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Zitierweise

Schürr, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117133280.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Josef ( 1909), Architekt in W.;
    M Thekla Heick ( 1943);
    Witten 1927 Magdalena (1902–80), T d. Otto Brenscheidt (* 1875), aus Witten, Architekt; kinderlos.

  • Biographie

    Nach dem Schulbesuch in Klagenfurt studierte S. seit 1907 Romanistik, Kunstgeschichte und Germanistik in Wien, u. a. bei Wilhelm Meyer-Lübke (1861–1936), Philipp August Becker (1862–1947), Josef Strzygowski (1862–1941) und Jakob Minor (1855–1912). 1911 bei W. Meyer-Lübke mit der Arbeit „Zur Kenntnis des Romagnolischen (Vokalismus u. intervokale Dentalia)“ (ungedr.) zum Dr. phil. promoviert, wurde er anschließend Supplent an der Staatsoberrealschule in Triest und unternahm mehrere Studienreisen in die Romagna. Seit 1915 war S. als Lektor für Italienisch bei Oskar Schultz-Gora (1860–1942) an der Reichsuniv. Straßburg tätig. 1918 wurde er von der Wörterbuchkommission der Bayer. Akademie der Wissenschaften und der Phonogrammkommission beauftragt, in ital. Gefangenenlagern Tonaufnahmen für Dialektstudien anzufertigen. 1919 ging S. als Italienischlektor nach Freiburg, wo er sich bei Hanns Heiss (1877–1935) über „Romagnolische Dialektstudien“ (SB d. Wiener Ak. 188, 1917-19), in denen er u. a. die Tonaufnahmen auswertete, kumulativ habilitierte.

    Nachdem S. zunächst in Bereichen der Sprachwissenschaft, Mundartforschung und Sprachgeographie gearbeitet hatte, dehnte er seine Forschungstätigkeit nach Anregung von Heiss auf die Literaturgeschichte aus und arbeitete im Lauf der Jahre u. a. zu Dante, Miguel de Cervantes, Miguel de Unamuno und den Existentialisten. Zudem verfaßte er wichtige Kapitel über die roman. Literaturen des 19. Jh. und 20. Jh. in dem von Oskar Walzel herausgegebenen „Handbuch der Literaturwissenschaft“ (Bd. II/2, 1938). 1925 erhielt S. eine ao. Professur in Freiburg, 1926 wechselte er als o. Professor nach Graz, 1938 nach Marburg und Ende 1940 nach Straßburg; 1940/41 versah er in Köln eine Vertragsprofessur aufgrund des dt.-ital. Kulturabkommens. Nach dem Krieg lebte er in Konstanz und wurde 1948 Lehrbeauftragter (Gastprof.) in Freiburg (em. 1958). 1950-52 baute er zusätzlich als dessen Direktor das Romanische Seminar der später zur Universität erweiterten Phil.-Theol. Hochschule in Regensburg auf.

    Bekanntheit erlangte S. v. a. durch seine Theorie der roman. Diphthongierung (La Diphtongaison romane, 1970), die er der Substrat- bzw. Superstrattheorie Walther v. Wartburgs (1888–1971) entgegensetzte. Sie widersprach auch der gängigen Lehrmeinung, die seit den Anfängen der roman. Sprachwissenschaft durch eine Übertragung der vielfach überschichteten franz. Verhältnisse auf andere Sprachen geprägt war. Besondere Verdienste erwarb sich S. um die Erforschung des Romagnolischen und durch die sprachliche Analyse des romagnol. Epos „Pulon Matt“ (um 1591) in seiner Dissertation und späteren Aufsätzen.

  • Auszeichnungen

    Premio Miguel de Unamuno (1965);
    Rubiconia Accademia d. Filopatridi in Savignano (1970);
    Mitgl. im Tribunato dei vini di Romagna (1967);
    Ehrenbürger v. Ravenna (1974);
    – Istituto Friedrich Schürr, Santo Stefano (Italien, seit 1996).

  • Werke

    Weitere W Das altfranz. Epos, 1926;
    Barock, Klassizismus u. Rokoko in d. franz. Lit., 1928;
    La classificazione dei dialetti italiani, 1938;
    Cervantes, 1947, ²1963;
    Miguel de Unamuno, Der Dichterphilosoph d. trag. Lebensgefühls, 1962;
    Erlebnis, Sinnbild, Mythos, Wege d. Sinndeutung roman. Dichtung, 1968;
    Probleme u. Prinzipien roman. Sprachwiss., 1971;
    La voce della Romagna, Profilo linguisticoletterario, 1974;
    – Wie ich Romanist wurde, in: Carinthia I/158, 1968, S. 116-35 (P);|

  • Nachlass

    Nachlaß: Univ. Freiburg, Roman. Seminar; Fondo Schurr d. Bibl. della Cassa di Risparmio di Ravenna Spa.

  • Literatur

    F.-R. Hausmann, „Vom Strudel d. Ereignisse verschlungen“, Dt. Romanistik im „Dritten Reich“, 2000, S. 736;
    I. Auerbach, Cat. professorum academiae Marburgensis, 1979, S. 607 f.;
    Teichl.

  • Autor/in

    Frank-Rutger Hausmann
  • Zitierweise

    Hausmann, Frank-Rutger, "Schürr, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 648-649 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117133280.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA