Lebensdaten
1857 – 1929
Geburtsort
Czernowitz (Bukowina)
Sterbeort
Sulz (Niederösterreich)
Beruf/Funktion
Musikwissenschaftler ; Dirigent ; Komponist ; Bibliothekar
Konfession
orthodox
Normdaten
GND: 116728698 | OGND | VIAF: 19946117
Namensvarianten
  • Mandyczewski, Eusebius
  • Mandicevschi, Eusebie
  • Mandyezewski, Eusebius
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Mandyczewski, Eusebius, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116728698.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus rumän. u. ruthen. Priesterfamilien;
    V Basilius (1824–96), Priester in C.;
    M Veronica Popovici (1834–81);
    B Constantin (1859–1933), Gymnasialdir. u. Dir. d. Univ.bibl. in C., Landesschulinsp., Förderer d. höheren Schulwesens in d. Bukowina (s. ÖBL);
    - 1901 Albine (1860–1925), Chorleiterin, T d. Arnold Edler v. Vest (* 1822), Bergrat d. Hauptmünzamts in Wien, u. d. Agnes v. Havas;
    1 T.

  • Biographie

    Als Schüler am deutschen Gymnasium in Czernowitz nahm M. musiktheoretischen Unterricht bei dem Komponisten Isidor Vorobchievici und dem Chormeister und Gesanglehrer Vincent; einige frühe Kompositionen datieren aus dieser Zeit. 1875-80 studierte er an der Univ. Wien Germanistik, Philosophie und Musikwissenschaft (bei Eduard Hanslick), Musiktheorie, Kontrapunkt und Komposition bei Gustav Nottebohm und Robert Fuchs. 1879 lernte er Johannes Brahms kennen, mit dem ihn bald eine tiefe Freundschaft verband; nach Brahms' Tod verwaltete er dessen Nachlaß.

    1879 begann M. seine Tätigkeit als Chordirigent. Er leitete die Wiener Singakademie, den Hornbostelchor und dirigierte seit 1901 den Frauenchor seiner Gattin Albine sowie 1892-96 auch den Orchesterverein der Gesellschaft der Musikfreunde. Seit 1887 war M. als Nachfolger von Carl Ferdinand Pohl Archivar und Bibliothekar der Gesellschaft der Musikfreunde, eine Stellung, die er bis zu seinem Lebensende behielt. 1896 wurde er als Professor an das Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde berufen. Seine Lehrtätigkeit umfaßte die Fächer Musikgeschichte, Instrumentenkunde, Geschichte der Musikinstrumente, Harmonielehre, Kontrapunkt und Gesangsliteratur. Zu seinen Schülern zählen Rudolf Bella, Hans Gàl, Carl Prohaska, Heinrich Rietsch, Rosario Scalero, Leone Sinigaglia und George Szell.

    Als Musikwissenschaftler machte sich M. besonders um die kritische Edition der Werke von Beethoven, Brahms, Haydn und Schubert verdient. In der Schubert-Gesamtausgabe edierte er zehn Bände mit Liedern und verfaßte den Großteil des Revisionsberichtes. Damit schuf er die unentbehrliche Grundlage zur Erstellung von Otto Erich Deutschs thematischem Verzeichnis der Werke Schuberts. Für die Haydn-Gesamtausgabe besorgte M. die kritische Textausgabe der beiden großen Oratorien „Die Schöpfung“ und „Die Jahreszeiten“. Die Bemühungen seines Lehrers und Freundes Nottebohm um eine textkritische Beethoven-Ausgabe fortsetzend, gab M. im Supplement der Beethoven-Gesamtausgabe eine ganze Reihe von kleineren, bis dahin meist unveröffentlichten Vokal- und Instrumentalwerken heraus. Gemeinsam mit Hans Gàl brachte er schließlich 1926-28 die 26bändige Gesamtausgabe der Werke von Brahms heraus, die bis heute Gültigkeit besitzt.

    Kulturpolitisch engagiert und vor allem um die Förderung junger Talente bemüht, war M. in zahlreichen Gremien tätig, darunter in der Kunstkommission sowie der Volksliederkommission des k. k. Unterrichtsministeriums und als Jurymitglied verschiedener Kompositionswettbewerbe. Als Mitglied der Kommission in Sachen des musikalischen Urheberrechts setzte er sich auch für die soziale und finanzielle Anerkennung schöpferischer musikalischer Arbeit ein. – Als Komponist trat M. mit Bearbeitungen von Werken Bachs, Haydns und Schuberts sowie von 200 rumän. Volksliedern hervor. An eigenständigen Kompositionen wurden vor allem 12 orthodoxe Messen bekannt.|

  • Auszeichnungen

    Hofrat;
    Dr. phil. h. c. (Leipzig 1897);
    Ehrengrab d. Stadt Wien.

  • Werke

    Weitere W Kompp.: Opere Alese (geistl. u. weltl. Vokalwerke), hrsg. v. Liviu Rusu, 1957. – Schriften: Nottebohms „Zweite Beethoveniana“, 1887, ²1925;
    Über Schuberts Sinfonien, 1885;
    Zusatzband z. Gesch. d. k. k. Ges. d. Musikfreunde in Wien, Slgg. u. Statuten, 1912;
    Über d. Bibl. Brahms', in: Musikbuch aus Österreich, 1904;
    Kat. d. Werke v. Dvořák, ebd., 1906;
    Autobiogr. Mitt. (Ms. im Archiv d. Ges. d. Musikfreunde, Wien).

  • Literatur

    A. Norst, Der Ver. z. Förderung d. Tonkunst in d. Bukowina, 1862–1902, 1903;
    M. Seyff-Katzmayr, Erinnerungen an M., in: Signale f. d. musikal. Welt 88, 1930, S. 45 f.;
    K. Geiringer (Hrsg.), Brahms im Briefwechsel mit M., in: Zs. f. Musikwiss. 15, 1933, S. 337-70;
    M. J. E. Brown, Four Schubertians, in: Essays on Schubert, 1966;
    M. Bejinariu, Die Erinnerungen d. Baronin Maria v. Kulmer an E. M., in: Stud. z. Musikwiss., Beihh. d. Denkmäler d. Tonkunst in Österreich, Bd. 34, 1983, S. 85-109;
    MGG VIII (P);
    Riemann;
    ÖBL;
    The New Grove.

  • Porträts

    Gem. v. L. Michalek, 1927 (Wien, Archiv d. Ges. d. Musikfreunde);
    zahlr. Phot. (ebd. u. im Bildarchiv d. Österr. Nat.bibl. Wien).

  • Autor/in

    Martha Handlos
  • Zitierweise

    Handlos, Martha, "Mandyczewski, Eusebius" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 20 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116728698.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA