Lebensdaten
1888 – 1971
Geburtsort
Riedholz (Kanton Solothurn)
Sterbeort
Basel
Beruf/Funktion
Romanist ; Sprachwissenschaftler
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118764365 | OGND | VIAF: 51697328
Namensvarianten
  • Wartburg-Boos, Walther von
  • Wartburg, Walther von
  • Wartburg-Boos, Walther von
  • mehr

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Zitierweise

Wartburg, Walther von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118764365.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Anton, Lehrer, später Departementssekr. im Kt. Solothurn, Nebenerwerbsbauer;
    M Maria Remund;
    9 ältere Geschw;
    1912 Ida (1887–1963), Frauenärztin, Übers. (s. L), T d. Johann Kraft (Eduard) Boos (1855–1928), aus Weilbach b. Flörsheim (Hessen-Nassau), Gewerbesekr., 1886 Leiter d. Kunst- u. Frauenarb.schule Neumünster in Zürich, u. d. Emma Jegher (1857–1932), aus Triest, Lehrerin, 1886 Leiterin d. Kunst- u. Frauenarb.schule Neumünster in Zürich, 1888 Mitgründerin d. Schweizer. Gemeinnützigen Frauenver. (s. HLS);
    2 S Wolfgang (1914–97), Gymnasiallehrer, ao. Prof. f. Neuere u. Schweizer Gesch. an d. Univ. Basel (s. HLS;
    L), Helmut (* 1917), Dr. phil., Germanist, Anthroposoph;
    2 T Anna Maria Balastèr-v. W. (1920–2007, Gian Andrea Balastèr, 1915–2004, Dr., Anthroposoph), Eva Maria Engelsman-v. W. (1921–2009, Albert Engelsman, 1922–92, aus Leeuwarden, Niederl., Textilindustr., Anthroposoph), Eurythmistin;
    Schwager Roman Boos (1889–1952), Dr. iur., Jur., Schriftst., Anthroposoph (s. L).

  • Biographie

    Nach der Matura an der Kantonsschule Solothurn 1906 studierte W. Romanistik in Bern, Zürich, Florenz und an der Sorbonne. 1912 wurde er in Zürich bei Louis Gauchat (1866–1942) mit der Dissertation „Die Ausdrücke für die Fehler des Gesichtsorgans in den romanischen Sprachen und Dialekten“ (gedr. 1912) zum Dr. phil. promoviert und war anschließend als Hauptlehrer am Lehrerseminar Wettingen, 1919–28 an der Kantonsschule Aarau tätig. 1921 habilitierte er sich mit der Schrift „Zur Benennung des Schafes in den romanischen Sprachen“ (gedr. 1918) in Bern und lehrte danach dort als Privatdozent. 1928 wurde W. zum ao. Professor an der Univ. Lausanne ernannt, bevor er 1929 einem Ruf als o. Professor für Romanistik nach Leipzig folgte (Gastsemester in Chicago 1935 / 36 u. 1938 / 39). Kriegsbedingt wechselte er 1940 als Nachfolger von Ernst Tappolet (1870–1939) auf ein Ordinariat an die Univ. Basel (em. 1959). Während eines Gastsemesters|baute er 1947 an der Univ. Berlin das Institut für Roman. Sprachwissenschaft wieder auf und leitete seit 1948 das auf seine Anregung neugegründete Institut für Roman. Sprachwissenschaft an der Dt. Akademie der Wissenschaften zu Berlin (korr. Mitgl. 1947).

    Weltweite Anerkennung erwarb W. mit seinem Lebenswerk, dem monumentalen „Französischen Etymologischen Wörterbuch“ (FEW), das seit 1922 erschien. Das FEW ist ein Lexikon der Herkunft, der Geschichte und des Bedeutungswandels aller Wörter im franz. Sprachschatz, inklusive galloroman. Idiome wie dem Okzitanischen und dem Frankoprovenzalischen. Seit Beginn seiner Arbeit am FEW von Ehefrau und Schwiegermutter unterstützt, erwarb W. eine umfangreiche Bibliothek und übertrug den Inhalt von über 1000 Mundartwörterbüchern auf Zettel. Später förderten die Schweizer. Eidgenossenschaft und seit seiner Gründung 1952 der Schweizer. Nationalfonds das Projekt. Mit Beginn einer zusätzlichen Unterstützung durch das franz. „Centre national de la recherche scientifique“ (CNRS) 1993 wechselte die Redaktion des FEW von Basel an das „Institut National de la Langue Française“ (heute „Analyse et Traitement Informatique de la Langue Française“) nach Nancy. Das FEW wurde nach W.s Tod unter der Aufsicht der „Stiftung für das FEW“ weitergeführt, teilweise erneuert und 2002 abgeschlossen. Es umfaßt 25 Bände mit 160 Faszikeln und über 17 000 Seiten, die inzwischen auch im Internet verfügbar sind.

    Neben dem FEW trug W. 1932 zu Oscar Blochs (1877–1937) etymologischem Wörterbuch bei, für das er seit 1950 die volle redaktionelle Verantwortung trug (O. Bloch, Dictionnaire étymologique de la langue française, letzter Nachdr. 2009). Zudem verfaßte er mehrere grundsätzliche und zusammenfassende Darstellungen, die wesentlich zu einer Neuorientierung der roman. Sprachwissenschaft führten (u. a. Evolution et structure de la langue française, 1934, 121993; Einf. in Problematik u. Methodik d. Sprachwiss., 1943, ³1970, engl., franz., ital., span. Übers.; Die Ausgliederung d. roman. Sprachräume, 1950, span. Übers.). Wegweisend wurde dabei W.s ganzheitliche Erfassung der Sprache, die deren Entwicklung als Teil der Kulturgeschichte verstehen will, indem sie die sprachliche Deutung mit einer soziologischen Betrachtungsweise und sprachphilosophischen Fragestellungen in Verbindung bringt. 1935–57 war W. Herausgeber der „Zeitschrift für romanische Philologie“. Zu seinen Schülern zählen u. a. Kurt Baldinger (1919–2007), Carl Theodor Gossen (1915–83), Otto Jänicke (* 1932), Hans-Erich Keller (1922–99), Max Pfister (1932–2017) und Toni Reinhard (1917–65).

  • Auszeichnungen

    |Dr. h. c. (Lausanne 1937, Leeds 1958, Brüssel 1962, Straßburg 1965);
    Mitgl. d. Inst. d’Estudis Catalans (1921), d. Soc. de Linguistique de Paris (1922), d. Sächs. Ak. d. Wiss., Leipzig (1930), d. Kgl. Vitterhets Hist. och Antikvitets Akademien, Stockholm (1943), d. Acc. della Crusca, Florenz (1946), d. Consejo Superior de Investigaciones Científicas, Madrid (1948), d. Linguistic Soc. of America (1949), d. Real Ac. de Buenas Lettras de Barcelona (1952), d. Suomalainen Tiedeakatemia, Helsinki (1953), d. Kgl. Nederlands Ak. van Wetenschapen, Amsterdam (1954), d. Sòci dou Felibrige (1956), d. Acc. Nazionale dei Lincei, Rom (1959), d. Ac. des Inscriptions et Belles Lettres (Inst. de France 1964), d. Österr. Ak. d. Wiss., Wien (1965) u. d. Brit. Ac., London (1965);
    La Gran Cruz de la Orden Civil de Alfonso X el Sabio (1953);
    Orden Pour le mérite f. Wiss. u. Künste (1963);
    – Prix W. de Littérature (jährl. seit 2007).

  • Literatur

    |FS W. v. W. z. 80. Geb.tag, hg. v. K. Baldinger, 2 Bde., 1968 (W, L);
    C. Th. Grossen u. a., Zum Gedenken an W. v. W.-Boos, Privatdr. 1971;
    K. Baldinger, W. v. W., Btrr. zu Leben u. Werk, Zs. f. Roman. Philolol., Sonderh. zu Bd. 87, 1971 (W, L, P);
    H. Friedrich, in: Orden Pour le mérite f. Wiss. u. Künste, Reden u. Gedenkworte 11, 1972 / 73, S. 29–39;
    J. Storost, 300 J. roman. Sprachen u. Literaturen an d. Berliner Ak. d. Wiss., 2000, T. 1, S. 476–84;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    HLS (P);
    zu Ida v. W.-Boos, Wolfgang v. W. u. Roman Boos: B. v. Plato (Hg.), Anthroposophen im 20. Jh., 2003 (P);
    zu Roman Boos: A. M. Balastèr-v. Wartburg (Hg.), Das lit. Werk v. R. B., 1973.

  • Porträts

    |Photogr. v. A. Teichmann, 1946 (Univ.bibl. Basel);
    Photogr. (Univ.archiv Leipzig).

  • Autor/in

    Georges Lüdi
  • Zitierweise

    Lüdi, George, "Wartburg, Walther von" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 438-439 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118764365.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA