Lebensdaten
1857 – 1919
Geburtsort
Mindelheim (Bayerisch Schwaben)
Sterbeort
Krailling bei München
Beruf/Funktion
Rassenhygieniker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 117102970 | OGND | VIAF: 47531190
Namensvarianten
  • Schallmayer, Friedrich Wilhelm
  • Schallmayer, Wilhelm
  • Schallmayer, Friedrich Wilhelm
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Zitierweise

Schallmayer, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117102970.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Sebastian (auch Schallmeyer, Schallmayr, Schallmai[e]r) (* 1821), aus M., Fuhrunternehmer, S d. Michael u. d. Cäcilie Frehner;
    M Maria (* 1827), aus Gröneck b. Köngetried, T d. Müllers Johann Lederle u. d. Anna N. N.;
    10 Geschw;
    - 1) 1889 Elise (1869–1909), T d. Friedrich Bachschmi(e)d (1832–1907, ev.), Großkaufm., Bgm. in Kaufbeuren, u. d. Ida Carolina Walch (1841–1905), 2) 1911 Gertrud, T d. Ernst Fritze, Kaufm. in Magdeburg;
    1 S, 1 T aus 2).

  • Biographie

    S. besuchte 1868-74 ein Internat in Neuburg und dann das Gymnasium St. Stephan in Augsburg, wo er 1876 das Abitur ablegte. Nach dem einjährig freiwilligen Militärdienst in Würzburg studierte er 1877-79 Jura in München, danach Philosophie bei Wilhelm Wundt (1832–1920) in Leipzig. In dieser Zeit beeinflußten ihn besonders die Werke von Albert Schäffle, Herbert Spencer und Karl Marx. 1881 begann S. ein Medizinstudium in München, das er 1884 mit dem Staatsexamen abschloß. Als Assistent des Psychiaters Bernhard v. Gudden (1824–86) wurde er 1886 zum Dr. med. promoviert (Die Nahrungsverweigerung u. d. übrigen Störungen d. Nahrungsaufnahme bei Geisteskranken). Nach einer Reise als Schiffsarzt nach Brasilien ließ er sich 1886 als Arzt in Kaufbeuren nieder und bildete sich daneben in Wien, Leipzig und Dresden zum Facharzt für Harn- und Geschlechtskrankheiten aus.

    Zusammen mit Alfred Ploetz (1860–1940) wurde S. zum Begründer der Eugenik (Rassehygiene) in Deutschland. 1891 veröffentliche er die Schrift „Die drohende körperliche Entartung der Culturmenschheit und die Verstaatlichung des ärztlichen Standes“, die als erste dt. eugenische Arbeit gilt. Er vertrat darin die These, daß die Medizin die natürliche Auslese zum Schaden der menschlichen Rasse beeinträchtige. Nach siebenjähriger ärztlicher Tätigkeit in Düsseldorf und einer weiteren Reise als Schiffsarzt nach Ostasien ließ sich S. 1895 in München nieder, um sich ganz seinen eugenischen Studien zu widmen. Mit seinem vielbeachteten Hauptwerk „Vererbung und Auslese im Leben der Völker“ (1903, ⁴1920) gewann er den 1. Preis in dem von Friedrich August Krupp 1900 gestifteten Preisausschreiben „Was lernen wir aus den Prinzipien der Deszendenztheorie für die innerpolitische Entwicklung und Gesetzgebung der Staaten“. S. forderte, daß der Nationalökonomie eine Nationalbiologie zur Seite gestellt werden solle zur Pflege der Ressource „Bevölkerung“. Ziel seiner eugenischen Bestrebungen war eine genetisch geschichtete Meritokratie. Anders als Ploetz distanzierte sich S. von rassistischen Zielen, wie der Bevorzugung einer bestimmten (etwa d. nord.) Rasse, und sprach sich wiederholt gegen die Thesen von Joseph Arthur Gobineau (1816–82) und die Gobineau-Bewegung aus. Er bevorzugte daher den Terminus „Rassehygiene“ im Gegensatz zur Ploetzschen „Rassenhygiene“, um zu verdeutlichen, daß es ihm um die Pflege der gesamten menschlichen Rasse ging. Es ist daher problematisch, S. zum Vordenker der NS-Rassenhygiene zu erklären, auch wenn Grundzüge seines ökonomischen Denkens Eingang in die NS-Leistungsmedizin gefunden haben. S. stand der anglo-amerik. Eugenikbewegung näher als der deutschen. Der Bakteriologe und Hygieniker Max v. Gruber (1853–1927) betonte in einem Nachruf die Sonderstellung S.s in der dt. eugenischen Bewegung, da dieser „den monistisch-demokratisch-international-pazifistischen Radikalismus seiner Jugend nicht ganz losgeworden“ sei. Die Nationalsozialisten feierten daher Alfred Ploetz als Nestor der rassenhygienischen Bewegung.

  • Werke

    Weitere W Btrr. zu e. Nat.biol., 1905.

  • Literatur

    F. Lenz, in: Münchner Med. Wschr. 66, 1919, S. 1294-96;
    S. Weiss, Race Hygiene and Nat. Efficiency, The Eugenics of W. S., 1987 (W-Verz., P);
    Wi. 1918;
    Ärztelex.

  • Autor/in

    Hans-Peter Kröner
  • Zitierweise

    Kröner, Hans-Peter, "Schallmayer, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 553-554 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117102970.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA