Lebensdaten
1851 – 1921
Geburtsort
Guhrau bei Glogau
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Professor der Philosophie in Berlin ; Philosoph
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 11653012X | OGND | VIAF: 41933074
Namensvarianten
  • Erdmann, Benno

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Erdmann, Benno, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11653012X.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl, freichristlicher Prediger;
    M Marie Solf;
    1) N. N., 2) 1913 Emilie de Gruyter (* 1869);
    1 S, 2 T aus 1).

  • Biographie

    E. studierte in Berlin und Heidelberg. Für seine späteren psychologischen Arbeiten übten unter seinen Lehrern besonders H. Steinthal und H. Helmholtz bestimmenden Einfluß auf ihn aus. H. Bonitz, E. Zeller und andere vermittelten ihm das methodische Rüstzeug historisch-philologischer Forschung, das er später bei seinen Forschungen zur Geschichte der Philosophie des 17. und 18. Jahrhunderts verwenden sollte. 1873 promovierte er in Berlin mit einer Arbeit „Über die Stellung des Dinges an sich in Kants Ästhetik und Analytik“. Eine 1877 erschienene Schrift über die erkenntnistheoretische Bedeutung der nichteuklidischen Geometrien („Die Axiome der Geometrie“) wurde von H. Helmholtz als Grundlage der Habilitation vorgeschlagen. 1878 erhielt E. einen Ruf als Extraordinarius nach Kiel, nachdem er seit 1876 in Berlin als Privatdozent tätig gewesen war. 1879 wurde er in Kiel Ordinarius. Er lehrte dann nacheinander in Breslau (1884), Halle (1890), Bonn (1898) und kehrte schließlich 1909 nach Berlin zurück. Er gehörte der Berliner Akademie der Wissenschaften an und leitete nach dem Tode Diltheys die Kant- und die Leibnizausgabe der Akademie.

    Die Hauptbedeutung E.s liegt in seinen Arbeiten zur Geschichte der Philosophie, insbesbesonders zu Kant. Hier faßte er als erster den Plan, die Kontroversen über die richtige Interpretation der kantischen Philosophie, speziell der Kritik der reinen Vernunft, durch eine historisch getreue Rekonstruktion des Entwicklungsganges des Kantischen Denkens zu schlichten. Allerdings ist er dabei dem Fehler erlegen, bereits eine bestimmte Interpretation der Kritik vorauszusetzen. Er macht einen angeblichen inneren Widerspruch in Kants Position zur Frage der Erkennbarkeit der Dinge an sich, einen Widerspruch, dessen Vorhandensein oder Nichtvorhandensein gerade ein wesentlicher Streitpunkt unter den Interpreten gewesen war, kurzweg zum inneren Motor der Entwicklung des Kantischen Denkens. Derartige Fehler, eigene systematische Vorurteile in den Text hineinzuinterpretieren, sind ihm auch im Einzelnen mehrfach unterlaufen. So widerspricht zum Beispiel seine nach systematischen Gesichtspunkten vorgenommene Datierung der Reflexionen aus Kants Nachlaß den Indizien, die sich aus dem rein äußeren Zustand des Manuskriptes gewinnen lassen, wie E. Adickes nachgewiesen hat. Auch die vor allem durch E. aus Kants Nachlaß näher begründete und seitdem von der älteren Kantphilologie allgemein vertretene These A. Riehls, daß der Anlaß zur Aufstellung der Raum-Zeitlehre für Kant in der Entdeckung der kosmologischen Antinomien gelegen habe, wird von der neueren Kantphilologie (K. Reich) gegenwärtig verlassen. Trotzdem hat sich manches von dem, was E. erstmalig ans Licht zog, bewährt, und es gebührt ihm das Verdienst, eine streng historisch orientierte Kantphilologie in einer Zeit in Fluß gebracht zu haben, in der es Mode war, Kant ohne Rücksicht auf die historischen Bedingungen seines Philosophierens für die jeweiligen philosophischen Zeitbedürfnisse, sei es zustimmend, sei es ablehnend, in Anspruch zu nehmen.

    Auf dem Gebiete der systematischen Philosophie galt E.s Interesse besonders der Erkenntnistheorie und Logik. In der seinerzeit diskutierten Frage des Gültigkeitsbereiches der normativen logischen Grundsätze nimmt er – entgegen Husserl – die Partei der englischen Empiristen (J. St. Mill) und behauptet wie diese, daß aus der Denknotwendigkeit der logischen Grundsätze nicht auf ihre ewige und absolut allgemeine Gültigkeit (für jedes auch nicht-menschliche Denken) geschlossen werden könne. – Eine große Anzahl von Forschungsarbeiten widmete E. außerdem erkenntnis- und wahrnehmungs-psychologischen Fragen. Ihre Ergebnisse finden sich in den „Grundzügen der Reproduktionspsychologie“ (1920) zusammengefaßt.

  • Werke

    Weitere W vollst. Bibliogr. in: B. Erdmann, Logik, ³1923, hrsg. v. E. Becher.

  • Literatur

    E. Becher, in: Archiv f. d. ges. Psychol. 42, 1921, S. 150 ff.;
    C. Stumpf, in: SB d. Ak. d. Wiss. Berlin, 1921;
    E. Wentscher, B. E. als Historiker d. Philos., in: Kantstud. 26, 1921;
    dies., B. E.s Stellung zu Kants Ethik, ebd. 32, 1927;
    J. B. Rieffert, B. E., ebd. 37, 1932;
    A. Rosenthal, Die Theorie d. Syllogismus u. d. Induktion b. Sigwart u. E., Diss. Berlin 1928;
    E. Kraemer, B. E.s Wahrheitsauffassung u. ihre Kritik durch Husserl, Diss. München 1930;
    A. Dietrich, in: DBJ III, S. 88-92 (u. Tl., W, L);
    Ziegenfuß;
    LThK;
    Pogg. III-VI.

  • Porträts

    Phot. (Bilderslg. d. Professoren u. Dozenten, Bibl. d. Humboldt-Univ. Berlin);
    Phot. (Bilderslg. d. Ak. d. Wiss. Berlin);
    Phot. in: Die Woche, 1906, III, S. 1221.

  • Autor/in

    Lüder Gäbe
  • Zitierweise

    Gäbe, Lüder, "Erdmann, Benno" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 570-571 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11653012X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA