Lebensdaten
1772 – 1861
Geburtsort
Kehl/Rhein
Sterbeort
Straßburg
Beruf/Funktion
Dichter
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116653620 | OGND | VIAF: 57372335
Namensvarianten
  • Lamey, August
  • Lamey, August Wilhelm
  • Lamey, August
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Lamey, August Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116653620.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Martin (1736–1826), Großkaufm., Mitbegr. d. Tabakfabrik s. Schwagers Karl Ludwig Frhr. v. Lotzbeck (1754–1826) in Lahr, S d. Andreas (s. Gen. 1);
    M Charlotte Catherine (* 1744), T d. Christian Samuel Lotzbeck (1717–87), Begründer d. Leinwand- u. Hanfhandelshauses Schneider, Lotzbeck & Compagnie in Lahr (Baden) u. d. Eleonore Schik;
    Ov Andreas (s. 1);
    - Paris N. N. ( 1856), T d. Alexandre Charles Pascot u. d. Adelaide Denise Oeben; kinderlos;
    N August (s. 3).

  • Biographie

    L. wuchs in Straßburg auf, wohin seine Eltern 1778 mit ihm gezogen waren. Er besuchte dort das protest. Gymnasium, danach die Universität, um bei Koch, Haffner und Oberlin Philosophie und Schöne Wissenschaften zu studieren.

    Mehr als hundert Gedichte widmete L. zwischen 1789 und 1795 der begeistert begrüßten Franz. Revolution – viele folgten den Tönen Klopstocks und Schillers, manche waren nach alten Kirchenweisen zu singen und wurden in den damals errichteten Vernunfttempeln des Oberrheins auch wirklich gesungen. Gesammelt erschienen sie als „Gedichte eines Franken am Rheinstrome“ (1791) und als „Dekadische Lieder für die Franken am Rhein“ (1795). Nach einer kurzen Gerichtsschreibertätigkeit in Straßburg ging L. 1794 auf den Rat seines väterlichen Freundes Gottlieb Konrad Pfeffel nach Paris und fand hier zunächst beim Wohlfahrtsausschuß, dann als offizieller Übersetzer der republikanischen Staatsdruckerei Arbeit. Daneben betrieb er seine Weiterbildung und nahm sich Zeit zu dramatischen Produktionen. „Marius zu Karthago“ (1797), „Cato's Tod“ (1798), „Marius Sextus Wiederkunft“ (1799) entstanden – kurze, deklamatorisch gehaltene Stücke mit röm. Heldenpathos, doch ohne eigentliche dramatische Entwicklung und Spannung. Napoleons Konsulat und Kaisertum fanden L.s freudige Zustimmung. Die franz. Eroberungen in Deutschland führten ihn 1812 als Mitglied eines Zollgerichts nach Lüneburg, von wo ihm in den Stürmen der Befreiungskriege die Flucht über Hamburg nach Paris gelang. 1816 wurde L. Friedensrichter im elsäss. Münstertal, zwei Jahre später Untersuchungsrichter im Bezirk Altenkirchen. Auch in Colmar (seit 1827) und Straßburg (seit 1829) bekleidete er richterliche Ämter, bis er 1844 auf eigenen Wunsch in den Ruhestand ging. Als Kunstsammler und mit ständig verbesserten und neugeordneten Ausgaben seiner älteren und neu entstehenden Gedichte beschäftigt, lebte er noch bis ins hohe Alter in Straßburg.

    L., der in der napoleonischen Ära auch in franz. Sprache dichtete – die Melodramen „Romulus ou l'origine de Rome“ (1807), „Elvérine de Wertheim“ (1808) und „Irza ou les conjurés à Tescuco“ (1810) – schrieb in späteren Jahren ausschließlich deutsch. Freundschaftliche Verbindungen ins Rechtsrheinische, zu Justinus Kerner etwa, garantierten seinen Kontakt mit der literarischen Entwicklung in Südwest-Deutschland. Auf den Balladenton der Schwäb. Schule sind denn auch seine spätromantisch-biedermeierlichen Verserzählungen aus der heimatlichen Geschichte, vor allem in der „Chronik der Elsässer“ (1845), gestimmt; sie haben L. in seiner Heimatregion ein gutes Andenken erhalten. Den Lyriker der Revolution hat erst die neuere Jakobinismus-Forschung wiederentdeckt.

  • Literatur

    ADB 17;
    F. Otto (d. 1. Zetter), in: Elsäß. Neuj.-bll. 1845, S. 2-14 (P);
    O. Lorenz u. W. Scherer, Gesch. d. Elsaßes, ³1886;
    L. Stern, Die Varnhagen v. Ensesche Slg. in d. Kgl. Bibl. zu Berlin, 1911;
    G. Moecker, Les poètes alsaciens de l'époque romantique, in: Trois Conférences sur l'Alsace romantique faites à la Société des Amis des Arts, 1930;
    K. Pöschel, Die elsäss. Lyrik d. 19. Jh. in ihrer Abhängigkeit v. d. literar. Strömungen in Dtld., 1932;
    A. Baudinot, Les écrivains alsaciens dans la littérature allemande, 1937;
    M.-J. Bopp, La poésie politique en Alsace pendant la révolution, 1948;
    ders., La littérature alsacienne de 1800 à 1870, in: Les lettres en Alsace …, 1962;
    H. W. Engels (Hrsg.), Gedichte u. Lieder dt. Jakobiner, 1971;
    Brümmer;
    Goedeke V, S. 415, XIII, S. 51-54, XV, S. 864 f.

  • Porträts

    v. Th. Schuler, in: A. W. L., Gedichte, 1852;
    Lith. v. E. Simon, Abb. b. Otto, s. L.

  • Autor/in

    Hans-Wolf Jäger
  • Zitierweise

    Jäger, Hans-Wolf, "Lamey, August Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 445 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116653620.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Lamey: August L., elsässischer Dichter. Ein Neffe des Publicisten Andreas Lamey war L. 1772 zu Kehl geboren, kam aber schon sechsjährig nach Straßburg. Die Revolution ergriff den Jüngling mächtig: seine „Gedichte eines Franken am Rheinstrom“ erschienen 1790. 1793 und 1794 dichtete er Dekadenlieber, welche, auf die Melodien von Kirchenliedern gesetzt, in den damaligen Tempeln der Vernunft gesungen wurden. Sie preisen Gott, Unsterblichkeit, Tugend, und zeigen im Ausdruck besonders Schiller's Einfluß. 1794 ging L. nach Paris, in die Normalschule, und ward dann in der officiellen Druckerei als Uebersetzer angestellt. In diese Zeit fallen außer französischen Tragödien auch deutsche dramatische Fragmente: „Alexander am Festmahl“, „Marius auf Karthago“. „Kato von Utika“, schwungvolle Dichtungen, auch nicht ohne dramatisches Geschick. 1812 an der Douane in Lüneburg angestellt, kam L. 1816 als Richter wieder ins Elsaß. 1844 zog er sich ins Privatleben zurück, verlebte aber noch eine Reihe von Jahren im Genuß eines ansehnlichen Vermögens und in lebhaftem geistigem Verkehr, der ihn auch nach Deutschland, insbesondere zu Justinus Kerner führte. Er starb 1861. Seine Jugenddichtungen hatte er als „Blätter aus dem Hain" 1836 wieder erscheinen lassen Balladen im Stil der schwäbischen Dichterschule sammelte er in der „Chronik der Elsässer“, 1845. Seine ausgewählten „Gedichte“ erschienen 1852 und noch öfter, zuletzt 1860; hier mit einem Bildniß von Th. Schuler. Lamey's Dichtung ist mehr reflectirend als naiv, für die Ideale der Revolutionszeit glühend, ohne doch deren Ausschreitungen zu billigen; die Sprache nicht immer gewandt, aber doch oft den kühnen Gedanken glücklich angepaßt.

    • Literatur

      Biographie in der Alsatia von Stöber, 1858—1861, S. 384—390.

  • Autor/in

    Martin.
  • Zitierweise

    Martin, "Lamey, August Wilhelm" in: Allgemeine Deutsche Biographie 17 (1883), S. 568 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116653620.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA